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Die Mündung des Bermejo liegt von Esquina Grande unter dem Azimuth S. 52° O., 265 Meilen in directer Entfernung und 477 Meilen längs des Stromes.

Die Vergleichung dieser Zahlen kann eine Vorstellung von den zahllosen Krümmungen geben, welche der Lauf des Bermejo bildet; sie sprechen für die Richtigkeit der Zeichnung, welche Obrist Arenales auf der seinem Werke über den Chaco beigegebenen Karte von diesem Strome geliefert hat,

Im Anfange des Jahres 1855 hat der nordamerikanische Ingenieur Campbell auf Kosten der Regierung der Conföderation in gerader Richtung die Strecke zwischen dem Hafen Rosario und Cordoba vermessen und aufgenommen, behufs Anlage einer Eisenbahn zwischen diesen wichtigen Centralpunkten der Bevölkerung. Die topographischen Pläne, die Nivellements und die anderen Arbeiten, welche für einen derartigen Zweck erforderlich sind, befinden sich in den Händen des D. José Buschenthal, der von der Conföderation beauftragt ist, in Europa die Bildung einer Gesellschaft zu betreiben, welche den Bau der Bahn unternimmt; im Lande selbst sind Actien bis zum Betrage von 1 Mill. Peso's gezeichnet worden. Die von Campbell veröffentlichte und in spanischer Sprache zu Paraná gedruckte Denkschrift giebt einige Resultate, welche für die Geographie dieser Landschaften von Nutzen sind.

Seit mehr als anderthalb Jahren reist im Lande, um seine Geographie und physische Beschaffenheit zu studiren, ein französischer Gelehrter, Namens Martin de Moussy, der von der Regierung der Conföderation ein monatliches Gehalt von 300 schweren Piastern bezieht. Er hat die Verpflichtung, innerhalb drei Jahren ein Werk zu liefern, welches die argentinische Republik unter allen Gesichtspunkten darstellt, die zur Entwickelung des Handels, der Industrie und der Bevölkerung beitragen könnten. In diesem Moment mufs M. de Moussy im Begriff stehen, aus Chile zurückzukehren, wohin er sich begeben hatte, um sich mit den Gelehrten, die in jener Republik mit ähnlichen Arbeiten beschäftigt sind, in Verbindung zu setzen. Der Nacional Argentino, eine in der Stadt Paraná erscheinende Zeitung, hat bereits einige kleine Arbeiten M. de Moussy's veröffentlicht '), und neuerdings eine Abhandlung über den Zustand der Ortschaften in den Missionen, von denen ich ein Exemplar für die Bibliothek der geographischen Gesellschaft zu Berlin beilege.

Buenos Aires, 20. März 1857.

1) Die über Entre Rios hat Herr Dr. Andree (Zeitschr. N. F. II, S. 322 ff.) in einer Bearbeitung den Lesern mitgetheilt.

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Miscellen.

Ueber die Religion der heidnischen Tscheremissen im Gouvernement Kasan.

Zu der umfassenden Thätigkeit der K. Russ. Geographischen Gesellschaft gehört bekanntlich auch die wichtige Aufgabe, die Traditionen und Gebräuche der zahlreichen, auf dem weiten Raume des Kaiserreichs lebenden Völkerschaften zu sammeln und aufzuzeichnen. Bei geschichtslosen Völkern sind diese Traditionen und alten Gebräuche als das einzige Zeugnifs der frühern Zustände in historischer und ethnologischer Hinsicht von besonderem Werth, und je mehr sie jetzt vor dem sich ausbreitenden Christenthum zurückweichen oder gar mit dem Aussterben einzelner Stämme völlig ungekannt zu verschwinden drohen, desto dankenswerther ist die Bemühung, sie noch im letzten Moment für die Wissenschaft zu retten. Auch der letzte (17te) Band des „Wjästnik“ enthält eine hierher gehörige Arbeit von dem Protoierei Wischnjewski, über den religiösen Glauben der heidnischen Tscheremissen im Gouvernement Kasan, eine Arbeit, welche nicht blofs die religiösen Gebräuche, sondern auch die in mancher Beziehung sehr überraschenden religiösen Ansichten dieses Stammes, wie seine wunderlichen kosmogonischen und anthropogonischen Ideen, unmittelbar aus dem Munde des Volks sorgsam verzeichnet, und dadurch die Mittheilungen von A. Fuchs (in Erman's Archiv Bd. I) wesentlich ergänzt und die Bemerkungen des Freiherrn v. Haxthausen (Studien I, 437-450) berichtigt. Wir geben im Folgenden eine Uebersetzung dieser Arbeit. In wie weit neuere Elemente modificirend auf den alten finnischen Volksglauben eingewirkt haben, wird der Leser leicht bemerken.

