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Predigt, am dritten Osterfeiertage, dvd über das Evang. Luc. 24, 36-48,

gehalten im Jahre 1533.

(Nach Dietrich.)

Diese Historia ist auch am Ostertage geschehen, eben dazumal, da die zween Jünger von Emmaus wieder gen Jerusalem kamen, und den Jüngern vers kündigen, was ihnen begegnet, und wie sie den Herrn gesehen haben, und ist eben die Historia, so man auf den Fünftigen Sonntag aus Johanne predigen, wird; ohne daß daselbst von Thoma insonderheit homa insonderheit gemeldet, und die Geschichte, so über acht Tage hers nach gefolget, auch mit angehänget ist. Nun könnte man wohl viel Stücke draus machen; denn es eine reiche Materia ist; aber weil wir den Artikel von Der Auferstehung verrichtet haben, wollen wir es beé, Diesen zweien Stücken, fo die vornehmsten find, bleis ben lassen. Das erste, daß die Jünger, da der Herr unversehens, durch verschlossene Thüre zu ihnen kommt, vor ihm erschrecken, und meinen, es sey ein Geist.

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Aus diesen Worten haben wir, daß es nicht neu ist, daß man Geister pflegt zu sehen. Denn er selbst, der Herr läugnet's nicht, als follten die Geister sich nicht sehen lassen; fondern bekräftiget's mit dem, dag. er zwischen den Geistern und ihm einen Unterscheid, macht. Denn also spricht er: „Warum erschrecket ihr, und Sehet meine Hände, und meine. dentet also ? Füße. Ein Geist hat nicht Fleisch noch Bein."

Solches ist nüße und noth, daß man wisse, daß wir nicht so alleine find, als wäre der Teufel über hundert Meilen Wegs von uns. uns Er ist allenthalb, um uns, und zeucht zuweilen eine Larve an; wie ich selbst gesehen habe, daß er sich sehen läßt, als wäre er eine Saue, ein brennender Strohwisch, und ders gleichen. Das muß man wissen, und dienet uns das. zu, daß man keinen Aberglauben daraus mache, und halte folche Geister für Menschenseelen; wie bisher ges fchehen, und die pápstische Messe sehr dadurch geför

dert, und hoch erhoben ist worden. - Denn jedermapn
hielte es dafür, wenn der Teufel sich also sehen und
hören ließ, es wären Menschenseelen; wie man deß
;" wie
gute Zeugniß hat, nicht allein aus des Papsts Scris
benten, sondern auch aus Gregorio und andern alten
Lehrern, daß sie es nicht für Teufelsgespenste, sondern
für gläubige Seelen gehalten haben. Was aber dars
aus für greuliche Irrthümer und Abgötterei gefolget,
wissen wir leider! nur allzuviel.

Denn damit hat man das Fegfeuer erhalten.
Durch das Fegfeuer hat man darnach das Verdienst
eigener und andrer guten Werke erhalten, als sollten
dieselben den Verstorbenen zu Nugen kommen. Wie
aber durch solche falsche Lehre, das Sterben und Aufe
erstehen Christi fey verkleinert, und Menschenwerk ges
ehret worden, ist leicht abzunehmen. Zum dritten ist
daraus gefolget, der greuliche Greuel mit der Messe,
badurch das Opfer Chrifti ganz verdunkelt, und das
Abendmahl des Herrn zum greulichen Mißbrauch vers
Fehret ist worden, als wäre es den Todten, und nicht
den Lebendigen zu genießen eingefeßet. Solcher Jams!
mer ist aller aus diesem Aberglauben erstanden, daß,
wo der Teufel eine Larve angezogen, sich jest da also,
jezt am andern Ort anders hat
olaffen, jedermann
geglaubet hat, es sen nicht der Teufel, sondern eine
Menschenseele. Sonst wo man es für den Teufel
hätte gehalten, würde man langsam ihnen geglaubet
haben: denn man weiß, daß er ein Mörder und ein
Lügner ist. Derohalb Chriftus fein Zeugniß auch
dazumal nicht hat wollen haben, da er die Wahrheit,
faget; wie man siehet Marci am 1. und an andern
Orten, da thm Christus das Reden verbeut, und will
fein Zeugniß nicht haben, ob er gleich die Wahrheit
fagt.

Ist derohalb ein nöthig Stück, daß wir wissen und glauben, es fey wahr, daß der Teufel sich zuweilen läßt sehen, jest so, jest anders. Wie denn die lieben heiligen Engel auch thun. Denn wir gehen und stehen immer zwischen Engeln und Teufeln. Die Teufel dichten und trachten, wie sie uns würgen, verführen,

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und Schaden & mögen thun; die guten Engel aber find um uns, wenn wir fromm und gottfürchtig find, daß fie uns vor Schaden behüten und bewahren. Solches fall man wissen, auf daß wir lernen Gott fürchten, und uns alle Tage desto fleißiger segnen, und desto ernster Gott um Schuß anrufen wider die bösen Geister; daß sie uns nicht schaden, mit Pestilenz, oder sonst nicht vergiften, noch andern Jammer ans richten mögen.no

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Wer vor folchem begehret sicher zu seyn, 'da ist das allerbeste und gewisseste, daß man in Gottesfurcht" lebe, fleißig bete, viel und gern von Gottes Wort rede. Solches ist das rechte Kreuz, damit wir uns fegnen, und wider den Feind schüßen sollen. Denn

