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,,trage Köcher und Leier, so bist du der leibhaftige Apollo; lag Hörner aus deiner Stirne entsproffen, so bist du Bacchus"; und seht epigrammatisch genug hinzu:

Et Phoebus Daphnem, et Gnossida Bacchus amavit,

Nec norat lyricos illa, vel illa modos.

Pope läßt den Phaon noch schöner werden, als Apollo und
Bacchus:

The harp and bow would you like Phoebus bear,
A brighter Phoebus Phaon might appear;
Would you with ivy wreath your flowing hair,
Not Bacchus' self with Phaon could compare.

Um nun die folgenden Verse:

Yet Phoebus lov'd and Bacchus felt the flame

One Daphne warm'd, and one the Cretan Dame

mit den vorhergehenden zu verbinden, nimmt er seine Zuflucht zu einer sehr geschraubten Anthithese:

Nymphs, that in vers's no more could rival me,

Than ev'n those Gods contend in charms with thee.

Bei Gelegenheit der Sapp h o führt unser Autor zwei Fragmente von dieser Dichterinn an, die nicht so bekannt sind, als die beiden vortrefflichen überbleibsel, deren der Zuschauer" gedenkt. Sie sind kurz, aber ungemein schön und zårtlich. Das erste enthålt eine lebhafte Vorstellung von der schmachtenden Unruhe und Verdrossenheit einer sehr verliebten Person. Wir müssen uns die zårtliche Dichterinn einbilden, wie sie ihre Mutter ernsthaft ansieht, das Gewebe aus den Händen wirft, damit sie sich beschäftigte, und plöglich ausruft:

Γλυκεῖα μάτερ, οὔ τοι

Δύναμαι κρέκειν τὸν ἱστόν,
Πόθῳ δαμεῖσα παιδὸς
Βραδίναν δι' Αφροδίταν.

Dulcis mater! non possum texere telam

Amore victa pueri, per acrem Venerem.

Das zweite Fragment ist von der beschreibenden Gattung, und scheint der Anfang einer Ode an den Abend zu seyn. Man findet es bei dem Demetrius Phalereus:

Εσπερε πάντα φέρεις,

Φέρεις οἶνον, φέρεις αἶγα,

Φέρεις ματέρι παῖδα.
Vesper, omnia fers;

Fers vinum, fers capram,
Fers matri filiam.

Wir konnten uns nicht enthalten, diese beiden vortrefflichen Antiken anzuführen, ob sie gleich eigentlich den Pope nichts angehen. Was aber unser Verf. in einer abermaligen Digreffion von dem engländischen Dichter Fenton und von seinen Schriften sagt, dürfte unsere Leser nicht sehr interessiren. Wir kommen also zu dem Schreiben Abelard's an Eloise, welches das leßte Stück ist, das unser Autor in diesem Bande kritisirt.

Die Geschichte dieses unglücklichen Paars ist zur Elegie vielleicht die bequemste, die man jemals behandelt hat. Das Unglück, das sie betroffen, hat etwas besonderes und ungemeines. Ihre Namen sind zwar bekannt, aber noch nicht sehr gebraucht und gemein worden. Pope war ein vortrefflicher Verbesserer", sagt unser Kunstrichter, ob er gleich kein sonderlicher Erfinder ,,war. So ein schönes Gebäude er auf die kleinen Gespräche ,,des Comte de Gabalis aufgerichtet, eben so vortrefflich hat er ,,die rührenden Züge zu bearbeiten gewußt, die in Abelard's und ,,Eloisens Briefen, und in einer kleinen französischen Geschichte ,,von ihrem Leben und ihren Unglücksfållen zerstreut sind". Nach einigen Anekdoten von der Gelehrsamkeit des Abelard und der Heloisa, welchen Namen Pope des Wohllauts halber in Eloise verwandelt, liefert der Verf. einen zusammenhangenden Auszug aus diesem poetischen Briefe, in welchem er den Streit und den Tumult der Leidenschaften in der Brust dieser verliebten Heiligen deutlich auseinanderseßt, und die Stellen anzeigt, welche Pope aus den lateinischen Briefen genommen und verbessert hat. Wir wollen einige meisterhafte Stellen anführen, die in diesem vortrefflichen Gedichte sehr häufig anzutreffen sind. Es war sehr schwer, in einem so melancholischen Gedichte von dem Unglücke, das Abelard betroffen, mit Unstand zu reden. Man sehe, wie glücklich Pope diese Schwierigkeit überwunden!