I. Religiöser Glauben der heidnischen Tscheremissen. Der ganze religiöse Glaube der heidnischen Tscheremissen im Gouvernement Kasan ist in folgenden Sätzen enthalten:

1) Es ist ein Gott; aber die Menschen glauben an ihn auf verschiedene Weise, so dafs jedes Volk seinen eigenen Glauben hat, eben so wie jeder Baum im Walde seine eigenen Blätter und Blüthen hat. Auf der Erde giebt es 77 Glauben, weil die Menschen in 77 Sprachen reden.

2) Jeder Glaube an Gott ist gut, weil Gott selbst jedem Volke seinen Glauben verliehen hat, und ein Wechsel des Volksglaubens ist ein Vergehen, welches nicht ungestraft bleibt.

3) Von den auf der Erde lebenden Völkern müssen die Tscheremissen ihre Knie beugen vor dem guten Wesen, Jumo-lan, und vor dem bösen, Keremet-lan.

Juma ist der Schöpfer der Welt und des Menschen und regiert die ganze Welt, weshalb er Kurusha (Allerhalter) heifst; die Christen nennen ihn den Alten, Osch Juma (den grauen Gott). Er hat eine Familie, und in Bezug auf sie heifst er Kugu Juma (der erste, vornehmste Gott). Jedes Glied der Familie schafft, nach dem Willen des Kugu Juma, das Glück der Tscheremissen. Zur Familie des Juma gehören: Juman abá (die göttliche Mutter), von welcher die

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Fortdauer des menschlichen Lebens abhängt (schuliu-schum puà, sie giebt das Athmen); Mlande abá (die irdische Mutter), welche über die Erde regiert (Mlándem kutschà); Kjudjurtschi Juma (Gott des Donners), welcher die Hausthiere der Tscheremissen erhält (Woliukum aralà); Tjuntschi Juma (Himmelsgott), der über den Himmel herrscht; Schotschen abá (Mutter der Entbindung), von welcher die Fruchtbarkeit der tscheremissischen Weiber und die Vermehrung der Hausthiere abhängt. Juma und jedes von den erwähnten Mitgliedern seiner Familie hat einen guten Geist (po purukscho) bei sich, welcher für die Tscheremissen und ihre Hausthiere Nahrung hervorbringt, und einen Berichterstatter (po saktsche), welcher an Juma und seine Familie über die Bedürfnisse und Wünsche der Tscheremissen berichtet.

Keremet ist eben so von Ewigkeit und ohne Anfang wie Juma, und der jüngere Bruder desselben '). Er mufste Juma bei Erschaffung der Welt und des Menschen dienen; aber aus Hochmuth bekam er selbst Lust, es eben so zu machen, wie Juma es machte, und da er an Macht Juma nicht gleichkam, so verdarb er nur Juma's Schöpfung. Wenn Juma z. B. trocknes Land zu schaffen wünschte, so befahl er dem Keremet, der auf dem Wasser wie ein Enterich schwamm, Erde aus dem Wasser hervorzuholen. Keremet vollzog zwar den Befehl Juma's, aber er gab nicht alle Erde, die er genommen, an Juma ab, sondern behielt einen Theil bei sich im Munde zurück. Und wenn dann Juma, über die von Keremet gelieferte Erde hinblasend, sie sich mit Wasser bedecken liefs, so spie Keremet die zurückbehaltene Erde aus. Wohin er spie, da entstanden Berge.

Als Juma den Körper des Menschen geschaffen hatte, begab er sich an einen anderen Ort zur Erschaffung der Seele; und damit Keremet, während seiner Abwesenheit, ihm nicht an seiner Schöpfung einen Schabernack spielte, befahl er einem Hunde, welcher ohne Haare geschaffen war, den Körper zu bewachen. Nach der Entfernung Juma's erschien Keremet sofort bei dem seelenlosen Körper. Um nun jenen Hund, welcher den Körper bewachte, für sich zu gewinnen, liefs er eine solche Kälte entstehen, dafs der Hund beinahe erfror. Als nun Keremet ihm Haare verlieh, liefs ihn der Hund aus Dankbarkeit an den Körper heran. Keremet bespie diesen aus Mifsgunst, wodurch er auch den Keim aller Krankheiten in ihn legte.

