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der vom ersten noch vom andern Stück. Dennoch stehet das Urtheil da, als ein gewaltiger Donnerschlag, und schlägt alles zu Boden, was nicht des Glaubens ist an Christum, Wer nicht glaubet, der wird verdammt.“ Er sen Jude oder Heide, Mönch oder Ronne, Bischof pder Bader, Kaiser, König oder Fürst, Bürger oder Bauer, niemand ausgenommen, und thue gleich was er wolle; glaubet er nicht, das ist, fennet er Christum nicht, und tropet nicht auf ihn wider Sünde, Tod und Teufel, so ist er verdammt. Da hilft nichts für, wes der Beschneidung noch Gesetz Mosis, weder Kappe. noch Platte, weder Messe noch Wallfahrt, weder Fas ften noch Beten, noch einige gute Werke: denn es heißt: Wer dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibet über ihn, Job. 3.

Aber gleichwie der Glaube nicht ist ein schläferiger Gedanke, noch menschlicher Wahn, sondern eine lebens dige Zuversicht im Herzen auf Gottes Gnade, und eine Quelle, da alles Gute ausfleußt: also ist auch der Un glaube nicht otiosa speculatio, ein müßiger Gedanke oder Traum, sondern eine Eiterquelle im Grunde des Herzens, da andere Sünden auf folgen mit Haufen, daß man entweder sicher und vermessen dabin gehet, Gott verachtet, den Nähesten basset und neidet, und allerlei Böses thut, und dennoch kein Gewissen darüber machet, oder gar zu erschrocken ist, und in Verzweiflung fället. Denn die Werke des Unglaubens sind nicht verborgen, sondern offenbar, wie St. Paulus lebret, Galat. 5 da er die Werke des Fleisches erzählet. Darum sist der Unglaube nicht ein stilles Ding, das im Herzen liegt, rubet und feiret; sondern das herausquillet, und allerlei böse Früchte bringet. Dagegen aber der Glaube ist auch nicht ein todt Ding, sondern ein lebendig mach tig Ding, da das Herz muthig und fröhlich ist, und troht wider die Sünde und Tod, und spricht: Ich will mich nicht so schrecken lassen; denn ich habe einen Mann (Christum) der hat gesagt: Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig. Dabei bleibe ich, und wage es getrost auf ihn.

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Solcher Glaube aber (wie gesagt) läßt sich nicht, Luther's Werke, 4r Bd.

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auf einmal auslernen. Es bleibet noch große Schwache beit auch in den Heiligen; wie hier von den eilf Apos steln stehet, daß sie noch harte Herzen baben zu glau ben, und deßhalben von Christo gestraft worden. Sie glauben wohl, aber gar schwächlich; und wenn Christus ihr Pflänzlein nicht begossen batte, so wäre es verwellet. Darum sind die Papisten und Schwärmer gute Gesellen, die meinen, der Glaube werde auf ein mal eingegossen mit Kübeln. Wenn ich einen Papisten oder Schwärmer wollte schelten, daß er nicht glaubte, würde er vor Zorn brennen, und sagen: Meinest du, daß ich ein ungläubiger Türke oder Heide sey? Denn sobald sie den Glauben haben hören nennen, ist kein Unglaube mehr bei ihnen, wie sie sich dunken lassen. Aber es ist nicht allein von den Eilfen gesagt, daß hier stehet,,,Jesus schalt ihren Unglauben und ihres Hers zens Härtigkeit; sondern es ist auch von mir und dir, und von uns allen insgemein gesagt, daß wir nicht. glauben, und ein bart Herz baben. Denn wo wir glaubten, so würde unser Herz muthiger und fröhlicher seyn, und sich nicht so bald schrecken lassen; item, wir würden frömmter und lustiger seyn, zu allen guten Wer ken. Weil wir aber noch traurig und erschrocken, dazu falt und faul seyn Gutes zu thun, und es nirgends mit uns fort will, so ist's ein gewiß Zeichen, daß uns fer Herz noch voll Unglaubens steckt. Darum kann ich mich von diesem Tert nicht ausziehen, sondern muß bes fennen, daß ich und meines Gleichen noch im Unglauben und in Herzens Härtigkeit stecken. Weil wir aber noch

Wort hangen (das Christus spricht: Wer da glaubt und getauft ist, der wird selig?) so wird uns der Text forthelfen.

