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Soll ich Ihnen Rogers zurückrufen, mir gleich theuer durch persönliche Freundschaft, wie durch Geistesgröfse, der seinen Namen in dem Tempel des Ruhms auf eine der unvergänglichsten Gedächtnifstafeln geschrieben hat? Einen Southey, nicht den bekränzten (the laureat), sondern den Verfasser von Don Roderick, eines der edelsten und beredtesten Gedichte, welche irgend eine Sprache aufzuweisen hat? Einen Campbell, den feinen, geistreichen Campbell, dessen Gesang: „Innisfail" die Thräne unserer eigenen Irländischen Muse ist, crystallisirt durch die Berührung des Genius und unsterblich gemacht? Wordsworth, selbst in seinem Tändeln ein Dichter, dessen umfassende Seele wie der Norwegische Meerstrudel in seinen Wirbel nicht blofs die mächtigsten Dinge reifst, sondern auch das kleinste Seekraut? Einen Crabbe, der gezeigt hat, was die mehr als galvanische Kraft des Talents vermag, dadurch, dafs es nicht blofs Bewegung, sondern auch Leben und Seele Gegenständen verleiht, die deren unfähig zu seyn scheinen.

Nachdem Moore noch der Lady Morgan und der andern Irländischen Dichter erwähnt hatte, schlofs er mit den Worten: „Doch ich fühle, ich habe Ihre Geduld und Ihre Zeit schon zu lange gemifsbraucht. Dennoch bedaure ich es nicht, dafs Sie mit Langmuth dem Tribut gehorcht haben, welchen ich den würdigsten des Chors der lebenden Meister der englischen Leyer mit schwacher, aber herzlicher Stimme dargebracht habe."

In mehreren grofsen irländischen Städten sind Feste begründet, Moore's Geburtstag jedes Jahr feierlich zu begehen. Wie er nach Erscheinung der Lalla Rookh unbekannt in dem Schauspielhause von Belfast erschienen war, brach, als

er im Hintergrunde einer Loge. von Bekannten entdeckt wurde, ein so allgemeines Freudengeschrei durch das ganze Haus aus, dafs dem Dichter zum Danke die Worte fehlten ! und er, ohne sprechen zu können, blofs mit der Hand auf dem Herzen, von Rührung betäubt, sich entfernen musste. Er hat auf eine schöne Weise der Nation für ihre Huldigung dadurch gedankt, dafs er fast allen Melodien seines Volkes durch einen Text, den er dazu dichtete, eine vernünftige Seele einzuhauchen suchte.

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Er schlofs eine dieser Sammlungen von Melodien mit dem Zuruf an Erins Harfe:

,,Wenn die Pulse der Vaterlandsfreunde, der Krieger, der Liebenden, bei unserm Gesange schneller bewegt wurden, dein ist der Ruhm. Ich war nur wie ein Wind, der im Sturm vorüberrauscht, und alle wilde Lieblichkeiten, die ich weckte, die deinigen waren sic."

Die Welt darf hoffentlich noch Manches von dem talentvollen Dichter erwarten, der, wie er sagt, alle Accorde seiner Harfe,,, der Liebe, dem Lichte und der Freiheit weiht."

Zweiter Brief.

Einer der ersten Kunstrichter Englands sagt von unserm

Dichter:

Thomas Moore ist sicher über alle Vergleichung der brillanteste, phantasiereichste und angezwungenste Dichter unsers Zeitalters. Seine äusseren Sinne scheinen delicater und schärfer wie diejenigen anderer Menschen zu seyn, und deshalb wird er von allen Seiten mit Wahrnehmungen und Aufregungen bestürmt, die alle Heftigkeit und Lebhaftigkeit des Instincts haben. Er hat die Weihe als Dichter im Uebermaals empfangen, und seine Seele scheint allezeit in einem Zustande von Vergnügen, Freude und Entzücken, selbst ohne die Hülfe der Einbildungskraft zu seyn, blofs vermittelst der beständigen Reihefolgung und Anhäufung von Gefühlen, Empfindungen und Bildern. Die wahren Gegenstände unserer Alltagswelt glühen in seinen Augen mit dem Glanze eines Traumes, und selbst im Mittage des Lebens, schaut er alle Werke der Schöpfung mit der frischen und unveränderten Neuheit an, welche die Glorie des Lebensmorgens ausmacht, und selten über diese Zeit hinaus dauert. Bei dieser ausserordentlichen Zartheit und Feinheit der Or ganisation besitzt er eine beständig geschäftige und schaffende Einbildungskraft, die zu aller Zeit über den ganzen Kreis seiner früher erworbenen Bilder gebietet, und sie plötzlich,

