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im tiefsten Sommer vor Nachtfrösten nicht sicher ist, wo selbst im Spätsommer so starke Nachtfröste eintreten, dafs sie das Getreide zur Zeit seiner kräftigsten Entwickelung zerstören können, in einem solchen Lande kann zwar die Noth eine schon vorhandene Bevölkerung zu wiederholten Culturversuchen zwingen, aber für fremde Auswanderer hat es keine Anziehungskraft, so lange noch ein Fleckchen Land unter einem günstigeren Himmelsstrich unbebaut liegt. Und dieser Gedanke ist es wohl, der den Verfasser der Denkschrift bestimmt hat, den Ackerbau erst in zweiter Linie unter den Hilfsquellen des Landes namhaft zu machen. Schythe hat als gewissenhafter Beobachter die Verantwortlichkeit nicht übernehmen mögen, die Anlage einer vorzugsweise auf den Ackerbau begründeten Colonie anzurathen und dadurch Hoffnungen zu erregen, deren Grundlosigkeit wahrscheinlich bald und zum Unglück der Getäuschten an den Tag treten würde. Wie eifrig er auch in dem oben mitgetheilten Abschnitt die Ansicht verficht, dafs der Anbau des Landes bei gröfserer Sorgfalt und Umsicht auch bessere Resultate als bisher ergeben würde, fühlt er sich doch im zweiten Abschnitt, wo es auf praktische Rathschläge ankommt, zu einer unumwundenen Aeufserung gedrungen, die über seine wirkliche Ansicht keinen Zweifel läfst. Im Hinblick auf die Uebelstände," sagt er, denen der Anbau dieses Landes jetzt unterworfen ist und die sich noch lange fühlbar machen werden, wenn es auch wahrscheinlich ist, dafs sie allmählich mit der Einführung besserer Methoden und mit Hilfe der von geschickten und denkenden Landwirthen erworbenen Erfahrungen beseitigt werden können, im Hinblick auf jene Uebelstände ist es klar, dafs die Subsistenz der ersten Ansiedler nicht von dem unsicheren Ertrage des Landbaues abhängig gemacht werden darf, sondern dafs sie ihren Haupterwerb aus der Viehzucht ziehen müssen, die hier, bei der raschen Vermehrung der meisten Hausthiere, so sichere Resultate verspricht. Damit soll nicht gesagt sein, dass man den Ackerbau vernachlässigen möge; er wird immer noch von Vortheil sein, wenn er auch nur ein reichlicheres Viehfutter für die Winterzeit gewähren sollte; aber ich wiederhole es, weil man diesen Punkt meiner Ansicht nach nicht einen Augenblick aus dem Auge verlieren darf: die Colonisten werden auf den Ertrag des Ackerbaues nicht mit der Sicherheit zählen dürfen, dafs sie sich der Fürsorge für eine Einfuhr von Getreide und Mehl entschlagen könnten."

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Dieses besonnene Urtheil verdient um so mehr Beachtung, als das Jahr, in welchem Schythe an der Magalhaens-Strafse verweilte, unserer Ansicht nach ein ausnahmsweise günstiges war. Dafs King's Temperaturangaben für die Sommermonate niedriger sind, haben wir bereits hervorgehoben. Aber auch hinsichtlich der Trockenheit scheint

der Sommer von 1854 ein bevorzugter gewesen zu sein. Die speciellen Angaben, die wir älteren Reisenden über diesen Theil der Magalhaens-Strafse verdanken, lassen den Eindruck zurück, dafs auch die Ostküste der Halbinsel Braunschweig im Allgemeinen ein recht feuchtes Klima besitzt, und die ausführlichen Berichte von King und Fitzroy über ihren wiederholten, zum Theil recht lange dauernden Aufenthalt in Port Famine tragen sicherlich dazu bei, diesen Eindruck zu verstärken. Ein gewichtiges, von der zufälligen klimatischen Beschaffenheit eines einzelnen Jahres unabhängiges Zeugnifs bietet die Natur der Bäume dar. Es ist ganz richtig, dass man hier Buchen von dem üppigsten Wachthum findet, dafs eine derselben an der Basis 21 Fufs im Umfange und in der Höhe von 20 Fufs noch 17 Fufs im Umfange mifst, dafs Bäume von 30 bis 40 Zoll im Durchmesser nicht selten sind. Aber die Seeleute, welche diese kräftigen Bäume als Schiffsbauholz benutzen zu können glaubten, sahen sich bitter getäuscht: fast alle Bäume sind im Innern faul, wie es bei zu schnellem Wachsthum auf zu feuchtem Boden meistens der Fall ist. Im Mai liefs King einmal 13 Bäume von 2 bis 3 Fufs im Durchmesser fällen; davon waren nicht weniger als acht im Innern verfault.

Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung auch King's Beschreibung seiner Excursion von Port Famine zum Mount Tarn. Der Weg führte zuerst durch dichtes Unterholz, dann zwischen umgeworfenen Baumstämmen hindurch, die mit so dickem Moose überzogen waren, dass man bei jedem Schritt knietief einsank, ehe man auf festen Grund kam. Alle Gruben und Vertiefungen des Bodens waren von demselben Moose so üppig überwuchert, dafs sie nicht eher bemerkt wurden, bis man hineinfiel. An anderen Stellen überzog eine kleine Pflanze (Chamitis) den morastigen Boden mit einem so dichten und starken Netz ihrer Verzweigungen, dafs man über das Strauchwerk hinweggehen konnte. Auch an dem Platze, den man zur nächtlichen Rast ausgesucht hatte, war der Boden so feucht, dafs man sich aus Aesten und Zweigen ein Lager, mindestens einen Fufs dick," bereitete; aber als man in der Nacht aufwachte, lag man doch bereits wieder wie in einem Sumpfe (we found ourselves, in the night, lying as if in a morass).

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Nach seinen speciellen Erfahrungen urtheilte King, dafs dieser Landstrich zu einer Colonisation absolut untauglich sei. Er nennt den Boden sumpfig, kalt und zum Anbau ungeeignet, das Klima durchaus unerquicklich, a region, where the soil is swampy, cold and unfit for cultivation, and whose climate is thoroughly cheerless. So ungefähr urtheilten allerdings die alten Schriftsteller auch über Deutschland; aber diese Schriftsteller waren Italiäner, und Herr Schythe ist ein Däne, der graviora passus Grönland kennen gelernt hat.

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Miscellen.

Census der tschudischen Bevölkerung in Norwegen.

In dem Bericht der British Association for the Advancement of Science zu Cheltenham für das Jahr 1856, der zu London 1857 erschienen ist, hat Louis Kr. Daa in Christiania eine Tabelle veröffentlicht, in welcher die Anzahl der tschudischen Bevölkerung in den einzelnen Kirchspielen Norwegens nach dem Census von 1845 und dem von 1855 zusammengestellt ist. Wir geben darnach die Hauptresultate.

Die Lappen sind südwärts nicht über das Dovre - Fjeld vorgedrungen. In den nördlich von Dovre -Fjeld gelegenen Aemtern vertheilen sie sich folgendermassen:

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wobei zu bemerken ist, dafs für den Census von 1855 noch die Angaben von 3 Kirchspielen fehlen, die im Jahre 1845 eine lappische Bevölkerung von 338 Seelen zählten. Die Gesammtanzahl der Lappen in Norwegen wird sich also jetzt auf fast 16,000 Seelen belaufen; sie hat sich in zehn Jahren um anderthalb Tausend vermehrt, freilich nicht ausschliesslich durch den Ueberschufs der Geburten über die Todesfälle, sondern auch durch Einwanderung aus dem russischen Gebiet. Von diesen Lappen führten im Jahre 1845 noch 1235, im Jahre 1850 noch 1325 ein nomadisches Leben.

Von Finnen existirt seit drittehalb Jahrhunderten eine weit nach Süden vorgeschobene Colonie im Stift Christiania, im Thale des Glommen; aber sie hat sich mit den Norwegern bereits so vermischt, dass es nicht mehr möglich ist, zu entscheiden, in welchen Individuen reines finnisches Blut fliefst; auch die finnische Sprache ist hier nur noch wenigen alten Leuten bekannt. Sieht man von dieser Colonie ab, so finden sich nur noch in den beiden nördlichsten Aemtern Finnen, und zwar in

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Sie haben sich also während der letzten zehn Jahre noch beträchtlicher vermehrt, und die Gesammtbevölkerung rein tschudischen Blutes beläuft sich jetzt auf mehr als 20,000 Seelen.

