페이지 이미지
PDF
ePub

Jesus Christus, der Sohn Gottes, aem Himmel bernie der auf Erden kommen, unser Fleisch und Blut an sich genommen, und den Tod für unsere Sünde erlitten habe: auf daß wir durch ihn von Sünden ledig, und wieder zum Erbe des ewigen Lebens gebracht werden. Wer solche Predigt annimmt, für wahr hält, und trös stet sich's, der ist genesen, daß ihn Christus nicht will biernieden auf Erden, und im Tode lassen, sondern mit fich hinauf führen in den Himmel.

Das ist die Predigt von bimmlischen Dingen, die noch beutiges Tages nicht in die Leute will, sonderlich in die Nicodemos; das ist, in die, so mit den Gedans ken fommen, wenn man das Gesey babe, sp dürfe man weiter zur Seligkeit nichts mehr. Diese sind's, die erstlich nicht wissen, ob gleich das Gesetz recht und gut ist, daß es doch uns darum nicht kann nügen, weil wir von Natur böse sind, und um solcher angeborner mit hergebrachter Bosheit willen dem Geseß nicht können genug thun, ob wir gleich im Schein die äußerlichen Werke thun. Zum andern, wissen sie das viel weniger, Daß wir durch diesen Menschen, den Sohn Mariä, der allein vom Himmiel kommen ist, müssen in Himmel koms men. Da wächst denn abermal unzäblicher Schade aus, Daß sie nicht allein sich auf ihre Werke und eigene Ges rechtigkeit verlassen; sondern sie verachten und verfolgen die Gerechtigkeit, die da fommt aus dem Glauben an Christum. Wie wir an den Papisten sehen, die nichts weniger dulden können, ja nichts beftiger widerfechten, denn daß wir lehren, wir müssen allein durch den Glauben an Christum selig werden, mit guten Werfen wer den wir's nicht ausrichten. Das haben wir nicht erdacht; Christo unserm Herrn reden wir's nach, der die Wahr, beit selbst ist: wer dem nicht glauben will, der lasse es.

Im vierten Buch Mose, Cap. 21, stebet eine sol che Historia, daß das Volk Israel in der Wüsten vers drossen worden, wider Gott und Mosen gemurret, und sonderlich die herrliche Wohlthat, daß ihnen Gott in der Wüsten Himmelbrod geben, verachtet habe. Solche Sünde strafte Gott also, daß er giftige Schlangen ließe unter fie fommen, die bissen sie. Davon alsbald ents zündete fich der Leib, und brennete wie höllisch Feuer,

daß He also niederfielen, und mit großen Haufen dabin sturben. Da erkennete das Volt seine Sünde, daß es unrecht hätte gethan, gienge hin zu Mose, und bat, er wollte den Herrn bitten, daß ihnen von der Plage geholfen würde. Da befahl der Herr Mose, er sollte eine ebrne Schlange machen, und in der Wüsten auf richten; wer dieselbe ehrne Schlange würde ansehen, der sollte genesen, und nicht sterben.

Diese Historia führet der Herr hier ein, und, deutet sie auf sich, daß er auch also müsse erhöhet wers den, wie die Schlange. Wer ihn nun,,ansehen“ (daß ist, wie er's selbst ausleget) an ihn glauben werde, der soll nicht verloren werden, sondern daß ewige Leben haben.'

Hier laßt uns erstlich die Ursach lernen des schreck, lichen Urtheils, das der Herr vor zweimal über alle Menschen gefället hat, da er spricht:~,,Niemand fähret gen Himmel, denn des Menschen Sohn, der vom Hime mel bernieder kommen ist.“ Item,,,es sey denn, daß jemand von neuem geboren werde, fönne er das Him melreich nicht sehen. Wo kommt doch dem Menschen dieser Jammer her, daß er außer dem Himmel bleiben, und seinethalben in Ewigkeit muß verloren seyn? An derswo nirgends, denn daß die alte Schlange, der Teu fel, den ersten Menschen so gebissen, und durch die Sunde also vergiftet hat, daß er den Tod am Hale bat; und ist unmöglich, daß er sich selbst arzneien, und tom belfen fönnte. Wie man an den Jüden siebet, was gebissen war war des Todes, da balf nichts für. Also ist's mit uns allen. Denn der Sünde Sold ist der Lod; und wo Sünde ist, da muß der Tod auch folgen. Weil nun alle Menschen in der ersten Geburt von Vater und Mutter Sünder geboren werden, müssen se auch das Urtheil tragen, und den Tod darum leiden. Wie der Herr dem Adam und Eoa mit ausgedrückten Worten dräuet: Welchen Tag ihr von diesem Baum effen werdet, sollt ihr des Todes sterben.“

[ocr errors]

"

Aber da läßt Gott seine Barmherzigkeit leuchten, Daß er solche arme vergifte, und zum Tode verurtheilte Menschen nicht will verderben lassen: und eben wie er dort beißet eine ehrne Schlange aufrichten, die den an bera Schlangen gar gleich fabe, ohne daß sie fein Gift:

fchlebt; fo läßt er sich doch nicht zum Zorn bewegen, sondern erbarmet sich über sie. Denn er lehet, daß folches anderswo nirgend herkommt, denn von dem Gift, das wir alle aus des Teufels Beißen empfangen baben; suchet derohalben Mittel, wie er andere auch dabin fönne bringen, daß sie zu dieser Arznei fommen, und vom schädlichen Gift mögen erlöset werden. Also ist diese Lebre der rechte Brunn und Quell, da alle Tus gend, aller Trost, alle Freude und Sicherheit ber` wächs fet. Gott der allmächtige barmherzige Vater wolle um feines lieben Sohns Jesu Christi willen uns in dieser Lehre erhalten, und von Tag zu Tag wachsen lassen, daß wir ja diesen Anblick nicht verlieren, und also durch den rechten Glauben an Christum vom ewigen Tode erledigt werden, Umen.

