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Leben. Diese Gaben sollen wir von unserm Herrn Christo gewarten, der nicht biernieden auf Erden bleis ben, sondern in den Himmel fahren, und da ein geists lich, unsichtbar, ewig Reich hat wollen anrichten.

Solches ist lange zuvor geweifsagt durch den heill, gen Geist, im 68. Psalm, welchen St. Paulus Ephef. 4 angeucht, und auf die Himmelfahrt Christi, und sein geists Itch Regiment deutet, da also geschrieben stehet: Du Bist in die Höhe gefahren, und hast das Gefängniß geb fangen; du hast Gaben empfangen für die Menschen, auch die Abtrünnigen, daß Gott der Herr dennoch das selbst wohnen wird. Das ist ein kurzer Spruch, aber er faffet über die Massen viel. Derohalben müssen wit alle Worte fleißig ansehen und bewegen. Und zwar St. Paulus selbst gehet gar fein und meisterlich mit dem ersten Wörtlein um und spricht:,,Daß er aufgefabren. ist, was ist's, denn daß er zuvor ist: hinunter gefahren in die untersten Derter der Erden? Der hinunter ges fahren ist, das ist derselbige, der aufgefahren ist über alle Himmet, auf daß er alles erfüllete.

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Was mag wohl St. Paulus mit solchen Worten meinen? Anders nichts, denn weil wir der Himmels fahrt unsers lieben Herrn Cbristi so groß genießen fols len, wie wir bald hören werden, daß wir auch die Urs ́ fach lernen, dadurch winszu solcher Gnad und Seligkeit kommen sind, welche nicht unsere guten Werkes beilig Leben, oder Gehorsam verdienet haben; sondern ver selbst, sder Herr, der solche Gaben giebt, der bat's verdienet, damit, daß er vom Himmel bernieder gesties gen sich seiner Gottheit, wie St. Paulus fagt, ges äußert, und um unserntwillen ist Mensch worden, und für uns am Kreuz gestorben. Solche Wohlthat will Paulus mit diesen Worten anzeigen, da er des Hers unterfahrens gedenkt, Und reimet sich sehr wohl: denn wer vor in der Höhe ist, darf nicht in die Höbe kommen. Daß nun der heilige Geist von Christo sagt: ,,Du bist in die Höhe gefahren", daraus schleußt sich's gewiß, daß er zuvor berunter gefahren, und sich geden müthiget habe, um unserntwillen. Derohalben reimet sich diese Auslegung Pauli fein mit den Worten Christi, die eure Liebe neulich gehöret haben:,,Es ist euch

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gut, daß ich bingebe; denn so ich nicht hingehe, so fommt der Tröster, der heilige Geist, nicht zu euch.. Wenn ich aber bingehe, so will ich ihn zu euch senden", Job. 16, und Joh. 14:,,So ich bingebe, so will ich, euch die Stätte bereiten."

Nun reimen sich aber diese Worte:,,Du bist in die Höbe gefabren", auch fein dazu, daß man zwischen Christo und andern, die auch gen Himmel fahren, ein Unterscheid mache. Henoch ist aufgenommen zu Gott. Elias ist auf einem feurigen Wagen gen Himmel gefah-, ren. Aber Christus ist nicht so gen Himmel gefahren; sondern er selbst, aus eigner Kraft, ist über sich gefah ren, gleichwie er selbst sich von Todten, aus eigener Kraft und Macht, ohn' jemand anders Hülfe ers wedt hat.

Denn wir

Dieses ist ein sehr großer Unterscheid. werden uns selbst am jüngsten Tag von den Todten nicht auferweden, sondern Christus wird uns auferwecken, Joh. 6. Aber Christus stehet selbst aus eigner Kraft von den Todten auf, wie er sagt Joh. 10:,,Mein Vater liebet mich, daß ich mein Leben lasse, auf daß ich's wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, son, dern ich lasse es von mir selber. Ich habe es Macht zu lassen, und habe es Macht wieder zu nehmen“, und St. Petrus in seiner ersten Predigt, Apostelg. 2:,,Es, war unmöglich, daß er sollte vom Tode gehalten wer den. Gleich also ist der Unterscheid hier auch mit feiner und unsrer Himmelfahrt. Wir fahren gen Him mel; denn Christus zeucht uns zu sich. Er aber ist's, der aus eigener Kraft und Vermögen gen Himmel fäb. ret, wie er spricht Job. 3: Niemand fähret gen Himmel, denn der vom Himmel bernieder fommen ist. Diesen Unterscheid hat der heilige Geist lang zuvor ans gezeigt, und damit uns wollen lebren, daß wir Christum, als einen rechten, allmächtigen, ewigen Gott sollen an. nehmen.

