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und durch sein priesterlich Opfer und Gebet, so er jest am Kreuz gethan, ausgerichtet habe; sintemal er den Schacher am Galgen zum Heiligen machet, und will ihn nicht in Sünden bleiben, noch verderben lassen. Solches aber thut er nicht darum, als hátte er einen Wohlgefallen an den Sünden, oder daß wir in Sünden bleiben, und drin fortfahren sollen. Nein, weil er für die Sünder leidet, will er, daß sie nicht mehr also bleiben, sondern fromm und heilig seyn, und sich befehren sollen. Wie man hier an dem Schächer fiehet, der kehret sich um, und beschuldiget sich selbst seiner Sünden halb; vertrauet aber auf diesen Herrn Christum, daß ihm Gott durch ihn und um feinetwillen, werde die Sünde vergeben, und das ewige Leben geben.

Also wird gar ein andrer Mensch aus ihm, und sein schmählicher Tod, den er wohl verdienet hat, wird nun ein rechter Gottesdienst, daß er hinfort nicht mehr leidet als ein Mörder, sondern als ein Heiliger. Denn er stirbt im rechten Bekenntniß und herzlichen Vertrauen auf die Gnade Gottes durch Christum, und läßt ihm seine Sünde von Herzen leid seyn; und fåhet nun an, Gott gehorsam zu seyn, und viel gute. Werke zu thun; ehret und lobet Gott mit seinem Leiz den, bekennet und preiset öffentlich aller Welt diesen gekreuzigten Christum, strafet und vermahnet jedermann. Buße zu thun, und an diesen Herrn zu glauben ic. Und Summa, dieser Glaube an Christum macht ihn nicht allein zum Heiligen, sondern bringt ihn in's. Paradies, und zum ewigen Leben; wie der Herr Christus ihm zusagt: „Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du bei mir seyn im Paradies.“

Diesem Exempel sollen wir folgen, und nicht ge: denken, wie rohe, gottlose Leute pflegen: Ich will süne digen, auf daß mich Christus erlöse, und seine Gnade an mir beweise. Nein, keineswegs; sondern also ges 'denke: Ich bin in Sünden geboren, ich bin voll Uns flats und böser Lüste, darf derohalb nicht allererst anfahen zu fündigen, daß ich mich für einen Sünder möge rühmen; ich bin vorhin leider allzu ein großer

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Sander, ich liege bereits in Gottes Zorn, und zum ewigen Tod verdammt. Darum will ich nun, well mir Gott aus grundloser Barmherzigkeit zur Buße rufet, mich zu ihm kehren, und Zuflucht haben zu diesem Herrn, der durch sein Leiden für die Sünder bezahlet, und durch seinen unschuldigen Tod mich vom wohlverdienten, nnd längst verschuldeten Tode erlöset, und mit Gott versöhnet hat.

Wer aber solche Gnadenpredigt mißbrauchen, von Sünden nicht ablassen, dieselbe nicht bekennen, noch ihm nicht wollte leid lassen seyn, der mag den andern Mörder zur Linken, die Obersten der Juden und die Kriegsknechte ansehen, und bedenken, wie ihnen solches gerathen, und was sie mit ihrem unbußfertigen Leben verdient haben. Denn willst du des Herrn Christi, feines Leidens und Gebets genießen, so mußt du des andern Schächers Weise folgen, der feine Sünde bekennet, um Gnade bittet, und den Herrn Christum bekennet, er sey ein Herr und König des ewigen Lebens. Das verleihe uns unser lieber Herr Christus, unser ewiger König, Umen.

Die zwölfte Predigt,

Wie der Herr Christus seine Mutter Johanni befiehlet, und die Kriegsknechte dem Herrn Christo die Beine nicht brechen, sondern seine Seite mit einem Speer öffnen, daraus zugleich Blut und Wasser fleußt. Aus dem Evangelio,

Johan, 19, 25 37.

Der heilige Johannes erzählet am Ende, ber Paßion drei Stücke, da die andern Evangelisten nichts von schreiben, und sind doch zur Lehre und zum Troft sonderlich nük. Derohalb, daß wir diese Historie ganz und gar haben, wollen wir sie auch mit nehmen.

Das erste ist, daß der Herr am Kreuze feine Mutter dem Johanni befiehlet, und wiederum Johannem seiner Mutter, daß fie als Mutter und Kind,

Se denn Johannes

gegen einander gefinnet, unter einander ich lieben,
und alles Gutes beweisen
sagt, er habe die Mutter des Herrn so bald in seine
Pflege genommen, und fie als seine Mutter gehalten.

Diese 'Historie deutet man gemeiniglich auf das vierte Gebot, das, da heißt: Ehre Vater und Mutter, auf daß dir's wohlgehe, und du lange lebest auf Er den. Wie denn Johannes, der hier um solches guten Werks willen gerühmet wird, lánger denn andere Apos stel gelebt hat, nämlich, 68 Jahr nach der Aufersteh ung Christi. Ob nun wohl solches nicht unrecht ges deutet ist, so ist's doch viel zu enge: denn was der Herr hier am Kreuz thut und redet, soll man nicht einziehen auf wenig oder einzelne Personen. Er fasset mit seinem Wert und Worten die ganze Welt, sons, derlich aber seine christliche Kirche.

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Darum müssen wir dieß Wort, ob es gleich Chris ftus zu Maria und Johanne allein redet, auch lassen einen gemeinen Befehl seyn, gegen alle Christen und Die ganze Kirche, daß wir alle untereinander (weil Christus am Kreuz hanget, und uns alle durch seinen Tod von Sünde und Tod erlöset) sollen seyn wie Mutter und Sohn, die einander herzlich liebhaben, helfen und rathen, womit sie können. Daß es also einerlei Meinung fey mit dem Wort, das der Herr im leßten Abendmahl sehr oft wiederhöhlet: „Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebet, gleich wie ich euch liebe. Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebet habe." Denn man wird doch keine herzliche und höhere Liebe finden, denn sie zwischen Mutter und Kindern ist..

