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Das i nun die Lehre aus dem heutigen Evanger lio, daß die, so ihre Sünde bekennen, und wissen, daß fie Sünder seyn, sollen Vergebung der Sünden haben, in dem Namen Christi. Das scheint eine leichte Kunst seyn, wie man zu Vergebung der Suns ben kommen soll. Denn man darf darum nicht Steine tragen, Kirchen bauen, Messe lesen; sondern allein foll man Gottes Wort hören, Gott die Ehre geben, wenn er uns Buße läßt predigen, daß er wahr habe, und wir arme Sünder find; und darnach lernen auf Gottes Gnade vertrauen und bauen, und auf den Namen Jesu sehen, in welchem Vergebung der Güns Den geprediget wird. Wer solches glaubet, dem fanu die Sünde nicht schaden: denn er hat Christum und feinen Namen, und ist gerecht." Nicht darum pals hatte er keine Sünde gethan; sondern, daß wir um Christi willen, aus Gnaden, von Gott für heis lig und gerecht gehalten werden. Wie wir in unserm Glauben beten, und bekennen: Ich glaube Ablaß oder Vergebung der Sünden. – Für solche Gnade follew wir Gott danken, daß wir zum Reiche Christi --und seinem Wort find kommen, welches ein Gnadenreich ist, darin durch den Namen Jesu, alle Sünden sollen vergeben werden.

Das ist die Lehre von Vergebung der Sünden $ Die foll man wohl unterscheiden von der andern Lehi re, da

als folle heißt, von guten Werken. Nicht darum,

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als sollten die, so begehren felig zu werden, nicht gute thun; denn solcher Gehorsam ist uns lange zuvor aufgelegt, im Gesetz: sondern darum, daß folche gute Werke niemand zu Vergebung der Sünden dies men können. Denn Petrus und Paulus, und alle Heiligen, fie feyn ihres Lebens halb so fromm sie wols len, fo hilft fte es vor Gott nicht; sondern allein hilft fie, daß fie an Christum glauben, daß sie durch seinen Tod Vergebung der Sünden haben. Daß es also beides seyn muß, gute Werke sollen wir thun, und dennoch Bergebung der Sünden allein im Nas men Chrifti glauben. Das verleihe uns unser lieber Herr Chriftus, Amen.

Predigten am Sonntage Quasimodigenti.
Erste Predigt.

Heber das Evangelium Joh. 20, 19-FL.

Gehalten im Jahre 1533.

(Nach Dietrich).

Diese Historia haben wir in dev nähesten Pres Digt gehört, daß sie auf den Ostertag geschehen sey, nachdem die Jünger von Emmaus wieder gen Jerus falém kommen, und den andern verkündiget haben, wie sie den Herrn gesehen haben. Nun hat aber Joe hannes die Art vor andern Evangelisten, daß er nicht allein die Historien erzählet, sondern auch die Predigt. Christi und Worte hinzu seßet, da vornehmlich und am meisten an gelegen ist. Also meldet er hier die Worte, die man in andern Evangelisten nicht findet, wie der Herr dazumal, nachdem er feinen Jüngern Friede wünschet, und Hände und Füße gezeiget, habe er zu ihnen gesagt: Wie mich der Water gesandt hat, so sende ich euch."

Das sind treffliche Worte, mit welchen er ihnen das Predigtamt befiehlet, und bringet das Leiden und die Auferstehung Christi in feinen rechten Brauch und Uebung. Denn wo es außerhalb des Predigtamts allein wäre blieben bei der Historie oder Geschicht, so wäre die Geschicht uns gar nichts nüße gewesen. Wie man im Papsithum siehet, da hat man die Historie recht und gut, wie wir sie haben; aber weil man fie im Predigtamt nicht führet, wie Christus hier befiehs let, bleibet es ohne alle Frucht, eben als wäre es eis ne Geschichte von Dieterich von Bern, die man höret und lehret; aber man hat nicht mehr davon, denn das Wissen. Derohalb liegt es an dem, daß man die Historie vom Leiden und Auferstehung Christi in thren rechten Brauch bringe.

Solches aber geschieht auf die Herr hier von predigt, und spricht: wie mich mein Vater gesandt hat."

Weise, da der

Ich sende euch,
Wie aber ber

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Wates Chrißum gefandt habe, lehret lange zuvor ber Heilige Jesaias, im 61. Kapitel: Der Geist des Herrn ist bei mir, darum hat mich der Herr gesalbet. Er hat mich gesandt den Elenden zu predigen, die serbrochenen Herzen zu verbinden; su predigen den Gefangenen die Erledigung, den Gebundenen eine Deffnung, su predigen ein angenehmes Jahr des. Herrn." Das ist der Befehl, da Christus mit gesandt ist. Und faget hier, er sende seine Sünger auch also, wie er gesandt sey, und befehle ihnen fürder bis zum. Ende der Welt folch Umt, das er geführet hat, daß sie eben dermassen predigen sollen, wie er habe gepres biget. Daß also dieser Befehl, und das Aussenden allein auf die Lehre gehet, daß die Jünger dieselben Don Christo führen sollen, eben wie er von sich selbst geführet hat.

