페이지 이미지
PDF
ePub
[ocr errors]

und Freiheit, welche eine so besondere Anmuth über die mehrsten von Scott seinen Arbeiten verbreitet. Es lebt kein Dichter, dessen Werke mit der Leichtigkeit geschaffen werden, oder der so selten zu arbeiten scheint wie Scott, selbst in den lästigsten Theilen seiner Werke. Er scheint wahrlich nie an sich selbst oder an seine Leser zu denken, sondern vollkommen verloren und identificirt mit der Person zu seyn, mit welcher er sich beschäftigt, und die Auf. merksamkeit des Lesers ist daher ungebrochen auf ihre Unternehmung gerichtet, oder wenn sie einen Augenblick auf den Schriftsteller zurückblickt, so geschieht es blofs, um zu bedenken, wie viel mehr er hätte leisten können, wenn er die ganze Fülle der Kraft aufgeboten hätte, die ohne alle Anstrengung so viel Wundervolles geleistet hat, Daher kommt es, und wegen der grofsen Mannigfaltigkeit seines Styls, dafs Herr Scott weniger langweilig ist, als irgend ein anderer Schriftsteller. Sein Vorrath von Bildern ist so grofs, dafs er nie so lange bei einem und demselben verweilt, um seine Leser ermüden zu können, und wenn er geborgte und verlegene Waare absetzt, so ist die Schnelle seiner Uebergänge so grofs, und der schnelle Blick, den er auf jeden wirft, dafs der Critiker nicht mit ihm zürnen kann, sondern mit der Menge bezaubert, wie sie durch den Glanz des Schaugepränges vorwärts getrieben wird."

"

Dies ist, die Characteristik von Scotts Gedichten im Allgemeinen. Zu seinen Besonderheiten gehört sein ausge zeichnetes Talent zu beschreiben, und vorzüglich Scenen, die sich durch Bewegung und Handlung auszeichnen. In diesem Fache ist er ohne Nebenbuhler sowohl unter den neueren als unter den älteren Dichtern, und der Character und der Fortgang seiner Beschreibungen sind so ausser.

ordentlich als ihre Wirkungen erstaunenswürdig sind. Er stellt seinen Lesern ein vollkommneres und helleres Gemählde vor Augen, als irgend ein anderer Künstler es durch blofse Worte kann, und doch zählt er nicht die sichtbaren Theile eines Gegenstandes mit irgend einer Art von Genauigkeit auf, und beschränkt sich auch nicht auf das blofs Sichtbare. Das eigene Verdienstliche seiner Zeichnungen ist im Gegentheil, dafs er mit einigen kühnen und abgebrochenen Pinselstrichen einen sehr geistreichen Umrifs entwirft, und sie durch das plötzliche Licht und die Farbe , irgend eines moralischen Affects beleuchtet,

Eine andere auffallende Besonderheit des Dichters ist der Anstrich vom Freien und Natürlichen, welchen er seinen ausgezeichnetsten Characteren zu geben weifs, und womit keiner später als Shakspeare gewagt hat, Personen von solcher Würde zu bekleiden. Diese Bemerkung bezieht sich nicht blofs auf die Gemüthlichkeit vieler seiner Scenen und Gespräche, sondern auf die Manier von Heiterkeit und Spielendem, mit welchem Personen seit undenklichen Zeiten nöthig geachtet haben, nicht blofs ihre Höflichkeit, sondern auch ihre Generosität und ihre Freundschaft auszustaffiren. Diesen Ton der guten Gesellschaft hat Scott über die mehrsten Charactere mit grofser Anmuth und Wirkung verbreitet, und hat dadurch nicht blofs seine Darstellungen um so getreuer und wahrer gemacht, sondern hat auch auf eine angenehme Weise die tragischen feierlichen Momente gehoben, die gewöhnlich Schriftsteller nothwendig zu poetischen Helden und Heldinnen halten.

Es ist sehr treffend von Scott gesagt, er hat und wird immer die Jury für sich haben, wenn auch das Gericht

zuweilen glauben möchte, dafs alles von der Jury nicht hinreichend erwogen sey.

Ein englischer Kunstrichter sagt über Scott in dem Quarterly Review:

