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Rodeo del Medio liegt 5 Leguas von Mendoza; man bewegt sich während des Weges beständig in Pappelalleen und sieht nichts von Wichtigkeit, was man nicht schon gesehen hätte; doch nimmt die Dichtigkeit der Bevölkerung zu, wie sich aus der gröfseren Menge der Häuser an der Strafse erkennen läfst. Ich fand hier den ersten aus Pappelreisern geflochtenen Zaun, ein völlig norddeutscher Anblick, und in dem Gehöft dahinter einen Ziegelofen, der füglich ebenso bei uns hätte stehen können. Unter solchen heimathlichen Eindrücken fuhr ich durch das Dorf San José, dicht vor Mendoza, an dessen Vorstadt seine Häuser unmittelbar sich anschliefsen, und gelangte alsbald, am Flusse hinab, der hinter Pappeln versteckt neben mir flofs, gegen 1 Uhr über die aus drei grofsen Bogen gebaute steinerne Brücke auf den Marktplatz der Stadt, und schlug in dem dort befindlichen Hôtel de France zunächst meine Wohnung auf.

XII.

Das chilenische Colonisations - Territorium an der Magalhaens-Strafse.

(Hierzu eine Karte, Taf. V.)

Als Pedro Sarmiento de Gamboa am Hofe König Philipps II. dahin wirkte, dafs die östlichste Meeresenge in der Magalhaens-Strafse befestigt und so den fremden Schiffen dieser Weg zu den Goldländern des Stillen Oceans verschlossen würde, äufserte der Herzog von Alba voll Verdrufs über die unruhigen Projectenmacher, dafs ein Schiff, wenn es so viel Anker und Taue mitnähme, als es in jenen sturmgepeitschten Gewässern gebrauche, schon dadurch allein hinlänglich befrachtet sei.

Seitdem sind fast drei Jahrhunderte vergangen; und was die Seefahrer dieser Zeiten, oft kühne, in aller Seegefahr erprobte Männer, über Wind und Wetter wie über die Gefahren der Meere und Meerengen im Süden des amerikanischen Continents berichtet haben. war in der That kaum dazu angethan, ein freundlicheres Licht über jene entlegenen Gegenden zu verbreiten. Fast vier Monate, vom 17. December 1766 bis zum 11. April 1767, also grade in der besten Jahreszeit, hatte Wallis gebraucht, um, in beständigem Kampfe gegen Sturm und Wetter und, wie er sagt, in ununterbrochener Gefahr des Schiff

bruchs, an den traurigen und unwirthlichen Küsten der MagalhaensStrafse vorüber zu gelangen; Carteret mufste allein im westlichsten Theile der Strafse, von Port Famine bis zum Cap Pillar, 84 Tage zubringen. Auch die wissenschaftliche Erforschung jener Gewässer, die von den britischen Kriegsschiffen Adventure und Beagle in dem Decennium von 1826 bis 1836 ausgeführt wurde, ist durch ein aus den Gefahren des Unternehmens hervorgegangenes, schmerzliches Ereigniss bezeichnet: Captain Stokes, ein erfahrener und höchst energischer Offizier, war bei der Aufnahme der Westküste Patagoniens durch die furchtbaren und zahllosen Gefahren, mit denen heftige und unbekannte Strömungen, ein mit Klippen und Felseneilanden dicht besäetes Meer und die von unaufhörlichen Weststürmen an der zerrissenen Felsenküste erzeugte wüthende Brandung ihn vier Monate hindurch umdrohten, dermassen erschüttert und krankhaft aufgeregt worden, dass er bei seiner Rückkehr nach Port Famine, an Körper und Geist gebrochen, in einem Anfalle von Trübsinn sich selbst erschofs.