Alas! how chang'd! what sudden horrors rise!
A naked lover, bound and bleeding lies!
Where, where was Eloise? her voice, her hand,
Her ponyard had oppos'd the dire command!
Barbarian, stay! that bloody stroke restrain,
The crime was common, common be the pain.

Das ist:

'Ach wie verändert! welche Gräu'l! Gebunden
Und nackt wälzt der Geliebte sich in Blut.

Wo warst du, Eloise? Deine Thränen,

Dein Arm, dein Dolch hätt' diese Wuth verhindert.
Barbar! laß ab von diesem blut'gen Streich!

Du ahndest unerhört gemeine Sünden.

„Man weiß nicht“, sagt unser Kunstrichter, was man hier am „meisten rühmen soll: die lebhafte Schilderung, das Pathetische, ,,oder die künstliche Züchtigkeit, mit welcher die Handlung in ,,diesen vortrefflichen Zeilen auf eine so versteckte Weise vorge ,,tragen worden?"

Nachdem Eloise eine Zeit lang von den allerentgegengeseh testen Leidenschaften, von Pflicht und Vergnügen, Reue und Leidenschaft, Andacht und Liebe, wechselsweise bestürmt wird, entschließt sie sich endlich, der Religion allein Gehör zu geben, und die irdische Liebe aus ihrer Brust zu verbannen. Sie er zählt dem Abelard eine Begebenheit, welche einen so starken Eindruck in sie gemacht, daß sie nunmehr sicher glaubt, auf ihrem Entschlusse beharren zu können. Die Scene, die sie beschreibt, erweckt Ehrfurcht. Sie lag auf einem Grabe, und glaubte in jedem leisen Winde einen Geist ihr zurufen zu hören:

Here as I watch'd the dying lamps around,
From yonder shrine I heard a hollow voice:
Come, sister, come (it said, or seem'd to say),
Thy place is here, sad sister, come away!
Once like thyself I trembled, wept and pray'd,
Love's victim then, but now a sainted maid.

Das ist:

Ich lag beim Schimmer halbverloschner Lampen,
Und aus dem Heiligthum rief eine Stimme:
Komm, Schwester! (sprach sie, oder schien zu sprechen)
Betrübte Schwester, komm! hier ist dein Ort.

Ich war, wie du, der Liebe Opfer einst,

Ich bebte, weinte, betete wie duz

Doch jest bin ich verklärt

Diese Scene", fagt unser Kunstrichter, würde ein schönes ,,Sujet für die Pinsel abgeben, und verdient einen würdigen Maler. Eloise müßte in einer großen gothischen Kirche abgebil ,,det werden, über ihrem Haupt eine düstere Lampe, deren dunk

,ler Schein der Scene nur so viel Licht giebt, als nöthig ist, ,die Finsterniß zu unterscheiden. Man müßte den Augenblick wählen, in welchem sie die Stimme zum ersten Male wahr„nimmt, und sie sich mit Verwunderung und Furcht umsehen ,,laffen“.

,,Dieser Brief überhaupt", sagt unser Verf. am Ende seines Auszuges, „ist eines von den ausgearbeitetsten, und gewiß das ,,interessanteste Stück, das jemals ist abgefaßt worden. Er „macht, nebst der „,Elegie zum Andenken eines unglücklichen Frauen,,zimmers“, das einzige Pathetische aus, das uns Pope geliefert ,,hat". Mich dünkt", seht er endlich hinzu, „Pope habe den „Ruhm, den er bei der Nachwelt als Dichter behaupten wird, ,,vornehmlich seinem Windsor - Forest", seinem Lockenraube", ,,und dem Briefe Abelard's an Eloise" zu verdanken; denn die ,,Begebenheiten und Charaktere, auf welche sich seine übrigen Schrif,,ten beziehen, werden mit der Zeit vergessen und unbekannt ,,werden, und diese dadurch ihre Schönheit verlieren. Denn „Wig und Satyre find wandelbar und vergånglich, aber Natur ,,und Leidenschaft dauern ewig". Hiermit beschließt der Autor den ersten Band.