Daß aber der Psalm weiter sagt: Du bist aufe gefahren in die Höbe", das ist, (wie wir droben auch. gemeldet haben,) anders nichts, denn daß Christus vor Pilato fagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Derohalben, ob wir wohl hier auf Erden mit der Nab

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rung, mit Welb; Kind und Gesinde, mit weltlichem Regiment, und andern, deß wir zur Erhaltung die ses vergänglichen Lebens bedürfen, zu schaffen haben, und müssen damit umgehen; doch weil wir auch Christen sind, und Christus sein Reich nicht hier unten auf Erden führet, sollen wir unsere Herzen und Gemüth über sich heben, nach solchem geistlichen Reich vornehmlich trachten, und ein herzlich Sehnen und Verlangen darnach haben. Aber was geschieht? Der meiste Theil steckt mit Seel und Leib, mit Herzen und Händen allein in diesem vergänglichen Leben, und trachtet, wie man hier genug habe, nimmt sich nichts oder gar wenig an, daß Christus ist in die Höhe gefahren. Da wollte der heis lige Geist gern wehren, und predigt: Christus sey. nicht auf Erden blieben, sondern in die Höhe gefahren; auf daß, weil wir mit dem Leibe noch hier unten sind, doch uns mit dem Herzen und Gedanken über sich hes ben, und lassen die Herzen mit Sorge dieses Lebens nicht beschweren.

Denn also foll's bei den Christen ausgetheilet seyn; der Leib und alte Adam, (wie gesagt,) soll mit dem Zeitlichen umgehen, und damit zu schaffen haben: das Herz aber soll sich der ewigen Güter annehmen, wie Paulus spricht Coloss. 3:,,Suchet was droben ist, da Christus ist, sigend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, das droben ist, und nicht nach dem, das auf Erden ist."

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Was thut aber Christus droben? Oder warum ist er hinauf gefahren, und nicht hier unten blieben? Ist er müßig, oder thut er etwas? Davon redet der 68. Psalm sehr fein und spricht: Du bist in die Höbe gefahren, und hast das Gefängniß gefangen. Das ist über die Massen lieblich und tröstlich geredt', und läßt sich ansehen, als habe Christus eben auf diesen Pfalm dazumal gedacht, da er Luc. 11 das Gleichniß giebt von dem starken Gewapneten, der sein Haus im Fries den bewahret, bis ein Stärferer über ihn fommt, und überwindet ihn, der nimmt ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und theilet den Raub aus.

Denn wir arme Menschen sind um der Sünde wils len unter des Teufels und des Todes Tyrannei; die

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halten uns so gewaltig gefangen, daß unmöglich ist, daß wir uns selbst können ledig machen aus solchem Gefäng niß. Der Teufel zielet auf uns ohn' Unterlaß mit seinen feurigen Pfeilen, und versucht, wie er uns vers schlinge. Das Geset zeigt uns unsere Sünde an, und verklagt und erschreckt derohalben unser Gewissen, daß es schließen muß: D web! du hast wider Gott und deinen Näbesten gesündiget, darum bist du des Todes schuldig. Wider diese unsere unüberwindlichen Feinde ist keine Rettung, die wir weder von uns selbst, noch andern, es seyen Engel oder Heiligen, fönnen haben. Aber Christus als der Stärkere, fommt, giebt sich erstlich in aller Demuth dahin unter das Gesetze, läßt deffelben Urtheil über sich, als den årgsten Sünder, gehen: denn er mußte am Kreuz sterben zwischen zweien Uebelthätern, als ein Aufrührer wider den Kaiser, und Gotteslästerer wider Gott. Bezahlet also mit seinem eignen Tode für der ganzen Welt Sünde, als ein ge= duldig, unschuldig Lämmlein. Da ist keine Kraft noch Macht: denn darum hängt er da, daß er den Tod leiden will.