Aber wenn auch die Natur jener Gegenden noch immer so rauh und schrecklich wie früher gefunden wird, so sind doch die Hilfsmittel gewachsen, die der Mensch sich dienstbar gemacht hat. Mit der Kraft des Dampfes durchfährt er bequem in anderthalb Tagen die gefürchtete Meerenge, die ihn früher monatelang festhielt. Und was früher ein aufserordentliches Wagnifs war, soll jetzt eine gewöhnliche Erscheinung werden: denn der Präsident der Republik Chile, Don Manuel Montt, hat der vorjährigen Session des legislativen Congresses bereits die Mittheilung machen können, dafs sein Minister in Paris mit der Organisation einer englischen Compagnie beschäftigt sei, welche eine regelmässige Dampfschifffahrts - Verbindung zwischen England und Chile durch die Magalhaens - Strafse herstellen wolle, und dafs ihm ausserdem auch von anderer Seite Bedingungen vorgelegt wären, unter denen sich eine ähnliche Gesellschaft zu demselben Zwecke bilden wolle.

Die aufserordentlichen Hindernisse, mit denen die Fahrt um das Cap Horn zu kämpfen hat, mufsten natürlich den Gedanken an eine Benutzung der Magalhaens-Strafse nahe legen; und man kann sagen, dafs die letztere Tour jetzt, wo zuverlässige Karten von der berüchtigten Meerenge existiren, wo ihre Strömungen und die in ihr vorherrschenden Winde bekannter geworden sind, selbst Segelschiffen, namentlich kleineren, sehr erhebliche Vortheile bietet, während Dampfschiffe ihr ohne alle Frage den Vorzug geben werden.

Zunächst fällt in die Wagschaale, dass der Umweg, der durch die Fahrt um das Cap Horn verursacht wird, viel bedeutender ist, als es bei einem Blicke auf die Karte scheinen möchte.

Denn obgleich Schiffe, die aus dem Atlantischen in den Stillen

Ocean segeln wollen, gut thun, sich nicht über 100 Seemeilen von der Ostküste Patagoniens fern zu halten, damit sie gegen die hier vorherrschenden Westwinde, die weiter ostwärts auf dem offenen Meere an Stärke zunehmen und eine tiefgehende See erregen, den Schutz des können sie doch von hier aus nicht vorliegenden Landes geniessen, den nächsten Weg nach dem Cap durch die Strafse Le Maire einschlagen, da die Benutzung desselben bei den vorherrschenden Südweststürmen und der durch sie verursachten Gegenströmung mit zu bedeutenden Gefahren verknüpft ist; und bei Windstille sehen sich die Schiffe bedroht, durch die Strömung den Felsenküsten von Staten-Island zugetrieben zu werden, wo sie für den Fall dringender Gefahr nur mit Mühe und in grofser Meerestiefe Ankergrund finden. Nach Capt. King's Ansicht ist es nur bei einer nördlichen Brise praktisch, die Strafse Le Maire zu passiren, und da ein solcher Wind hier fast nie weht, hält er es fast immer für unumgänglich, Staten-Island auf der Windseite zu lassen und in einem weiten Bogen die vom Cap St. John ostwärts gehende Strömung zu umsegeln '). Dann, in dem offenen Meere süd

') W. Parker Snow weicht in seinem eben erschienenen Werke: A Two Years' Cruise off Tierra del Fuego, the Falkland Islands, Patagonia and in the River Plata. 2 vols. London 1857 fast überall von King ab. Er hält es (vol. II, p. 325) nicht für nöthig, sich in der Nähe der patagonischen Küste zu halten, und erklärt die Strafse Le Maire für den sichersten Weg nach Cap Horn. Aber wenn man seine Windtabelle ansieht, wird man ihm kaum Glauben schenken wollen; denn diese zeigt recht deutlich, in welchem Grade hier westliche Winde vorherrschen. Im Laufe eines Jahres hat er notirt:

