Bis einst ich höre Kanonengebrüll,
Und wiehernder Rosse Getrabe.
Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab, Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab', - Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.
Mein Knecht! steh' auf und sattle schnell,
Und wirf dich auf dein Roß,
Und jage rasch, durch Wald und Feld, Nach König Dunkans Schloß.
Dort schleiche in den Stall, und wart', Bis dich der Stallbub' schaut.
Den forsch' mir aus: "Sprich, welche ist Von Dunkans Töchtern Braut?”
Enquire Und spricht der Bub': "Die Braune ist's," So bring' mir schnell die Mähr.
Doch spricht der Bub': "Die Blonde ist's," So eilt das nicht so sehr.
Dann geh' zum Meister Seiler hin,
Und kauf' mir einen Strick,
Und reite langsam, sprich kein Wort, Und bring' mir den zurück.
Ich geh' nicht allein, mein feines Lieb,
Du mußt mit mir wandern
Nach der lieben, alten, schaurigen Klause, In dem trüben, kalten, traurigen Hause, Wo meine Mutter am Eingang kauʼrt, Und auf des Sohnes Heimkehr lau'rt.
"Laß ab von mir, du finstrer Mann! Wer hat dich gerufen?
Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis, Dein Auge sprüht, deine Wang' ist weiß; Ich aber will mich lustig freu'n
An Rosenduft und Sonnenschein."
Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn',
Wirf um den weiten, weißwallenden Schleyer,
Und greif' in die Saiten der schallenden Leyer, Strings Und singe ein Hochzeitlied dabei ;
Der Nachtwind pfeift die Melodei.
"Donna Clara! Donna Clara! Heißgeliebte langer Jahre !
Hast beschlossen mein Verderben, Und beschlossen ohn' Erbarmen.
"Donna Clara! Donna Clara! Ist doch süß die Lebensgabe! Aber unten ist es grausig, In dem dunkeln, kalten Grabe.
"Donna Clara! Freu' dich, morgen
Wird Fernando, am Altare, Dich als Ehgemahl begrüßen,
Wirst du mich zur Hochzeit laden?"
"Don Ramiro! Don Ramiro ! Deine Wort treffen bitter, Bitt'rer als der Spruch der Sterne, Die da spotten meines Willens.
"Don Ramiro! Don Ramiro ! Rüttle ab den dumpfen Trübsinn; Mädchen giebt es viel auf Erden, Aber uns hat Gott geschieden.
"Don Ramiro, der du muthig, So viel Mohren überwunden, Überwinde nun dich selber, Komm' auf meine Hochzeit morgen.'
"Donna Clara! Donna Clara! Ja, ich schwör' es, ja ich komme! Will mit dir den Reihen tanzen; Gute Nacht, ich komme morgen."
"Gute Nacht!"-Das Fenster klirrte. Seufzend stand Ramiro unten, Stand noch lange wie versteinert; Endlich schwand er fort im Dunkeln.
Endlich auch, nach langem Ringen, Muß die Nacht dem Tage weichen ; Wie ein bunter Blumengarten Liegt Toledo ausgebreitet.
Prachtgebäude und Paläste Schimmern hell im Glanz der Sonne; Und der Kirchen hohe Kuppeln Leuchten stattlich wie vergoldet.
Summend, wie ein Schwarm von Bienen, Klingt der Glocken Festgeläute, Lieblich steigen Betgesänge
Aus den frommen Gotteshäusern.
Aber dorten, siehe! siehe! Dorten aus der Marktkapelle, Im Gewimmel und Gewoge, Strömt des Volkes bunte Menge.
Blanke Ritter, schmucke Frauen, Hofgesinde festlich blinkend,
Und die hellen Glocken läuten, Und die Orgel rauscht dazwischen.
Doch mit Ehrfurcht ausgewichen, In des Volkes Mitte wandelt Das geschmückte junge Ehpaar, Donna Clara, Don Fernando.
Bis an Bräutigams Palastthor Wälzet sich das Volksgewühle; Dort beginnt die Hochzeitfeier, Prunkhaft und nach alter Sitte.
Ritterspiel und frohe Tafel Wechseln unter lautem Jubel; Rauschend schnell entfliehn die Stunden,. Bis die Nacht herabgesunken.
Und zum Tanze sich versammeln In dem Saal die Hochzeitgäste; In dem Glanz der Lichter funkeln Ihre bunten Prachtgewänder.
Auf erhob'ne Stühle ließen Braut und Bräutigam sich nieder, Donna Clara, Don Fernando, Und sie tauschen süße Reden.
Und im Saale wogen heiter Die geschmückten Menschenwellen, Und die lauten Pauken wirbeln, Und es schmettern die Trommeten.
"Doch warum, o schöne Herrin,
Sind gerichtet deine Blicke Dorthin nach der Saalesecke ?" So verwundert sprach der Ritter.
"Siehst du denn nicht, Don Fernando, Dort den Mann im schwarzen Mantel?" Und der Ritter lächelt freundlich: "Ach! das ist ja nur ein Schatten."
Doch es nähert sich der Schatten, Und es war ein Mann im Mantel; Und Ramiro schnell erkennend, Grüßt ihn Clara, gluthbefangen.
Und der Tanz hat schon begonnen, Munter drehen sich die Tänzer In des Walzers wilden Kreisen, Und der Boden dröhnt und bebet.
"Wahrlich gerne, Don Ramiro, Will ich dir zum Tanze folgen, Doch im nächtlich schwarzen Mantel Hättest du nicht kommen sollen."
Mit durchbohrend stieren Augen Schaut Ramiro auf die Holde, Sie umschlingend spricht er düster : "Sprachest ja ich sollte kommen!"
Und in's wirre Tanzgetümmel Drängen sich die beiden Tänzer; Und die lauten Pauken wirbeln, Und es schmettern die Trommeten.
"Sind ja schneeweiß deine Wangen!" Flüstert Clara, heimlich zitternd. "Sprachest ja ich sollte kommen!" Schallet dumpf Ramiros Stimme.
Und im Saal die Kerzen blinzeln Durch das fluthende Gedränge; Und die lauten Pauken wirbeln, Und es schmettern die Trommeten.
"Sind ja eiskalt deine Hände!" Flüstert Clara, schauerzuckend. "Sprachest ja ich sollte kommen!" Und sie treiben fort im Strudel,
"Laß mich, laß mich! Don Ramiro ! Leichenduft ist ja dein Odem!"
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