Die Berichterstatter (Saktsche) sowol seinen eigenen wie die seiner Familie erschuf Juma aus einem im Himmel befindlichen Steine. Und zwar schlug er zu diesem Behufe den Stein mit einem Hammer; bei jedem Schlage flogen aus ihm Funken hervor, welche sich in Saktsche verwandelten. Nach Beendigung dieses Geschäfts ruhte Juma aus und schlief ein. Keremet, welcher auf die Thaten Juma's genau geachtet hatte, fing, während dieser schlief, ebenso auf den Stein zu schlagen an, aber statt guter Saktsche erschienen aus ihm eine Art Keremets, welche eben so wie er den Tscheremissen nicht wohl wollen.

4) Vor Juma und seiner Familie müssen die Tscheremissen ihr Knie beugen, weil ihr Glück und ihr Unterhalt gänzlich von ihnen abhängt. Der Grund

1) Ueber dieses Mysterium kann natürlich nur der Glaube weghelfen.

D. U.

davon aber, dafs die Tscheremissen auch Keremet anbeten, liegt in einem Versehen des tscheremissischen Stammvaters, welches darin bestand, dafs dieser sich von Keremet betrügen liefs. Diese Geschichte trug sich folgendermafsen zu. Als die Menschen auf der Erde sich vermehrten und in Völker vertheilten, beschlofs Juma, jedem Volke seine Form der Gottesverehrung zu bestimmen. Deshalb befahl er seinem Puruktscho, an einen Ort die Stammhäupter zusammen zu rufen, wofür er einen Tag bestimmte. Keremet mischte sich auch hier in das Werk Juma's. Als nämlich der tscheremissische Ahnherr an den bezeichneten Ort ging, erschien ihm Keremet in Gestalt eines Menschen, hielt ihn an und beschäftigte ihn durch Gespräche über verschiedene Gegenstände so lange, dafs jener die Frist verstreichen liefs, in welcher er vor Juma der Religion wegen erscheinen sollte. Sobald er sich von Keremet getrennt hatte, eilte er nach dem festgesetzten Orte, aber noch ehe er ihn erreichte, begegnete er dem Stammvater eines anderen Volkes, welcher ihn davon benachrichtigte, dafs Juma den Glauben bereits vertheilt habe. Aber welcher Glaube soll von mir beobachtet werden?" fragte der Tscheremisse bestürzt. Hierauf erwiderte ihm der Stammvater des anderen Volkes: , Als Strafe dafür, dafs Du, seinen Befehl nicht achtend, Dich bei Keremet mit leeren Gesprächen beschäftigt hast, befiehlt Dir Juma, auch Keremet anzubeten." So beuge Dich vor mir!" fügte Keremet hinzu, der zu den Sprechenden in Gestalt einer Ente von einer Birke schnell herbeigeflogen war. „Du hast deutlich gehört, dafs Juma selbst Dir befiehlt, mich zu verehren.“ Und die Tscheremissen mussten anfangen, Keremet anzubeten.

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5) Juma erweist den Tscheremissen nicht aus Liebe und Barmherzigkeit Wohlthaten, sondern in Rücksicht auf den Grad ihrer Hingebung für die Volksreligion und auf das Mass ihrer Bereitwilligkeit, ihm und den Mitgliedern seiner Familie die ihm gefälligen Hausthiere zu opfern. Im entgegengesetzten. Falle verwüstet er ihre Felder durch Hagel, giebt ihnen keine Ernten, und sendet Krankheiten und verschiedene Arten Unglück unter sie. Dasselbe gilt von Keremet. Wenn man ihm Füllen und Enten zum Opfer bringt, so verhindert er nicht, dafs Juma's Wohlthaten zu den Tscheremissen gelangen.

Der tscheremissische Volksglaube besteht auch darin, dafs die Tscheremissen auf Anordnung Juma's 1) an keinem Freitage für sich selbst arbeiten dürfen; deshalb fängt man bei den Tscheremissen am Freitag sogar die Oefen erst Nachmittags zu heizen an; 2) dals sie zur Zeit, wenn das Getreide blüht, nicht in der Erde graben, Bäume fällen oder Gras mähen, und ihre Weiber nicht Zwirn färben dürfen; 3) dass sie im Frühjahr, vor der Aussaat des Sommergetreides, das aggà parem (Ackerfest), am Peterstage das siurem (Fest nach dem Düngen der Felder), im Herbst das parem u kindin (das Fest des neuen Getreides) feiern, d. h. sie müssen aus neuem Getreide ihre Speisen bereiten und dem Juma weihen, aus Dankbarkeit für die reiche Getreideernte; am Sylvesterabend müssen sie das sogenannte schoros iol (Schafbein) feiern.