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also für die fünf westlichen Winde 203 Tage, während auf die fünf nördlichen nur 78 Tage fallen. Nun sind aber in diesen Gewässern alle aus der östlichen Hälfte wehenden Winde nicht blofs sehr veränderlich, sondern auch auffallend schwach, im Vergleich mit den westlichen. Sobald der Wind, der auf der südlichen Halbkugel von West über Süd nach Ost umsetzt, wieder mehr und mehr aus nördlichen Richtungen zu wehen anfängt, nimmt er an Beständigkeit und Stärke zu, er weht anhaltend aus NW. als a strong gale, und springt dann, nachdem er in W. ebenfalls länger verweilt, meist sofort nach SW. um, wo er mit der Heftigkeit eines wüthenden Sturmes weht. Für die Fahrt durch die Strafse Le Maire nach Cap Horn sind aber diese Westwinde deshalb gefährlich, weil schon die Fluthströmung ostwärts nach den Küsten von Staten - Island treibt; und alle Südwinde sind als Gegenwinde hinderlich. Man mufs also zu jenen 203 Tagen westlicher Winde noch den NNW. nach Snow's Tabelle mit 29 Tagen, den SSW. mit 21 Tagen, den Süd mit 21 Tagen hinzurechnen, um zu sehen, wie häufig die Fahrt durch die Strafse Le Maire behindert wird im Ganzen 275 Tage innerhalb des von Snow zu Grunde gelegten Jahres. Wären die westlichen Winde veränderlich, so würde es allerdings ein bequemes Auskunftsmittel sein, in Vincent- oder Good Succefs-Bay einen Windwechsel abzuwarten: aber diese Winde zeigen sich gerade sehr beständig, während alle östlichen flüchtig und unzuverlässig sind.

wärts, erwarten den Schiffer die anhaltenden Stürme aus westlichen Strichen, welche die Fahrt um das Cap Horn so berüchtigt gemacht haben. Um über die Zone hinauszukommen, in der sie ihre furchtbarste Wuth entwickeln, ist es angemessen, zunächst weit südwärts zu steuern, bis man den sechszigsten Breitengrad erreicht hat, und dann die Abweichungen in der Richtung des Windes zu einem allmählichen Vordringen nach Westen zu benutzen. Und dieses Ankämpfen gegen heftige und widrige Winde mufs für eine ziemlich weite Strecke fortgesetzt werden; denn es ist nach Capt. King nicht gerathen, schon unter dem Meridian des Cap Pillar (74° 37' 41" w. v. Greenw.) nordwärts zu steuern, er empfiehlt vielmehr, den westlichen Cours bis 82° oder wo möglich bis 84° W. L. beizubehalten.

Zu einem so weiten Umwege sieht man sich genöthigt, wenn man vorwiegend auf Wind und Wetter Rücksicht nimmt; aber leider bietet sich auf dieser Fahrt von ganz unberechenbarer Dauer und in weiter Entfernung von den Küsten dem Schiffer keine Gelegenheit, seine Vorräthe an Trinkwasser, Brennholz und frischem Proviant im Nothfall ergänzen zu können, und dieser Uebelstand wird namentlich von kleineren Handelsschiffen schwer empfunden. Zieht man es aber vor, dem vollen Ungestüm der Witterung Trotz zu bieten und sich in der Nähe der Küsten zu halten, um im Nothfall in eine der nahen Buchten des Feuerlandes flüchten zu können, so setzt man sich der Gefahr aus, durch die Heftigkeit der hier sehr anhaltend wehenden West- und Südwestwinde wochen-, vielleicht monatelang am Auslaufen aus den geschützten Hafenplätzen verhindert oder auf die sturmumbrausten Küsten geworfen zu werden.

Im Vergleich mit diesen Uebeln erscheint die Fahrt durch die Magalhaens-Strafse unter Anwendung der Vorsichtsmafsregeln, welche die Erfahrung an die Hand giebt, unendlich viel leichter und gefahrloser; die meist hohen und steilen Küsten der schmalen Meerenge sind, ausgenommen in sehr dichtem Nebel, überall sichtbar; das Fahrwasser ist meist klar, und etwaige Untiefen werden durch das massenweise Auftreten des Fucus giganteus (Kelp der Engländer) dem Schiffer auf das Deutlichste bezeichnet. Der Einfahrt in die Strafse vom Atlantischen Meere aus stellen sich gemeinhin keine Schwierigkeiten entgegen. Dann ankert der Schiffer in der Possession-Bay, um das Eintreten der Fluth abzuwarten, die ihn mit grofser Gewalt (an den engsten Stellen 10 bis 12 Miles in der Stunde) selbst gegen eine starke Brise und bei hochgehender See durch die erste Enge in die Gregory-Bay trägt, wo ebenfalls das Eintreten der Fluthströmung zur Fahrt durch die zweite Enge abgewartet werden muss. King passirte die erste Enge bei sehr starkem Gegenwinde mit Hilfe der Fluth in zwei Stunden, obgleich sie

