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be, bie man nicht erkennet, daß Sünde sey. Die Günde, so man für Sünde erkennet, es sey Unglaube, oder Schwachheit des Glaubens, oder andere Fehler, das find alles vergebliche Sünden; Gott will mich um folcher Sünde willen nicht verwerfen, sondern will mir's vergeben, so ferne ich's bekenne, daß Sünde sey, um Gnade bitte, und mich an Christum halte. Die Sünde aber, so man nicht für Sünde erkennet, sons dern vertheidiget, find unvergebliche Sünden; denn sie wollen nicht Sünde feyn, und streiten wider die Gnade.

Unsere Papisten, und ihr Anhang, wollen wissend und willig nicht anders thun, wollens auch nicht für Sünde erkennen, begehren auch nicht Christus Opfer für die Sünde; die sündigen wider den heiligen Geist, und verleugnen die Gnade Gottes: für dieselben bits tet hier Christus nicht; sondern für die, die nicht wissen, was fie thun, die sollen dieses Opfers und Gebets sich trösten, und wissen, daß ihnen die Sünde vergeben sind.

Das sey kurz gesagt von dem Gebet Christi am Kreuz, damit er anzeiget, warum er da leide, daß dies se Sünder, die unwisfeud sündigen, und lassen's ihnen Leid feyn, sollen um seines Opfers willen einen gnås digen Gott haben, der ihnen ihre Sünde nicht zurechs nen, sondern gnädiglich vergeben wolle.

Das andere Wort Jefu am Kreuz ist, daß er zum Schacher zur rechten. Hand spricht: Wahrlich ich fage dir, heute wirst du mit mir im Paradies feyn." Der linke Schächer lästert Jefum, und spricht: ,,Bist du Christus, so hilf dir selbst und uns." Der rechte Schacher aber straft ihn, und spricht: „Fürchtest du dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammniß bist? 2c." And kehret sich zu Jesu, und spricht: Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst. Da sagt ihm Christus zu das Hims melreich, und spricht: Heute wirst du mit mir im Paradies seyn." Das ist die schöne treffliche Historia, Dergleichen man nirgend findet..

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Denn erstlich ist dieß ein groß Wunderzeichen, und sehr tröstlich, daß dieser Schächer zur rechten Hand, der recht und billig zum Tode verdammt ist, beide zeitlich und ewig, eben wie der linke Schächer, und keine gute Werke hat, und seiner Sünden halben Urs fach hat sich vor Gott zu fürchten, dennoch einen Muth faffet, und die Zuversicht zu Christo hat, er werde ihn in sein Reich nehmen. Zum andern ist das auch ein groß Wunder, daß dieser Schächer und Mörder sich an das große ergerniß nicht kehret, daß er siehet Jesum von beiderlei Regiment, geistlich und weltlich, zum Tode verdammt, gelåstert uud geschäns det werden. Denn da verspotten ihn die Obersten, und sprechen: Er hat andern geholfen, er helfe ihn felber, ist er Christus, der Auserwählte Gottes." Die Kriegsknechte verspotten ihn auch, bringen ihm Essig, und sprechen: „Bist du der Judenkönig, so hilf dir felber;" Denn da stund die Ueberschrift über seinem. Haupte: Jesus von Nazareth, der Judenkönig." Der linke Schacher lästert ihn auch, und spricht: „Bist du Christus, so hilf dir und uns." In Summa, jeders mann ärgert sich an ihm, und hält nichts von ihm, auch die Jünger selbst; ob sie wohl eines Theils um's Kreuz herum stunden, hatten sie doch keine Hoffnung mehr. Allein dieser Schächer zur rechten Hand årgert sich nicht an ihm, also daß er auch den linken Schächer um sein Låstern strafet. Es ist wohl ein groß stark Aergerniß, daran sich alle Welt stößt, daß Christus so eines schmählichen Todes stirbt dens noch reißet dieser Schächer hindurch, und hat fo großen Glauben, daß er Christum, der neben ihm am Kreuze hanget, einen Herrn und König nennen darf. Wer hat, das je gehöret? Er strafet die gans ze Welt Lügen, und siehet nicht an, was andere Leus te von ihm halten, ober sagen, und rufet ihn an, als einen ewigen König.

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Die andern halten ihn für einen Gottlosen und Narren; er aber heißt ihn einen Herrn, und sagt, er habe ein Reich; und begehret, wenn er im selben Neich werde seyn, daß er sein gedenken wolle. Nun

war es ja um die Zeit, daß ihr keiner den Abend mit dem Leben erreichen konnte. Derohalben glaubet er, Chriftus fey ein Herr eines andern und ewigen Lebens. Das lasse einen großen trefflichen Glauben, und ein herrlich Bekenntniß seyn, da sonst alle Welt an Christo verzweifelt, und nichts von ihm hält.

