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Darum soll man diese zwei wohl unterscheiden, Acker, Ochsen, Weib haben, und zum Abendmahl des Reichs Gottes fommen") und soll ein jegliches in seiner Ordnung gehen lassen. Acker und Ochsea kaufen, Weib nehmen, ist jedermann wohl erlaubt. Gott fraget nichts darnach: ja er will, daß ein jeder sein Weib habe, Hureret zu vermeiden, 1. Kor. 7. Aber das ist's, dars über Christus allhier klaget, daß man um des Ackers, Ochsen, Weibes willen zu seinem Reich nicht kommen will, und nach seinem großen berrlichen Abendmahl nichts fraget. Wir beten im Vaterunser zuerst: Gebeiliget werde. dein Name, zukomme dein Reich, dein Wille geschehe; darnach beten wir, unser täglich Brod gieb uns heute. Das ist recht und wohl gebeten. Denn Christus selbst bat das Gebet also gestellet, auch geheißen und befohlen also zu beten. Wenn man aber das Vaterunser wollte umkehren, und zuerst suchen und bitten das tägliche Brod, unangesehen wo das erste, nämlich Gottes Name, Reich und Wille bleibe; das wäre unrecht und falsch gebeten. Also auch sollen wir zuerst das Evangelium hören und lernen, und darnach den Bauch ernähren. Aber um's Bauchs willen das Evangelium fahren lassen, das ist verboten und sträflich.

Nun thaten die Juden also; blieben bei ihrem Acker, Ochsen, Weib, und ließen Christum und sein Evangelium fahren. Unsere Geistlichen unter dem Papstthum thun heutiges Tages auch also: sie wollen den gebratenen Cbriftum nicht effen; sondern laufen dafür in's Kloster, geloben Armuth, Keuschheit, und Gehorsam, und vers meinen dadurch in den Himmel zu kommen. Wo bleibet aber Christus? Diese verlassen die große, ewige Speise, und kochen ihnen selbst Speise, Kröten, Schlangen, und andere Ungeziefer; wie die Tholen ihren Jungen pfle aen Speise zu bringen. Und, daß ich des Papsts und der Seinen geschweige, was thun die Unsern, die sich evangelisch rühmen? Bauer, Bürger, Adel, fleben so fest an dem Zeitlichen und Vergänglichen, daß sie des Herrn Christi, und feines Evangelii darüber vergeffen. Nun hätten sie an Christo genug; könnten auch bei Weib und Kind wohl bleiben: aber sie wollen zu Christo nicht kommen. Sie sollten also sagen: Wir wollen zeitlich

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effen und trinken; aber unterdes wollen wir das große Abendmahl nicht verachten, noch versäumen, Christum unsere rechte Speise seyn lassen. Wo sie das thäten, so wären sie selig. Aber das thun sle nicht.

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Darum laßt uns wohl zusehen, daß uns der Welt Güter, Freude, Ebre nicht betrügen. Allé Welt höret jest das Evangelium; aber wenn sie es gehöret haben, suchet jedermann seinen Muthwillen mehr denn zuvor. Das ist hie die Klage, daß niemand nach dem Evangelio fraget; sondern jedermann bleibet bei seinen Käfern, Raupen, Ungeziefer. Wer aber ein Christe seyn will, der hüte sich davor, daß er diese Mahlzeit nicht lasse vorüber gehen.

Der Haußvater fället ein schrecklich Urtheil über bie Geladenen, so nicht kommen wollen, und spricht: „Ich sage euch, daß der Männer keiner, die geladen sind, mein Abendmahl schmecken wird." Das ist so viel gesagt: fie föllen ewig in der Höllen Glut brennen, sollen nicht getröstet noch gestärket werden. Denn es ist tein Trost, Freude, Leben, Seligkeit, Gerechtigkeit, ohn allein in Christo. Wenn man nun Christum verlos ren hat, so muß Sünde, Tod, Teufel, Hölle, Ach und Weh da bleiben. Darum will uns der Herr wars nen, und sagen: Sehet euch gar eben vor. Welche meine Wort und Evangelium verachten, sollen meine Gerechtigkeit, Leben, Seligkeit, Fried und Freude nim mermehr schmecken, sondern in Sünden, Tod, Hölle, Unfriede und Traurigkeit bleiben ewiglich.

