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Die Alciopiden

der

Berliner Zoologischen Sammlung.

Von

Dr. C. Apstein, Kiel, Zool. Inst.

Hierzu Tafel V.

Nachdem ich schon früher die Erfahrung gemacht hatte, dass in den Museen oft wertvolle und interessante Alciopiden verborgen sind, die unter dem Namen irgend eines Vertreters dieser Familie aufgeführt werden, war es mein Bestreben, Material von verschiedenen Museen zu erlangen. Ich wandte mich auch an Herrn Geheimrat Prof. Möbius und erhielt bereitwilligst das Alciopiden-Material der Zoologischen Sammlung des Königlichen Museums für Naturkunde zu Berlin, wofür ich auch an dieser Stelle Herrn Geheimrat Möbius meinen besten Dank ausspreche. Auch Herrn Dr. A. Collin bin ich zu Dank verpflichtet für die Mühe, deren er sich meinetwegen unterzogen hat.

Gleich die erste Durchmusterung der aus 47 Alciopiden in 24 Nummern bestehenden Sammlung zeigte mir, dass statt einer Durchsicht, eine Durcharbeitung erwünscht sein würde.

Vertreten waren die Gattung Alciopa

Asterope

mit 1 Art in 18 Expl.

"

Vanadis

Greeffia
Callizona
Corynocephalus

1

8

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Im Ganzen also 13 Arten mit 47 Exemplaren. Darunter befanden sich die Exemplare, die auf der Gazelle-Expedition im Indischen und Grossen Ocean gesammelt sind. Grube1), der die Anneliden dieser Expedition untersucht hat, stellt alle auf dieser Expedition gesammelten Individuen (es sind 7) zusammen als Vanadis Greeffiana. Nach meiner Untersuchung ist dieses jedoch

1) Grube Annelidenausbeute von S. M. S. Gazelle im Monatsberichte d. Kgl. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin vom August 1877.

Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 1893. Bd. I. H.2.

9a

nicht zulässig, es befinden sich unter diesem Material sogar verschiedene Genera: Vanadis und Corynocephalus. Das Originalexemplar von Grube, Vanadis Greeffiana, ist auf der Reise von Kerguelen nach Australien, genauer 67° 30′ EL, 35° 20′ SBr., gesammelt worden. Die beiden Exemplare von West-Australien (112° EL, 28° 40′ SBr.) sind neu, ich nenne sie Corynocephalus Gazellae n. sp. und Vanadis Studeri n. sp. Dann sind 2 Exemplare vorhanden, die an derselben Stelle wie Vanadis Greeffiana gefangen zu sein scheinen. Die Borsten der Ruder sind leider alle abgebrochen, so dass keine genaue Bestimmung möglich ist, sie scheinen aber neu zu sein; ich könnte die neuen Arten aber nicht genügend beschreiben. Ausser diesen 2 neuen Arten befinden sich in der Berliner Sammlung noch 2 neue Arten, die ich Callizona Möbii n. sp. und Vanadis violacea n. sp. nennen will. Von 47 Individuen sind also 4 neu, und von zwei Individuen ist wahrscheinlich, dass sie zu einer neuen Art gehören, ich lasse letztere aber einstweilen fort.

Ich werde in folgendem die Arten nach einander durchsprechen, da auch die bekannteren von diesen noch interessante Einzelheiten lieferten.

Alciopa MEdw.

1. Alciopa Cantrainii D. Ch.

Die Exemplare (18) stammen von Messina und Neapel, bei anderen ist der Fundort nicht angegeben. Diese Art ist wohl am weitesten verbreitet und auch von allen Alciopiden am zahlreichsten, da stets mehrere bis viele Exemplare sich in den Saminlungen vorfinden. Sie ist schon öfter genauer untersucht worden, so dass ich über dieselbe nichts neues berichten kann.

Etiketten: Messina No. 2211 Häckel S. 1 Stück.

No. 85 Köllicker S. 1 Stück.
Neapel No. 809 Zool. Stat. S. 2 Stück.
No. 2076 Zool. Stat. S. 1 Stück.

Messina No. 2213 Coll. Grube 1 Stück.

? No. 2218 Leydener Museum Coll. Grube. 1 Stück. Neapel No. 2214 Häckel S. 7 Stück.

? No. 2216 ? 3 Stück. Neapel No. 2248 Zool. Station.

Asterope Clap.

