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Schöpfer ausstößt, so hört sein Charakter deswegen nicht auf, gut zu seyn. Sein Vergehen kömmt mehr von Verzweiflung, als von Verkehrtheit oder Gottlosigkeit her. Er vertraute, wie wir gesagt haben, allzu sehr auf seine vermeinte gerechte Sache. Er glaubte gerecht vor dem Herrn gewandelt, und keine so entfehliche Strafe verdient zu haben. Seine Klagen sind ihm eine kleine Linderung, weil sein Herz voll, und sein Gemüth bis zur Verzweiflung aufgebracht ist. Eliphas verweist ihm sein ungeduldiges Klagen, und die geringe Standhaftigkeit, die er bezeigt, mit sehr nachdrücklichen Worten; worauf Hiob in etwas zu sich zu kommen scheint; sein Gemüth wird ruhiger, und er ist nunmehr im Stande, seine Gedanken deutlicher und mit mehr MáBigkeit zu erkennen zu geben:

So wahr Gott lebet, der mir die Gerechtigkeit entzieht,
Und der Allmächtige, der meine Scele betrübt

(Dennoch ist meine Seele in mir,

Und der Geist Gottes in meiner Nasen);

So wahr redet meine Zunge nie Unrecht,

Und von meinen Lippen kömmt kein Betrug.

Das sei ferne, daß ich euch Recht gebe!

Bis ich vergehe, will ich von meiner Frömmigkeit nicht weichen;
Ich halte fest an meiner Gerechtigkeit, und lasse nicht ab,
Und mein Herz soll mich mein Lebelang nicht schänden.
(Hiob 27, 2-7.)

Welch ein vortreffliches Bild macht er uns von dem Leben, das er im Wohlstande geführt hat, und von dem Ansehen, in welchem er unter seinem Volke stand (29, 7—10.)! von seiner Mildthätigkeit und Bereitwilligkeit, einem Jeden mit seiner Hülfe beizuspringen (29, 11-13.)!

Das Ohr, welches mich hörte, pries mich selig;
Das Auge, welches mich sah, gab mir Zeugniß.
Denn ich errettete den Armen, der da schrie,
Und den Waisen, dem Niemand half.
Des Hülflosen Segen kam auf mich,

Und das Herz der Wittwen habe ich erfreuet.

Aristoteles sagt: man foll in einem Trauerspiele Personen, die in einem hohen Grade tugendhaft sind, nicht unglücklich werden lassen, weil eine solche Begebenheit mehr Unwillen und Kränkung verursacht, als Schrecken und Mitleiden. Hiermit will Aristoteles nicht sagen, daß das Unglück vollkommen tugendhafter Menschen gar kein Schrecken oder Mitleiden erregen sollte;

denn sonst würde er seinen eigenen Grundsäßen widersprechen. Allein nach der hohen Meinung, die er von der menschlichen Tugend hatte, hielt er es für unwürdig, für abscheulich, wenn vollkommen tugendhafte Personen leiden sollten. Diese Regel läßt sich hingegen nach unsern Begriffen keinesweges auf den Hiob anwenden. So nahe er in der Tugend der Vollkommen= heit kömmt, so wenig fehlt es ihm an menschlichen Schwachheiten, um uns zum Mitleiden zu bewegen oder einen Schrecken einzujagen. Wenn der Rechtschaffenste unter den Sterblichen wider die göttlichen Schickungen nicht murren darf, wer kann dann vor dem Herrn bestehen? Wenn vollkommen tugendhafte Personen in das größte Elend verfallen, wer kann sich bereden, von allem übel befreit zu seyn? Die Absicht dieses ganzen Gedichts ist, den Menschen die Zuversicht zu benehmen, die sie zu ihrer eigenen Tugend haben. Cap. 17, 8. 9. fagt Hiob:

Darüber werden die Gerechten erstaunen,

Und wider die Heuchler Unschuldige aufstehen.

Der Fromme wird fest auf seinem Wege beharren,

Und der reiner Hände ist, an Standhaftigkeit zunehmen.

