페이지 이미지
PDF
ePub

Fabel, welche im Hebräischen eine der kürzesten ist, ins Deutsche übersehen. Die Erfindung ist unsers Wissens von dem Verfasser selbst. Sie ist

die XC. Fabel.

Die Fliege, der Ochs und Debora (die Biene).

„Eine Fliege spazierte auf dem Felde herum, und fah ,,einen Ochsen an den Pflug gespannt. Er ging seinen Weg ,,langsam fort, und zog Furchen den Acker lang. Sie flog hin ,,und feste sich zwischen seine Hörner. Der Ochs wandelte un,,und_seßte ,,gestört auf und nieder, und die Fliege saß ihm immer zwischen ,,den Hörnern. Muhme Debora, die sie von ungefähr erblickte, stellte sich von ferne hin, zu sehen, was sie da machen werde, „und ob wohl der Ackersmann den ganzen Tag pflügen werde. Endlich ruft sie ihr zu: wohnest du denn etwa hier zwischen ,,diesen Hörnern? was lagerst du dich zwischen diesen Gränzen? ,,Wiffe, antwortete ihr die Fliege, das ganze Feld hier haben ,,wir, ich und der Ochs, heute durchpflügt. Thue es mir ein,,mal nach, wenn du kannst. Wohlauf! wohlauf! Debora! Mancher Feige mischt sich unter Helden, Er wohnt ihren Rathschlägen

Die Moral.

,,mancher Thor unter Weise. ,,und`ihren Thaten nicht bei, aber er nimmt ihre Worte und ,,ihre Geberden an, und sagt: „wir Helden haben gethan, wir Weise haben erfunden".

Wir erinnern unsere Leser nochmals, von dieser Überseßung nicht auf die Urschrift zu schließen. Sie hat unendlich_viel_ver= loren. Die einzige Anspielung wohlauf! wohlauf! Debora!" auf eine ähnliche Stelle im B. der Richter Cap. 5. v. 12. hat im Hebräischen eine Anmuth, die der deutsche Leser kaum bemerken kann.

Schilderungen aus dem Reiche der Natur und der Sittenlehre, durch alle Monate des Jahres. Die Frühlingsmonate. Hamburg und Leipzig, verlegt's G. Chr. Grund und Adam Heinrich Holle 1757. 344 S. in 8.

(aus der Bibl. der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 3. Stück 1. 1758. . 96 106.)

In der Vorrede sagt der Verfasser: die Begierde, mit welcher das Publikum die vortrefflichen Betrachtungen des Hervey aufgenommen, habe ihn ermuntert, nach dem Erempel dieses Schriftstellers an dem Verstande und an dem Herzen seiner Mitbürger auf eine ähnliche Art zu arbeiten Es sei eine ausgemachte Erfahrung, daß die größeste Anzahl der Menschen ein vorzügliches Vergnügen an den Gegenständen der Natur empfinde; und man habe also die Neigungen der Leser bereits auf seiner Seite, wenn man in diesen Materien arbeite. Allein man müsse die Einbildungskraft zu Hülfe nehmen, wenn man die Leser rühren, belustigen und auf eine angenehme Weise unterrichten wolle. Bei dieser Gelegenheit werden die düstern Weltweisen mit ihrem systematischen Vortrage wacker ausgefilzt. Denn man muß wissen, daß unsere neuern Schriftsteller wißig zu seyn glauben, wenn sie die Gründlichkeit verwerfen; sogar daß man kaum die Briefe einer Ninon von Lenclos ins Deutsche übersehen kann, ohne in der Vorrede auf die systematische Lehrart zu schimpfen.

Unser Verf. glaubt, man sollte weder in der Sittenlehre, noch in der Physik demonstriren, weil die Erkenntniß, ohne Annehmlichkeit des Vortrags, gar zu mühsam und zu verdrießlich ist. Er habe also einen angenehmen Vortrag zu seinem Vorhaben gewählt. Laßt uns sehen, was unser Schriftsteller unter einem angenehmen Vortrag versteht. Ich wünschte", sagt er, ,,zu schildern, und durch Hülfe aller Dichterkünfte auf die Ein,,bildungskraft, dieses so nůßliche Vermögen der Seele, zu ,,wirken. Meine Arbeit mußte also das Unsehen eines Gedichts ,,annehmen; und um sie der Poesie so ähnlich zu machen, als ,,möglich wäre, schrieb ich selbst meinen Perioden, wo es ohne

,,3wang geschehen konnte, ein Sylbenmaaß vor; doch fand ich, ,,es nicht für gut, mich beständig daran zu binden".