2. Asterope candida Clap.

Diese Art war in sehr schönen und grossen Exemplaren vertreten, von denen das eine ungefähr 200 Segmente zählte. Bei einem andern Exemplar (Messina 89 Häckel S.) fand ich die Dorsalcirren des ersten und zweiten Parapodienpaares stark aufgetrieben, wie

dieses schon von Greeff1) und Levinsen 2) von derselben Art erwähnt wird. Ich glaube wohl, dass diese Umbildung des Cirrus mit der Fortpflanzung in Verbindung steht. Dieselben Gebilde, aber an den Fühlercirren, beschreibt Greeffs) von seiner Alciopa longirhyncha, bei der er das kuglig angeschwollene Fühlercirrenpaar ganz mit dunkelkörnigen und lebhaft sich bewegenden Körperchen erfüllt fand, die er für Spermatozoen hält. Nach seinem Dafürhalten ist das Tier wohl ein Männchen, während das von Levinsen erwähnte ein Weibchen war, da er die kugelförmigen Gebilde cirri mutati feminae) nennt. Nach Greeff sind es also Hoden, nach Levinsen müsste man sie wohl als receptacula seminis ansehen. Das von mir untersuchte Exemplar ist ein reifes Weibchen und ich glaube daher, wenn diese Gebilde wirklich Spermatozoen enthalten, dass sie dann als receptacula seminis gedeutet werden müssten. Damit ist jedoch wenig gewonnen, da es noch ganz unklar bleibt, wie das Sperma hierhergelangt (Siehe Nachtrag S. 149).

Etiketten: Mittelmeer No. 87 1 Stück.

Messina No. 89 Häckel S. 1 Stück.

Sicilien? No. 2220 Krohn S. 4 Stück.
Neapel No. 2223 Häckel S. 2 Stück.

Vanadis Clap.

Von dieser Gattung sind 6 Arten vorhanden, davon zwei neue. 3. Vanadis violacea n. sp. Fig. 1-4.

Diese Alciopide stammt aus der Collection Grube und war als Alciopa violacea Grube bezeichnet. Trotzdem Grube weder diesen Namen, noch auch eine Diagnose dieser Art veröffentlicht hat, so will ich doch den Artnamen beibehalten, weil er sehr gut auf diese braun violett gefärbte Art passt. Nur wenige Alciopiden zeigen diese dunkle Farbe, so Callizona Angelini (Kbg.) Apst., selbst bei ein und derselben Art habe ich einmal farblose und ein braun violettes Individuum gesehen, es war die Greeffia celox5), von der das Exemplar aus der Banda-See stammte.

Die vorliegende Alciopide misst 60 mm in der Länge und 2,9 mm in der Breite, dazu kommen die Parapodien, die ebenso lang sind,

') Greeff: Untersuchungen über die Alciopiden. Nova Acta d. Ksl. Leop. Carol. Deutschen Akademie d. Naturforscher. Bd. 39. N. 2. 1876. Taf. 1. Fig. 8. Levinsen: Spolia atlantica: Om nogle pelagiske Annulata. Vidensk. Selsk. Skr. 6 R. naturw. og mathem. Afd. III. 2. 1885. S. 333.

3) Greeff: Ueber die pelagische Fauna an den Küsten der Guinea - Inseln. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1885. S. 453.

4) Levinsen 1. c. da mir leider der dänische Text nicht zugänglich ist, citiere ich deshalb die Tafelerklärung.

5) Apstein: Die Alciopiden des Naturhist. Museums in Hamburg. Jahrbuch der Hamburg. Wissensch. Anstalten 8. 1891. S. 9.

wie der Körper breit, so dass die Gesamtbreite 8,7 mm beträgt. Das Exemplar ist nicht vollständig erhalten, so dass über das Endsegment keine Angabe möglich ist; vorhanden sind ausser dem Kopfe noch 70 Segmente, so dass jedes dieser die beträchtliche Länge von fast 1 mm hat.

Der Kopf des Tieres (Fig. 1. 2) ist stark eingezogen (bei der Conservierung?) worauf die Lage der Fühlercirren und der ersten Körpersegmente hindeutet. Von oben gesehen beträgt der Kopf mit den Augen ungefähr nur die Hälfte der Breite des ersten von oben sichtbaren Segmentes. Die Augen sind kuglig, die Achsen stehen senkrecht zu einander. Der unpaare Fühler steht dicht vor einem Wulst, der die beiden Augen am hintern Ende verbindet, die kurzen paarigen am Vorderrande des Kopflappens.

Auf den Kopf folgen die Segmente, die Fühler cirren (Fig. 2) tragen, deren Stellung der Contraction der Segmente wegen schwer zu sehen war, da ich das kostbare Exemplar vollkommen unversehrt lassen wollte. Ich konnte 4 Cirrenpaare unterscheiden, von denen die ersten beiden zweigliedrig cylindrisch, die hinteren eingliedrig blattförmig sind. Zwischen ihnen ist der Rüssel, der nur teilweise ausgestreckt ist, zu sehen; ob er an seinem Vorderende Papillen, namentlich die beiden langen Greifpapillen trägt, muss ich un

entschieden lassen.