Wenn den Tscheremissen bei Unglücksfällen oder Krankheiten die gewöhnlichen Mittel nicht helfen, müssen sie zur Versöhnung des zürnenden Juma ihm und den Mitgliedern seiner Familie ein Opfer bringen. Dem Kugu Juma müssen. sie nämlich ein dreijähriges, noch nicht gerittenes, einfarbiges Pferd darbringen; der Juman abá, der Mlande abá, dem Kjudjurtschi Juma, dem Tjuntschi Juma,

der Schotchen abá, jedem eine Kuh; den Purukscho's derselben eine Gans, den Saktsche's eine Ente.

Die Opfer sind entweder allgemeine, die von einem ganzen tscheremissischen Dorfe, oder von einigen Dörfern vereinigt, und selbst von Kreisen für Kugu Juma und seine ganze Familie dargebracht werden, oder vereinzelte, die von einer Familie einigen Mitgliedern der Familie Juma's gebracht werden. Die ersten finden entweder bei anhaltendem allgemeinen Mifswachs oder bei längerer Dürre oder Regenzeit statt; die letztern im Falle von Krankheiten, die in der Familie wüthen, oder bei unglücklichen häuslichen Verhältnissen, wenn z. B. Wölfe das Hausvieh tödten, Diebe das Eigenthum rauben oder die Hausthiere sterben.

(Anm. In jetziger Zeit nehmen die heidnischen Tscheremissen in Krankheitsfällen noch aufserdem zu Gebeten an den h. Nikolaus und die Mutter Gottes von Kasan ihre Zuflucht; zur Ehre derselben schlachten sie Füllen. Diese Füllen werden im Walde oder in den Häusern erstochen; ihr Fleisch wird verzehrt, Haut und Knochen verbrannt. Das zum Opfer bestimmte Pferd ersticht entweder der Hauswirth, oder der Nachbar desselben, wenn der Hausherr krank ist. Die Hausfrau backt zu diesem Opfer Pfannkuchen. Dem h. Nikolaus und der Mutter Gottes von Kasan haben die Tscheremissen ebenfalls Saktsche beigegeben. Diesen Saktsche's bringen sie Hasen zum Opfer.)

6) Die Tscheremissen werden auch nach dem Tode eben so existiren, wie sie vor dem Tode gelebt haben. Deshalb legt man bei ihnen den Todten diejenigen Geräthschaften in's Grab, mit welchen die Verstorbenen hier ihren Unterhalt erwarben, damit sie in jener Welt ihre Geschäfte fortsetzen können; nach der Beerdigung der Verstorbenen werden auf ihre Gräber verschiedene Speisen und Getränke hingestellt, und am Gedächtnifstage besonders bereitet, damit die Todten in jener Welt nicht Hunger leiden.

Nach dem Tode müssen die Tscheremissen zum Gericht vor Kijamat Tiure (dem höllischen Richter) erscheinen, welcher ihre Thaten untersucht und nach der Beschaffenheit derselben ihnen die Art des (künftigen) Lebens festsetzt. Dieses Gericht besteht darin, dafs er den tscheremissischen Todten veranlafst, eine Weile auf Stangen zu gehen, dünn wie ein Strohhalm, die über einen Kessel mit siedendem Pech gelegt sind. Wer Anderen nicht Böses zugefügt hat, d. h. wer nicht Menschen todtgeschlagen, nicht das Vieh seines Nächsten oder Fremder beschädigt, nicht gestohlen und betrogen, nicht das Böse, welches ihm von Anderen zugefügt ist, mit Bösem vergolten hat: der geht auf jenen Stangen ohne Furcht und ohne Straucheln; aber der Uebelthäter fällt unfehlbar in den Kessel mit Pech. Demgemäfs ist denn auch das Leben des Tscheremissen in jener Welt entweder friedlich oder voll Qualen.

II. Religiöse Gebräuche der heidnischen Tscheremissen.
Regelmässige Jahresfeste werden von den Tscheremissen in folgender Art

begangen:

1) Agga parem. Am Tage der Feier, Morgens, gehen alle Hauswirthe des Dorfes, in saubern Kleidern, auf das Sommersaatfeld hinaus, mit Pfannkuchen, Grützbrei oder Eierkuchen, Bier oder Meth. Sobald Alle versammelt sind, zündet der Opferpriester (kart) das Feuer an, an welchem jeder der Anwesenden

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