Als nun das Gefeß, durch sein unrecht Urtheil, an ihm all' sein Recht und Gewalt verloren hat, die Sünde der Welt, durch Sünde verdammt und vertilget, der Tod, so über das ganze menschliche Geschlechte gewaltig herrschete, durch seinen Tod hingericht' und zunichte ge= macht ist, und nun der gekreuzigte Christus in dem Grabe liegt, und niemand keine Gedanken, viel weniger eine Hoffnung noch Trost hat, daß er würde wieder aufstehen; da macht er sich in aller Macht und Herrs lichkeit wieder hervor aus dem Tode, (wie euere Liebe auf's Osterfest reichlich gehöret,) und nimmt, wie der heilige Geist hier sagt,,,das Gefängniß gefangen, das ist, er bricht dem Teufel, Gesetz, Sünde und Tod ihre Macht, und nimmt ihnen das Regiment, daß der „Teufel nicht mehr den Christen schaden, das Gesetz bin, fort sie nicht anklagen, die Sünde nicht mehr schrecken, und der Tod nicht mehr über sle herrschen mag. Darum wird hier eine wunderbarliche Aenderung. Der Teufel hat uns vor so geführt und regiert, daß wir in seinem Strick gefangen, haben alles denken, reden und

thun müssen, nach seinem Willen und Gefallen. So war das Gesetz uns wider und entgegen, offenbarte uns die Sünde, (denn es ist der Sünden Kraft,). daß. die Sünde über uns herrschete, und dem Tode überants wortete, der uns alle aufräumet und verfchlinget.

Dieses schreckliche, unerträgliche Gefängniß, dem boch niemand entlaufen kann, foll nun in Ewigkeit ges fangen seyn, wie der 68. Psalm fröhlich singet:,,Chris stus ist in die Höhe gefahren, und hat das Gefängniß gefangen. Das ist, er bat erstlich: dem Teufel, der ein Gott und Fürst der Welt ist, den Kopf zertreten, ihm seine Gewalt genommen, ihn gefangen und gebun den, und wie St. Petrus spricht, mit Ketten der Finsterniß zur Höllen verstoßen, daß er binfort mit seinen Engeln denen, so an den Herrn Christum glauben, in Ewigkeit nicht fann schaden. Und ob er gleich zornig ist, und greulich wüthet und tobet, und um sich beißet, wie ein böser, wüthiger Hund, an einer Ketten ge= schmiedet; so fann er doch nicht mehr, denn uns ein wenig schrecken und bange machen; aber uns weiter Schaden zu thun, hat ihm unser lieber Herr und Heis land Cbristus, verboten, deß Gefangener er ist, von ihm ausgestoßen, verurtheilet, gerichtet und verdammt ic. Darum bat er keinen Theil an uns, fann auch an uns nicht allein nichts schaffen; sondern je metr er uns Chris sten nachstellet, je vorsichtiger er uns machet, daß wir in Gottes Wort uns üben, Christum, unsern Siegess mann, der der Schlangen den Kopf zertreten bat, ernsts lich anrufen, und uns in seinen Schuß befehlen; da wir sonst, wo der Teufel so grimmig und zornig nicht wäre, zuweilen sicher und nachläßig würden seyn. Weil aber der Feind keinen Frieden giebt, noch ruhen kann, das macht uns vorsichtig, wacker und muthig.

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Wie nun der Teufel, ob er wohl durch unsern Heerfürsten, Cbriftum, gefangen und gebunden ist, nicht aufbört, die Christen, doch obn' ihren Schaden, wie gesagt, ja mit ihrem Nußen und Frommen, anzufechten, sie zu betrüben 2c.: also böret das Gefeß, geistlich vers standen, auch nicht auf die Sünde zu offenbaren, und dieselbige überaus fündig zu machen. Dadurch es denn 3orn anricht', das ist, verflagt, erschreckt und vers

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