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Wir sehen also, dafs das Aufsenland einen von Fjorden durchschnittenen Landstreifen mit vorliegenden Inseln bildet, dafs es höchstens etwa 30 Meilen breit ist, auf anderen Stellen aber fast vollständig ververschwindet; mit andern Worten, dafs es aus lauter Halbinseln und Inseln besteht. Für den District von Julianehaab erhält man, auf einen Küstenstrich von 35 Meilen, wenn man den ungefähren Umfang aller vorhandenen Halbinseln und Inseln zusammen rechnet, ein Areal von etwas über 100 Quadratmeilen. Eine ähnliche Berechnung der übrigen, von einem Labyrinth von Fjorden und Sunden durchschnittenen Küste vorzunehmen, macht die Unvollständigkeit unserer Karten unmöglich. Doch kann man mit Grund bezweifeln, dafs das Gesammt-Areal sich auf mehr als 1000 Quadrat-Meilen beläuft. Die Küste trägt überall das Gepräge eines steilen, unfruchtbaren und öden Klippenlandes, und zwar um so entschiedener, als es vom Meere aus am höchsten erscheint, und sich erst nach dem Innern der Fjorde und dem dahinter liegenden Festlande zu senkt. Was die äufsere Physionomie der Küste betrifft, so ist auch nicht der geringste Unterschied zwischen der südlichsten Gegend und Nordgrönland zu finden. Da im Gegentheil der Regel nach weiter im Süden auch mehr Schnee fällt, und da der Sommer, der denselben verzehren soll, gerade die Jahreszeit ist, auf welche die nördlichere oder südlichere Lage den geringsten Unterschied ausübt, sieht man sehr häufig im Monat Juni weit mehr Schnee hier auf dem Lande, als zu derselben Zeit in Upernivik und Omenak. Im Uebrigen ist die Höhe der Berge sehr verschieden; die bedeutendsten liegen zwischen Cap Farwell und der Colonie Julianehaab, in dem südlichen Theile des Districtes von Fredrikshaab um Godthaab herum, und endlich im Norden ganz nahe von Sukkertoppen. Auf allen diesen Strichen trifft man Fjelde von 4 bis 5000 Fufs, jedoch kaum über 6000 Fufs Höhe an; aber die wenigen bis jetzt vorgenommenen Messungen erlauben noch nicht, diese Höhenangaben für ganz sicher zu halten. Auch hier zeigen sich also ähnliche Verhältnisse wie in Nordgrönland, und man kann daher wohl die Behauptung aufstellen, dass die grössten Höhen sich den höchsten Punkten auf Island nähern, ohne sie jedoch ganz zu erreichen, und dafs sie noch nicht der bedeutendsten Fjelde auf der skandinavischen Halbinsel an Höhe gleich kommen. Daneben ist das Land im höchsten Grade uneben; längs des Uferrandes sind flache Striche so selten, dafs es immer auffallend ist, eine Ebene oder einen flachen Thalstrich von nur einem oder einigen hundert Tonnen Land zu sehen; und selbst noch kleinere Flecke von solcher Beschaffenheit tragen in grönländischer Sprache häufig den Namen „Narsak," die Ebene, oder „Narsarsoak," die grofse Ebene. Weiter im Innern des Landes trifft man in den Vertiefungen zwischen