دو

Wenn die Dichter den Vorrang einer vor dem andern von der Menge ihrer Bewunderer nähmen, so könnte Scott und einige seiner Zeitgenossen einen Wettstreit mit den gröfsten Namen beginnen, deren die Literatur sich rühmen kann, Die Gedichte von Homer, Virgil und Milton haben vielleicht nicht so viele aufrichtige Bewunderer, als wie man gewöhnlich glaubt, weil die Verdienste, die sie besitzen, so weit über der Beurtheilungskraft gewöhnlicher Leser sind, dafs sie nur von Leuten von Bildung gehörig gewürdiget werden können. Die Erzeugnisse von Scott haben so wenig Aehnlichkeit mit der Iliade und dem verlornen Paradiese, als die vortrefflichen Erzählungen der Mifs Edgeworth mit der Geschichte des Tacitus; aber darauf kommt es nicht an. Wir besitzen durch Scott eine Art der Poesie, die den Genius einer Menge von Schriftstellern anspricht, und die im Stande ist, einer gröfseren Mannigfaltigkeit im Lesen Vergnügen zu machen, als deren das Alterthum sich rühmen kann. Scott vermag es nicht über sich, matt zu schreiben. Sey der Gegenstand, welcher er will, er verbreitet über die Scenen, die er beschreibt, so viele Bewegung und Thätigkeit, er verbreitet in seinen Erzählungen einen solchen Lebensflufs, so viel mit Körpern verwandten Geist, (wenn wir so sagen dürfen), dafs, ohne die Urtheilskraft immer zu vergnügen, oder das Gefühl stark zu bewegen, er sich dennoch immer der Einbildungskraft seiner Leser bemächtigt und sie erheitert, áuf eine Weise, dafs es oft wahrlich unerklärbar ist.

1

Diese Eigenschaft besitzt er in einem bewunderungswürdigen Grade."

Da die Deutschen in der gelungenen Uebersetzung des Herrn Professor Storck das Fräulein vom See besitzen, so vergegenwärtige ich Ihnen dieses Gedicht nur durch eine Skizze. Es besingt in 6 Gesängen die Tochter eines verbannten Douglas. Die Douglas waren 2 Jahrhunderte hindurch ein Geschlecht von Helden, wie sonst keine Geschichte irgend eines Landes eine solche ununterbrochene Folgereihe nachweiset. Archibald Douglas (im Gedichte James genannt) hatte früher Einfluss auf den König Jacob V. gehabt, ward, wie es das wandelnde Erdenschicksal mit sich bringt, geächtet, und mit seiner Tochter Ellen zu den wilden, unabhängigen Geschlechtern (Clans) in das Hochland geflüchtet. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer Jagd, welche die schönste ist, die ich in irgend einer Sprache gelesen habe. Sie werden in der Uebersetzung finden, dafs Herr Professor Storck an mehreren Stellen der Virgilischen Musik des Originals gleich gekommen ist, an einigen sie übertroffen hat. Die Damen müssen ein hohes Interesse für diese Jagd fühlen, da der unglückliche Hirsch entkommt und selbst einen Siegeskranz davon trägt.

Der König, der sich verirrt, trifft Ellen, Douglas Tochter, (hier the Lady of the Lake genannt) die, ihren Vater suchend, den verkleideten König findet, und ihn auf eine Insel des Roderick Dhu, eines Clan-Hauptes der unabhängigen Bergschotten, bringt, bei dem Douglas Schutz fand. Die Beschreibung der Insel und der Wohnung darauf ist sehr gelungen, Schön ist die Stelle, wie Ellen ihrem Vater, um den sie besorgt war, um den Hals fällt. Dhu liebt Ellen. Sie liebt heimlich Malcolm Graeme, einen

Freund ihres Vaters. Dhu wird eifersüchtig auf Malcolm und auf den verkleideten König, und verlangt Ellen vom Vater. Sie wünscht ihren Vater zu retten; der Vater aber flieht lieber in die Einöde, als dafs er sein Kind unglück. lich macht. Dhu rüstet sich, gegen die Königlichen zu streiten. Der dritte Gesang, einer der gelungensten von allen, enthält die Beschreibung, wie das Aufgebot bei den Bergschotten erfolgte; der Bräutigam mufs von der Braut, der Leidtragende aus dem Trauerhause, der Botc des Krieges durch Fluthen und Ströme. Der 4te Gesang enthält Prophezeihungen, wie der Kampf endigen wird. Douglas und seine Tochter, die von einem alten Barden begleitet werden, sind in die Einöde geflüchtet. Der verkleidete König, der aus dem Gebirge zu entkommen sucht, trifft auf seinem Irrpfade wieder auf Ellen, die ihm zu fliehen räth, da der Krieg auszubrechen im Begriff ist. Er antwortet die Schönen Worte:

Ein mächt'ger Hauch ist unser Seyh,

Zu ew'gem Ruhme kann es schweben,
Wenn wir's der Lieb' und Ehre weihn.

Dann

Wie er Ellen seine Liebe entdeckt, entgegnet sie, dafs sie einen andern liebe, und beschwört ihn, in seine Heimath der Gefahr zu enteilen, die ihn umgarnt. Er schenkt ihr einen Ring, den der König ihm, wie er sagt, für Lebensrettung weihte, ihn in der Noth zu gebrauchen. sucht er zu entkommen. Ein Pfeil, der ihn tödten sollte, verwundet tödtlich ein armes Mädchen, welches wahnsinnig geworden war, weil Roderick Dhu ihren Geliebten getödtet hatte. Sie giebt ihm eine Locke ihres Geliebten, die sie auf ihrem Herzen getragen, sie an seinem Helm zu befestigen, und weiht ihn zu ihrem Rächer. Der verkleidete König, umringt von Feinden, verirrt sich aufs Neue.

« 이전계속 »