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an bem Menschen der Sachen keine, der ihr ihn bes fchuldiget; Herobes auch nicht. Denn ich habe euch zu ihm gesandt, und siehe, man hat nichts auf ihn bracht, das des Todes werth sey. Darum will ich ihn züchtigen, und los laffen. Denn er mußte ihnen einen nach Gewohnheit des Festes los geben."

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Er hatte aber: (spricht Matthaus, wie wir ges hört haben) zu der Zeit einen Gefangenen, einen fonderlichen vor andern, der hieß Barrabas. Den stellet Pilatus neben' Christo, läßt den Juden die Wahl, der Hoffnung, es würde für Barrabam niemand bitten, weil er fo ein arger Aufrührer und Mörder war, der den Tod nur wohl verschuldet hat.

Aber die Hohenpriester und Weltesten haben das Volk überredt, um Barrabam zu bitten. Da schrie (fagt Lucas weiter) der ganze Haufe, und sprach Hinweg mit diefem, und gieb uns Barrabam los, welcher war um eines Aufruhrs, der in der Stadt ges schah, und um eines Mords willen, ins Gefängniß geworfen. Da rief Pilatus abermal zu ihnen, und wollte Jesum los lassen. Sie riefen aber, und spras chen: Kreuzige, Freuzige ihn! Er aber sprach sum drittenmal zu ihnen: Was hat denn dieser übels ge, than? Ich finde keine Ursache des Tod's an ihm, dars um will ich ihn züchtigen, und los lassen. Aber fe lagen ihm an mit großem Geschret, und forderten, Daß er getreuziget würde."

Da nun Pilatus auf dem Nichtstuhl saß, (sagt Matthaus) schickte sein Weib zu ihm, und ließ ihm fagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerech ten, ich habe heute viel erlitten im Traum um seinets wegen."

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Das ist auch eine treffliche Warnung gewesen, vielleicht von einem guten Engel, der im Traum des Pilatus Frau angezeigt hat, was Unglücks und Jam mers Pilatus auf sich und die Seinen laden würde, wo er den Juden zu Willen sey, und auf ihr Anhal= ten ben unschuldigen Jesum würge. Aber wie die Warnung bei Juba vergebens und umsonst war; alfo half's an Pilato leztlich auch nicht. Gleichwohl weh

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ret er sich noch eine Weile. Da es aber nicht will fort gehen mit dem Lediglassen (denn die Juden, welchen Christus verheißen war, gönneten dem årgsten Mörder das Leben, ihn aber, den Fürsten des Lebens, wollen sie schlecht todt haben) versucht's Pilatus noch einmal auf die Weise, nimmt Jesum, und geißelt ihn, wie die Evangelisten weiter sagen.

,,Da nahmen die Kriegsknechte des Landpfles gers Jesum zu sich in das Richthaus, und fam: melten um ihn die ganze Schaar, und zogen ihn aus und geißelten ihn, und legten ihm einen Purs purmantel an, und flochten eine Krone von Dornen, feßten sie ihm auf sein Haupt, und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand (an Statt eines Scepters) beugeten die Knie vor ihm, spotteten ihn, und fiens gen an ihn zu grüßen, und sprachen: Gegrüßet seyst du König der Juden! und schlugen ihn ins Angesichte, und speieten ihn an, und nahmen das Rohr, und schlugen damit sein Haupt, und fielen auf die Knie, und beteten ihn an."

Hier und die ganze Passion durch aus siehest du, lieber Christ, wie der höllische Satan allen seinen giftigen, bittern, teuflischen Haß, Zorn und Grimm über unsern lieben Herrn ausgegossen hat, daß freilich kein Mensch je auf Erden solche große, schwere Mars ter und Leiden, Hohn, Schmach und Spott erduldet und ausgestanden hat, als eben Gottes Sohn; und Das um meiner, deiner und aller Welt Sünde willen zc. Weil aber die Sünde durch kein ander Opfer hat mögen versöhnet werden, denn allein durch Christi Leiden und Sterben, ist gut zu rechnen, wie unmäßig groß und schrecklich Gottes Zorn wider die Sünde ist; und wiederum wie unaussprechlich, ja unausforschlich, Gottes Barmherzigkeit und Gnade gegen uns vers dammte Menschen ist, daß er um unserer Sünde willen feinen eingebornen Sohn in den schmählichen Tod am Kreuz dahin gibt sc.

Nun ist bei den Römern bräuchlich gewesen, daß, ehe man die Hebelthäter hat abgethan, sie zuvor ges stáupt find worden; daher denn Pilatus Christum auch

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Lift geißeln. Gleichwohl hat er noch Hoffnung, und vers fuchet, ob er ihn könnte ledig machen. Führet dero halb Jefum mit sich heraus, da thn die Kriegsknechte geftaupt, und wieder angezogen hatten, im Purpurs kleid und mit der Dornen Krone, und spricht zu ihnen : "Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß ihr erkens net, daß ich keine Schuld an ihm finde."

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,,Also (spricht Johannes) gieng Jesus heraus, und trug eine Dornen Krone und Purpurkleid. Und Piz latus spricht zu ihnen: Sehet doch welch ein Mensch das ist!" Als wollte er fagen: Ihr sollt euch je ant folcher Strafe lassen sättigen, well doch euere Anklage so gar nichtig, und seine Unschuld so lauter ist. Aber solches half auch nicht.