Aber solches alles verachtet die Welt, und lässet ihr nicht sagen. Wir aber sollen uns warnen lassen; Denn uns ist's gesagt, daß wir nicht auch roh werden, sondern an Jesum Christum, der uns im Evangelio vor. geleget wird, glauben. Wer den rechten Glauben bat an Christum, der hat das ewige Leben; ob er schon noch fühlet Sünde, Tod, Traurigkeit; dennoch hat er Gerechtigkeit, Leben, Trost und Freude, durch Christum im Himmel. Dazu helfe uns der Hausvater, durch Jefum Christum, sammt dem heiligen Geist, gelobet in Ewigkeit, Amen.

Predigten am dritten Sonntage nach Trinitatis.

Erste Predigt.

Ueber das Evangelium Luc. 15, 1-20, gehalten im Jahre 1532.

(Nach Dietrich.)

Das ist der tröstlichen Evangelien eins, als man im ganzen Jahr prediget, darin der Herr Jesus uns lebret, daß sein Amt ein Hirtenamt sey, daß er den Sündern nachgehen, sie suchen, und wieder zurecht foll bringen, daß sie dem Wolfe, dem Teufel, nicht zu Theil, und ewig verdammt werden. Solche Predigt aber hebt sich über dem, daß allerlei Zöllner und Sünder dem Herrn Christo nachliefen, daß sie seiner Predigt zuhörten. Solches sahen die Pharisäer und Schriftges lehrten, murreten darüber, und legten's ihm sehr übel aus, als wäre es eine Anzeigung einer sonderlichen Leicht. fertigkeit. Denn einem frommen Manne stebet's zu, daß er sich zu frommen Leuten halten und gesellen foll. Aber der Herr verantwortet sich sehr wohl, und sagt: Er thue eben das, das sonst die Leute thun in Sachen, da doch so viel nicht an gelegen ist. Will also von den Pharifäern ungestraft seyn, und seiner Sachen gar recht haben.

Denn das ist die Frage und der Handel, darum es hier zu thun ist: Wie mit den Sünden umzugehen, und was mit ihnen zu thun sey? Gleich wie nun zwei ungleiche Part, die doch beide von Gottes Wort wissen wollen, zusammen kommen; also ist auch die Antwort auf solche Frage ungleich. Die Pharifäer und Schriftge. 'lehrten wissen von Gottes Wort nicht mehr, denn was Moses und das Gesetz lehret. Weil nun das Gefeßt allenthalben also prediget: Gott wolle gnädig seyn des nen, fo fromm sind, und seine Gebote halten: wies derum, die Bösen, so seine Gebote nicht halten, stras fen; daher kommt es, daß die Pharisäer und Schrifts gelehrten hier schließen: Es wolle den Menschen ans ders nicht gebühren, mit den Sündern umzugehen, denn wie Gott mit ihnen umgehet. Weil derselbige über se

zornig ist, sich ihr nicht annimmt; follen's die Leute auch nicht annehmen, sondern fahren lassen.

Eben also urtheilet unsere Vernunft auch. So bald ein Mensch seiner Sünden recht gewahr wird, denkt er: Gott zürnet, es sen keine Gnade da, du mußt alles Unglück gewarten. Wie man an Adam und Eva siehet; sobald sie vom verbotenen Baum geffen, und das Gewissen mußten trägen, sie hätten wider Gott gethan, da verkrochen sie sich, und durften sich nirgend sehen lassen. An den jungen Kindern siehet man's auch, wenn sie wissen, daß sie unrecht haben gethan, verstecken sie sich. Denn das ist der Sünden Art, daß sie ein furchtsam Herz machet, das sich der Ungnade und Strafe bes forget. Wiederum, wo das Gewissen sich unschuldig weiß, da faset der Mensch einen Muth, fraget nichts darnach, ob jemand gleich sich ungnädig stellet; denn da stecket das Vertrauen immerdar im Herzen; du weißt dich unschuldig; es wird sich ein andrer finden, der. fchuldig ist, daß du ledig wirst ausgehen.