den Bergen gröfstentheils Landseen statt flacher Thalstriche. Selbst die Fjelde sind wieder in einer gewissen Höhe entweder mit Schnee bedeckt, der nur ab und zu ganz verschwindet und alljährlich mindestens den gröfsten Theil des Sommers liegen bleibt, oder es finden sich beständige Eis- und Schneemassen auf ihnen, die nie ganz verschwinden. Wo sich nämlich der Schnee in solcher Menge anhäuft, dafs er in Folge der rauheren und kälteren Luft der höheren Regionen im Laufe des Sommers nicht aufthauen kann, und wo er folglich im Laufe der Jahre allmählich vermehrt wird, verwandelt sich der alte Schnee nach und nach in festes körniges Eis. Dies ist meistentheils auf den weniger steilen Oberflächen oder in Klüften und trichterförmigen Vertiefungen des hohen Landes der Fall. Ganz in dem Maafse wie der alte Schnee durch abwechselndes Thauen und Frieren in Eis verwandelt wird, gleitet er zugleich auch langsam durch die Klüfte nieder, bis er endlich einer milderen Luft und einer ungehinderteren Einwirkung des Thauwetters ausgesetzt wird. Dabei wird er dann von unten her in demselben Verhältnifs aufgezehrt, wie er von oben her neuen Zuwachs erlangt. Diese Eis- und Schneemasse ist ganz dieselbe, die man auf Island mit dem Namen „Jökul“ belegt und darf nicht mit dem schon erwähnten Innenlandeise verwechselt werden, obgleich es an und für sich dieselbe Beschaffenheit hat; denn die Jökuln halten sich grösstentheils nur auf den hohen Fjeldgipfeln und reichen selten bis in's Thal oder gar bis zum Uferrand herunter, während das innere Festland gerade ganz mit Eis überschwemmt ist, und auch, wie es im Königsspiegel heifst alle Thäler damit bedeckt sind." In Betreff Nordgrönlands glaubt der Verfasser zu dem Resultate gelangt zu sein, dass der Schnee erst in einer Höhe von ungefähr 2000 Fuss liegen bleiben und allmählich in beständiges Eis verwandelt werden kann. In Südgrönland sind in dieser Beziehung keine bestimmten Beobachtungen angestellt. Das Verhältnifs ist, nach dem Augenschein zu urtheilen, im Ganzen dasselbe; nur dürfte man vielleicht behaupten, dass dort die Grenze zwischen dem ewigen Schnee und demjenigen, der sich nur gewisse Sommer hindurch erhält, weniger scharf sei. Dies rührt ohne Zweifel von der gröfseren Menge Schnee, die überhaupt hier fällt, und ferner von dem Unterschiede her, der in Bezug auf Kälte und Schneefall zwischen den einzelnen Wintern herrschen kann.

Wenn wir nun sehen, dafs das Aufsenland an und für sich nur ein geringes Areal im Verhältnifs zur Länge seiner Küste hat, und dafs wieder der gröfste Theil dieses Areals aus hohen und steilen mit Schnee und Eis bedeckten Fjelden besteht, dürfen wir uns nicht darüber wundern, dafs die alten Nordländer, die Grönland bewohnten, und die zum gröfsten Theil von der Viehzucht lebten, auch nur in hier

und dort zerstreuten Ausbauten wohnten, die sie stets da anlegten, wo sie flache Stellen, besonders innerhalb der Fjorde fanden; die jetzigen Bewohner, die sich von der Jagd ernähren, mögen allerdings noch zerstreuter wohnen. Wir werden uns deshalb gewifs von der Wahrheit nicht sehr entfernen, wenn wir annehmen, dafs jene 120 Quadrat - Meilen, welche das Areal des alten Ostbau's (das Aufsenland von Julianehaab) bilden, nur ein Paar Quadrat - Meilen Flachland und ebenfalls nur ein Paar Quadrat - Meilen niederes Bergland, auf dem man noch zur Viehzucht tauglichen Graswuchs finden kann, in sich schliessen.