Da kann er nicht bleiben, wo Gottes Wort im he

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zen ister muß sich trollen. so bleibt er jeßt in dieser Kirche nicht. Denn also spricht Christus: „Wo zween oder brei in meinem Namen versammelt find, da will ich mitten unter ihnen seyn.“ Wo aber Chris ftus ist, da wird der Teufel nicht lange hausen köns nen. Darum foll man Gottes Wort gern hören, oft und viel daran gedenken, und gern davon reden. Wo man aber leuget, afterredet in Sünden und bösem Gewissen lebt, da tritt der böse Feind herzu, Christus aber und seine Engel weichen davon. Derohalb follis es niemand leugnen, daß der Teufel sich nicht lasse sehen, daß er die Leute nicht schrecke noch verführe, oder ihnen heimlicherweise Schaden thue. Wenn er aber solches thut, fo lerne, und mache das heilige Kreuz: nicht allein mit der Hand vor dich; sondern trachte, daß du es in deinem Herzen habest, daß du mit Gottes Bort bich tröstest und beteft. Lasse ihn darnach scharren und poltern, wie lange er will, du sollst wohl sicher vor ihm Bleiben. Sage es ihm nur getrost unter Augen) und sprich: Du bist ein Teufel, und bleibest ein Teufel; ich aber bin ein Christ, und habe einen stärkern Herrn über mir, denn du bist: darum lasse mich zufrieden.

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Mir ist's selbst oft wiederfahren, daß er mir ein Gepolter im Haufe angericht, und mich hat wollen

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fchreden. Aber ich habe meinen Beruf vor mir ger
nommen, und gesagt: Ich weiß, daß mich Gott in
dieses Haus gefeht hat, daß ich drinnen soll Herr seyn.
Hast du nun einen stärkern. Beruf denn ich und bist
hierin Herr, so bleibe do. Aber ich weiß wohl, daß
du nicht Herr bist, du gehörest an einen andern Ort,
nämlich, in Abgrund der Höllen. Habe also wieder
eingeschlafen, und ihn lassen böse feyn: denn ich habe
gewußt, daß er mir nichts hat können. thun. Das
ist nun das erste Stück, welches wir nicht haben köns
nen auslassen: fintemal die Jünger, und der Herr
felbst, von Geistern reden, die da böse Geister sind,
und darum
furchtsam machen.

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mcheinen, daß sie die Leute schrecken, und

Das andere Stück ist, daß Christus sagt: „Also. ift's geschrieben, und also mußte. Christus leiden, und auferstehen von den Todten, am dritten Tage, und predigen lassen in feinem Namen: Buße und Verges bung der Sünden, unter allen Völkerny und ansahen zu Jerusalem."

16 dan

Bu Jerufalem, spricht er, soll diese Predigt ans: fahen, und darnach in aller Welt erschallen, daß: Christus habe müssen sterben, und von Todten aufers. stehen. Wozu? dazu, „daß in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden, und sonst in keinem Namen, geprediget würde.“ Daß also keine Buße,› kein Ablaß gelte, weder in St. Peters, oder in St. Pauls, viel, viel weniger in meinem Namen, daß ich wollte ein Mönch werden, dieses oder jenes Werk vors nehmen, Vergebung der Sünden damit zu verdienen. Sondern es heißt:,,In seinem Namen soll man Vers: gebung prebigen, daß er sie durch sein Leiden und Auferstehung erworben hat. Daß, wer Vergebung der Sünden will haben, der soll glauben, daß Chris ftus für ihn gelitten, und wieder von den Todten auferstanden sey. Das soll die rechte Predigt seyn.

Auf daß man aber wisse, daß solche Predigt nicht/ sobald tonne gefasset und ausgelernet werden, wenn d man's einmal gehöret hat, darum sehet der Evangelist diese Worte mit Fleiß hinzu, und spricht: Er der

Herr Chriftus, „öffnete ihnen das Verständniß, daß fie die Schrift verstunden." Solchs gehört dazu; sonst gehen die Leute in und aus der Predigt, wie Kühe. Da ist kein Verstand; and kann auch keiner ta fenn, Christus sey denn zuvor da, und öffne den. Verstand.

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Was hat es aber für eine Meinung, daß der Herr Buße und Vergebung der Sünden" zusammens faffet, und sagt mit ausgedrückten Worten: „Solche Predigt foll zu Jerusalem anfahen.“ Das ist doch je ein verdrießlicher Befehl, daß man zu Jerusalém foll anfahen, Buße und Vergebung der Sünden zu pres bigen, da die größten Heiligen, die Leviten, nHohenz priester, und das Volk Gottes war. Da follte, doch jedermann meinen, es dürfte solcher Predigt von der Buße und Vergebung der Sünden gar nicht. and Aber der Herr will so viel fagen: Ihr: bieben Leviten und Juden, ihr sollt die ersten seyn, und an euch soll man anheben, die Buße zu predigen, daß thr euch follt beffern; oder ihr sollt nimmermehr zu Vergebung der Sünden kommen. Denn „Buße près digen" heißt anders nichts, denn einen einen Sünder schelten und ihm sagen, er sey in einem verdammits chen Stande und Wesen, da es unmöglich sey, daß er fönne selig werden, wo er sich nicht bekehre, und anders werde.

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Fon Solche Bußpredigt will der Herr, daß sie in aller Welt foll gehen. Derohalb kein Mensch sich kann entschuldigen, wir müssen uns alle für Sünder bes schuldigen und dargeben. Was wäre es sonst, daß man uns von der Buße follte predigen? Ja, er will, daß solche Predigt zu Jerusalem, unter dem Volke Gottes, und an dem heiligsten Orte, soll angehen; daß man den Pharifäern sagen foll, daß fie sich besa fern. Denn sie machen's vor Gott årger, denn Hus ren und Buben; sintemal sie sich noch für fromm und heilig achten, als dürften fie folcher Bußpredigt nicht.

In Summa, Christus verdammt mit diesem Bes fehl die ganze Welt, und schilt fie alle Sünder, und will, fo wir anders begehren selig zu werden, daß ein Buther's Werke. 3. Be

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