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„können gemacht werden, so daß durch blose Versehung gewisser ,,Zeichen, oder durch eine Art Rechnung in einer Minute eine ,,Reihe von Schlüssen aus einander hergeleitet werden, wozu ,,durch die ordentliche Sprache die Zeit eines ganzen Tages nicht ,,würde hinreichend seyn." Diesen Vortheil nun dachte Leisnis allen Wissenschaften überhaupt zu stiften. Er hielt es nicht für unmöglich, die ersten Merkmale, die wir an den Dingen erkennen, und die Arten, wie wir sie verbinden, durch Zeichen anzudeuten, und aus diesen Zeichen eine Art von algebraischen Gleichungen herauszubringen. Es ist hier der Ort nicht, dieses weitläuftiger auszuführen; und wozu wäre es auch nöthig? Wolf hat in seiner lateinischen Ontologie *) einige hierher gehörige Säße, die der Sache ein vortreffliches Licht geben; und ich würde mit vielen Worten doch nicht mehr als den. Wolf ausschreiben. So viel ist gewiß! eine allgemeine Sprache hätte es seyn sollen; aber nur für Gelehrte, sowie die Analysten unter sich eine Art von allgemeiner Sprache haben. Die Philologen würden sich mit dieser Sprache gewiß nichts zu thun machen.

(Der Beschluß folgt.)

III. Den 18 Oct. 1759.

Beschluß des 62sten Briefes.

Ich weiß wohl, daß sich verschiedene Gelehrte bemüht haben, eine allgemeine Schrift zu erfinden, die eine jede Nation in ihrer Sprache sollte lesen, und aussprechen können. Becher that, so viel ich weiß, den ersten Versuch. Seine Schrift führt den Titel: Joh. J. Becheri Spirensis Character pro notitia linguarum universali etc. Francof. 1661. 8°. Andere haben es nach ihm, auch an ihren Bemühungen nicht fehlen lassen. Allein ich begreife nicht, was eine solche Erfindung für Nugen

*) §. 964. u. flgd.

in foll? Entweder man muß so viel einfache Zeichen erfinden, Sachen sich denken lassen, und in diesem Falle ist die virrung unbeschreiblich; oder man seht eine gewisse Anzahl icher Zeichen fest, und bedient sich vielfältiger Zusammenagen derselben. Diese Zusammensehungen sowohl, als die hung in ihrer Folge auf einander, muß, wie in den üblichen achen, ihre gewisse Regeln haben; und man hat erstlich keine den Schwierigkeiten vermieden, die man findet, eine neue ache zu erlernen. Die Gedanken müssen sich überdem aus allgemeinen Schrift in eine jede gemeine Sprache eben so r, als aus einer Sprache in die andere, überseßen lassen; zur Erfindung und deutlichen Entwickelung der Begriffe jene nicht die geringste Bequemlichkeit vor jeder gemeinen iche voraus.

Daß aber Leibniß wirklich mit einer Entdeckung wesentr Zeichen, wie man sie zu nennen pflegt, die in der Erngskunst große Vortheile bringen sollte, umgegangen, erhellt andern daraus, daß dieser große Mann sich mehr als einerklärt, man müsse erst auf andere Erfindungen, und unter n auf eine algebram situs denken, um sich zu dieser größern sung den Weg zu bahnen. Alle diese Vorbereitungen wåren hig gewesen, wenn es ihm nur um eine gemeine Zeichene zu thun gewesen wäre.

