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sich mir, ehe ich noch irgend sonst einen entscheidenden Zug bemerkt hatte, welcher den Dichter verrieth, oder irgend etwas Ausserordentliches von ihm gehört hatte. Ich wagte daher die Aeusserung, dafs ich den geistigen Rang des Mannes muthmaafse, in dessen Gegenwart ich die Ehre hätte zu seyn. Wie ich fand, dafs es der grofse englische Dichter war, so fühlte ich nicht wenig Ehrfurcht, die mir um so mehr geziemte, da ich blofs eine andächtige Liebe für den Genius habe gegen einen Mann, der so reichlich mit dieser Himmelsflamme selbst begabt ist, und der einen so hohen Rang in der Literatur einer grofsen Nation einnimmt. Southey ist nur schlank und zart, aber voller Muskeln, und hat eine Miene von Leichtigkeit um sich, und nichts von der Steifigkeit und Linksheit eines grofsen Gelehrten, sondern im Gegentheil, wenn er ein gewöhnlicher Mann wäre, so würde ich ihn beschreiben als einen gentil aussehenden Mann, der viele natürliche Eleganz und selbst Anmuth besitzt. Aber sein Gesicht und seine Mienen verrathen den Dichter. Er hat starkes, schwarzes und buschigtes Haar, welches ihm ein freies, kühnes und selbst würdevolles Ansehen giebt. Sein Gesicht ist markirt, seine Nase hoch, und seine Augen, ohne den durchdringenden Blick zu haben, den man oft unangenehm fühlt, weil er in den Augen des Mannes von Genie zu durchforschend ist, sind die klügsten und schärfsten, die ich je sah. Seine äusserst reiche Studierstube hat eine prächtige Aussicht nach den Seen. Herr Kemperhausen ruft aus: Welche Studierstube für einen Dichter! Ich sah auf die entzückende Landschaft und dann auf den Dichter, die beide für einander passen. Sein Gesicht schien von Stolz entflammt, als er äusserte, er betrachte diese Seen als die seinigen, da er 20 Jahre an ihren Ufern gelebt und wahrscheinlich dort

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sterben würde. Unser Landsmann fährt dann fort, eine äusserst reizende Beschreibung von dem Dichter zu machen, die Sie selbst lesen müssen, wenn seine Reise gedruckt werden sollte. Ich scheue mich, mehr deutsche Gedanken aus seinen englischen Briefen in Blackwoods Magazin zu übersetzen, und schliefse damit, dafs Southey rücksichtlich der vielen Anfeindungen, die er als gekrönter Dichter und biedersinniger Mensch zu erdulden hat, unserm Landsmann sagte: Ich fürchte das Urtheil des englischen Volks weder über meinen moralischen, noch über meinen intellectuellen Character.

Die Edinburgh Review sagt von Southey: Wir bewundern sein Genie, wir verehren seine erhabenen Grundsätze, und wir lieben die Zartheit des Herzens, die in allen seinen Erzeugnissen sichtbar sind. Nicht viele Dichter, weder der Vorzeit noch der Gegenwart, haben Proben einer schöneren Phantasie gegeben, oder vielfacher aus den Vorräthen einer reichen und cultivirten Einbildungskraft geschöpft; noch wenigere haben einen so feinen Tact für das Sentimentale bewiesen, oder mit zauberischen Farben die einfachen und unschuldigen Neigungen der Natur gemahlt; aber wenige haben auch diese reichen Gaben durch hartnäckige Anhänglichkeit an kindische Affectation und unangenehme Eigenheiten so arm gemacht, wie Southey, und haben so auf eine höchstverkehrte Weise die Welt um das Vergnügen, und sich selbst um den Ruhm gebracht, den ihre Werke nach der Absicht ihrer Natur hervorzubringen bestimmmt waren.

Doch urtheilen Sie selbst nach den folgenden Stellen über Southey. In der Hindu-Religion wird geglaubt, dafs durch Casteyung und Ritualobservirungen nicht blofs die

Vergebung der Sünden, sondern auch Macht über die unsichtbaren Geister geschaffen werden könne. Kehanna, ein indianischer König hatte auf die Weise überirdische Macht über die Geisterwelt erlangt, um die Götter selbst zittern zu machen. Sein Sohn, Arvalan, sucht Kaylyal, die Tochter eines Bauern, zu verführen. Ihr Vater erschlägt ihr. Das Gedicht: the Curse of Kehanna, fängt mit der Beschreibung der Bestattung des Prinzen an, und das Gedicht ist, wie Thalaba, die Geschichte eines indianischen Mädchens, welches mit ihrem Vater und ihrem Liebhaber von bösen Geistern verfolgt, aber gerade durch die Zauberei gerettet wird, die zu ihrer Zerstörung dienen sollte. Kehanna hat 20 Gesänge, die alle schöne indianische Schilderungen enthalten, so wie die nachstehende von der Selbstverbrennung der Gemahlinn des Prinzen:

Woe! woe! Nealliny,
The young Nealliny!

