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Muth, seine Behendigkeit, und ungestüme Begierde zum Streit beschrieben!

Mit Zittern und Toben verschlingt es die Erde
Und achtet nicht der Trompeten Hall.

Wenn die Trompete forttönet, rufet es Hui!
Und von ferne riecht es den Krieg,

Das Donnern der Fürsten und den Klang.

Zuleht erfolgt eine kurze Wiederholung des Harianischen Sylbenmaaßes: Franciscus Hare, Bischof zu Chichestre, glaubt, durch eine gewisse Hypothese von den besondern Regeln des hebräischen Sylbenmaaßes Rechenschaft geben zu können; welche Hypothese aber vom Lowth bestritten, und deren Unzulänglichkeit bewiesen wird.

Drey Gedichte von dem Verfasser der vermischten Werke in verschiedenen Arten der Dichtkunst. Altona und Leipzig, 1756. in Quart.

(aus der Bibl. der schönen Wiff. und der fr. K. Bd. 1. Stück 1. 1757. . 168-180.)

Herr Dusch, dessen Geschicklichkeit den Liebhabern der Dichtkunst durch seine vermischten Werke", und vorzüglich durch das darin befindliche schöne Lehrgedicht von den Wissenschaften", bekannt ist, fährt fort, die Früchte seiner fleißigen Muse der Welt mitzutheilen. Die Herren Leipziger und Schweizer haben auf eine Zeit lang den streitigen Wahlplah verlassen; und eine Mittelgattung von Dichtern, die, so zu sagen, weder Whigs, noch Torys sind, füllen indessen die Zwischenscene aus. Alle Liebhaber der Dichtkunst wünschen, daß jene erbitterten Kämpfer nie wieder zum Vorschein kommen mögen. Die eklektischen Gedichte kommen unstreitig dem guten Geschmacke nåher, als die geistlosen Hermaniaden, oder die rauhen Geburten der Herren Zürcher, deren lehtere Gedichte gewissermaßen unsere Empfindung mit den Regeln der Dichtkunst in einen Streit verwickelt haben.

Indessen hat man vielleicht Ursache, sich über die Flüchtigkeit dieser neuern Dichter zu beschweren. Statt daß sie uns

schöne Gedichte liefern, würden sie uns unstreitig vortreffliche Gedichte liefern können, wenn sie nur erkennen wollten, daß es ein größer Verdienst ist, untadelhaft, als fruchtbar zu seyn. Zacharid, der sich durch seine komischen Heldengedichte beliebt ge= macht, ist unstreitig in seinen Tagszeiten" sehr gefallen, so viel Wesens auch immer der nachsehende Geschmack der Recensenten von diesem Gedichte macht; und Hr. Dusch hat wenigstens durch die Gedichte, die er nach seinen vermischten Werken" zc. her= ausgegeben, nicht viel gewonnen. Von feinem Schooßhunde" wollen wir zu einer andern Zeit unser Urtheil fagen; jest wollen wir uns bemühen, unsern Lesern von diesen,,dreyen Gedichten" einen Begriff zu machen.

Tolk-Schuby, ein Gedicht an die Herren

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Dieses Gedicht ist fast nichts anders, als eine Nachahmung des vortrefflichen Frühlings" des Hrn. von Kleist, in Reimen und einer vermischten Versart, die Hrn. Dusch eigen ist. Man wird es schon aus dem Worte Nachahmung schließen können, daß er sein Muster nicht erreicht hat; und überhaupt ist Dusch glücklicher in der lehrenden, als in der malenden Dichtungsart. Er weiß den rechten Gesichtspunkt nicht allezeit zu treffen, aus welchem der Dichter einen Gegenstand schildern muß, wenn er ihn angenehm, deutlich und lebhaft schildern soll. Den größten Theil seiner Gemålde hat er von Pope, Thomson, Kleist und andern Dichtern entlehnt, aber dergestalt entlehnt, daß es ihm nicht gelungen ist, fie sich zu eigen zu machen. Ja öfters hat er Figuren aus verschiedenen Dichtern zusammengetragen, die sich gewiß verwundern müssen, wie fie hier neben einander zu stehen kommen. 3. E. bei Gelegenheit eines plöglichen Sturms sagt unser Dichter S. 25.:

in allgemeiner Pause,

Hält die Natur den Athem; der Puls der Schöpfung steht;
Die alle Hände faltet, da Gott in Wolken geht.