Die Charaktere seiner Freunde sind so, wie sie die Absicht des Gedichts erfordert. Sie sind streng, nachdrücklich in ihren Verweisen, voller Eifer, und durch den frommen Vorsaß, ihn zu trösten, öfters unwillig und züchtigend; Cap. 11, 2. 3.:

Soll man auf viele Worte nichts antworten?
Und muß, wer viel redet, denn Recht haben?
Soll, was du wähnest, die Menschen schweigen machen?
Willst du spotten, und dich soll Niemand beschämen?

Und Cap. 17, 3-5.:

Warum werden wir geachtet wie Vieh?

Und find so unrein in euern Augen?

der du in deinem Zorn deine Seele selbst zerreißest, Soll um deinetwegen die Erde verlassen

Und der Fels von seinem Orte versegt seyn?

Die Sitten der drei Freunde sind fast einerlei. Sie haben alle eben dieselbe Meinung von Hiobs Schicksal, und thun ihm fast durchgehends eben dieselbe Vorstellung. Nur daß sie mit einander abwechseln; und wenn der eine schweigt und dem Hiob Recht zu geben scheint, so nimmt ein anderer die Rede für ihn auf. Sollte hier die Genauigkeit der Neuern eine Mannigfaltigkeit in den Charakteren fordern, so wird man diesen Mangel

der Einfalt der alten Poesie desto eher zu gute halten, da sie ihn durch so viel andere Schönheiten zu ersehen gewußt.

Indessen hat Elihu wirklich einen abstechenden Charakter. Er ist lange so strenge und so bitter nicht, als die übrigen Freunde. Er ist gelinde, fromm, billig, von Bitterkeit und Schmeichelei gleich weit entfernt; und wenn die andern Hiob nur noch mehr reizen, so weiß ihn Elihu durch sein bescheidenes Zureden wieder zu besänftigen.

Der Ausdruck in einem Gedichte bezieht sich entweder auf die Personen, oder auf andere Dinge. Im ersten Falle werden Leidenschaften und Gesinnungen, und im leßtern Beschreibungen vorgebracht. Die Leidenschaften im Hiob sind erhaben und überaus heftig, wie man aus den angeführten Erempeln gesehen haben wird. Indessen fehlt es auch an gelinden Gemüthsbewegungen nicht, die geschickt sind, Mitleiden zu erregen; Cap. 14, 1. 2. 3. 6.:

Der Mensch, vom Weibe geboren,

Ift kurz von Zeit, und von Unruh satt.
Wie eine Blume gehet er auf und welkt,
Fleucht wie ein Schatten, und bestehet nicht.
Und auch auf ihn thust du deine Augen auf,
Und mich führst du ins Gericht vor dir?
Laß ab von ihm, daß er ruhe,

Daß er seine Zeit wie ein Tagelöhner abwarte.

Die ganze Stelle ist voll von den vortrefflichsten Bildern, und ganz im Styl der Elegie geschrieben; zulegt wird der Schmerz heftiger, aber er ist immer noch klåglich und fanftrührend; Cap. 19, 2. 3. 21. 22.:

Wie lange plagt ihr doch meine Seele

Und quälet mich mit Worten?

Es sind nun zehn Mal, daß ihr mich höhnt.

Ihr schämet euch nicht, und dringet in mich.

Erbarmt euch mein, erbarmt euch mein, ihr meine Freunde!
Denn die Hand Gottes hat mich geplagt.

Warum verfolgt ihr mich, wie Gott,

Und werdet meines Fleisches nicht satt?

Von den Beschreibungen wollen wir nur ein einziges Beispiel anführen, von dem kriegerischen Pferde, Cap. 39, 24, 25. (weil wir die übrigen Thiere, die in diesem Gedichte beschrieben, nicht so genau kennen, und folglich nicht urtheilen können, ob die Beschreibungen richtig sind). Wie vortrefflich wird nicht sein

Muth, seine Behendigkeit, und ungestüme Begierde zum Streit beschrieben!

Mit Zittern und Toben verschlingt es die Erde
Und achtet nicht der Trompeten Hall.

Wenn die Trompete forttönet, rufet es Hui!
Und von ferne riecht es den Krieg,

Das Donnern der Fürsten und den Klang.