Die Theorie der Malerkunst", sagt Hr. Sulzer (§. 79.) , wie das Schöne in sichtbaren Gegenständen durch die nung und Farben auf einen flachen Grund vorzustellen

Diese Beschreibung ist unvollständig. Warum nur das ne in den sichtbaren Gegenständen? Sollte man nicht 3 schließen, daß die Malerei die Dinge, die in der Natur chon sind, gar nicht vorstellen müsse? und dieses kann Hr. : unmöglich gemeint haben. Die Malerei weiß nicht nur ßlichen Gegenstände auf eine angenehme Art zu bearbeiten ; 1 sie ist vielleicht die einzige schöne Kunst, die sich sogar n ekelhaften Gegenständen abgiebt. Ich möchte also lieber

die Theorie der Malerkunst lehrt, wie die sichtbaren istånde u. s. w. schon vorzustellen sind". Doch auch Beschreibung mangelt ein wesentliches Stück, die Rührung. in vielen Theilen der Malerkunst von allzu großer Wichals daß sie aus der Beschreibung ganz sollte wegbleiben Ich finde, daß Hr. Sulzer bei der Tanzkunst (§. 83.)

derselben gedenkt; und die Malerei sollte sich bloß mit den Schönen begnügen?

Noch eine kleine, vielleicht nichts bedeutende Anmerkung über die allgemeine practische Weltweisheit! Hr. Sulzer sagt von ihr (§. 216.): man könnte ihr den Namen der moralischen ,,Theorie des Menschen geben". Wolf, der Erfinder dieser Wissenschaft, hat dem Recht der Natur den Namen der moraralischen Theorie gegeben. Die allgemeine practische Philosophie aber nennt er generalem theoriam et praxin philosophiae practicae *); denn sie enthält die allgemeinen Grundsäge des Rechts der Natur, der Ethik, Politik und Öconomik, und also nicht bloß den lehrenden, sondern auch den ausübenden Theil der practischen Weltweisheit. Das Recht der Natur aber ents hält, nach Wolf's Sinne, die besondere Theorie der Ethik, Politik und Sconomik; denn fie lehrt, welche Handlungen des Menschen, in den verschiedenen Verfassungen, in welchen et stehen kann, gut, und welche böse sind. Jedoch ich finde, daß Hr. Sulzer auch in Ansehung des Rechts der Natur von der Wolfischen Erklärung abgegangen, und fie, mit einigen andern Behrern der practischen Weltweisheit, bloß auf die Theorie der vollkommenen Pflichten (encratica biastica) eingeschränkt hat. Das was Wolf aber Recht der Natur nennt, betitelt Hr. Sulzer Theorie der menschlichen Pflichten; und also mag er unter den Worten: moralische Theorie des Menschen, womit er die allgemeine practische Weltweisheit benennt, sowohl die Kenntniß der Pflichten als ihre Ausübung verstehen; denn beide gehören zur moralischen Wissenschaft des Menschen. In diesem Falle habe ich nichts als eine kleine Dunkelheit an dieser Erklärung auszusehen.

*) S. deffen disc. praelim. §. 68. 70.

VI. Den 8 Nov. 1759.

66ster Brief.

Wie kommt es, fragen Sie, daß es in der Malerei und Bildhauerkunst eine Idealschönheit, und überhaupt in allen schönen Künsten aliquid immensum infinitumque giebt, das sich die Künstler in der Einbildung zum Muster vorstellen? und bloß die Dichter sollten, nach dem Ausspruche Plutarchs, genöthigt seyn, Gutes mit Bösem, und also Schönes mit Häßlichem zu vermischen? Ich gestehe es, dieser Einwurf hat einigen Schein. Es scheint seltsam, daß die vollkommenste Tugend, diese unendliche Schönheit der Seele, dem Maler des Geistes nicht eben das Urbild seyn sollte, was die vollkommenste Schönheit der Figuren für den Maler der Körper ist. Warum hat dieser seinen Endzweck erreicht, wenn er seinen hohen Begriff von der vollkommensten Schönheit nach der Verschiedenheit des Alters, Geschlechts und der übrigen Mannigfaltigkeiten schattirt? und warum wird von dem Dichter ausdrücklich eine Vermischung von moralischem Bösen gefordert?