Darum will das Wort immerdar getrieben und ge. lernet, und der Glaube geübt seyn, auf daß wir, wenn die Anfechtung daher tritt, fest stehen. Wo du sicher und schläferig seyn willst, und dich nicht im Wort und Glauben üben, so hat dich der Teufel bald ges stürzt mit einem Stürmwinde, und gleich als wie mit einem Plazregen verschwemmet. Wo du aber am Wort fleißig bist, und dich im Glauben übest, so wird mit der Zeit ein Mann aus dir, der das Pflänzlein im

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merdar begeußt, daß es nicht verwelke; und der dem Teufel einen Kampf ausstehen kann. Derohalben läßt sich der Glaube nicht auf einmal außlernen, sondern will stets geüber, und das Wort will ohne Unterlaß getries ben seyn: denn das Wort und der heilige Geist ist das Wasser, damit das Pflanzlein begossen wird.

So sollen wir nun aus diesem Evangelio lernen, was der Unterscheid sen zwischen der Lehre des Glans bens, und zwischen andern Lehren. Andere Lehren von

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menschlichen Werken sind höllische Lehren, die zur Hölle zu predigen. Aber die Lehre des Glaubens ist eine himmlische Lehre, die gehet über alle. Das Gesetz soll und muß gebalten seyn; aber weil wir es nicht halten fönnen, so bangen wir uns an Christum, auf daß wir durch den Glauben an ihn felig werden. Und in fol. chem Glauben gehen wir hin, und thun, was wir vers mögen. Das läßt sich aber nicht auf einmal auslernen. Darum will das Wort immerdar getrieben, und der Glaube geübet seyn. Dazu verleihe uns Gott seine Gnade durch Christum unsern Heiland, Amen.

Predigt am Sonntage Exaudi,

über das Evangelium Job. 15, 26 bis Cap. 16, 4. Õཨཊྛ ནྟི (Nach Dietrich).

Im heutigen Evangelio sind zwei Stüde. Das erste vom beiligen Geist; das andere, von der fünftigen Vers folgung, fo denen begegnen wird, die das Evangelium vor der Welt befkennen und predigen.

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Vom heiligen Geist wisset ihr, daß wir glauben, daß er ewiger, allmächtiger Gott sey. Demselben giebt der Herr Christus einen sondern Namen, und heißt ihn „einen Tröster. Will damit anzeigen, so wir wollen Christen seyn, daß wir etwas wagen, und drüber leiden müssen. Denn was bedürft ́es Trosts, wo nicht Leiden und Kümmerniß uns auf dem Hals läge? Das Leiden aber, zeigt der Herr an, werde das seyn, daß man die Christen nicht allein tödten werde, welches noch ge

ring wäre, fondern man werbe sle töbten, und die, fo es thun, werden noch recht, ja Gott einen Dienst dazu wollen gethan haben, und die Christen, so leiden, müss sen Unrecht haben. Das heißt schändlich und schmählich tödten, da jedermann sprechen wird: Ei, dem Keßer geschieht Recht, man sollt nicht wollen, daß es ihm ans Ders gienge 2c. Daß also bei der Christen Tod kein Trost vor der Welt ist; denn man würget sie als Kezs ger. So ist das Gewissen bei ihnen auch schwach, daß fie oft denken: Wer weiß, ob du es auch recht ges macht, und ihm nicht zu viel gethan hast? Müssen also vor der Welt, und schier auch in ihrem Gewissen Unrecht baben.

