widerlegen, Erempel an, da das delight eine Erschlaffung zuwege bringt. Dieses ist ein Streich in die Luft. Unser Verf. eignet zwar dem Erhabenen eine Epannung der Fibern zu, aber nicht einem jeden delight. Das delight ist an und für sich selbst keine Quelle des Erhabenen. Als ein Erempel aber von einer großen übereilung sehen wir es an, wenn die Herren Recensenten S. 475. in der Note sagen: Unser Verfasser giebt das Schrecken für die einzige ,,Quelle des Erhabenen an, und schließt Liebe, Bewunderung ,,u. s. w. davon aus. Allein die allgemeine Empfindung aller Menschen widerspricht dieser Trennung des Erhabenen von der Seite dieser Gemüthsbewegungen. Es ist gewiß, wir können ,,die erhabensten Begriffe von Gott haben, ohne ihn uns als ,,einen Gott des Schreckens vorzustellen", u. f. w. Man muß mit dem System unsers Verf. ziemlich unbekannt seyn, wenn man glaubt, er halte die Bewunderung für eine Quelle des Erhabenen. Wie oft und wie sorgfältig sucht er uns nicht vielmehr einzuschärfen, daß die Bewunderung, das Erstaunen eine Art von Schaudern hervorbringe, die der Wirkung des Schreckens ähnlich sind, und daher eine fruchtbare Quelle des Erhabenen seyn können! Was beweist nun die Instanz von Gott?. Unsrerseits haben wir für dieses Mal nur einen getreuen Auszug aus dieser philosophischen Schrift liefern, und unser Urtheil darüber noch zurückhalten wollen. Wir werden aber Ge legenheit haben, unsern Lesern auch dieses bekannt zu machen, wenn die oben erwähnte deutsche Überseßung mit Anmerkungen und Zusäßen erschienen seyn wird. Lieder, Fabeln und Romanzen, von F. W. G. Leipzig bey David Iversen, 16 Bogen in 8o. (aus der Bibliothek der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 3. Stück 2. 1758. G. 321-335.) Wir ergreifen die Gelegenheit, um bei einer neuen Auflage diefer Gedichte Nachricht von denselben zu geben. Ihr Verfasfer, der schon långst die Ehre des deutschen Parnasses gewesen ist, hat sich zwar nicht genannt, ist aber dennoch bekannt genug. Und wie könnte man einen Gleim verkennen? Wir fangen von den Fabeln an, welche den größten Theil diefer Sammlung einnehmen. Das erste Buch enthält 25 neuerfundene Fabeln. Hingegen gehören von den fünf und zwanzigen des 2. Buchs nur die drei ersten dem Verf.; die übrigen hat er nach dem beigefügten Verzeichnisse aus alten und neuen Dichtern genommen. Vor einem jeden Theile steht eine poetische Zueignungsschrift an des Prinzen Friedrichs von Preußen Königl. Hoheit, in welchen viel schönes enthalten ist. Von dem großen preußischen Monarchen heißt es in der Zueignungsschrift des ersten Buchs: (Der Held, der jeßt auf einem ganz andern Wege der Unsterblichkeit entgegenzueilen genöthigt ist, mag sich unter dem freudigen Zuruf der Völker sehr oft nach der philosophischen Muße auf dem stillen Sans-Souci zurück sehnen!) Unter den eigenen Erdichtungen unsers Verf. verdienen die 10te, 12te und 23ste des ersten Buchs, wie auch die zwei ersten des 2. Buchs allen andern vorgezogen zu werden; und auch diese sind nicht von kleinen Fehlern frei, indem man öfters die Wahrheit, Einheit und Moralität der åsopischen Fabel vermißt. Hingegen be= sißt unser Dichter die Gabe zu erzählen in einem sehr vorzügli= chen Grade; und dieses ist bei dem Fabeldichter wenigstens ein eben so großes Verdienst, als die Gabe zu erfinden. Motte wird mit allen seinen Erfindungen selten gelesen, und La Fontaine hat sich durch seine meisterhafte Art zu erzählen einen vorzüglichen Plaß unter den