Young fagt in seiner ersten Nacht: die Natur macht eine fürch terliche Pause;

der Puls ihres Lebens steht still. Klopstock

sagt bei einer andern Gelegenheit:

Gott sprachs. Überall faltete noch die tiefe Verwundrung
Heilige Hände vor ihm.

Wenn man aber diese beiden Figuren willkührlich zusammenseßt, so sollte man fast glauben, die Schöpfung habe sich den Krampf in die Hånde gefaltet, daß ihr Puls davon ist stehen geblieben. Eben daselbst sagt Dusch:

Auf schwarzen Fittigen des Windes fortgetragen,

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Rollt langsam am Olymp der Donner ehrner Wagen und beweist in einer Note die poetische Schönheit der homerischen Vergleichung des Donners mit einem rollenden Wagen, weil das Geräusch eines Wagens viel Ähnlichkeit hat mit dem Getöse eines Donners. Man wird ihm dieses gern einråumen; aber wenn ein Wagen auf Fittigen getragen wird, so kann er kein Getöse erregen. Zudem bringen uns die Fittige des Windes auf einen Begriff der Geschwindigkeit, dem das langsame Rollen in dem folgenden Verse schnurstracks widerspricht.

S. 14. sagt der Dichter von der aufgehenden Sonne:

Der Sonnen halbe Scheibe schaut glüend in die Flur,
Vergüldet ihre Hügel, und grüßet die Natur.

Das

Hier håtte der Discus immer wegbleiben können. Schauen, Vergülden und Grüßen möchte von der Sonne noch angehen, aber von der Scheibe?

S. 21. befindet sich ein Gemälde, das wir unmöglich zurecht sehen können. Wir mögen es drehen und wenden, wie wir wollen, so steht uns immer etwas an dem unrechten Orte: An diesem Rosenbusche, den tiefe Still' umfängt,

Um den ein Kranz von Buchen die breiten Zweige hängt,
Der hier Gerüche haucht, und von bemooßten Hügeln,

Gebeugt den Teich beschaut, sein blühend Haupt zu spiegeln.

Wenn hier die Rosen nicht über den Kranz von Buchen mit breiten Zweigen hinüberragen, so wissen wir nicht, wie sie sich in dem Teiche spiegeln können. Unser Dichter ist auch nicht selten unglücklich in Beiwörtern, z. E. gleich im Anfange:

Beglückt ist, wer wie Ihr, in eignem Schatten liegt. Horaz sagt: Beatus ille, qui bobus exercet suis etc.; aber in eignem Schatten liegen, beweist noch nicht, daß der Grund unser ist. Ein Jeder, welcher unter der Sonne liegt, liegt wohl in eignem Schatten. Von dieser Art übel ausgesuchter Beiwörter sind: der stille Dichter", die sichtbare Stille", die schweigende Natur schlummert, verhüllt in ihre Flügel" u. s. w. Indes

sen läugnen wir nicht, daß wir viele schöne Stellen in diesem Gedichte angetroffen, und daß wir es ungleich höher schäßen, als die Tageszeiten, die das Glück gehabt haben, der Menge zu gefallen. Ja vielleicht kann es Hr. Dusch in ein durchgehends schönes Gedicht verwandeln, wenn er sich die Mühe nehmen wollte, die zweite Hand daran zu legen.

Das zweite ist ein Lehrgedicht vom Gebrauche der Vernunft", - eine würdige Schwester des beliebten Lehrgedichts von den Wissenschaften". Wenn uns Dusch in der malerischen Dichtkunst sich selbst nicht zu trauen, und aus Furcht, zu fallen, seinen Vorgängern mit unsichern Schritten auf dem Fuße zu folgen scheint; so finden wir hingegen in seiner didactischen Poesie Spuren von der poetischen Kühnheit, die sich ihrer Stärke bewußt'ist, und nicht selten den getretenen Steg verläßt, um sich über blumige Wiesen einen neuen zu bahnen. Einige matte Stellen ausgenommen, scheuen wir uns nicht, diesem Lehrgedichte die dritte Stelle nach Haller's und Withof's Meisterstücken einzuräumen. Der Dichter eifert darin wider den Mißbrauch der Vernunft in Sophistereien, wider die Sectirerei, wider diejenigen, die entweder aus Leichtsinn oder aus Bigotterie die Vernunft verachten; und wenn es möglich ist, aus einigen Stellen en ganzes Gedicht zu beurtheilen, so mögen folgende zur Probe dienen :

Zum Tode, rief Athen, wer beßre Götter lehrt,

Und unsrer Väter Brauch, und den Altar zerstört!

