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Unter seinen Gedichten ist als ein gerundetes Ganzes the white doe of Rylstone am vorzüglichsten. Das Gedicht imponirt und erschüttert nicht wie die Gedichte von Lord Byron. Es ist indefs wundervoll, heifst es bei Blackwood, welchen Einfluss ein zarter Klang, oder Schatten, oder Ton über die poetischen Visionen der Leser ausüben kann. In der Dichtkunst wie in der Mahlerei ergreifen und entzücken zarte Lineamente, leise Schattirungen, einfache Compositionen oft die competenten Richter mehr als die leidenschaftlichsten Anstrengungen der Kunst. Aber für die gröfsere Menge und für Seelen, die mehr Kraft als Zartheit und Bildung besitzen, haben solche Züge keinen Reitz, keine Auctorität. Es giebt Leute, die sonst sehr geschickt und unterrichtet sind, die mit ungerührter Seele die Gemählde von Raphael ansehen und die ohne Entzücken von dem Gesichte und den Augen eines Wesens, welches lebendiger ist, als irdische, sich zu den Gesichtern schöner Menschen wenden, Das Gedicht, welches ich nun anzeigen werde, enthält Schönheiten der ersteren Art, und wird bei jeder Durchlesung neues Vergnügen gewähren, indem neue und liebliche Schönheiten sich davon stehlen und entgegenduften wie der Hauch ewig dauernder Blumen.

Das Gedicht gründet sich auf die Fabel, dafs ein weifses Reh während des Gottesdienstes aus den Trümmern von Rylstone nach dem Kirchhof der Abtei Bolton komme. Das Gedicht hebt mit einer Anrede an die Frau des Dichters über den Tod zweier Kinder an, welcher ihre Lectüre in den Dichterwerken der Engländer unterbrochen habe. Der erste Gesang beginnt mit der geistvollen Beschreibung einer vollen Landkirche, in der alles tiefe Stille ist, bis auf die betende Stimme des Predigers und das Murmeln eines nahen Baches, da

Comes gliding in with lovely gleam,
Comes gliding in serene and slow,

Soft and silent as a dream,

A solitary Doe!

White she is as lily of June,

And beauteous as the silver moon

When out of sight the clouds are driven,
And she is left alone in heaven;

Or like a ship some gentle day
In sunshine sailing far away,

A glittering ship, that hath the plain
Of ocean for her own domain *),

Dieses strahlende Geschöpf eilt durch die mit Epheu bekränzten Trümmer und

Beside the ridge of a grassy grave

In quietness she lays her down;

Gently as a weary wave

Sinks, when the summer breeze hath died,

Against an anchored vessel's side;

Even so, without distress, doth she

Lie down in peace; and lovingly **),

*) Gleitend kommt mit lieblichem Schein, gleitend kommt heiter und langsam, sanft und schweigend, einem Traume gleich, ein einsames Reh! Weifs ist es wie die Lilie im Juny, und schön wie der silberne Mond, wenn die Wolken aus dem Gesichte vertrieben sind, und er allein am Himmel schimmert; oder wie ein Schiff, welches an einem lieblichen Tage fernhin segelt, ein schimmerndes Schiff, dessen eigenes Reich die Ebene des Oceans ist.

**) An der Kuppe jenes mit Gras bewachsenen Grabes legt es sich ruhig nieder; lieblich wie eine müde Woge an der Seite eines vor Anker liegenden Schiffes, wenn der Sommerhauch erstorben ist; gerade so, unverlegen, legt es sich in Frieden und Lieb

lichkeit nieder.

Als die Gemeine aus der Kirche kommt, äussert Jeder seine Vermuthung über dieses Reh, von dem der Dichter mehrere reizende Legenden vorträgt, um auf die Weise und durch den melancholischen Schatten, den er darüber verbreitet, unsern Geist zu seiner eigenen Erzählung vorzubereiten, und seinen Gesang endend, sagt er von den Kirchengängern:

And see- they vanish one by one
And last the Doe herself is gone.

