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bewunderungswürdig, wie sehr Herr Moore in Persien, in Arabien und in Ostindien zu Hause zu seyn scheint, und wie rein und streng asiatisch alle seine Farbenmischungen und Schattirungen erscheinen. Er ist gänzlich in den Charakter der Scenen eingeweiht, zu denen er uns versetzt, und dennoch ist die Ausdehnung seiner Kenntnisse weniger beneidenswürdig, als die Geschicklichkeit und die scheinbare Leichtigkeit, womit er sie in der Aufhellung und Verschönerung seiner Poesien gebraucht hat. Da ist nichts Aehnliches, keine Beschreibung, kein Name, kein historischer Zug, keine Anspielung auf Romanzen, die europäischer Erfahrung angehört, oder die nicht eine gänzliche Vertrautheit mit der lebenden Natur und mit der Gelehrsamkeit des Ostens verräth. Diese ausländischen Zierrathen sind nicht dünn aufgetragen, um einen Schein zu gewähren; sie sind verschwenderisch über das ganze Werk ausgeschüttet, und bilden vielleicht zu sehr den Stapel der Poesie und den Reichthum desjenigen, was sich hauptsächlich durch Reichthum auszeichnet. Diese Bemerkung aber beschränkt sich nur auf die Beschreibung äusserer Gegenstände und auf die Anspielungen auf Literatur und Geschichte, auf dasjenige, was man das Materielle der Poesie nennen könnte. Die Charaktere und Gesinnungen sind von einer anderen Art. Man kann nicht sagen, dafs sie von der europäischen Natur entlehnt sind, aber sie sind doch keinem anderen Gegenstande so ähnlich. Sie sind, was die Wahrheit ist, poetische Schöpfungen; aber die Poesie, die darin herrscht, ist die Poesie des vernünftigen, ehrenvollen, bedachtsamen und menschlichen Europa.

Die Tadler von Lalla Rookh äussern: das Ganze des Gedichtes ergreife den Leser nicht mit dem Wonnegefühl

für Schönheit, wie der Anblick eines griechischen Tempelsdie Bewunderer von Lalla Rookh dagegen betheuern: das Buch könne nicht aufgeschlagen werden, ohne ein Bouquet. von Schönheiten auf jedem Blatte desselben zu finden.

Ausser dem Beinamen Anacreon hat Moore noch den Beinamen little Moore. Er wurde sehr jung schon in London in Gesellschaft gezogen, und war ein Liebling der Damen, Wie er einst bei einem grofsen Gastmahl aufstand, die Damen nach dem Nebenzimmer zu geleiten, rief ein Franzose, dem die Ehre verdrofs: Ah! le petit bon-homme qui s'en va! Von dem Augenblick hiefs Moore häufig little Moore, unl er nahm selbst dieses Beiwort als Namen an, indem er sich Thomas Little nannte, und unter diesem Namen zuerst 1801 einen Band erotischer Lieder herausgab, von denen weiter unten Auszüge folgen, und von denen 1819 schon die 14te Ausgabe heraus war. Um sich dem Publico besser zu verbergen, fügte der Schalk dem Namen Thomas Little das Wort late hinzu und kündigte sich so, um die Kritiker zu beschwichtigen, als verstorben an.

Es heifst von Moore in England, dafs er ein vollkommener Gelehrter und ein vorzüglich in der Literatur des Mittelalters bewanderter Mann sey, dafs er grofse Talente für das gesellschaftliche Leben besitze, ein vorzüglicher Kenner der Musik sey, und dafs seine Bescheidenheit und sein einfaches Benehmen ihm bei seinem grofsen Dichterruhme einen hohen Rang in jeder gebildeten Gesellschaft sichere.

Von seinen Gedichten zu irländischen Melodien pflegt er zu sagen, dafs sie sich an sich nur eines geringen Vorzugs rühmen könnten, dafs sie, wie eine Fliege in Bernstein,

geschätzt würden, wegen der Materie, in der sie einge schlossen wären. Er beschäftigt sich jetzt mit der Ausgabe der Werke von Sheridan.

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In Dublin wurde bei seiner Anwesenheit nach der Erscheinung von Lalla Rookh ein grofses Fest veranstaltet, bei dem Graf Charlemont präsidirte. Die Rede, die er auf den ihm zu Ehren ausgebrachten Toast hielt, ist äusserst schön, und mag hier als Beweis seines Rednertalents stehen.

Gentlemen!