Die Hohenpriester und ihre Diener, sobald fie Jefum sahen, und merkten, daß Pilatus noch damit umgienge, wie er ihn könnte ledig machen, schrieen fie: ,,Kreuzige, treuzige ihn!" Pilatum verdroß solche große Unbilligkeit. Denn, wie Matthäus sagt, er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hat: ten, darum antwortet er ihnen stumpf wieder: „Nehs met ihr ihn hin, und kreuziget ihn; denn ich finde, keine Schuld an ihm. Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesek, und nach dem Gesek soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn ge: macht."

,,Da Pilatus das Wort hörete, fürchtete er sich noch mehr, und gieng wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu: Von wannen bist du? Aber Jea fus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe dich zu kreuzigen, und Macht habe dich los zu geben? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben. Darum, der mich dir überantwortet hat, der hat's größere Sünde."

Dieses ist auch eine starke Warnung. Denn Pi latus vergreift fich hier zu weit, und läßt seines Ges walts halb fich bedünken (wie weltliche Oberkeit mit solcher Hoffart Fch sehr viel verfündiget,) es stehe die

Sache in seinen Händen, daß er thun oder lassen mos ge, was er wolle. Nein (spricht Christus) Pilate, du thuft ihm zu viel; halt Maaß. Hast du Gewalt, fo hast du sie nicht von dir selbst; fie kommt von oben herab. Darum brauche derselben also, daß du davon wissest Antwort zu geben. Solche Warnung nimmt Pilatus an, und trachtet weiter, wie er ihn könne ledig machen. Aber die Juden wollten keineswegs, schrien und sprachen: „Läffest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist wider den Kaiser.“

Da Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus, und sehte sich auf den Richtstuhl, an der Stätte, die da heißt, Hochpflaster, auf Hebräisch aber Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in den Ostern, um die sechste Stunde (das ist um Mittag). Und er sprach zu den Juden: Sehet, das ist euer König." (Als wollte er fagen: Ihr bleibt noch auf der Anflage, als habe er sich zum König gemacht. Ach des Königs! Ihr thut ihm groß Unrecht. Was siehet doch einem König oder Aufrührer an ihm gleich? Aber es war vergebens). Sie schrieen aber: Weg, weg mit Dem. Kreuzige ihn. Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antwor teten: Wir haben keinen König, denn den Kaiser."

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„Da aber Pilatus sahe, daß er nichts schaffete, föndern daß ein viel größer Getümmel ward, gedachte er dem Volke gnug zu thun, und urtheilte, daß ihre Bitte geschähe, nahm Wasser, und wusch die Hände vor dem Volk, und sprach: Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten. Sehet ihr zu. Da antwortete das ganze Volk, und sprach: Sein Blut koms me über uns, und über unsere Kinder." (Das ist, ges schieht ihm Unrecht, so gehe es über uns und unsern Kindern aus.),Da gab er ihnen Barrabam los, der um Aufruhrs und Mords willen war ins Gefängniß geworfen, um welchen sie baten; Jefum aber, gegeißelt und verspottet, übergab er ihrem Willen, daß er ge=

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Freuziget würde." So viel ist mit dem Herrn Christo vor Pilato gehandelt worden.

Die achte Predigt.

Erklärung etlicher Stücke aus dieser Historia.

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In diesem Stück der Historie des Herrn Christi find sehr viel feiner tröstlicher Puncte christlicher Lehre; aber weil es auf eine Predigt zu viel, und die Hiz storie an ihr selbst lang gnug ist, wollen wir vornemlich drei Stücke vor uns nehmen. Das erste, daß in der Historie so oftmals die Unschuld unsers leben Herrn Chrifti von Pilato und andern bezeuget ist. Das andere, die Bekenntniß, die Christus vor Pilato thut, und trefflich vom heiligen Paulo, 1. Timoth, 6 gerühmet wird. Das dritte, von Pilato und den Ju den, wie sie beide das Blut unfers lieben Herrn Chris fti so geringe achten, welches ihnen doch nachher eine untragliche und ewige Last wird, die sie in alles zeits liches und ewiges Unglück bringet.

Vom ersten höret eure Liebe durch und durch, wie Pilatus immerdar auf dem beharret, er finde keine Ursache des Todes an Christo. Sein Weib schickt auch zu ihm, und läßt ihm sagen, er soll mit diesem ges rechten und unschuldigen Mann nichts zu thun haben. Pilatus befindet auch aus allen Handlungen, und nach fleißiger Nachforschung so viel, daß es eitel Haß und Neid sey, welchen die Hohenpriester und Aeltesten wiDer Christum gefaßt hatten. Dergleichen Zeugnisse finden sich nach dem Tode Christt noch mehr und ge waltiger, da die großen herrlichen Wunderwerke erges hen, eine große Finsterniß

Schein verleuret, der Vorhard, die Sonne den

im Tempel mitten ente

awei zerreißet, die Erde bebet, die Felsen zerreißen, die Gräber sich aufthun, und viel Leiber der Heiligen aufz stehen zc. Derohalb der Hauptmann frei öffentlich bes Fennet, und faget: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen."Und das Volk, das dabei stund, und zusahe, und zu Herzen nahm, was da geschah,

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