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So foll man die Christenheit erhalten, das ist Gottes Werk, da alle Welt dahin fällt, Juden und Heiden Christum kreuzigen und lästern, die Jünger ihn verlassen, da berufet Gott diesen Schächer. Also will er noch heutiges Tages feine christliche Kirche erhalten; wenn schon alle von Christo abfallen, Kaiser, König, Papst, Bischöfe, die Mächtigsten und Gelehrs testen auf Erden, so will doch Gott ein Häuflein bes halten, das seinen Geist haben, und ihn vor der Welt bekennen soll. Darum ist dieß ein Trostbild und Exe empel der ganzen Christenheit, daß Gott den Glaus ben an Christum, und das Bekenntniß nicht will lase fen untergehen. Wollen die Jünger sammt andern, die dem Herrn Christo verwandt, nicht bekennen noch glauben, sondern aus Furcht leugnen, sich an ihm ärgern, und davon laufen; so muß ein Uebelthäter oder Mörder hervor, diefen Christum bekennen, von ihm predigen, und andere Leute lehren, was man von ihm halten, und was man sich sein trösten soll. Denn unser Herr Gott will Christum nicht ohne Leute lafs fen, die ihn bekennen, sollte es gleich nur ein Dieb am Galgen, oder ein Mörder auf dem Nade seyn. C Darum ist dieß eine tröstliche Historia, daraus wir lernen sollen, was Christus für Leute habe, die in sein Reich gehören, die sich zu ihm finden, und denen er alle Gnade beweisen will, nämlich, die Súnder sind, und ihre Sünde bekennen, und von Herzen um Gnade bitten; dieselben sollen Gnade und Vers gebung finden. Denn eben, wie er vor gebeten hat; also beweiset er's mit der That, daß er darum da sen, und wolle Sünde vergeben, denen, die ihre Sünde erkennen, und Bergebung begehren und glauben. So bald dieser Schächer sich schuldig giebt, und Christum

anrufet, ist er von Stund an erhöret, und ist die erste Frucht, so auf des Herrn Gebet am Kreuze folget.

Warum nimmt Christus nicht zuerst an Petrum, oder einen andern Heiligen? Warum läßt er die erste Frucht feines Gebets seyn, daß er einen Schalk und Mörder, durch sein Blut und Wunden, von Sünden und ewigem Tode erlöset, und félig macht? Antwort: Er hat damit anzeigen wollen, daß sein_Reich nicht gehe über die Heiligen, sondern über die Sünder; it Trost allen armen Sündern, daß sie gewiß glauben, und nicht daran zweifeln, Christus sey nicht gestorben für die Gerechten, sondern für die Ungerechten und Sünder, wie er selbst saget, Matth. 9: Ich bin koms men die Sünder zur Buße zu rufen, und nicht die Frommen." Darum, wer da gedenket, er wolle sterben als ein heiliger Mensch, und ohne alle Sünde, der wird kommen in den Himmel, da das Feuer zum Fenfter ausschlägt, und die Teufel tanzen. Denn wer nicht ein Sunder seyn will, der darf des Herrn Christi und seines Leidens nirgend zu; denn er ist nicht um dam der Sünder fein selbst willen, willen gestorben.

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Derohalben soll man diese Historia für ein. Eeempel halten, da Christus mit der That beweiset, was er mit seinem Leiden gesuchet und erworben hat; sintes mal er einen Mörder am Galgen zum Heiligen machet, der nicht in Sünden bleibet, sondern ein ewiger Heiliger wird. Denn Christus ist nicht also für die Sünder gestorben, daß sie in Sünden bleiben und forts fahren; sondern daß er sie von Sünden erlöfe, und daß sie sich bekehren fromm und heilig werden; wie man hier an dem Schächer fiehet, Aus demselbent machet Christus einen ewigen Heiligen, (denn er bleis bet nicht ein Schächer und Mörder, sondern bekehret fich) und aus dem Galgen und Tode, welchen der

Schacher, wie er selbst bekenne verdienet hat, machet

Christus einen Gottesdienst, daß er hinfort nicht mehr leidet als ein Mörder, sondern als ein Christ und rechter heiliger. Denn er stirbet im Bekenntniß und

Bent glam, läßt ihm" "feine" Sünde von

Luther's Werke. 3. Bd.

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Herzen leid seyn, und hat den Vorsak, wo ihn Gott länger auf dieser Erden ließe, daß er nicht mehr als so fündigen wollte. Durch solchen Glauben erlanget er das fröhliche Urtheil, daß er nicht allein rein von Sünden, sondern auch ewig felig, und ein Erbe des Paradieses gesprochen wird.

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So haben wir nun die Frucht des Leidens Christi angezeiget, erstlich in dem Worte, feines Gebets; dars nach auch in dem Worte des Werks und der That, daß er dem Schacher zur rechten Hand, der ihn an rufet, das Paradies verheißet. Solchem Erempel fol= len wir folgen, und nicht gedenken, wie rohe, gottlose Leute pflegen, welche sprechen: Ich will sündigen, auf daß mich Christus erlöse, und seine Gnade an mir beweise. Nein, feinesweges. Denn unser Fleisch ist vorhin nicht allein voll Krankheit und Unflats, sondern auch voll Sünden. Weil wir nun vorhin tief genug in Sünden und im Tode stecken, ist's ohne Noth, daß wir weiter fündigen, sondern sollen darnach trachten, wie wir mit Gott versöhnet werden, und die Sünde je mehr und mehr durch Gottes Gnade aus fegen. Das fen von den zweien Worten Christi am Kreuz gefaget. Gott verleihe uns seine Gnade, daß wir's mogen fassen und behalten, Amen.

Die fünfte Predigt.

Bon der Passion, wie Christus begraben fen, und vom 53. Cap. Jefaiá.

Wir haben die Passion und Historia des Leidens Christi gehöret, bis auf das leßte Stück, wie er in's Grab geleget, und im Grabe verwahret sey. Von demselben Stücke schreiben die heiligen Evangelisten, Johannes und Matthäus also: Joh. 19, 31 Matth. 27, 62-66.

42.

„Die Juden aber, dieweil es der Rüstiag daß nicht die Leichnam an dem Kreuze blieben am

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