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Schläfrig lallt der junge König:
"Das Regieren ist so schwer,
Ach, ich wollt, daß ich zu Hause
Schon bei meiner Kön'gin wär'!

"In den Armen meiner Kön'gin
Ruht mein Königshaupt so weich,
Und in ihren schönen Augen
Liegt mein unermeßlich Reich!"

AUF DEM BROCKEN

Heller wird es schon im Osten
Durch der Sonne kleines Glimmen,
Weit und breit die Bergesgipfel
In dem Nebelmeere schwimmen.

Hätt' ich Siebenmeilenstiefel, Lief ich, mit der Hast des Windes, Über jene Bergesgipfel,

Nach dem Haus des lieben Kindes.

Von dem Bettchen, wo sie schlummert,

Zög' ich leise die Gardinen,

Leise küßt' ich ihre Stirne,

Leise ihres Munds Rubinen.

Und noch leiser wollt' ich flüstern

In die kleinen Lilien-Ohren:

Denk' im Traum, daß wir uns lieben,

Und daß wir uns nie verloren.

DIE ILSE

Ich bin die Prinzessin Ilse,

Und wohne im Ilsenstein;

Komm mit nach meinem Schlosse,

Wir wollen selig seyn.

L

ΙΟ

ΙΟ

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Dein Haupt will ich benetzen
Mit meiner klaren Well',

Du sollst deine Schmerzen vergessen,
Du sorgenkranker Gesell!

In meinen weißen Armen,
An meiner weißen Brust,

Da sollst du liegen und träumen
Von alter Mährchenlust.

Ich will dich küssen und herzen,
Wie ich geherzt und geküßt
Den lieben Kaiser Heinrich,
Der nun gestorben ist.

Es bleiben todt die Todten,
Und nur der Lebendige lebt;
Und ich bin schön und blühend,
Mein lachendes Herze bebt.

Komm in mein Schloß herunter,
In mein kristallenes Schloß,
Dort tanzen die Fräulein und Ritter,
Es jubelt der Knappentroß..

Es rauschen die seidenen Schleppen,
Es klirren die Eisenspor'n,

Die Zwerge trompeten und pauken,
Und fiedeln und blasen das Horn.

Doch dich soll mein Arm umschlingen,
Wie er Kaiser Heinrich umschlang;-
Ich hielt ihm zu die Ohren,
Wenn die Trompet' erklang.

DIE NORDSEE

1825-1826

ERSTER CYKLUS

I

KRÖNUNG

Ihr Lieder! Ihr meine guten Lieder !
Auf, auf! und wappnet Euch!
Laßt die Trompeten klingen,
Und hebt mir auf den Schild
Dies junge Mädchen,

Das jetzt mein ganzes Herz
Beherrschen soll, als Königin.

Heil dir! du junge Königin !

Von der Sonne droben

Reiß' ich das strahlend rothe Gold,

Und webe d'raus ein Diadem

Für dein geweihtes Haupt.

Von der flatternd blauseid'nen Himmelsdecke,

Worin die Nachtdiamanten blitzen,

Schneid' ich ein kostbar Stück,

Und häng' es dir, als Krönungsmantel,

Um deine königliche Schulter.

ΙΟ

Ich gebe dir einen Hofstaat

Von steifgeputzten Sonetten,

Stolzen Terzinen und höflichen Stanzen;
Als Läufer diene dir mein Witz,

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Als Hofnarr meine Phantasie,

Als Herold, die lachende Thräne im Wappen,
Diene dir mein Humor.

Aber ich selber, Königin,

Ich kniee vor dir nieder,

Und huld'gend, auf rothem Sammetkissen,
Überreiche ich Dir

Das bischen Verstand,

Das mir aus Mitleid noch gelassen hat
Deine Vorgängerin im Reich.

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II

ABENDDÄMMERUNG

Am blassen Meeresstrande

Saß ich gedankenbekümmert und einsam.
Die Sonne neigte sich tiefer, und warf
Glührothe Streifen auf das Wasser,

Und die weißen, weiten Wellen,

Von der Fluth gedrängt,

Schäumten und rauschten näher und näher

Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,
Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen,
Dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen
Mir war, als hört' ich verscholl'ne Sagen,
Uralte, liebliche Mährchen,

Die ich einst, als Knabe,

Von Nachbarskindern vernahm,

Wenn wir am Sommerabend,

Auf den Treppensteinen der Hausthür,

Zum stillen Erzählen niederkauerten,
Mit kleinen, horchenden Herzen
Und neugierklugen Augen; -
Während die großen Mädchen,
Neben duftenden Blumentöpfen,
Gegenüber am Fenster saßen,
Rosengesichter,

Lächelnd und mondbeglänzt.

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III

SONNENUNTERGANG

Die glühend rothe Sonne steigt Hinab in's weitaufschauernde, Silbergraue Weltmeer;

Luftgebilde, rosig angehaucht,

Wallen ihr nach; und gegenüber,

Aus herbstlich dämmernden Wolkenschleiern,
Ein traurig todtblasses Antlitz,

Bricht hervor der Mond,

Und hinter ihm, Lichtfünkchen,
Nebelweit, schimmern die Sterne.

Einst am Himmel glänzten,

Ehlich vereint,

Luna, die Göttin, und Sol, der Gott,

Und es wimmelten um sie her die Sterne,
Die kleinen, unschuldigen Kinder.

Doch böse Zungen zischelten Zwiespalt,
Und es trennte sich feindlich

Das hohe, leuchtende Eh'paar.

Jetzt am Tage, in einsamer Pracht, Ergeht sich dort oben der Sonnengott, Ob seiner Herrlichkeit

Angebetet und vielbesungen

Von stolzen, glückgehärteten Menschen.
Aber des Nachts,

Am Himmel, wandelt Luna,

Die arme Mutter,

Mit ihren verwaisten Sternenkindern,

Und sie glänzt in stiller Wehmuth,

Weihen ihr Thränen und Lieder.

Und liebende Mädchen und sanfte Dichter

Die weiche Luna! Weiblich gesinnt,

Liebt sie noch immer den schönen Gemahl.
Gegen Abend, zitternd und bleich,

Lauscht sie hervor aus leichtem Gewölk,

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