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Es folgen die Segmente, die ausgebildete Parapodien tragen. Jeder Ring, mit Ausnahme der vordersten, trägt hinter dem Parapod dorsal eine Segmentaldrüse von beträchtlichem Umfange (Fig. 4a) und dunkelbrauner Farbe, ventral dagegen eine hellere Bauchpapille" (Fig. 4b), deren Bedeutung unbekannt ist. Die Parapodien sind nicht überall gleich gebildet. Das Ruder (Fig. 3. 4) ist lang lancettlich, vorn etwas kleiner als weiter hinten und trägt einen Büschel zahlreicher, zusammengesetzer Borsten und einen kurzen Anhang. Die Cirren sind an den ersten Rudern lang oval nud verhältnismässig gross und dick, weiter nach hinten werden sie flacher, der dorsale fast herzförmig, der ventrale mehr lancettlich. An den hintersten Parapodien ist der Dorsalcirrus fast rund, der ventrale halbkreisförmig und sehr gross. In den Rudern, bis in die Ausbuchtungen, an denen die Cirren sitzen, finden sich zahlreiche Eier. Etikette No. 2217 Salmin V. Coll. Grube. Fundort ? 4. Vanadis longicauda Apst.

Ein sehr schönes, aber nicht ganz vollständiges Exemplar dieser Art fand sich im Material. Es war 129 mm lang und hatte 140 Segmente. Bei oberflächlicher Besichtigung könnte man diese Art mit Alciopa Cantrainii verwechseln, die mikroskopische Untersuchung aber lässt die für Vanadis charakteristischen Merkmale erkennen. Sie steht sehr nahe der Vanadis formosa Clap, namentlich in der Bildung des Kopfes, aber Claparède1) erwähnt ausdrücklich,

1) Claparède: Les Annélides chétopodes du Golfe de Naples. 1870. Supplement.

dass bei formosa die Acicula ganz in dem Ruder verborgen ist, ein Verhältnis, das ich bei keiner anderen Alciopide gesehen habe. Etikette: Mittelmeer No. 86.

5. Vanadis Greeffiana Grube. Fig. 5. 5a. 6.

Diese von der Gazelle Expedition gefischte Alciopide ist von Grube1) beschrieben worden, ich will seine lateinische Beschreibung hierhersetzen und einige Bemerkungen nur anfügen, wo sich meine Untersuchung mit der Grubes nicht deckt. Die ganze OriginalDiagnose wiederzugeben halte ich für praktisch, weil ich einige Figuren dieser Art, die Grube nicht abgebildet hat, geben werde. Die Diagnose lautet:

„Pallida, marginibus corporis basique pharetrarum interdum miniaceo-sanguineo imbutis; segmenta speciminis mutilati 83, plerumque 2 plo vel 3 plo latiora quam longa. Lobus capitalis 2 pla fere segmentorum cirros tentaculares gerentium longitudine; oculi maximi globosi miniacei, spatio supra iis interjecto 1/3 fere diametri eorum aequante. Tentacula paria latitudine frontis breviora, impar iis vix longius, frontem haud attingens, medium lobi capitalis tenens. Cirri tentaculares utrinque 3, confertissimi, anterior longior, oculis paulo minus prominens. Pinnae latitudine corporis breviores, anteriores 5 ceteris minores, appendice pharetrae setisque nullis, ceterae ad basin glandula fusce miniacea posteriore munitae, setigerae, pharetra in appendicem brevem (ich halte ihn nicht für besonders kurz) filiformem exeunte, lamina dorsuali oblique lateque lanceolata, ventrali cum ea fere aeque prominente angustiore, breviore quam pharetra. Setae compositae tenerrimae, lineares, longitudine pharetrae, appendice lineari."

Dieser ausführlichen Beschreibung kann ich nur folgendes hinzufügen. Die ersten Parapodien sind unvollkommener ausgebildet, als die hinteren. Namentlich ist das Ruder beim 1. u. 2. sehr klein und zwischen den Cirren versteckt, das 3. ist schon vollkommener, während das 4. nur durch geringere Grösse von den übrigen abweicht. Ohne Borsten sind nur die zwei ersten Paare, während beim 3. Paar die Borsten nur auf einer Seite fehlen, sie scheinen also nur abgebrochen zu sein (Fig. 5a).

Etikette: Vanadis Greeffiana Gr. Zw. Kerguelen u. Australien, No. 888, Gazelle.

Nach der Karte 2) gefunden in: 67° 30′ EL., 35° 20′ SBr.
6. Vanadis Studeri n. sp. Fig. 7.

Von dieser an der Küste Anstraliens gefangenen Alciopide war nur ein Vorderende vorhanden. Jedoch genügte dasselbe, um zu erkennen, dass eine neue Art vorliegt, die ich nach dem Zoologen der Gazelle-Expedition, Herrn Prof. Studer: Vanadis Studeri zu benennen mir erlaube.

1) Grube: 1. c. S. 524.

2) In: Die Forschungsreise S. M. S. Gazelle. 1875. Da auf den Etiketten das Datum angegeben ist, so ist daraus leicht die Position zu entnehmen. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 1893. Bd. L. H. 2.

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