Nach dem zweiten Gesange hat Norton von Rylstone Hall
sich mit Neville und Percy zu einer Empörung gegen die
Königinn Elisabeth verbunden, die katholische Religion
wieder herrschend zu machen, und hat seine einzige von
ihrer protestantischen Mutter im protestantischen Glauben
erzogene Tochter Emilie gezwungen, ihm seine Fahne zu
sticken. Acht Söhne von Norton ziehen mit ihrem Vater
zu den Rebellen, blofs der älteste, Franz, nicht.
Er sagt

seiner Schwester den Fall ihres Hauses zum Voraus, und

schliefst mit diesen Worten den Gesang:

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But thou, my Sister, doomed to be

The last leaf which by Heaven's decree

Must hang upon a blasted tree;

If not in vain we have breathed the breath
Together of a purer faith

--

If hand in hand we have been led,

And thou, (o happy thought this day!)
Not seldom foremost in the way

If on one thought our minds have fed,
And we have in one meaning read
If, when at home our private weal
Hath suffered from the shock of zeal,
Together we have learned to prize,
Forbearance, and self-sacrifice

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If we like combatants have fared,
And for this issue been prepared
If thou art beautiful, and youth
And thought endue thee with all truth
Be strong; be worthy of the grace
Of God, and fill thy destined place;
A soul, by force of sorrows high,
Uplifted to the purest sky

of undisturbed humanity! *)

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Der 3te Gesang beschäftigt sich, die Streitkräfte der Empörer zu entfalten, aber dem alten Norton ahndet schon der Fall seines Hauses. Bei einer solchen Stimmung nähert sich ihm sein Sohn Franz, der unbewaffnet dem Haufen der Empörer gefolgt ist, und bittet ihn umzukehren, wird aber mit Verachtung zurückgestofsen. In dem 4ten Gesange liegt Rylstone Hall im Mondschein vor uns und wir erblicken

* Aber du, meine Schwester, verurtheilt durch des Himmels Gebot das letzte Blatt zu seyn, welches an einem verdorrten Baume hängt; wenn wir nicht vergebens eingesogen haben den Athem eines reineren Glaubens, wenn wir Hand in Hand geleitet worden sind und du (o glücklicher Gedanke an diesem Tage!) nicht selten vorn an auf unserm Pfade warst; wenn unsere Seelen von Einem Gedanken genährt sind und wir in Einem Glauben gelesen haben; wenn, während daheim unser Privatwohl von dem Stofs des Eifers litt, wir zusammen Entsagung und Selbstaufopferung schätzen gelernt haben; wenn wir gleich Kämpfern bestanden haben und auf diesen Ausgang gefafst gewesen sind; wenn du schön und jung bist, und das Nachdenken dich mit aller Wahrheit ausrüstet; so sei stark;

sey würdig der Gnade Gottes, und erfülle deine Bestimmung:

eine Seele zu seyn, durch die Kraft der Leiden bis zu dem

reinsten Himmel in ungetrübter Menschenwürde erhoben.

als

das heilige Mädchen, zu dem sich das weifse Reh tröstender Genius gesellt. Im 5ten Gesange sieht sie noch immer dem Ausgange des Kampfes bange entgegen und wartet auf einen Greis, den sie abgesandt hat, ihr Kunde davon zu bringen. Er kommt mit der Schreckensnachricht, dafs alles verloren, ihr Vater und ihre 8 Brüder in York hingerichtet wären, dafs das Volk sie in der Gefangenschaft mit Schmähungen überhäuft habe, aber bei dem Anblick von Franz, der zu ihrem Trost und als ihr Begleiter zum Richtplatz bei ihnen geblieben, verstummt sey. Der Vater jammert darüber, dafs er die katholische Religion nicht habe wieder herrschend machen und nicht die von seiner Tochter gestickte Fahne in Boltons Abtei aufhängen können und befiehlt seinem Sohne zu sehen, sie wenigstens unter den Trümmern der Abtei an einem heiligen Ort zu verstecken. Das gelobt Franz.

Immediately, this solemn word
Thus scarcely given, a noise was heard,
And Officers appeared in state

To lead the Prisoners to their fate.

They rose, oh! wherefore should I fear
To tell, or, Lady, you to hear?

They rose

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embraces none were given
They stood like trees when earth and heaven
Are calm, they knew each other's worth,
And reverently the Band went forth.
They met, when they had reached the door,
The Banner which a Soldier bore,

One marshalled thus with base intent
That he in scorn might go before,
And, holding up this monument,
Conduct them to their punishment;
So cruel Sussex, unrestrained
By human feeling, had ordained;

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