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Insonderheit aber weil der Herr das Wortlein Mutter und Sohn braucht, fiehet er auf das Kirchenregiment, das ist, auf beide Theile. Erstlich auf die, so das Wort führen, und darnach auf die Zuhörer. Denn gleich wie eine Mutter ihr Kindlein nähret, und sein mit allem Fleiß wartet, bis es ers wächst und start wird; also thun die rechtschaffenen Prediger auch, haben Mühe und Arbeit, bis sie das Volk unterrichten, und feine Christen aus ihnen ma

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chen. Daher nennet- Paulus feine Schüler Kinder, die er wie eine Mutter mit Mühe und Arbeit aufer zogen habe, 1. Cor. 4. Gal. 4. 1. Thess. 2. Wo es nun in der Kirchen recht zugehet, sollen die, so das Predigamt führen, ein Mutterherz gegen die Kirche haben. Denn wo solch Herz nicht da ist, wird man faul und verdroffen, und fonderlich zum Leiden uns willig; wie der Herr sehr fein anzeigt, Joh. 21, da er Petro das Predigamt befiehlet, und zuvor ihn dreis mal fraget:,,Simon Johanna, hast du mich lieb 24 Als wollte er sagen: Es sey denn dein Herz gegen die Schäflein, wie ein Mutterherz gegen ihre Kinder: (die läufet durch ein Feuer, nur daß sie ihre Kinder era retten könne) fo wirst du zu keinem Prediger taugen; Mühe, Arbeit, Undank, Haß, Neid und allerlei Leis. den wird dir in diesem Amte begegnen: wo nun das Mutterherz, die große Liebe, nicht da ist, und die Prediger treibet, da wird der Schäflein übel gewartet.

Wiederum auf der andern Seite, die, welchen das Predigtamt nicht befohlen ist, sondern bedürfen, daß man sie unterrichte und lehre, sollen Söhne seyn, fich lassen weisen, führen, nähren, und in andere Weise ihrer pflegen lassen, und also gegen ihre Leh rer, wie ein frommes Kind gegen seine Mutter, sich halten. Die Liebe ist wohl in Kindern nicht so groß gegen die Mütter, als wiederum; wie das Sprich wort lautet: Amor descendit, non ascendit, die Liebe wächst mehr unter sich, denn über sich; so treibet doch die Natur fromme Kinder dahin, daß sie ihre Aeltern ehren, ihnen auch gern wieder dienen und willfahren in allem, was ihnen liebet und nuket. Wenn's also gehet zwischen Mutter und Sohn, Pres diger und Kirche, so stehet's sehr wohl.

Wo es aber an der einem fehlet, daß entweder die Kirchendiener das mütterliche Herz nicht haben, oder die Zuhörer kindliche Treu nicht leisten, ist's nicht möglich, daß es könne recht zugehen, oder Gott einen Gefallen dran haben. Wie wir leider erfahren mit dem Papst, Bischöfen, und demselben ganzen Haufen; Denen fehler's am Mutterherz. Sie lassen sich bes

bünken, sie haben das Amt nur darum, daß sie groz ße Herrn sind, und gute Tage follen haben. Darum wird nicht allein der Schäflein übel gewartet, sondern fie schinden und schlachten sie ihres Gefallens an Leib, Gut und der Seelen, wie leider vor Augen ist. Wies derum findet sich auch oft Mangel an den Zuhörern, daß sie als ungerathene Kinder ihre Seelsorger übel halten, wie man bei uns an Bauren, Bürgern, und sonderlich am Adel fiehet, daß sie gegen ihre PfarrHerrn so genau, karg und filzig sind, daß felten einer ist, der mit Willen zum Predigtamt gibt, was er zu geben schuldig ist. So doch der heilige Paulus trefs lich und ernstlich vermahnet, daß man mit dem Zeits lichen gegen die nicht soll karg seyn, welche uns das Geistliche mittheilen. Und ist nicht möglich, folche Undankbarkeit muß dem Evangelio großen Schaden thun, neben dem, daß Gott solche unartige Kinder auch nicht ungestraft läßt.

Darum sollen wir diesen Befehl unsers Herrn Christi wohl merken und zu Herzen nehmen, der da am Kreuz so herzlich beide für Lehrer und Schüler oder Kirche forget. Die Lehrer und Seelsorger vers mahnet er zu mütterlicher Liebe; die Zuhörer aber und Kirche zu kindlicher Treu, Dankbarkeit und Gehorsam. Wo man beiderseits dieser feligen Vermahnung unsers lieben Herrn Christi nachkommet, da gehet alles fein zu, und Gott will mit Glück und Segen dabei feyn. Das ist das erste.

Die andern zwei Stück, wie dem Herrn Christo tein Bein zerbrochen, und feine Seite mit einem Speer geöffnet fey worden, haben zumal das Ansehen nicht, als wäre es etwas fonderliches dahinten. Weil aber der Evangelist Johannes klare Zeugnisse der Schrift hervor bringt, daß Moses und Zacharias solchs so viel hundert Jahr zuvor haben geweissaget, müssen wir bekennen, es lassen sich solche zwei Stüd so geringe ansehen, als sie immer wollen, daß viel. dran gelegen sey: denn der heilige Geist redet nichts vergebens, noch umsonst. Und ist solches am heilis gen Evangelisten Johanne eine rechte apoftolische Art,

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