Dazu kommt noch eine Anzahl von Mischlingen. Eine genaue Zählung derjenigen Individuen, in deren Adern überhaupt etwas tschudisches Blut fliefst, ist natürlich nicht möglich. Beschränkt man sich auf Mischlinge der ersten Generation, d. h. solche, die einen Lappen oder einen Finnen zum Vater oder zur Mutter hatten, so findet man 729 Norwego-Lappen und 593 Norwego - Finnen;

und 295 Individuen waren aus der Verbindung von Lappen und Finnen hervorgegangen.

Die ansässigen Lappen und Finnen sind theils Gutsbesitzer, theils Pachter, theils Käthner mit oder ohne Land; 238 hatten sich auf wüsten Ländereien angesiedelt und sie in Cultur genommen. Zu einem Handwerk hatten sich nur

fünf entschlossen.

-n.

Russische Expedition zur Erforschung von Khorasan und Herat.

(Aus Petersburg.)

„Es wird Sie interessiren, zu vernehmen, dafs unter der besonderen Befürwortung des Grofsfürsten Constantin abermals eine russische Erforschungs-Expedition beschlossen ist. Ihr Hauptgebiet wird Khorasan sein. An der Spitze steht Dr. Chanykow, bekannt durch seine Reise nach Buchara und Samarkand, welche er im Jahre 1841 in der Gesellschaft von A. Lehmann u. A. zurücklegte. In der jüngsten Zeit lebte er als russischer General-Consul in Tabris und unternahm Ausflüge durch Aderbeidshan, auf welchen er den Sawällan mehrere Male erstieg und den Urmia-See mit seinen Inseln gründlicher, als zuvor geschehen war, untersuchte. Die erwünschteste Frucht dieser Ausflüge ist eine Reihe sorgsam gefundener Höhenbestimmungen. So wird er denn auch auf der Reise nach Khorasan unter Mithilfe des Physikers Lenz, eines Sohnes des Akademikers, die Bestimmung der geographischen Lagen und Höhen übernehmen. Dazu fällt ihm, bei seinen ausgebreiteten ethnographischen und linguistischen Kenntnissen, vorzüglich die ethnographisch - politisch - statistische Erforschung der zu durchwandernden Gebiete zu. Es läfst sich, falls nicht besondere Gründe den Mund der Theilnehmer schliefsen, von dieser Seite mancher werthvolle Aufschlufs und hoffentlich recht sorgsam gesammeltes ethnographisches und linguistisches Material erwarten. Dass aber auch nach anderer Seite die wissenschaftliche Bedeutung dieser Expedition gesichert ist, ergiebt sich aus der Betheiligung des Professors der Botanik zu Dorpat, A. Bunge, der als Systematiker in seinem Fache und nach den bekannten Reisen, welche ihn in früheren Jahren in den Altai und bis nach Peking führten, die glänzendste wissenschaftliche Garantie bietet. Als Gehilfe begleitet ihn ein junger Botaniker, Bienert. Die geognostischen Untersuchungen, namentlich auch die chemische Untersuchung der verschiedenen Quellen und des fliefsenden und stehenden Wüstenwassers übernimmt der bekannte, durch seine bisherigen Arbeiten hinlänglich empfohlene Chemiker Göbel. Für die Botaniker und Geognosten dürfte die Aussicht auf einen gründlichen Bericht über die Wüsten von Seistan und Kerman und die Salzfloren besonderes Interesse haben. Die Reise geht nämlich noch in diesem Jahre (November oder December 1857) nach Tiflis und von da im Frühling nach Baku, sodann über das kaspische Meer nach Astrabad, von Astrabad durch Khorasan nach Meschhed und Herat; von Herat nach Süden zum Hamun-See in Seistan, ferner den Fluss Hilmend aufwärts, wo möglich bis Kandahar. Dann erfolgt die Umkehr nach Ispahan entweder auf der directen Route über Jezd oder, wahrscheinlicher, über Kerman und Jezd. So wenigstens schreibt es der Entwurf vor. Natürlich wird