Unsere Leser wissen nunmehr vermuthlich, was sie sich von unserm Verf. zu versprechen haben: Schilderungen gewisser Gegenstände nebst zufälligen Betrachtungen, in einer poetischen Prose, oder in einem prosaischen Gedichte, wie sich der Hr. Verf. auszudrücken beliebt; oder in einer ungelenken Prose, wie wir es nennen, die von halben und ganzen Herametern stroht und, mit so vielen langweiligen Beiwörtern belastet, schwerfällig einher stolpert, daß man ohne Angstschweiß kaum drei Perioden Lesen kann.

Diese Art des angenehmen Vortrags" droht seit einiger Zeit, die deutsche Prose gänzlich zu verderben. Wir haben schon moralische Abhandlungen, academische Reden, Predigten, Briefe, und wer weiß was sonst, in diesem Geschmacke zu lesen bekommen. Bald wird man im gemeinen Leben auch nicht mehr reden, sondern alles in halb gebrochenen Herametern heraussingen wollen.

Damit unsere Leser selbst urtheilen können, wollen wir nur einige Perioden aus der angezeigten Schrift anführen, und zwar die ersten, die wir aufschlagen werden.

[ocr errors]
[ocr errors]

S. 9. Schau, schon führet sie" (die Sonne) „über den Erdkreis bessere Tage. ! gewiß die bessern Tage! Noch „steigen sie selten über dir auf. Laß sich nicht den flüchtigen ,,Stern umsonst aus dicken Nebeln hervorarbeiten!" ( was muß die Zunge hier herausarbeiten!) Noch dickere Nebel, schwerer ,,belastete Wolken und Schneegestöber werden den folgenden Tag ,,dir diesen frohen beseelenden Stern wieder verbergen". Welches Ohr ist geduldig genug, dergleichen Periode auszuhalten? Sollte man glauben, daß sich ein Mensch so weit vergehen könne, sie für wohlklingend zu halten? Was ist das: geize mit den hei,,ligen Stunden“ u. s. w. ,,der Geiz ist edel, und der kroch ,,unter den Thieren, der bloß war und verging"? Muß man nicht ein Ödipus seyn, um dieser Construction durch die Umkehrung ihre wahre Gestalt wiederzugeben? Was heißt das: ,,eine Sanduhr eröffnet Augen und Ohren"? was find,,süße Schauer des Schreckens"?

S. 80. „Schau, dort wartet auf dich (den Wollüstling), „auf seinem marmornen Tische, der silberne Topf, und dampfet ,,Gerüche aus der Pfeife. Nun ertönet der donnernde Tisch,

,,die silbernen Teller läuten zur Mahlzeit, die fliegenden Diener ,,tragen die dampfende Schüssel schon auf. Wirst du allein dieß ,,Opfer verzehren? Schau, dein Windspiel ladet sich ein: „schmeichelnd kömmt es herein, steht, schaut aufmerksam dich an, ,,und bewegt den wedelnden Schweif".

S. 193. Von dem goldenen, Weltalter. „Da wurden ,,nicht die Tiefen ihrer seltenen Bewohner beraubet, nicht aus ,,dem Himmel durch den Donner der Kunst, der in Fernen den ,,Tod hin versendet, die steigende Lerche, mitten in der Entzückung des Lobgesangs, heruntergeschlagen, nicht das flüchtige zitternde Reh durch ein geflügeltes Bley im Laufe gestürzt, ,,nicht der indianische Herbst seiner Früchte beraubt, die die Weich,,lichkeit auf fliegenden Schlössern von der Morgenröthe auf ihrer ,,wollustigen Tafel versammelt". Welch eine gigantische Periode! was für kräftige Beiwörter: feltne Bewohner der Tiefen, Donner der Kunst, die steigende Lerche herunterschlagen, geflügeltes Blei, indianischer Herbst, fliegende Schlöffer! Fliegende Schlösser! was sind das für Geschöpfe?