Dazu dienet nun dieser Name, daß der Herr den beiligen Geist einen Tröster heißt, als sollte er fas gen: Ich weiß, wie es euch 'gehen wird, daß ihr bei euch selbst wenig, und in der Welt gar keinen Trost werdet finden. Aber ich will euch in solcher Noth nicht stecken lassen, will euch nicht so in den Schlamm hinein führen, daß ihr ersaufen sollt; sondern wenn kein Trost mehr in der Welt ist, und ihr gar erschrocken und blöde seyd, will ich euch den heiligen Geist senden, der ein Tröster ist, und soll euch im Herzen zusprechen, daß ihr nicht verzagen, und euch deß halten sollt, was er euch vorsaget.

Nun sind zweierlei Trost. Der eine ist ein weltlis cher Trost; das ist ein falscher und lügenhaftiger Trost: denn er stehet darauf, daß ein Mensch sich verlägt auf Gut, Ehre, Gewalt, auf großer Fürsten und Herren Freundschaft und Gunst. Der (spricht Chriftus bier,) werdet ihr, meine Jünger, feins haben, sondern es soll noch wohl alles wider euch, und nicht mit euch seyn, daß die Welt ihre Gewalt, Ehre, Gut und Vermögen wider euch brauchen, und euch damit wird dämpfen wollen. Solches sollt ihr nicht erschrecken, daß ihr solchen Trost nicht babt: denn es ist doch ein elender, schlech= ten Troft, der nicht länger währet, bis ein Fieber, Pestilenz, Haupt oder Bauchwebe fommt, so ist's schon ausgetröstet. Ich aber will euch, einen andern Tröster schaffen, den Geißt der Wahrheit, der euch dann trösten soll, wenn ihr erschrocken, blöd, elend,

armselig und verlaffen seyd, belde, vor den Leuten, nad in eurem Herzen vor euch selbst. Denn darum führet der beilige Geist den Namen, daß er ein Tröster heißt, und nicht ein Betrüber. Denn wo Traurigkeit und Bes trübniß ist, da ist der heilige Geist, der Tröster, nicht daheim. Dieser Tröster nun heißt auch,,ein Geist der Wahrheit: denn er tröstet nicht wie die Welt, da tein Bestand bei ist, sondern sein Trost währet ewigs lich, und fann niemand betrügen.

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Aber da stößet sich's wieder; denn das Gewissen spricht: Du sagest mir wohl von einem Trost; aber ich füble ihn nicht, ja das Widerspiel fühle ich, daß die Welt Freud' und Trost hat, da dagegen die Christen sich leiden müssen. Johannes, der Täufer muß seinen Kopf bergeben; Herodes und feine Hure panketieren dieweil mit einander, und haben einen guten Muth. Mit uns gehet's auch also; die Welt gönnet uns nicht einen Bissen Brods, und läßt sich jedermann dünfen, was er einem Christen Uebels thue, das sey wohl ges than. Dagegen Papst, Cardinäle, Bischöfe, und alles, was dem Evangelio feind ist, das hat gute ruhige Tage, sigt obn' alle Anfechtung im Rosengarten. Heißt nun das getröstet? Ja, spricht Christus, es heißt ges tröstet; aber du müßt ein Unterscheid zwischen dem Trös sten machen. Die Welt hat auch ihren Troft, das ist wahr; denn sonst könnte sie nicht so sicher, fröhlich und guter Dinge seyn. Aber es ist nicht ein Trost, der da fommt vom Geist der Wahrheit, sondern es ist ein lüs genbaftiger Trost: denn sehr bald kann sich's zutragen, daß alles, deß die Welt sich tröstet, nicht mehr trösten noch belfen kann.

Dagegen aber ist dieser Tröster, den die Christen haben,,,ein Geist der Wahrheit“, der einen beständigen Trost in unsere Herzen giebt. Darum, obgleich der liebe Johannes den Troft nicht hat, welchen Hero. des und seine Hure haben, sondern ihrenthalben muß er elendiglich im Thurm liegen, und, ungetröstet bleiben, und endlich den Kopf verlieren; so schreiet ihm doch der beilige Geist zu, und redet ihm in's Herz binein, und spricht: Lieber Johannes, lehre dich an das Schrecken nicht, daß du fo elendiglich da liegst, und die arge

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