Und fich! das reine Bild der Weisheit und der Liebe,

Wird zu der Schmach verdammt, und stirbt den Tod der Diebe.

Dieß war des Weisen Glück von allen Zeiten her,
Und unsre Zeit erstaunt, und wird nicht billiger,
Der Hof zieht Tänzer an, und nähret Müssiggänger,
Jagt einen Weisen fort, und mästet zwanzig Sänger.

Beglückt, wenn man den Geist, der seine Flügel regt,
Noch in die Schulen stößt, und dort an Ketten legt.
Dort muß er in das Gleis der alten Lehrer treten,
Und selbst nicht vor sich sehn, getreuer nachzubeten;
Muß wider die Vernunft aus fremden Ländern schreyn, ́
Cartefisch in Paris, in Halle wolfisch seyn.

Die Mode und der Wahn ertheilt der Welt Befehle,
Die eine für den Leib, der andre für die Seele.

S. 49.

Brauch deine Augen selbst; nimm nichts auf Glauben an,
Den Dienst versage nie, den Beyfall jedermann.

Denk alles, was du glaubst, noch einmal ernsthaft über,
Und eh du weiter gehst, halt ein, und zweifle lieber.
Gieb keinem Vorurtheil des Alterthumes Plak;
Der allerälteste ist oft der schwächste Sah,

Im Irrthum erst erzeugt, durch Ansehn angepriesen,
Geheiligt durch die Zeit, und durch die Zeit erwiesen.
Den Aberglauben flieh, der Einbildung Betrug;

Daß ganz ein Volk so glaubt, ist nicht Beweis genug.
Am ersten zweifle da, wo's schrecklich ist zu zweifeln.
Was nicht mit Gründen kann, das schüßet sich mit Teufeln.
Und S. 52.

Arbeite dich im Schwall der Meynungen empor;

Ergreif den nächsten Fels, und steig am Strand hervor,
Eh dich der volle Strom, die Beute seiner Wogen,

Ins uferlose Meer, mit sich hinab gezogen.

Umsonst irrt da dein Aug, umsonst suchst du den Strand.

Und schwimmst mit aller Macht, und siehst nicht wieder Land.
Versuche bald, und oft, die Kräfte deiner Flügel,

Streich erst am Boden her, denn schwinge dich auf Hügel;
Ein jeder Flug erweckt, und stärket die Begier u. s. w.

Das dritte Gedicht, oder Fragment eines großen Gedichts von der Gesetzgebung", beschreibt die Berathschlagung der höllischen Geister, wie sie die Gefeßgebung hintertreiben wollen. Man sieht in diesem Fragmente einen mißrathenen Versuch, das Meisterstück Klopstock's, die Berathschlagung Satans mit seinen Geistern, in dem zweiten Gesange, in gereimten Versen nachzuahmen. Die Anlage, die Charaktere, die Beschreibungen, und fast alle Reden sind aus dem Klopstock. Allein wie wenig unsers Dichters Muse diesem großen Gegenstande gewachsen ist, kann man aus denjenigen Stellen am besten erkennen, wo er seinen seichten Wendungen durch einige erhabene Gedanken aus dem Messias hat aufhelfen wollen. Man sieht das Unternehmen ei= nes Zwerges, der mit den Kleidern eines Riesen auch seine Gestalt anzunehmen glaubt. Wir wollen dem Dichter Schritt vor Schritt folgen, und allenthalben Parallelstellen aus dem Messias anführen. Er beschreibt im Eingange die Lage und die Beschaffenheit der Hölle. Sie war erst im Mittelpunkt der Erde;

Doch in der Sündfluth find die Riegel aufgesprungen,

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