Dichtern erworben, welche die Zeiten Ludwigs 14., oder vielmehr die Zeiten dieser großen La Dichter verherrlichen. Unserm Dichter ist besonders eine glückliche Kürze eigen, die fast niemals in das Trockene verfällt, und dem Vortrage eine besondere Naivetåt und Lebhaftigkeit verschafft, ohne ihn in das Possenhafte und Niedrige sinken zu lassen. Die 13te Fabel des 2. Buchs ist meisterlich erzählt, und übertrifft den La Fontaine, aus dem sie genommen ist. Wir wollen das Muster mit der Nachahmung vergleichen. Die 119te Fabel T. 1. des La Fontaine ist: Le Cheval et l'Ane. En ce monde il faut l'un l'autre secourir. C'est sur toi que le fardeau tombe. Un Ane accompagnoit un Cheval peu courtois, Tant qu'il vit sous le faix mourir son camarade, Et reconnut, qu'il avoit tort. Du Baudet en cette aventure Et la peau par dessus encore. Unser deutscher Dichter unter eben dem Titel: Einst trug auf seinem schmalen Rücken Ein Esel eine schwere Last, Die fähig war, ihn todt zu drücken. Ein ledig Pferd gieng neben ihm. Du hast Auf deinem Rücken nichts, sprach das geplagte Thier, Hilf, liebes Pferdgen, hilf! ich bitte dich, hilf mir. Du bist der rechte Gaft, du bist ein wenig faul, Die Last erdrückt mich, rette mich! Der Eingang unsers deutschen Dichters ist vortrefflich. Der Vorwurf wird mit vieler Deutlichkeit auseinandergefeßt, und die Handlung in jeder Zeile immer mehr und mehr vorbereitet.,,Ein ledig Pferd gieng neben ihm" ist kürzer und weit schöner, als accompagnoit un cheval peu courtois, celui ci ne portant, que son simple harnois. Peu courtois steht hier sehr am unrechten Orte. Der Leser begreift noch nicht, wodurch sich das Pferd diesen Tadel zugezogen hat. Weit besser ist: was hel= fen! sagt der grobe Gaul". Ne portant, que son simple harnois, ist lange nicht so gut, als: „ein ledig Pferd". Die Unterredung des Esels mit dem Gaul wird von dem französischen Dichter bloß erzählt, der deutsche hingegen läßt die Handlung vor unsern Augen vorgehen. Die demüthige Bitte des geplagten Thiers macht mit der beleidigenden Antwort des stolzen Gauls einen vollkommenen Contrast aus. Man glaubt einen unerbittlichen Pachter mit dem Fröhner reden zu hören: Du bist der rechte Gast, du bist ein wenig faul. Wie schwach klingt das Französische: La prière, dit il, n'en est pas incivile. Sogar die französischen Esel wollen nicht gern unhöflich heißen. En cette aventure ist eine bloße cheville. Die sehr malerische Beschreibung des Fischreigers im La Fontaine : Un jour sur ses longs pieds alloit, je ne sçai où, Il côtoyoit une rivière, u. s. m. ist im Deutschen glücklich gegeben: Am Ufer eines Bachs, auf einer Wiese, gieng Ein Reiger ernsthaft hin, auf langen dürren Beinen, Mit langem Hals, woran ein langer Schnabel hieng, u. s. w. Die Worte,,auf einer Wiese" scheinen überflüssig. Die 16te Fabel: Der Esel in der Löwenhaut", gleichfalls aus dem La Fontaine, ist um ein Merkliches verschönert. Man kann dieses auch von der 20sten aus Gay's Fables bes haupten. Wir wollen einen Theil der engländischen Fabel sammt. der deutschen Nachahmung herseßen. Fable XLIII. The council of the Horses. Upon a time a neighing steed, And spread dissension through the plain. Because our Sires have borne the chain? To drag the plough - share trough the soil, A general nod approv'd the Cause, Der deutsche Dichter hat die Reden des Aufwieglers verlängert, aber auch zugleich verschönert. Wir wollen ihn hören: Ha! sprach ein junger Hengst, wir Sclaven find es werth, |