Von Landseen und Strömen darf man in einem Lande, das durch Fjorde und Sunde so durchschnitten und in kleine Theile zerlegt ist, auch nicht viel erwarten. Allerdings giebt es zahlreiche Landseen, aber gewöhnlich sind sie von sehr geringer Gröfse, und diejenigen, deren Länge 1 oder 2 Meilen erreicht, rechnet man schon zu den sehr grofsen. Die bedeutendsten dürften indessen in dem obenerwähnten Striche von Mittelgrönland zu suchen sein, wo sich die gröfsten zusammenhängenden Landstriche finden; sie sind jedenfalls dort bedeutender als diejenigen der besuchteren Gegenden, aber sie sind eben deswegen auch wenig bekannt. An Strömen fehlt es ebenfalls nicht, aber natürlich sind sie in einem Lande von solcher Beschaffenheit nur klein. Es ist hier nirgends Raum genug, dass ein Strom eine Strecke von einigen Meilen zurücklegen und dadurch den Zuschufs vieler kleineren Wasserläufe aufnehmen und zu so beträchtlicher Gröfse anwachsen könnte, die ihn den Namen Strom oder Flufs verdienen liefse. Auf den Halbinseln und Inseln ist das Meer natürlich überall nahe; das Wasser, das von dem aufthauenden Schnee und den Jökuln herrührt, sucht an unzähligen Stellen, in Form von brausenden Gebirgsbächen durch die Klüfte, oder als Wasserfälle über steile Klippenwände zum Meere zu gelangen. Wo sich Thalstriche mit Landseen finden, werden die Flüsse allerdings etwas gröfser; solche Stellen sind beliebte Aufenthaltsorte für die Lachsforellen, die zu gewissen Jahreszeiten aus den Binnenseen in das Meer hinaus- und zu andern wieder zurücktreten; aber die Flüsse selbst sind selten so tief und von so gleichmäfsigem Lauf, dafs man sie auch nur auf einer kurzen Strecke mit den flachen leichten grönländischen Weiberbooten befahren könnte. Im Allgemeinen brausen auch sie mehr oder weniger wie Wasserfälle über Felsblöcke dahin, oder stürzen sich über kleine Bergabhänge hinab, und können leicht überschritten werden, indem man von Stein zu Stein springt, wenn sie nicht durch länger anhaltenden Regen oder das erste Thauwetter des Frühlings angeschwollen sind. Die grösseren Ströme müssen selbstverständlich im Hintergrunde der Fjorde gesucht werden; denn man darf annehmen, dafs das Wasser, welches auf das

Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. III.

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mehrere Tausend Quadrat-Meilen grofse Innenland von Grönland fällt, sich zum gröfsten Theile in die Fjorde ergiefsen mufs; man sieht auch an mehreren Stellen Ströme mit trübem oder lehmhaltigem Wasser am Rande des grofsen Festlandeises entspringen, und kann mit Grund vermuthen, dafs sich die gröfsten dieser Ströme durch tiefe Rinnen und Canäle unter dem Eise selbst ergiefsen, dort wo dasselbe in das Meer hinaustritt und seine Bruchstücke abwirft. In diesem Falle bleiben natürlich die gröfsten Ströme unsichtbar, die Grönländer wollen jedoch in solchen Eisfjorden beobachtet haben, dafs grofse Massen süssen Wassers scheinbar vom Meeresgrunde wie Quellen oder Springbrunnen aufsprudeln.

Um eine Schilderung der klimatischen Verhältnisse zu geben, dürfte es wohl am zweckmäfsigsten sein, die Wetterverhältnisse des südlichsten Theils oder des Districtes von Julianehaab zu beschreiben, da die folgenden Colonien im Verhältnifs zu ihrer Lage von Süd nach Nord hinsichtlich der Temperaturabnahme einen Uebergang zu dem Klima von Nordgrönland bilden. Die Verhältnisse beider Endpunkte, des mildesten und kältesten, vermögen daher eine Vorstellung von dem Klima des zwischen beiden liegenden Landstrichs zu geben. Es sollen in dieser Beziehung die einzelnen Monate der beiden Jahre vom Sommer 1853 bis zum Sommer 1855 besprochen werden, da in ihnen die Witterung, der Thermometer- und Barometerstand bei Julianehaab täglich beobachtet wurden, und theilweise auch gleichzeitig an vier anderen Stellen desselben Districtes und darunter auf dem allersüdlichsten Punkt des grönländischen Festlands genaue Observationen angestellt worden sind.

