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Wenn unsere Sinne lebhaft gerührt werden, so bemerken wir in dem Fortgange der Begriffe eine dreifache Periode. In der ersten beherrscht der Totaleindruck die Seele so völlig, daß sie ihr die Macht benimmt, die Theile einzeln zu betrachten und zu bezeichnen. Dieses ist der Zustand der Betäubung. Unterdeß arbeitet die Real-Verbindung immer fort, und vermindert die Lebhaftigkeit des Totaleindruckes nach und nach, bis die Seele in derselben einen Übergang auf einen besondern Umstand findet, der alsdann aus dem betäubenden Gefühl gleichsam hervorspringt, und sich auszeichnet. Dieser führt die Seele alsdann durch die Ordnung der Theilnehmung auf die übrigen Theile des Total= eindruckes. Das ist der Zustand der Verwirrung. Endlich wird die Rationalordnung die herrschende. Die Seele kann ihre völlige Aufmerksamkeit auf die Theile richten, die ihrem Vorsage gemäß find, und kann sie in der gleichen Ordnung auf einander folgen lassen. (Das Übrige fehlt.)

5. über den Neid *)

1780.

(Aus der Neuen Berl. Monatsschrift. Bd. 23. Jan. 1810. S. 46-47.)

Nein, ihr gutherzigen Männer, Opig und Ramler! ihr kennt den Feind eurer Verdienste nicht recht, und beschreibt ihn

*) Ramler schrieb in das Stammbuch eines berühmten Schauspielers folgendes, vermuthlich auf irgend eine Veranlassung:

Opig.

Reid ist ein schlimmes Ding; dies Lob bleibt ihm indessen:
Er pflegt dem Neider Herz und Augen abzufreffen.

Seinem Freunde, dem Schauspieler

bei dessen Durchreise durch Berlin

von

K. W. Ramler.

d. 30 März. 1780.

Daneben schrieb Moses Mendelssohn obiges.

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Anmerk. von Fr. Nicolai.

eurem Freunde S. sehr unphysiognomisch. Der Unhold besucht und belauscht euch zwar oft, aber allezeit vermummt oder verkappt. Nach meinem Berichte, hat er vielmehr lange, lange Ohren, und gesunde Augen. Scheel sieht er, aber scharf, und hat auch nur die Augenlieder zerfreffen. Daher kann er keinen Schlaf gewinnen, und hört und sieht, auch wenn's ihm wehe thut.

Berlin, d. 30 März 1780.

Mofes Mendelssohn.

6. Über einige deutsche sinnverwandte Wörter. (Aus der Neuen Berl. Monatsschrift. Bd. 23. Jan. 1810. S. 41—43.)

Abbinden, abtrennen, ablösen. Man bindet eine Sache ab, die irgend woran angeknüpft war. Man trennt sie ab, wenn man die Knoten nicht auflöst, sondern zerschneidet. Man löset sie hingegen ab, wenn sie vorhin, wie ein Theil an seinem Ganzen, befestigt war.

Abbinden, losbinden. So auch abkaufen, loskaufen. Das Erstere (1 und 3) sagt man von leblosen Dingen, das Lehtere (2 und 4) von lebendigen, oder auch von solchen leblosen, die eine Bemühung anwenden, sich von dem Ge= genstande zu entfernen, mit welchem sie verbunden sind.

Abtheilen, eintheilen, vertheilen. Das Erste wird gebraucht, wenn ein Theil vom Ganzen getrennt wird, ohne daß man vorher das Ganze übersehen hat; beide leßte, wenn man das Ganze vorgenommen hat, und es in seine Theile zerlegt. Er theilt jährlich von seinen Einkünften ein Kapital von 500 Thalern ab, welches er wiederum in 5 Massen eintheilt, und für gewisse Ausgaben oder auf gewisse Zeiten vertheilt. Eine Stadt hat 5 Abtheilungen; zusammen genommen, nennt man sie eine Eintheilung.

Ablernen, verschieden von lernen: wenn man, ohne Vorwiffen des Lehrers, ihm seine Kunstgriffe absieht.

Ab vor einem Verbum activum oder neutrum bedeudet: durch eine gewisse Handlung eine Schuld abtragen. So: abarbeiten, abpflügen, abschwören u. f. w.

Abbilden, abschildern; abreißen, abzeichnen. Jenes (1 und 2) heißt: ein Ding durch die Nachahmung so vorstellen, wie es sich dem Gesichte und dem Gefühle darstellt; dieses (3 und 4) hingegen bloß, wie es sich den Augen darstellt. Ein Bild heißt ein sinnlicher Ausdruck eines Gegenstandes. Viele Bilder, die zusammengenommen ein Ganzes ausmachen, heißen ein Gemälde.