Mit diesen wenigen Erempeln dürfte es vermuthlich genug seyn, unsern Lesern von dieser neumodischen Schreibart einen Begriff zu machen, wenn sie irgend so glücklich seyn sollten, noch keine Schriften in diesem Geschmacke gelesen zu haben. Wir wollen uns bemühen, die Ursachen zu finden, warum dieser ungewöhnliche Numerus so rauh und unangenehm klinge.

Man schließt insgemein folgendergestalt: da das Sylbenmaaß in Versen so vollstimmig und so wohlklingend ist, so müßte auch die Prose desto harmonischer seyn, je nåher fie der heroischen Versart käme, und je mehr man Gelegenheit nåhme, ganze Verse, oder wenigstens die Schlußfälle derselben, in die Prose einzuflechten. Nichts ist betrüglicher als dieser Schluß. Man findet nach einiger Überlegung, daß die bewährtesten Kunstrichter nicht ohne Grund gewarnt haben, in Prose eine Periode einfließen zu lassen, die einem Verse ähnlich sieht.

Das Sylbenmaaß ist eine abgemessene Regel der Ordnung, die den Wohlklang auf den Gipfel der Vollkommenheit bringt, wenn sie durchgehends befolgt und genau beobachtet wird. Wird aber allzu oft von dieser Regel abgewichen, so dient sie viel mehr, uns den Mangel der Ordnung, als die Ordnung selbst fühlen zu lassen. Wenn eine Periode bis in die Hälfte nach einem richtigen Sylbenmaaße fortläuft, so ist es unsern Ohren eine

Marter, wenn sich die zweite Hälfte an keine Ordnung bindet und der Freiheit der Prose bedienen will. Es kömmt uns beinahe- vor, als wenn ein Schauspieler, der in der Oper wahrgenommen, daß das Singen den Ausdruck der Leidenschaften öfters befördert, gewiffe Stellen in einem Trauerspiele absingen, die übrigen aber hersagen wollte.

Das poetische Sylbenmaaß, und vornehmlich der Herameter, erfordert einen etwas gesehten und langsamen Ton. Er geht mit gemessenen Schritten feierlich, ernsthaft und majestätisch fort, dahingegen die Prose schon etwas freier, geschwinder und gleichsam ohne Tact ausgesprochen seyn will. Wirft man nun diese beide Gattungen auf's Gerathewohl durch einander, so müssen wir bald laufen, bald ernsthaft gehen, und bald hinken.

Bald geben wir der Aussprache ein Gewicht, indem uns das anscheinende Sylbenmaaß dazu berechtigt; bald aber finden wir uns betrogen, und fahren nachher desto nachlässiger fort, je weniger wir fähig sind, uns sogleich wieder in die gehörige Verfassung zu sehen. Nichts ist dem Ohre unerträglicher, als diese unregelmäßige Wiederkehr von abgemessener und freier, schwerfälliger und fließender Bewegung, davon die Seele weder das Vorhergegangene behalten, noch das Künftige mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuthen kann.

Einige gute Köpfe haben diese vermischte Schreibart gewählt, wenn sie Gedichte aus einer andern Sprache, und vornehmlich aus dem Engländischen, haben ins Deutsche übersehen wollen; und bei einer solchen Gelegenheit ist sie weniger zu tadeln. Der Zwang eines richtigen Sylbenmaaßes verträgt sich selten mit den Pflichten einer guten übersehung, und man müßte öfters das ganze Wesen einer poetischen Periode verändern, wenn man ihr den freien und fließenden Schwung der Prose ertheilen wollte. Bei einigen Engländern geht dieses noch weit weniger an. Diese haben die Gewohnheit, daß sie alles bis auf die kleinsten Züge ausmalen, und ihre Gedichte mit einer großen Menge Beiwörter anfüllen. Man muß wenigstens den größten Theil derselben mit übersehen, wenn man der Urkunde treu bleiben will; und wie geht dieses an, ohne der ungebundenen Schreibart die Flüssigkeit zu benehmen, die ihr eigen ist? Man hat also aus Noth zu dieser vermischten Gattung seine Zuflucht nehmen müssen, die wirklich dasjenige ist, was der bürgerliche Edelmann des Molière verlangte: weder Verse noch Prose.

« 이전계속 »