Der Sommer 1853 galt im Ganzen für warm und ziemlich beständig. Im August, in welchem man die Aufzeichnungen über die Wetterveränderungen begann, stieg das Thermometer einmal bis auf die gewifs seltene Höhe von über 16 Grad Wärme im Schatten '); der niedrigste Stand war Grad Wärme und die durchschnittliche Temperatur + 83°, was der Temperatur der ersten Hälfte des Mai in Kopenhagen entspricht. Die Witterung war zugleich sehr regnerisch; denn es regnete im Durchschnitt einen Tag um den andern. Sowohl diese gewöhnliche Wärme wie auch die Regenmenge standen in Verbindung mit dem vorherrschenden sogenannten warmen Südostwind, der bei den Witterungsverhältnissen des ganzen Grönlands, vorzugsweise aber in der Nähe von Julianehaab eine wichtige Rolle spielt. Er kommt eigentlich nicht aus Süd-Ost, sondern eher direct aus OstNord-Ost, ist also ein Landwind und bläst in die meisten der Fjorde

') Hier wie überall sind die Grade nach Réaumur berechnet.

gerade hinein. Alles, was in der Beschreibung von Nord-Grönland über diesen Wind, seine Heftigkeit und Unbeständigkeit angeführt ist, gilt auch für Süd-Grönland. In der Regel führt er viel Regen mit sich, besonders, wenn er nur von kurzer Dauer ist; weht er aber mehrere Tage hindurch mit voller Stärke, so pflegt er die Luft aufzuklären und ist dann sogar aufserordentlich trocken. Solche Tage sind es, an welchen das Thermometer zu der aufserordentlichen Höhe von 15 bis 16 Grad steigen kann; aber dieses ist kaum ein höherer Wärmegrad, als er auch in Nord-Grönland an der Diskobucht beobachtet wurde.

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Im Monat September war der höchste Stand des Thermometers + 12o, der niedrigste —4°, der Durchschnitt + 3o, was ein wenig kälter ist, als der November in Kopenhagen. Gleich mit dem Beginn des Monats traten scharfe Nachtfröste ein, das Laub an den Gebüschen welkte und es war für dieses Jahr mit der Vegetation vorüber. Zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche stellten sich auch heftige Stürme ein, und das Land war längere Zeit ganz mit Schnee bedeckt. Der October war beständiger und milder, die Temperatur wechselte zwischen + 10° und -6°. Der November dagegen zeigte sich ungewöhnlich stürmisch und kalt; heftige Winde aus Süd und Nord lösten sich unmittelbar ab, doch waren die letzteren entschieden die vorherrschenden, auch stieg die Kälte bis -16° und der Durchschnitt war -6°, was fast um 5° kälter ist, als der kälteste Monat, der Januar, in Kopenhagen. Ungefähr in der Mitte des November fror der zunächst der Colonie gelegene Binnensee, der über eine Meile lang ist, so fest zu, dafs man darüber gehen konnte, und das Eis thaute bis zum letzten Juni des folgenden Jahres nicht wieder auf. Der December begann etwas milder, im Durchschnitt mit kaum -4° die stärkste Kälte betrug kaum -16°, und am Schlufs des Jahres fand sich plötzlich der warme Süd-Ostwind ein und wehte mehrere Tage hindurch. Um die Weihnachtszeit stieg das Thermometer sogar bis auf fast + 8o, und die starken Regenschauer trugen dazu bei in ein Paar Tagen das Land fast ganz vom Schnee zu entblöfsen. Auf diese Milde folgten aber drei so strenge und stürmische Wintermonate, dafs sie selbst in diesem gewifs sehr wenig einnehmenden Klima als aufsergewöhnliche angesehen werden müssen. Im Januar betrug die stärkste Kälte allerdings nur -17°; im Februar erreichte sie aber schon -191° und dieser Monat war überdiefs auch sehr stürmisch, mit Ausnahme von nur drei Tagen, an denen es einigermafsen still war. Der milde südliche oder östliche Wind konnte sich durchaus nicht behaupten, denn jedesmal wenn er zu wehen begann, traten gewaltige Schneegestöber ein, der Wind drehte sich regelmässig nach Nordwest und brachte dann

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