Bemerken Sie hier noch einen Umstand, der uns vielleicht nåher zum Ziele bringen wird. In allen schönen Künsten ist das Idealschöne am allerschwersten zu erreichen; und die größten Meister sind glücklich, wenn sie ihm nur nahe gekommen sind. Die vollkommen tugendhaften Charaktere aber machen dem Dichter die wenigsten Schwierigkeiten. Ich weiß, daß Richardson mit seinem vollkommenen Grandison leichter fertig geworden, als mit seiner Clementina; und vielleicht auch mit der Clarissa leich= ter, als mit dem Lovelace. Ein deutsches Exempel anzuführen: wer wird läugnen, daß der Charakter des Canut ungleich leichter durchzusehen gewesen, als der Charakter des Ulfo? Ich schließe hieraus, daß die Dichtkunst, als schöne Kunst betrachtet, eine ganz andere Idealsschönheit habe, als die sittliche Vollkommenheit der Charaktere.

Wir müssen die philosophische Sittenlehre nicht mit der Epopee verwechseln. In jener ist eine vollkommene Tugend, oder die großeste Fertigkeit, in allen Vorfällen seine Handlungen nach den Vorschriften der Vernunft einzurichten, der erhabenste

Gegenstand menschlicher Betrachtung, das Idealschöne, das den Sittenlehrern zwar leicht zu schildern, dem Menschen aber un endlich schwer nachzueifern, und unmöglich zu erreichen ist. Diese Tugend in leiblicher Gestalt würde uns der allerliebenswürdigste Gegenstand seyn; allein unter die erdichteten Personen eines dramatischen Stücks muß sie sich selten mischen. Die Absicht des Drama ist, die Handlungen und Gemüthsneigungen der Menschen nach dem Leben vorzustellen, und gesellige Leidenschaften zu erregen. Seine Idealschönheiten sind also solche Charaktere, die zur Erreichung dieser Absichten die allerglücklichsten sind; und siehe! die vollkommen tugendhaften Charakter find es am wenigsten. Wenn ich die Wahl hatte, so wollte ich freilich lieber der fromme Aeneas, der strenge Cato des Addison, als der jáhzornige Achilles oder der eifersüchtige Othello seyn;aber erdichtet haben? Auf diese Frage würde ich mich zum Besten der Lestern erklåren. Sie geben mehr Gelegenheit zu Handlungen, sie erregen heftigere Leidenschaften; ihre Erdichtung hat dem Dichter eine größere Anstrengung des Geistes gekostet. Kurz, fie kommen der poetischen Idealschönheit nåher, sie sind in ihrer Art vollkommen.

So erhaben, so göttlich der Charakter des Cato in der Natur ist, so wenig nimmt er sich in der Nachahmung aus. In der Natur entzückt er; die Standhaftigkeit in den größten Gefahren, und troß aller verführerischen Leidenschaften nach den Gesehen der Natur zu handeln, die herrliche Übereinstimmung der sinnlichen und vernünftigen Begierden erregt Liebe, Bewunderung, uud den stillen Wunsch, über unsere eigene Begierden eben so viel Gewalt zu haben. Allein in der Nachahmung? was kann hier für Bewunderung statt finden? Der Dichter hat keine Leidenschaften zu besiegen; und also kann er seinen erdichteten Personen so viel philosophische Gleichmüthigkeit geben, als er immer will. Es ist keine Kunst, die Schule des Sokrates zu plündern und sich einen rechtschaffenen Mann danach zu dichten, so schwer es auch seyn mag, sein eigenes Leben danach einzurichten. Womit foll uns also der Nachahmer interessiren? Ich weiß ein einziges Mittel: er muß die Illusion so weit treiben, daß wir die Sache selbst, und nicht die Nachahmung zu sehen glauben. Nur alsdann kann der Künstler seiner Nachahmung einen Theil von der Bewunderung versprechen, die der Sache selbst in der Natur zukommt. Allein wodurch ist dieser

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