Was nun solches für eine Lehre sey, sagt Jesatas mit feinen, herrlichen, klaren Worten, daß Christus. Dazu gefalbet und gesandt sey, daß er soll die ers. schrockenen, blöden, verzagten Herzen trösten. Welche Predigt nun anders, denn also gehet, das ist nicht Die rechte Predigt Chrifti; Christus hat sie auch ges wißlich nicht befohlen: sondern es ist eine Mosespres digt. Denn Moses predigt also, daß die erschrockenen, bidden Herzen noch mehr erschrecken, und verzagter werden. Christi Predigt aber ist, dadurch die Elens den getröstet werden. Denn Christus hat sollen mit einem sondern neuen Befehl kommen, darum, daß die Werke, die er ausgerichtet, auch neue Werke sind, ders gleichen vorhin in der Welt nicht geschehen, daß Got tes Sohn selbst gelitten, und von den Todten wieder auferstanden ist. Eben nun wie Jesaias von der Lehe re Christ weissaget; also hören wir hier von Christo auch. Denn also lauten des Evangelisten, und seine Worte: Und er blies feine Jünger an, und sprach zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist; welchen ihr die Sünde vergebet, denen find fie vergeben; welchen ihr sie aber behaltet, benen find fie behalten."

Da habt ihr das rechte geistliche Regiment, wel ches man ja so weit vom weltlichen Regiment foll

fondern, als weit Himmel und Erden von einander find. Die nun in diesem geistlichen Regiment find, die sind rechte Könige, rechte Fürsten, rechte Herren, und haben zu regleren, Aber hier siehe und lerne, wie solches Regiment umschránket fen, und wie weit es gehe. Nämlich (wie die Worte klar lautén) fo weit die Welt ist; und soll doch sonst mit nichts zu thun haben, denn mit den Sünden. Es foll weder. mit Geld noch Gut, mit der Nahrung, noch allem, was zur Nahrung gehöret, nicht umgehen. Damit follen Kaiser und Könige, Fürsten und Herren zu thun haben, alles ordnen und machen, wie es dem gemeinen Nußen und Frieden am besten ist. Aber biefes geistliche Regiment ist allein auf die Sünder gestellet. Wo die Sünde angehet, da soll dieses Res giment auch angehen, und sonst nicht,

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Denn dafür soll man fich hüten, daß man's nicht menge, und nicht in einander werfe, wie der Papst, und seine Bischöfe gethan haben, die des geistlichen Regiments so haben mißbraucht, daß fie weltliche Hers ren worden sind, und Kaiser und Könige fich vor ih nen haben bücken müssen. Das hat Christus seinen Jüngern nicht befohlen, fie au weltlichem Regiment nicht ausgefandt; sondern das Predigtamt ihnen bes fohlen, und mit demselben das Regiment über die Sünde. Daß alfo des Predigtamts eigene Definitio ist, daß man das Evangelium von Christo predigen, und Sünde den zerschlagenen, fürchtsamen Gewissen vergeben; aber den Unbußfertigen und Sichern Sünde behalten, und sie binden soll.

Solches Binden hat der Papst auch jämmerlich verkehret, und weit von dem geführet, das im Lehrs amte binden heißt; denn er hat's dahin gedeutet, als möge er Gefeß und Ordnung nicht allein in den Kirchen, sondern über alle Welt machen, wie es ihm gue denke, Aber die Meinung har's gar nicht. J. als ein Prediger, und von Chrifto Gesandter, foll dich nichts vom Haushalten, von Ackerbau, vom Weibneh men, von der Nahrung, und anderm lehren; denn au solchem hat die Gott deine Bernunft geben. Wo

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bu aber dich in viel Ding nicht recht fannst schlden ba magst du Juristen, und andere weltweise Leute zu brauchen, die darin rathen können. Mein Befehk aber und Regiment gehet nur auf die Sünde, daß ich dich lehre, wie du deiner Sünden halb hättest twig müssen verloren feyn, wo Chriftus dafür nicht bezahlet, und gnug gethan, hätte,

Darum stehet der ganze Handel dieser Lehre auf dem, daß man darauf sehe, was Sünde sey. Súne Des heißt nicht Geld noch Gut, Königreich, Nahrung Brod, Wein, noch anders dergleichen; sondern es heißt eine Last, die dir dein Herz und Gewissen bea schweret vor Gott, daß du dich vor seinem Zorn fürchten, und der ewigen Verdammniß gewarten mußt, Denn wir reden hier von wahrhaftigen, rechten Süng ben, die Gott für Sünde hält, und ewigen Todes werth find; nicht von erdichteten Sünden, da die Gaul ler, Papst und Bischöfe mit umgehen, daß einer an einem verbotenen Tage nicht fastet, oder Fleisch Affet baß ein Mönch ohn einem Scheppler, eine Nonne ohne einen Wethel gehet. Dieses: find påpstische Suns den, die vor den Fladenweiheen, die es erdacht haben, Sünde find; vor Gott aber find es nicht Sünden, verdammen auch niemand; denn Gott hat solches nirgend verboten. Hier aber reden wir von Sünden, Das rechte und wahrhaftige Sünden find, die fein Mensch erdacht hat, sondern darin mtr geboren find und leben; die wider Gottes Gebot find, und damider Gottes Gebot seuget, nicht allein der Menschen Gez Bot. Mit folchen Sünden, sagt der Herr hier, follen "Die Apostel umgehen, daß fie fe vergeben, oder binden und behalten sollen. Mit Geld, Gut und weltlichen Handeln sollen fe nicht umgehen. Daß also in eines jeglichen Apostels oder Predigers Munde liegen aller Welt Sünde, des Teufels Macht, und der Höllen Rachen, wenn du unbußfertig, Richer und böse fenn willst, daß fie dich drein werfen Fönnen. Wiederum, liegt auch in der Apostel Munde das Leiden und die Auferstehung Christi, sammt dem Himmel und ewis gem Leben nicht für ihre Person, sondern daß fe

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