schleierten Propheten von Khorassan; Mokanna sein Name: Er ist ein Betrüger, der durch die Annahme eines göttlichen Characters seine Anhänger täuschte. Weil er ein scheufsliches Gesicht hat, so hat er dasselbe mit einem SilberSchleier bedeckt, unter dem Vorgeben, dafs die armen Sterblichen den Glanz seiner Stirn nicht ertragen könnten. Er versichert gesandt zu seyn, alle falsche Religionen zu vertilgen, alle Sclaverei und allen Despotismus zu unterdrücken, und wenn diese glorreichen Zwecke erfüllt sind, das goldene Zeitalter cinzuführen, und den besser gewordenen Menschen sich in seiner enthüllten Gestalt zu zeigen. Seinem wahren Wesen nach ist er ein höllischer Geist, der Gott und Menschen hafst, der nur für Macht und Herrschaft entflammt ist. Die Macht, die er über seine fanatischen Anhänger übt, der anfängliche Fortgang seiner Laufbahn, seine erhabenen wilden und geheimnisvollen Lehren, der Glanz seines mehr als königlichen Staats, die Pracht seines Aufzuges, die reichen Verzierungen scines Harems und vor allen seine, von Moore unnachahmlich schön beschriebenen Harems-Feste, die Schönheiten aus hundert morgenländischen Reichen, die er als Bräute des Himmels dalin gelockt, alles dies ist mit grofser Macht und Wirkung beschrieben. Das Gedicht selbst fängt mit diesen Versen an:

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In that delightful Province of the Sun,
The first of Persian lands, he shines upon,
Where all the loveliest children of his beam;
Flowrets and fruits, blush over every stream,
And, fairest of all streams, the Murga roves
Among Merou's bright palaces and groves;
There, on that throne, to which the blind belief
Of millions rais'd him, sat the Prophet-chief,
The Great Mokanna. O'er his features hung
The Veil, the Silver Veil, which he had flung

In mercy there, to hide from mortal sight
His dazzling brow, till man could bear its light.
For, far less luminous, his votaries said,
Were ev'n the gleams, miraculously shed

O'er Moussa's cheek, when down the mount he trod,
All glowing from the presence of his God! *)

In Moka a's Harem befindet sich die Heldin des Gedichts, Zelica. Sie ist durch frühere Liebe mit ihrem Jugendgespielen Azim verbunden. Azim ist in den Krieg wider die Griechen gezogen, und, wie sie glaubt, auf dem Bette der Ehre gestorben. Sie glaubt sich dadurch, dafs sie in das Himmelskloster des Propheten geht, einem Gott geweihten

*) Der Herausgeber hat obige Briefe mit der Erlaubnifs, sie drucken lassen zu dürfen, von der Eigenthümerin zurückerhalten. Zu den Stellen, von welchen ihm keine metrische Uebersetzung bekannt wurde, fügt er eine flüchtige deutsche Uebersetzung hinzu, welche er zu überschlagen bittet, wenn der englische Grundtext selbst verständlich ist.

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In jener entzückenden Provinz der Sonne, der ersten des persischen Landes, welche sie bescheint, wo alle die lieblichen Kinder ihrer Strahlen, Blumen und Früchte, über jeden Strom erröthen, und wo der schönste aller Flüsse, die Murga, zwischen Merou's glänzenden Pallästen und Hainen dahinschweift; dort safs auf seinem Throne, auf den der blinde Glaube von Millionen ihn erhoben hatte, der prophetische Feldherr, der grofse Mokanna. Ueber seinem Antlitze hing der Schleier, den er in Gnaden darüber hinwarf, der Sterblichen Anblick seine schimmernde Stirn zu verhüllen, bis der Mensch das Licht davon ertragen könnte. Weit, weit weniger lichtvoll, sagten seine Glaubigen, war selbst, wunderbar gegossen über Moses Wangen, der Glanz, als er den Berg herunterkam, ganz glühend von der Gegenwart seines Gottes.

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