They strip her ornaments away,

Bracelet and anklet, ring, and chain, and zone;'

Around her neck they leave

The marriage knot alone,

That marriage band, which when

Yon waning moon was young,

Around her virgin neck

With bridal joy was hung

Then with white flowers, the caronel of death,

Her jetty locks they crown.

O sight of misery!

You cannot hear her cries, all other sound

...

In that wild dissonance is drown'd; ..

But in her face you see

The supplication and the agony,

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See in her swelling throat the desperate strength

That with vain effort struggles yet for life;

Her arms contracted now in fruitless strife,

Now wildly at full length

Towards the crowd in vain for pity spread,... *)

wie diese Schilderung eines indischen Morgens,

The boatman, sailing on his easy way
With envious eye beheld them where they lay;
For every herb and flower

Was fresh and fragrant with the early dew,
Sweet sung the birds in that delicious hour,
And the cool gale of morning as it blew,
Not yet subdued by day's increasing powar,
Ruffling the surface of the silvery stream;
Swept o'er the moisten'd sand, and rais'd no shower.
Telling their tale of love,

The boatman thought they lay

At that lone hour, and who so blest as they! **)

*) Wehe, wehe, Nealliny, die junge Nealliny! Man entreifst ihr ihren Schmuck, Armbänder und Schnallen, Ringe und Ketten und Gürtel; man lässt ihrem Nacken blofs die Eheknoten, das Band, welches, als jener schwindende Mond jung war, um ihren jungfräulichen Hals mit Brautfreude gehängt wurde. Dann bekränzt man mit weifsen Blumen der Todesweihe ihre rabenschwarzen Locken. O Anblick des Elends! Ihr Geschrei könnt ihr nicht hören, ... alle andere Töne ersterben in dieser wilden Dissonanz (von der Musik, welche die Geistlichen machen lassen, ihr Geschrei zu übertreffen) ... aber in ihrem Gesichte leset ihr Bitten und den Todeskampf, ... seht in ihrem schwellenden Halse die Kraft der Verzweiflung, die mit fruchtloser Anstrengung noch um das Leben kämpft; ihre Arme nun ringend im fruchtlosen Kampfe, nun wild in ihrer ganzen Länge gegen den Haufen um Mitleid ausgestreckt.

**) Der Bootsführer, der seinen ruhigen Weg dahin segelte, sah sie mit neidischen Augen, wo sie verweilten; denn jedes Kraut

Diese des Abends:

Evening comes on: arising from the stream,
Homeward the tall flamingo wings his flight;
And where he sails athwart the setting beam,
His scarlet plumage glows with deeper light;
The watchman, at the wish'd approach of night,
Gladly forsakes the field, where he all day,
To scare the winged plunderers from their prey,
With shout and sling, on yonder clay-built height,
Hath borne the sultry ray.

Hark! at the Golden Palaces,

The Bramin strikes the hour

For leagues and leagues around, the brazen sound
Rolls through the stillness of departing day,
Like thunder far away *).

und jede Blume war frisch und duftend von dem frühen Morgenthau. Lieblich sangen die Vögel in dieser köstlichen Stunde, und der kühle Morgenhauch, wie er dahinwehete, noch nicht durch des Tages wachsende Macht unterjocht, kräuselte die Oberfläche des silbernen Stromes, fegte über den feuchten Sand hin, und rifs keine Nebel empor. Sich ihre Liebe zu entdecken, darum, dachte der Bootsführer, lägen sie da in dieser einsamen Stunde, und wer könnte so selig seyn wie sie!

*) Es nahet sich der Abend, aufsteigend aus dem Strome, heimwärts schwenkt der schlanke Flamingo seinen Flug, und wie er quer durch den untergehenden Strahl segelt, erglühet sein Scharlach-Gefieder mit tieferem Lichte; der Wächter verlässt, bei dem ersehnten Anbruch der Nacht, freudig das Feld, wo er auf jener von Erde erbaueten Anhöhe den ganzen Tag unter Geschrei und Schleudern, die geflügelten Plünderer von ihrer Beute zu verjagen, den schwülen Strahl ausgestanden hat. Horch! in den goldenen Palästen läutet der Bramin die Stunde.

Meilen und Meilen in

der Runde rollt der eherne Klang fernhin wie Donner durch die Stille des scheidenden Tages,

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