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chen. Das verleihe, uns unser lieber, Vater im Hime mel, durch seinen heiligen Geist, Amen.

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Die siebente Predigt.

Wie Christus vor Pilato verklagt, und endlich zum
Tode verurtheilet ist,

21st Matth: 27, 11 - 31.

Euere Liebe hat in der nåhesten Predigt gehöret den Proceß, der mit unserm Herrn Christo vor dem Hohenpriester ist gehalten worden. Nun folget, nach dem sie ihn vor Pilatum bracht', was daselbst sich habe zugetragen. Weil aber in diesem Stück die Evangeliften etwas ungleich sind, und nicht ordentlich alle aller Stücke gedenken, sondern einer das, der an dere ein anders anzeigt, ist's vonnöthen, daß man die ganze Geschicht aus allen vieren zusammenziehe, und ordentlich, wie sie ergangen, nach einander erzähle.

Aufs erste meldet der Evangelist Johannes: Als fie Jefum von Caiphas Haus sehr früh vor das Richt haus haben gebracht, haben sie nicht wollen hineins gehen, auf daß sie nicht unrein würden, sondern Ostern möchten effen. Denn weil sie diese unrein geacht, und sich von andern mußten absondern, die ohngefähr in ein Haus kamen, da jemand in gestorben war, achten fie, weil man in diesem Haus über's Blut urtheilete, es mochte ihnen solches schaden Und gedachten nicht Die blinden Leute, daß dieses weit eine größere Sünde wäre, unschuldig

lut vergießen. Solche Heiligkeit finden wir an unfern Papisten auch, die halten's viel für eine geringere Sünde, die armen Christen um's Evangelii willen verfolgen und würgen, denn am Freis tag, Fleisch, oder Eier in der Marterwochen essen. Jenes thun sie geringlicher, als wäre nicht viel daran gelegen. Aber hier, da gar keine Sünde ist, sondern allein Menschengebot, machen sie ihnen ein schweres Gewissen über. Da nun die heiligen Leute in bas

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Richthaus nicht gehen wollen, muß Pilatus zu ihnen hers ausgehen, und fraget sie: „Was bringet ihr, für, Klage wider diesen Menschen ?"Sie antworten frech und stols: Wäre dieser nicht ein Uebelthäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet." Gerade, als wären fie fo aufrichtig und fromm, daß man sich zu ihnen nicht permuthen sollte, daß sie etwas, Unrechtes vornehmen, Uber Pilatus begegnet ihnen sehr fein, und spricht; So nehmet ihr ihn hin, und richtet ihn, nach eurem Gefeß." Als wollte er fagen: Wir, Romer, haben fols chen Brauch nicht, daß wir jemand richten, ohne vorhergehende Erkenntniß. It das bei euch Juden recht, fo mogt ihr ihn tödten; ich will's nicht thun, Also fiehet man fein, wie die Juden, nachdem sie alles nach Nothdurft berathschlaget, dennoch ihnen selbst nicht trauen; sie besorgen, es werde die Anklage den Stich nicht halten. Die Juden wollen solches dennoch nicht unberedet lassen; denn es thut ihnen sehr weh, ants worten derohalben: Wir dürfen niemand tödten. Als wollten fie fagen: Hátten wir die Macht, es sollte an dich nicht gelanget seyn; aber das Halsgericht ist vom Kaiser uns genommen, und dir gegeben; derohalben dente, und komme deinem Amte nach.

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Hier sehet Johannes hinzu:,,auf daß erfüllet würde das Wort Jesu, welches er sagte, da er deutete, welches Todes er sterben würde.“, Denn solches hatte er ihnen zuvor gesagt, wie er müßte den Heiden überantwortet werden, Matth. 20. Luc. 17. » Auf daß aber dennoch fie eine Anklage hatten, schreibt Lucas, haben sie ihn mit diesen Worten verklagt: „Wir fins den diesen, daß er das Volk abwendet, und verbeut, den Bins dem Kaiser zu geben und spricht. Er sey Christus, ein König." Da horest du, warum sie ihn Pilato überantworteten. Aber wie fälschlich sie den lieben Herrn anliegen, weiset die Historia ngenugsam aus. Bmar Christus hátte ses damit stark, können überweisen, da er rund heraus zu ihnen sagte: Gebt Gotty was Gottes ist, und dem Kaifer, was des Kaisers ist "Aber es hätte ihm nichts geholfen. Er mus fich laffen beschuldigen, er fry ein Aufrührer,

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wende das Boll vom Kaiser, verbiete ben Sins, und wolle selbst König seyn.

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On Eben alfo taftern heut'ges Tags das heilige
Evangelium Papst, Cardinal, Bischöfe, Mönche und
Pfaffen, geben ihm Schuld, es fey eine aufrührische
Lehre fehe man zu und wehre nicht, so werde welts
liche Obrigkeit in Verachtung kommen, und niemand
etwas auf sie geben. Das laffe dir nicht wehe thun;
danke Gott, daß du weißt, daß sie, als die verzwei
Herrn
Feinde, und seines Evangelii árgste Lasterer, lugen.
Denn das Evangelium mit andern und höhern Sachen
zu thun hat, nämlich: Es lehret, wie du von Suns
den ledig, und zum ewigen Leben kommen sollst, allein
durch den Glauben an den Sohn Gottes. Das lehe
ret dich das Esangelium; mit weltlichen Sachen hat's
nichts zu thun, läßt's mit denselben bleiben, wie es
Gott durch weltliche Obrigkeit bereits geordnet hat,
und lehret dich derfelben gehorsam seyn.

felten Bösewichter, und giftigsten des Christi

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Als nun Pilatus die Anklage hörete, plaket er nicht so bald d'rauf, sondern wie Johannes sagt, gehet hinein in das Richthaus, und heißet Jesum vor fich führen, fragt ihn, und spricht: „Bist du denn der Juden König? Jesus antwortete Redest du das von dir selbst, oder haben's dir andere von mir ges Fagt ? Als wollte er fagen: Ach, wenn meine Feinde thaten du würdest mich bald entschuldiget haben! Denn das weiß ich, du siehest mich je für keinen Kd= nig an, noch für einen solchen, der Aufruhr erregen wollte.