Zuleht erfolgt eine kurze Wiederholung des Harianischen Sylbenmaaßes: Franciscus Hare, Bischof zu Chichestre, glaubt, durch eine gewisse Hypothese von den besondern Regeln des hebräischen Sylbenmaaßes Rechenschaft geben zu können; welche Hypothese aber vom Lowth bestritten, und deren Unzulänglichkeit bewiesen wird.

Drey Gedichte von dem Verfasser der vermischten Werke in verschiedenen Arten der Dichtkunst. Altona und Leipzig, 1756. in Quart.

(aus der Bibl. der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 1. Stück 1. 1757. S. 168-180.)

Herr Dusch, dessen Geschicklichkeit den Liebhabern der Dichtkunst durch seine vermischten Werke", und vorzüglich durch das darin befindliche schöne Lehrgedicht von den Wissenschaften", bekannt ist, fährt fort, die Früchte seiner fleißigen Muse der Welt mitzutheilen. Die Herren Leipziger und Schweizer haben auf eine Zeit lang den streitigen Wahlplah verlassen; und eine Mittelgattung von Dichtern, die, so zu sagen, weder Whigs, noch Torys sind, füllen indessen die Zwischenscene aus. Alle Liebhaber der Dichtkunst wünschen, daß jene erbitterten Kåmpfer nie wieder zum Vorschein kommen mögen. Die eklektischen Ges dichte kommen unstreitig dem guten Geschmacke nåher, als die geistlosen Hermaniaden, oder die rauhen Geburten der Herren Zürcher, deren lehtere Gedichte gewissermaßen unsere Empfindung mit den Regeln der Dichtkunst in einen Streit verwickelt haben.

Indessen hat man vielleicht Ursache, sich über die Flüchtigkeit dieser neuern Dichter zu beschweren. Statt daß sie uns

schöne Gedichte liefern, würden sie uns unstreitig vortreffliche Gedichte liefern können, wenn sie nur erkennen wollten, daß es ein größer Verdienst ist, untadelhaft, als fruchtbar zu seyn. 3achariå, der sich durch seine komischen Heldengedichte beliebt ge= macht, ist unstreitig in seinen Tagszeiten" sehr gefallen, so viel Wesens auch immer der nachsehende Geschmack der Recensenten von diesem Gedichte macht; und Hr. Dusch hat wenigstens durch die Gedichte, die er nach seinen vermischten Werken" 2c. herausgegeben, nicht viel gewonnen. Von seinem Schooßhunde" wollen wir zu einer andern Zeit unser Urtheil sagen; jest wollen wir uns bemühen, unsern Lesern von diesen ,,dreyen Gedichten" einen Begriff zu machen.

Tolk-Schuby, ein Gedicht an die Herren

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Dieses Gedicht ist fast nichts anders, als eine Nachahmung des vortrefflichen Frühlings" des Hrn. von Kleist, in Reimen und einer vermischten Versart, die Hrn. Dusch eigen ist. Man wird es schon aus dem Worte Nachahmung schließen können, daß er sein Muster nicht erreicht hat; und überhaupt ist Dusch glücklicher in der lehrenden, als in der malenden Dichtungsart. Er weiß den rechten Gesichtspunkt nicht allezeit zu treffen, aus welchem der Dichter einen Gegenstand schildern muß, wenn er ihn angenehm, deutlich und lebhaft schildern soll. Den größten Theil seiner Gemålde hat er von Pope, Thomson, Kleist und andern Dichtern entlehnt, aber dergestalt entlehnt, daß es ihm nicht gelungen ist, sie sich zu eigen zu machen. Ja öfters hat er Figuren aus verschiedenen Dichtern zusammengetragen, die sich gewiß verwundern müssen, wie sie hier neben einander zu stehen kommen. 3. E. bei Gelegenheit eines plöglichen Sturms sagt unser Dichter S. 25.:

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in allgemeiner Pause,

Hält die Natur den Athem; der Puls der Schöpfung steht;
Die alle Hände faltet, da Gott in Wolken geht.

Young fagt in seiner ersten Nacht: die Natur macht eine fürch= terliche Pause; der Puls ihres Lebens steht still. Klopstock

sagt bei einer andern Gelegenheit:

Gott sprachs. überall faltete noch die tiefe Verwundrung
Heilige Hände vor ihm.

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