Dritte Predigt am Sonntage Trinitatis, über das Evangelium Job. 3, 1-15, gehalten im Jahre 1532,

(Nach Nörer.)

Ich Pann nicht wiffen, warum man dieß Evange llum auf den heutigen Sonntag der beiligen Dreifaltig keit gelesen bat, weil von dem Actifel nichts sonderlis) des darinne gehandelt wird. Die Worte Trinitas, Unitas, sunt vocabula" mathematica. Dennoch fön nen wir von Gott nicht reden, wir brauchen denn sol cher Worte. Aber doch ist daß auch wahr. wenn mir mit unsern Worten von Gott reden, so werden diesele ben Worte gang fremde, und lauten viel anders dean sonst.

Aber scopus hujus Evangelii est, spiritualis ge. neratio et abrogatio legis, der eigentliche gründliche. Inbalt dieses Evangelii ist, von der geistlichen Geburt und Kuftebung des Gesezes, daß, wer gen Himmel. tommen wolle, der müsse etwas bessers und höhers has ben, denn das Gefeß und des Gesezes: Wert, nämlich

er müsse von neuem geboren werden. Das prediget Christus hier dem Pharisäer Nicodemo, und spricht: Wollet ihr Pharifäer gen Himmel fommen, so müsset ibr andere Leute werden, denn ihr bisher gewesen seyd. Das wird's nicht thun, wie ihr bisher gethan und ges gelebet babt. Es gehet nicht so zu, wie ihr den let, wenn man gen Himmel fommen will. Das ist, quaestio generalis et status causae, die Frage und das Hauptstück in diesem Evangelio, wie soll man felig werden? Die Dialectici beißen es propositionem, hoc est orationem, quae vere aut falso significant indicando, wenn man klar und rund herausfaget, das ist's; oder das ist's nicht. Also hebet bier Christus auch an die Antwort auf die Frage, und setzet erstlich die Proposition, und spricht: Willst du selig werden? Moses thut's nicht. Und flugs darauf definiret und er. örtert, was es sey, das solches thue.,,Wahrlich, wahr. lich, ich sage dir, es sey denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Das ist die Definitio: Wer da will selig werden, der muß von neuem geboren werden. Jst er nicht ven neuem geboren, so kann er nicht selig werden. Das ist die Propositio. Quid nos? Quid Moses? Quomodo intrabimus in vitam? Was vermögen, wir? Was vermag Moses? Wie geben wir ein zum Leben? Wie kommen wir in das Reich Gottes? Antwort: Ja das Reich Gottes und zum Leben kommen wir nicht · durchs Gesetz, nicht durch unser Werf, nicht durch unfern freien Willen und menschliche Kräfte, sondern durch die Wiedergeburt.

Lex, non est vitae lex. Das Geseß ist nicht ein Gesetz des Lebens, sondern das Les ben ist, wiedergeboren werden. Darum ist die Disvutas. tio und Frage in diesem Ecangelio: Ob das Gefeß gerecht und selig mache, oder nicht? Oder, ob es ges nug fey zur Seligkeit, daß man babe Mosen und die Propheten, mit dem Gefeh und des Gesches Treiben? Da faget bier Christus nein zu: das Gefeß sey nicht genug, sondern man müsse von neuem geboren werden. Das wäre das höllische Feuer, spricht ein Pharisäer und Deuchler, wenn ich umsonst sollte so viel gearbeitet, gefastet und gebetet haben. Denn diese Worte

wies

dergeboren werden“,) sind solchem Pharifäer und Werk. Heiligen, der von der geistlichen Geburt nichts verstehet, eine rechte Fallacia. Die Dialectici nennen es Aequivocationem aut Amphiboliam, ut cum dico: Canis latrat in domo; et canis est in coelo. Deutsch mag man es nennen eine Zweideutung, wenn ich sage: Das Wort Hund bedeutet zwei Dinge; den Hund im Hause, der da bellet; und den Stern am Himmel, den man den Hundesstern, oder Margarethenstern pfleget zu nennen, von dem auch die Hundstage ihren Namen has ben. Darum sind, diese Worte dem Nicodemo auch eine Fallacia. Denn da er höret, daß der Herr redet vom ,,wiedergeboren werden", gedenkt er an einen Mann und Weib, und an die fleischliche Geburt, und spricht: ,,Wie fann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen, und geboren werden?

[ocr errors]

Aber der Herr antwortet und spricht: Ich unters scheide es, und sage also: Wahrlich, wahrlich, ich fage dir, es sey denn daß jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Als wollte er sagen: Ich rede von solcher neuen Geburt, nicht die aus Fleisch und Blut geschfebt, sondern aus dem Wasser und Geist. Daraus fiehet man, wie ich gesaget habe, daß Status causae in hoc Evangelio est Renascentia. Die Hauptsache in diesem Evangelio ist von der Wiedergeburt. Denn die Frage ist, ob man durchs Gesetz, durch unsere. Kräfte und Werke in das Reich Gottes komme, und felig werde? Da antwortet Christus: Nein, sondern man muß wiedergeboren werden. Solchen Handel zu verstehen, bilft sehr die Antithesis oder das Gegen theil, als sagte der Herr also zu Nicodemo: Bisber send ihr Juden unter dem Gesetz Mosts gewesen; aber euere Väter haben es nicht also verstanden, wie ihr es verstebet, als vermöchte Moses mit seinem Geset jemand selig zu machen. Darum müffet ihr etwas bös hers haben, denn Moses und das Geseß, wenn ihr wollet felig werden. Was ist nun das ? Es ist die Wiedergeburt,

« 이전계속 »