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Wir sehen der Fortsehung dieses lehrreichen Werks mit vielem Verlangen entgegen. Der Verf. befißt Geschmack und Belesenheit genug, seine Kritik über die übrigen Schriften des Pope interessant zu machen, ob es gleich nicht zu läugnen ist, daß seine Schreibart etwas weitschweifig, und sein beståndiges Ausschweifen aus einer Digression in die andere unange= nehm wird.

Von dem Nationalstolze. Zürich bey Heydegger und Compagnie 1758. 312 Seiten in klein 8°.

(aus der Bibl. der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 4. Stück 1. 1758. G. 551-578.)

Der Verfasser dieser Schrift ist der Herr Dr. Zimmermann, denn er führt S. 171. das Leben des Herrn von Hallers" als ein von ihm verfertigtes Werk an.

Die philosophischen Betrachtungen der Geseke, der Sitten, Gebräuche und Regierungsformen der Völker machen einen Theil der Weltweisheit aus, in welchem die Politik, die Moral und die schönen Wissenschaften zusammenkommen, die verschiedenen Genies der Nationen zu beurtheilen, und ganze Reiche mit ihren Beherrschern vor den Richterstuhl der Vernunft zu fordern. Die Alten haben uns vortreffliche Schriften von dieser Art hinterlassen, welche die Schule der Fürsten, der Gesetzgeber, der Historienschreiber, des Dichters und des Weltweisen geworden sind. In den neuern Zeiten sind sowohl die Engländer als die Franzosen in die Fußstapfen der Alten getreten, und haben ihre Vorgånger beinahe erreicht. Ein Montesquieu, Shaftesbury und Bolingbroke haben sich unsterblich gemacht. Die Deutschen hingegen, welche vermöge ihrer Regierungsform zwar nicht fo frei als die Engländer, aber doch auch nicht allenthalben so eingeschränkt sind als die Franzosen, haben nicht eine einzige Schrift von dieser Gattung aufzuweisen, wenn man nicht die Schriften eines Friedrichs mit zu den deutschen Geburten rechnen will. Ihre Weltweisen schränken sich in den engen Bezirk der Ideen ein, die sie zwischen den Mauern der Universität, ohne einen Blick auf die große Welt zu thun, erschöpfen können, und ihre Publicisten sind weder Philosophen noch schöne Geister. Die einzigen freigebornen Schweizer fangen seit einiger Zeit an, uns Proben von dieser Art zu liefern, die zwar ihre Originale nicht erreichen, aber dennoch gegründete Hoffnungen von sich blicken lassen. Alsdann nur, wenn dieser Theil der Weltweisheit mehr cultivirt seyn wird, können wir hoffen, lehrreiche Geschichtsschreiber zu bekommen, die sich angelegen seyn lassen, die Ges schichte nicht bloß authentisch, sondern mit Geschmack und Einficht vorzutragen.

Wir rechnen gegenwärtige Abhandlung zu der Art von Schriften, die wir im Deutschen bisher noch vermißt haben. Sie ist nicht nur mit Geschmack, sondern auch mit Einsicht, Freiheit und Beurtheilungskraft geschrieben; und der Verf. scheuet sich nicht, Könige zu beurtheilen und die Thorheiten ganzer Nationen zu bestrafen. Etwas mehr Zusammenhang hätten wir aber in der ersten Abtheilung anzutreffen gewünscht, damit die häufigen Erempel aus der Geschichte, die darin angeführt werden ein Ganzes ausmachen, und nicht gleichsam von ungefähr neben

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