Abfinden, abthun, entscheiden, beilegen, ausmachen. Eine Zwistigkeit wird entschieden, wenn darin vorgeht, was Rechtens ist. Beigelegt wird sie, wenn, ohne auf die Gerechtigkeit zu sehen, beide Partheien auf eine oder auf die andre Weise sich wozu verstanden haben. Abgethan ist sie, wenn der gegenseitigen Forderung Genüge geschehen ist. Der Befriedigte, der seine Forderung gegen eine Leistung aufgiebt, ist abgefunden. Ausmachen heißt, wenn etwas außer Zweifel gesezt wird; es ist ausgemacht, daß ein jeder Rechtshandel sowohl vom Richter entschieden, als von guten Freunden beigelegt werden kann.

Böse, schlecht, schlimm, arg, übel. Was an und für sich nicht gut ist, nennt man schlecht; in Ansehn seiner Folgen und Wirkungen, böse; in Ansehn der Absichten, arg; insoweit es mit unsern Wünschen nicht übereinstimmt, schlimm; und insoweit eine widrige Empfindung damit verbunden ist, übel. Die Fabel von den Bienen (von Mandeville) ist kein schlechtes Buch; hier und da findet man zwar böse Lehren darin, der Verfasser scheint es aber nicht so arg gemeint zu haben. Ein böses Geschwür. Ein schlechter Kopf. Ein böses Herz. Ein übler Geruch, Geschmack; Übellaut. Sagt man auch ein übler Anblick?übelgesinnt scheint unsrer Erklärung zu widersprechen. Vielleicht aber heißt es so viel als Leute, die widrige Gesinnungen hegen, z. B. mißvergnügte Leute, die mit den Einrichtungen unzufrieden sind (Malcontenten). Eine böse Unternehmung kann einen nicht schlechten Fortgang haben, und dennoch ein schlimmes Ende nehmen. Das Wetter kann eigentlich nicht schlecht, aber wohl für Einen, der reisen will, schlimm seyn.

Von der Herrschaft über die Neigungen.

(Um das J. 1755.)

(Aus I. Heinemann's Moses Mendelssohn. S. 48-56.)

§. 1.

Ein jeder Begriff, der vermöge seiner Beschaffenheit unsern Willen bestimmen kann zu handeln oder nicht zu handeln, heißt ein Bewegungsgrund.

a) Dieser Begriff muß uns die Vorstellung einer Schönheit oder Vollkommenheit gewähren, wenn er uns zu Handlungen antreiben will, et vice versa.

b) Was uns Lust gewährt, wenn es gegenwärtig ist, das erregt abwesend ein Verlangen in uns, welches nichts anderes ist, als eine Vermischung von Lust und Unlust; von Lust über die Güte des Gegenstandes, und von Unlust über dessen Abwesenheit.

c) Gleichgültigkeit, Wollen, Verlangen, Begierde, Sehnsucht sind die Stufen der Begehrlichkeit, oder desjenigen Affects, der in uns erregt wird, wenn der vollkommene Gegenstand abwesend ist; so wie Gleichgültigkeit, Behaglichkeit, Lust, Vergnügen, Wollust, Entzückung die Grade der Empfindung ausdrücken, die durch den Genuß des vollkommenen Gegenstandes erregt werden.

§. 2.

Je mehr Gutes in der Vorstellung einer Sache enthalten ist, je deutlicher wir das Gute einsehen, und je weniger Zeit erfordert wird, es völlig zu übersehen, desto größer ist die Begierde, desto angenehmer der Genuß.

a) Die Quantität der Motiven verhält sich also zusammengeseht wie die Menge des Guten, wie seine Deutlichkeit; und umgekehrt wie die Zeit, welche zum überdenken erfordert wird. b) Man sehe die Menge des Gutenm,

die Deutlichkeit = P

die Zeit = t;

so ist die Quantität des Bewegungsgrundes m p.

§. 3.

=

t

Eine Vorstellung kann also weniger deutlich seyn, und dennoch eine größere Gewalt haben, in unsern Willen zu wirken: 1) wenn sie eine größere Menge des Guten enthält; 2) wenn diese Menge geschwinder überdacht werden kann.

§. 4.

Ja wenn die Zeit, die zum Überdenken erfordert wird, sehr gering ist, so können die Begriffe so dunkel werden, daß sich die Seele weder des Bewegungsgrundes, noch ihrer eigenen Entschließung bewußt ist, und dennoch in dem Körper solche Bewegungen hervorbringen, die zu einer andern Zeit einen überlegten Rathschluß erfordert hätten. Denn obgleich die Kürze der Zeit die Deutlichkeit vermindert, dergestalt, daß öfters gar das Bewußtseyn aufhört; so bleibt dennoch die Quantität der Motiven einerlei, weil an der Zeit gewonnen wird, was von der Deutlichkeit abgeht.

§. 5.

Aus den beiden vorigen §§. lassen sich unzählige Erschei nungen erklären, die für viele Weltweise ein Stein des Un stoßes gewesen sind. Ich will einige davon anführen.

1) Video meliora proboque etc. Wer kennt diesen Spruch, ohne zu wissen, wie schwer er sich mit irgend einem

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