Gleich nun wie ein Herz, daß sich schuldig weiß, natürlich anders nicht kann, denn sich fürchten, und derohalben ihm selbst alle Gnade absagt, und der Uns gnade wartet: also urtheilen die Pharifäer hier von den Sündern auch. Sie sehen, daß Zöllner und Sün der in einem fündigen Stand bisher gelebt, schließen derohalben fluge darauf: Mit Buben soll niemand um geben, noch ihnen einige Gnade beweisen; denn Gott selbst ist ihnen ungnädig, will ihr nicht, will nur from me gottfürchtige Herzen haben, die mit solchen groben Sünden sich nicht beladen.

Aber da denke du ihm nach, wenn solch Urtheil wahr soll seyn, daß Gott mit den Sündern keine Ges duld tragen, und allweg mit der Keulen drein schlagen will, wie wird es uns allen gehen? Wo wird er Leute und eine Kirche haben? Denn eb wir wohl nicht alle in äußerlichen groben Lastern liegen; `es ist (Gott Lob) mancher Ehemann, der seine Ehe nicht gebrochen, man, cher mit der Hand nicht gemordet, nicht gestohlen, noch anders gethan hat, das unehrlich und ungöttlich ist; gleichwohl müssen wir alle vor Gott und für Sünder bekennen. Denn wir sehen und erfahren, daß in uns

ferm Herzen nichts Guts ist, ob gleich an einem die Hand, der Mund und andere Glieder unsträflich und reiner sind, denn om andern. Nun will aber Gott nach dem Herzen sein Urtheil stellen. So nun Gott allen Sündern soll ungnädig seyn, sie wegwerfen, und sich ibrer nicht annehmen; wie die Pharifaer hier das Ura theil nach dem Gesetz fällen: so würde müssen folgen, daß kein Mensch könnte selig werden. Solches aber, daß es zu viel, und ganz und gar unrecht geredet sey, werden die Pharifäer selbst bekennen müssen.

Darum fället unser lieber Herr Jesus Christus ein ander Urtheil, und will solche Antwort der Pharisäer ganz und gar nichts gelten lassen, und schleußet das Widerspiel, nämlich, daß Gott den Sündern nicht feind sen, habe auch nicht Lust an ihrem Tode; derohalben fönne er, der Herr Christus, ihnen auch nicht seind seyn. Sey derohalben fommen in diese Welt, daß er fle als irrige Schäflein suchen, und wieder zu rechte wolle bringen. Und alle Menschen, sonderlich aber die Prediger, sollen solchem Erempel auch folgen, daß sie, gleich wie man im Hause pflegt, wo etwas verloren ist, allen Fleiß dahin wenden sollen, daß das Vers Lorne wieder funden werde.

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Dieß ist eine andere Lehre und Predigt, denn Moses Lehre und die Gesehpredigt, die nicht in unsern Herzen gewachsen, sondern durch den Sohn Gottes vom Himmel berab zu uns bracht ist. Wie Johannes der Täufer sagt: Niemond hat Gott jemals gefeben, der eingeborne Sohn, der im Schooß des Vaters ist, der bat's uns verfündiget. Denn solchen Willen Gottes, daß er mit den Sündern nicht zürnen, sie der Sünden balben nicht verdammen, sondern viel lieber sie zu Gna. den annehmen, und sie selig wolle machen, weiß fein Mensch. Das Widerspiel wissen und fühlen wir. Deros halben wo Sünde ist, da folget, wie vor gemeldet, daß man sich vor Gott fürchtet. Aber da lehret uns unser lieber Herr Christus durch sein Evangelium, daß es eine andere Meinung mit den Sünden vor Gottes Ges richt habe, daß er nicht über sie zürnen, sondern sie zu Gnaden annehmen wolle, und daß die Engel im Himmel droben alle Freude und Lust daran þa

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