20 Miles lang ist. Von beiden Bassins existiren jetzt genaue Karten, mit deren Hilfe der Seemann leicht die den Windverhältnissen angemessenen Ankerplätze auffinden kann. Hat man die zweite Enge passirt, so findet man zunächst in der Laredo - Bay oder auch westlich vom Nordostende der Elisabeth-Insel, welches gegen die Fluthströmung schützt, sichern Ankergrund. Auf der Fahrt durch das Central-Bassin hat man mit widrigen Winden wenig zu kämpfen: denn bei Südwestwind hält man sich möglichst unter dem Schutze der Westküste, wo man nur vor den plötzlichen Windstöfsen, die zuweilen aus den Schluchten des Küstengebirges mit unerwarteter Heftigkeit hervorbrechen, auf seiner Hut sein mufs. Port Famine bietet auf dieser Strecke den besten Hafen; weiter südlich liegt die St. Nicholas - Bay, mit bequemem Aus- und Eingang, günstig für die Schiffe, welche einen geeigneten Zeitpunkt zum Doubliren des Cap Froward abwarten wollen. Jenseits dieses Caps gelangt man in den Theil der Meerenge, wo die vorherrschenden Westwinde sehr beschwerlich werden und der Schiffer jede günstige Gelegenheit zu einem schrittweisen Vordringen ergreifen muss. Glücklicherweise findet sich hier eine Reihe kleiner geschützter Häfen, Snug-Bay, Woods - Bay, Fortescue - Bay, Elizabeth-Bay, Yorks Rhede, Borja-Bay, Swallow Harbour, Playa Parda, Half Port Bay, Tamar Harbour, und der Harbour of Mercy; in dem zuletzt genannten muss man einen günstigen Zeitpunkt zum Auslaufen in den Stillen Ocean abwarten. Kleinere Fahrzeuge finden noch in zahlreichen anderen Buchten der stark zerklüfteten Küste Schutz, und an der Westseite dieser Häfen auch meistentheils in geeigneten Tiefen guten Ankergrund, während an der Ostseite das Felsenufer gewöhnlich sehr steil zu bedeutenden Tiefen in die See abfällt. Sehr beunruhigend sind in diesen Buchten die furchtbaren, von den Bergen plötzlich herabfahrenden Windstöfse, die bei den Seehundsfängern in jenen Gewässern unter dem Namen williwaws oder hurricane-squalls bekannt sind. Wenn nämlich die wilden Südweststürme auf die sich ihnen entgegenstellenden Gebirgsmassen von Tierra del Fuego stofsen, wird die Luft hier zusammengeprefst und aufgestaut, stürzt mit verdoppelter Gewalt über die Felswände und fährt dann, sich plötzlich ausdehnend, mit zerstörender Macht, Bäume entwurzelnd und Felsen mit sich reissend, an den Abhängen herab. Wo ein solcher Windstofs die Wasserfläche trifft, wogt die See tief auf, eine Wolke von Schaum spritzt auf und wird schnell fortgerissen von dem rasenden Sturm, bis sie sich in Dunst verflüchtigt. Ein Schiff, das hier ankert, wird unerwartet auf die Seite gelegt oder vorwärts gestofsen, und seine Rettung hängt lediglich davon ab, ob die Ankertaue den gewaltigen Ruck aushalten; aber im nächsten Moment ist die Gefahr auch vorüber. Der Configuration des Bodens

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