Pilatus antwortete Bin ich ein Jude ? Dein Polk und die Hohenpriester haben dich mir überantá wortet. Was hast du gethan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden (drob Fampfen, daß ich den Juden nicht überantwortet wärde. Aber nun ist mein Reich nicht von dannen. Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagest's; ich bin ja ein König: Ich bin dazu geboren, und auf die Welk

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kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Spricht Pilatus: Was ist Wahrheit?" Als wollte er sagen: So du ein solcher König bist, der die Wahrheit zeus gen soll, darf man sich vor dir nicht besorgen, dut wirst dem Kaiser wenig Schadens thun. Als wollte der stolze Heide sagen: Man reißet sich wenig um die Wahrheit. Und ist auch leider allzu wahr, und son: derlich jest in dieser argen und lehten Zeit gehet fie betteln. Wer lügen, trügen, geizen, wuchern ze kann, der kommt empor. Was man aber dran gewinnet, soll man bald erfahren.

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Als Pilatus den Herrn gnugsam hatte verhöret, gieng er wieder hinaus zu den Juden, und sprach: Ich finde keine Schuld an ihm, ich finde keine Ursache an diesem Menschen. Aber die Juden (wie Lucas meldet) hielten ferner an, und sprachen: „Er hat das Volk erreget, damit daß er gelehret hat hin und her im ganzen jüdischen Lande, und hat in Galilga ans gefangen bis hieher. Da aber Pilatus Galildam hårete, fragte er: Ob er aus Galilda wäre? Und als er vernahm, daß er unter Herodis Obrigkeit gehörete, überfandte er ihn zu Herodes, welcher in denselbigen Tagen auch zu Jerusalem war. Da nun Herodes Jef fum sahe, war er sehr froh, denn er hätte ihn längst gern, gesehen, denn er hatte viel von ihm gehart, und hoffete, er würde ein Zeichen von ihm sehen, und fra= gete ihn mancherlei. Er aber antwortete ihm nichts. Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten, stunden und verklagten ihn hart. Aber Herodesmit seinem Hofgesinde verrachtete und verspottete ihn, legete ihm ein weiß Kleid an, und fandte, ihn wieder zu Pilato, Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes. Freunde mit einander; denn zuvor waren sie einander feind.“

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Hier möchte sich wohl jemand wundern, warum Der Herr mit Pilato so redet, und guten Bescheid. giebt, aber dem Herodi, der doch König in Galiláa war, nicht ein Wort antworten will. Dieses ist ei gentlich darum geschehen, daß Herodes ein grundbofer Bube, und gleichwohl daneben ein großer Heuchler ger Luther's Werke. 3. Bd.

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wesen ist. Er hatte Johannem den Täufer neulich enthaupten lassen, und lebete sonst in öffentlichem Aers gerniß, daß er seines Brüders Philippi Weib bei sich hatte, und stellete fich doch, als wäre er sehr fromm. Darum ihn der Herr im Evangelio einen Fuchs nen net, da nichts Guts an ist, denn der Balg, ein böses und doch sehr liftiges Thter. Solche Leute sind nicht es find Heuchler, die sich fromm stellen, und gute Worte ge= ben, wie Marc. 6 von Herode geschrieben stehet, daß er Johannem gefürchtet habe, weil er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war, habe ihm in vielen Sachen gehorcht, und ihn gern gehöret. Es ist ihnen aber kein Ernst.Spotter find fie, die das Evangelium für eine Fabel achten, und die Christen für große Narren halten, daß ste um des Glaubens willen große Herrn auf sich laden, und das Ihre in Gefahr sehen. Darum fey ja jedermann mit solchen Leuten zufrieden, gebe ihnen weder Rede noch Ants wort, wie Christus Herodi hier thut.

werth, daß man etwas mit ihnen handelezorte ge=

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Dieses ist hier auch wohl zu merken, daß, gleich wie Pilatus und Herodes über Chrifto dem Herrn, Freunde werden, fo zuvor Feinde waren; also siehet man noch heut ges Tags. Ulle zugleich feßen sich wis der das Evangelium, die sonst sich nicht beisammen Leiden können. Kein Bischof kann sich mit dem ans dern vertragen, kein Orden ist dem andern hold. Die Fürsten können mit einander nicht zufrieden seyn. Ein jeder will der beste seyn, den Vorzug haben, andere drücken und dämpfen. Aber wenn Christus da zwis fchen tommt, und fein Evangelium hervor will, da werden sie alle eins, und sind die besten Freunde, sezen zufammen Gut und Blut, wie es lang zuvor Daz við im 2. P hat geweisfaget.

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Als nun der Herr von Herodes wieder zu Pilas to geführet ward, rief Pilatus (sagt Lucas) die Hor henpriester und die Obersten, und das Volk wieder zus fammen, nnd sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Men schen zu mir gebracht, als der das Volk abwende..

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Und siehe, ich habe "ihn vor-verhöret, und finde

en dem

ihm

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