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Ich fühle diefs als den stolzesten Augenblick meines Lebens. Eine Huldigung von solch einer Versammlung zu empfangen, als wie mich jetzt umgiebt, die aus einigen der wärmsten und männlichsten Herzen, deren Irland sich räh men kann, besteht ist wahrlich ein Triumph, der zu Herzen geht, und der alles erweckt, welches ein Irländer fühlen mufs, den Irländer, wie Sie, für eine solche Auszeich nung auserwählten. Wären meine Verdienste hundertmal gröfser, als die gütige Parteilichkeit des Vorsitzers mir zuschreibt, so würde dieser Augenblick, dieser goldene Augenblick, sie alle übertreffen. Es giebt unter Ihnen einige, meine Herren, deren Freundschaft die Kraft und die Zierde und das dulce decus meines Daseyns gewesen ist, die, wie sehr sie auch von meinen politischen Ansichten abweichen, nie erlaubt haben, dafs dieses vorübergehende Kräuseln der oberen Wogen, den Gang des dichten Stromes der Freundschaft, der tiefer geht, hemmen dürften, Männer, die es fühlen, dafs es etwas Heiligeres giebt, als Parteigeist, und deren edle Naturen in der schlimmsten Zeit aus dem Kampf der öffentlichen Meinung hervorgehen, wie die Kiesel aus dem Occan, nur ebener und glänzender von der Widerwärtigkeit,

und dieses durch die Brandung selbst, in der sie hin- und hergeschleudert wurden. Sie an einem Tage, wie dieser, neben mir`zu sehen, ist ein Vergnügen, welches lebendiger Der größeren Menge

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ist, als Worte zu sagen vermögen.

von Ihnen, meine Herren, bin ich persönlich unbekannt. Als Ihr Landsmann indefs, als einer, der es gewagt hat, die Saiten der irländischen Harfe zu rühren, als einer, dessen gröfster Ruhm in der Ehre ihrer Lieblichkeit besteht, als einer, dessen bescheidene Talente immer geweihet gewesen sind, und mit der Gnade Gottes immer geweihet seyn werden, der Ehre und gröfseren Ruhmesverbreitung dieses Landes; als einer, dessen Liebe für dieses Land selbst diejenigen, welche die Art verdammen, in welcher er diese Liebe verräth, wenigstens für aufrichtig halten werden, und ihren Ungestüm― vielleicht ob ihrer Wahrheit― verzeihen, und ihn als einen solchen gelten lassen werden, der nicht weise, aber nur zu gut liebt, bin ich dem grössten Theile von Ihnen, meine Herren, dennoch bekannt. Wir sind bis jetzt einander fremd gewesen. Darf ich mir aber nicht schmeicheln, dafs von diesem Abend an eine neue Art der Verbindung zwischen uns anhebt? Das Geben und das Empfangen einer Huldigung, wie diese, mit welcher ich beehrt werde, ist ein Treibhaus der Herzen, welches alle Gefühle derselben auf einmal in die Fülle der Blüthen setzt, über deren gewöhnliche Reife Jahre hingehen würden, und es ist nicht Ein Mann unter Ihnen, der die Gesundheit mit ausbrachte, von dem ich nicht das Vorrecht fordern würde, seine Hand mit aller der Herzlichkeit, die vieljährige Freundschaft besiegelt hat, ergreifen zu dürfen. Mehr würde ich nicht sagen

können, wenn ich Jahrhunderte spräche. Mit einem Herzen,

welches so voll ist, wie dieses Glas, danke ich Ihnen für

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Ihre Güte für mich, und habe die aufrichtige Freude, es auf Ihrer Aller Gesundheit zu leeren."

Wie Lord Charlemont nachmals die Gesundheit der lebenden Dichter Grossbrittaniens ausbrachte, erhob Moore sich nochmals:

,,Ich kann diesen Achtungsbeweis, der den glorreichen Namen, welche die Literatur unserer Tage zieren, gezollt wird, nicht vorübergehen lassen, ohne Ihre Aufmerksamkeit auf die seltene Constellation der Talente zu richten, und ohne Sie zu bitten, solche einen Augenblick auf den eigenen Glanz eines jeden dieser Gestirne, welche den Kreis bilden, zu heften.

Kann ich Ihnen Lord Byron nennen, ohne in Ihren Herzen die Erinnerung an alles zurückzurufen, welches dieser mächtige Genius darin geweckt hat, seine Schwungkraft, seine Feuerworte, seine gewaltige Leidenschaft, die Neigung seiner schönen Phantasie, blofs unter den Ruinen der Herzen zu wandeln, an Orten zu verweilen, welche das Feuer des Gefühls zerstört hat, und wie der Kastanienbaum, der auf vulkanischem Boden wächst, dort zu gedeihen, wo der Brand der Leidenschaft seine Spur gelassen hat!

Darf ich Ihnen Scott nennen, diesen fruchtbaren und bezaubernden Dichter, dessen Geisteserzeugnisse so schnell sind, wie die Erzeugnisse eines nordischen Sommers, und so reich, wie die goldenste Erndte des Südens, dessen schöne Schöpfungen sich so schnell folgen, wie die Früchte in den bezauberten Gärten der Armida, von denen man kaum eine gepflückt hat, während schon eine andere wieder gereift ist.

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