Zwölfter Brief. Sie erinnern sich, dafs Lord Byron als Motto zu seinem unsterblichen ,,Fare thee well" folgende Stelle aus einem ungedruckten Gedichte von Coleridge anführt: Alas! they had been friends in youth, But whispering tongues can poison truth. Das Gedicht ist als wild, seltsam und schön vor der Herausgabe empfohlen. Es ist erschienen unter dem Titel: Christabel Kablakhan, a Vision. The pains of The Edinburgh Review von 1816 behauptet, dafs aus der Lake School so viel Tadelhaftes gekommen sey, dafs man hätte glauben sollen, es könne nicht weiter getrieben werden; aber in eben dem Augenblick komme Coleridge wie ein Riese, der durch Schlaf gestärkt sey (er hatte von 1808 bis 1816, kein Gedicht herausgegeben) und breche auf das Publicum mit diesen Worten herein: 'Tis the middle of night by the castle clock And the owls have awaken'd the crowing cock; Sir Leoline, the Baron rich, From her kennet beneath the rock She makes answer to the clock, Four for the quarters, and twelve for the hour; The night is chilly, but not dark *). Die Fabel der wilden, abentheuerlichen Gedichte ist diese. Der Lady Christabel träumt von ihrem Geliebten. Sie geht in der Nacht auf's Feld, findet die Lady Geraldine unter einem Baum, woselbst sie von 5 unbekannten Entführern in Krämpfen gelassen ist. Sie wird von der Lady Christabel nach dem Schlosse gebracht. Hier erscheint ihr die verstorbene Mutter der Christabel, es gehen wunderliche Dinge vor, der Vater der Christabel sendet die Geraldine im höchsten Zorn darüber zu ihrem Vater zurück. Das zweite und dritte Gedicht sind noch unbedeutender als das erste. Sir Leoline, *) Nach der Schlofsuhr ist es die Mitte der Nacht, und die Eulen haben den krähenden Hahn erweckt. Ach Weh! und horch wieder! den krähenden Hahn wie schläfrig er kräht. der reiche Baron hat eine zahnlose Petze an Ketten. Hundehaus unter dem Felsen antwortet sie der Thurmuhr viermal für die Viertel und zwölfmal für die Stunde immer und ewig, bei Mondschein und Regen lungen, nicht überlaut - Aus ihrem sechszehn kurze Häu Einige sagen, sie sieht das Leichentuch der Schlofsfrau. Ist die Nacht kalt und düster? Die Nacht ist kalt, aber nicht düster. Es heifst in Dr. Adrian's Uebersetzung der Gedichte von Lord Byron, Letzterer habe den Anfang des Gedichtes Christabel, welches damals noch nicht gedruckt gewesen sey, in der Schweiz recitirt. Einer aus der Gesellschaft sey von dem Grausenvollen dieser Geschichte so ergriffen geworden, dafs er mit Entsetzen aus dem Zimmer geeilt sey. Der Lord und ein Arzt wären ihm gefolgt, hätten ihn fast ohnmähtig und mit Angstschweifs bedeckt gefunden, und er habe behauptet, eine Erscheinung gehabt zu haben. Wie die Gesellschaft zuzückgekehrt, sey der Vorschlag gemacht worden, jeder der Anwesenden solle ein Gedicht niederschreiben, welches auf irgend eine übernatürliche Einwirkung gegründet wäre. Lord Byron habe bei dieser Gelegenheit seine Erzählung, the Vampyr, geschrieben, die auf dem arabischen, griechischen und ungarischen Aberglauben beruht, dafs es Blutsauger giebt, die das Blut von geliebten Personen so lange aussaugen, bis sie davon sterben. Ich sandte Ihnen den Vampyr, und da Sie die Erzählung der Talente des grofsen Dichters unwürdig hielten, so will ich sie nicht weiter commentiren. Viele urtheilen aber günstiger über Coleridge als der Edinburger, und selbst dieser nennt einige der früheren Gedichte von Coleridge als sehr vorzüglich. Coleridge hat eine wahre Wasserscheu vor den Critikern. Er klagt, während Lord Byron und Walter Scott seine Christabel gut gefunden, verfolgten ihn die Critiker so unbarmherzig, dass er ihre Gestalten sehe, wo er gehe und stehe. Coleridge's Bemerkungen über Shakspeare werden von Vielen gerühmt. Zwei Theile sind 1817 über das literarische Leben von Coleridge unter dem Titel: Biographical Sketches of my literary life and opinions, erschienen, nach welcher Cole ridge frühe schon mit den alten Classikern vertraut, und durch Bowle's Sonnetts zuerst für die Dichtkunst gewonnen wurde. Er studirte in Cambridge die Wissenschaft und nachmals in Deutschland die Kantische Philosophie, und wurde nach seiner Zurückkunft Herausgeber eines Journals unter dem Titel: the Watchman. Das Gedicht, Love überschrieben, in seinen lyrical Ballads, wird für sein bestes Gedicht gehalten. Sie werden, was auch seine Tadler sagen, Coleridge, 80 reizend wie er seine Brautbewerbung beschreibt, für einen Dichter gelten lassen. Sein Genevieve gab dem Mahler Dowe zu einem schönen Gemälde, welches vor einiger Zeit bei einer Ausstellung in Sommersethouse in London allgemeine Bewunderung erregte, den Stoff. Hier ist dieses liebliche Gedicht. To Genevieve. All thougths, all passions, all delights, Are all but ministers of Love, And feed his sacred flame. Oft in my waking dreams do I The moonshine, stealing o'er the scene, She leant against the armed man, She listen'd with a flitting blush, I told her of the Knight that wore I told her how he pined; and ah! She listen'd with a flitting blush, But when I told the cruel scorn That craz'd that bold and lovely Knight, And that he cross'd the mountain - woods, Nor rested day nor night; That sometimes from the savage den, And sometimes from the darksome shade, And sometimes starting up at once In green and sunny glade; |