dabei viel von localen Einflüssen und nicht im Voraus zu berechnenden Verhältnissen abhängen; um so mehr, als grade der erste Theil der Reise, von Astrabad nach Meschhed, manche Berührung mit den Turkmanen, die jetzt eben in Kho. rasan herumstreifen, herbeiführen mufs. Jedenfalls freilich wird die Expedition von einer ausreichenden militärischen, wie zunächst verlautet, ausschliesslich persischen Escorte gedeckt sein. Zwischen Herat, dem Hilmend, Kerman und Jezd werden vielfach ganz unbekannte Landschaften durchzogen werden. Denn aufser der Route von Truillhier (1807) von Meschhed nach Jezd (Bull. de la Soc. de Géogr. de Paris. IIme Sér. IX. X. 1838), den Routen von Gibbons (1831) und neuerdings Abbott (1849) durch Kerman (Journ. of the Geogr. Soc. of London XI, 1841; XXVI, 1856), den Berichten von Conolly, Leech und Forbes (Asiat. Soc. of Bengal X, 1840; XI, 1841; XIII, 1844, und Journ. of the Geogr. Soc. of London XIV, 1844) über Seistan und den jüngsten Mittheilungen Ferrier's dürfte dieses östliche Persien seit 1838, dem Jahre, in welchem der siebente Band von Ritter's Erdkunde erschien, nur von wenigen Europäern bereist und beschrieben sein. Zwar ist der Orientalist Petermann bis Jezd gelangt, wie ein interessanter Brief in Ihrer Zeitschrift belegt, und der Botaniker Buhse hat selbst von Astrabad über Schahrud eine sonst unbekannte Wüstenreise in gerader Richtung nach Jezd ausgeführt, aber bisher fehlt es noch an ausführlicheren, zum Theil auch nur an vorläufigen Berichten über diese Touren. Jedenfalls ist es die erste, so vielseitig ausgerüstete wissenschaftliche Expedition, der man von ganzem Herzen eine glückliche und beutereiche Rückkehr vom Atrek, vom Herirud, vom Hilmend und von den persischen Salzwüsten wünschen mag."

Die Pratas-Klippen im chinesischen Meere.

Seit den letztverflossenen Jahren hat das gefährliche Korallenriff in den chinesischen Gewässern, the Pratas Shoals. wie die Engländer sagen, oder schlechthin die Pratas, wegen der wiederholt an demselben vorgekommenen Schiffbrüche die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aufser den aus älterer Zeit bekannten Schiffbrüchen, welche bei Horsburgh notirt sind, gedenken wir zunächst der nachfolgenden: der britischen Brig „Velocipede", am 19. Mai 1851, und des zur Rettung eines Theils ihrer Mannschaft, der auf der Klippe zurückbleiben musste, ausgesandten englischen Dampfers „Reynard" am 31. Mai desselben Jahres; der von Madras nach Canton bestimmten „Charlotte", mit 850 Tons Gehalt, am 17. September 1852; der von Schanghai auf der Fahrt nach London begriffenen „Countefs of Seafield", von 750 Tons Gehalt, am 21. März 1854; ferner der beiden Strandungen im Januar 1855 des amerikanischen Schiffes „Living Age" und des britischen „Tom Bowline". Die Mannschaft der vier letztgenannten Fahrzeuge wurde gerettet, nur verlor die des „Tom Bowline" vier Mann bei einem Ueberfalle von Piraten in unmittelbarer Nähe der Klippe, nachdem sie sich bereits in den Booten befand. Auch das zuletzt verflossene Jahr forderte mehrere Opfer, unter denen wir das portugiesische Barkschiff „Joven Idhap", auf der Fahrt von Manila nach Macao, im Januar, und das amerikanische Schiff „Mermaid", von Bombay kommend, welches in der Nacht des 2. März von dem Unfall betroffen wurde, hier anführen.

Diese unglücklichen Ereignisse, denen sich noch manche andere ähnlicher

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