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Uebrigens kommt es in diesen Gegenden nicht selten vor, dafs die Kaïds, als ächte Araber habsüchtigen Charakters, sich Erpressungen zu Schulden kommen lassen, doch dauern derartige Bedrückungen nicht lange; denn kommen sie zur Kenntnifs des Bureau Arabe, so werden die betreffenden Individuen schimpflich abgesetzt, oder im anderen Falle verschaffen die Araber sich selber ihr Recht, indem sie die Kaïds ermorden.

Weigert sich ein Stamm, dem Kaïd die von der Regierung ausgeschriebenen Abgaben zu entrichten, so sendet das Bureau Arabe eine Abtheilung Spahi, welche durch den Gum des betreffenden Kaïd geleitet werden, zu der renitenten Tribu und die Spahi führen dann mit Gewalt die Viehheerden derselben fort nach dem Sitze des Bureau Arabe. Ein solches Verfahren wird Razzia genannt und dies Wort stammt von dem arabischen Rhassua, dessen Wurzel rhasa einer Kriegsexpedition gleichbedeutend ist. Das auf diese Weise entführte Vieh, Rinder, Kamele, Pferde, wird, wenn bis zu einem bestimmten Tage der Aschur nicht entrichtet ist, von dem Chef des Bureau Arabe auf öffentlichem Markte versteigert und da die Araber besonders auf ihre Kamele nnd Pferde stclz sind und es höchst ungern sehen, wenn dieselben in den Besitz eines fremden Stammes kommen, so werden bei solchen Versteigerungen von ihnen enorme Preise bezahlt, damit sie nur wieder in den Besitz ihrer Thiere kommen 1).

1) Eine kurze Erwähnung verdient die Natur der verschiedenen Abgaben, welche die französische Regierung der einheimischen Bevölkerung auferlegt, so wie die Höhe dieser Einkünfte für alle drei Provinzen, da dergleichen verbürgte Thatsachen am besten die ziemlich verbreitete Meinung widerlegen als zöge die französische Regierung von der eingeborenen Bevölkerung keine Einkünfte.

Die Abgaben der Araber bestehen

1) in dem Aschur (Zehnten) oder Abgaben auf die Cerealienerndte;
2) dem Zekkat, Abgabe von den Heerden. An Stelle derselben tritt für die
Provinz Constantine der Hokor, eine Geldabgabe, die sich nach der Aus-
dehnung der bebauten Ländereien und der Gröfse der Heerden richtet;
3) die Lezma; sie wird allein von den nomadisirenden Saharabewohnern bei
ihrem Eintritt in den Tell bezahlt. In der Provinz Constantine findet
jedoch seit der Occupation von Tuggurt ein anderes Verfahren statt, in-
dem die Oasenbewohner dort von jeder Dattelpalme 40 Centimen (also
3 Sgr. 4 Pf.) entrichten.

Der Betrag für die drei Provinzen stellte sich im Jahre 1853 folgendermassen:

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Da die Araber in der Beobachtung der religiösen Vorschriften sehr gewissenhaft sind, so nehmen die Verkünder des göttlichen Wortes unter ihnen auch eine sehr hervorragende Stellung ein und bei allen Gelegenheiten wird ihnen die höchste Achtung gezollt. Deshalb liefs die französische Regierung bei der Besitznahme des Landes es sich angelegen sein, die mohammedanischen Unterthanen von ihrer religiösen Toleranz zu überzeugen, und unterliefs Nichts was dazu beitragen konnte, die mächtigen Kalifa und Scherif zu gewinnen. Wir sehen daher auch überall wo dies gelang, dafs die Araber die französische Regierung anerkennen; bei Mifshelligkeiten zwischen den Tribus und ihren Kaïds entscheidet häufig die vermittelnde Dazwischenkunft der Kalifa.

In den oben aufgeführten Haupttribus scheiden sich wieder eine Menge kleinerer Fractionen ab, deren Mehrzahl Viehzucht betreibt und unter Zelten lebt. Aus den statistischen Berichten des Jahres 1852 ergiebt sich, dass ihre Heerden sehr bedeutend sind, sie bestehen aus ungefähr 16,150 Stück Kamelen, 1,515 Stück Pferde, 197,500 Hammel, 3,280 Stück Rindvieh.

Sie leben in völliger Unabhängigkeit von einander und ziehen in den Territorien umher, welche nördlich von Bu Saâda, im Süden durch den Uëd Djeddi, im Westen durch Scherf und el Aghuat und im Osten durch das Gebiet der Uled Djellal begrenzt werden.

Die Uled Nayl haben keinen Dschuad, gehören der arabischen Rasse an, besitzen einen rechtschaffenen Charakter, sind offen und gastfreundlich, sollen aber im Allgemeinen einen liederlichen Lebenswandel führen; wie sie denn mit der Schönheit ihrer Frauen systematisch Handel treiben. Namentlich ist die Stadt Bu Saâda mit dieser Waare überschwemmt.

Die Frauen sind sehr geschickt in der Anfertigung von wollenen Stoffen und Kamelhaarzelten, welche sie auf ihren alljährlichen Reisen in den Tell gegen Getreide vertauschen. Ihre Getreidevorräthe bewahren die Uled Nayl in den wenigen Daschera Dörfern des Djebel Sahari, also in Scherf, el Amel, el Allez, Amora und Bu Ferdjun auf, oder sie haben es in Silo's wie in Aïn Rerab, Aïn el Medjedel, Aïn el Melch, Aïn Risch, auch in Sidi Khraled und an anderen Orten.

Von diesen Dörfern, die meist etwa 300 Einwohner zählen und von Gärten umgeben sind, habe ich auf meiner Südexpedition mehrere besucht und werden dieselben, da sie dem Süden Algeriens angehören, später besprechen.

Der einzige näherer Erwähnung werthe Ort des Djebel Sahari ist die Stadt Bu Saâda, der Vater des Glücks genannt. Diese Bezeichnung deutet schon hinreichend darauf hin, dafs die Stadt unter den

günstigsten Auspizien sich zu dem bedeutendsten Handelsorte des östlichen Algeriens aufgeschwungen hat.

Bu Saâda 35° 13' nörd. B. 1° 5' O. L. v. P., 1950 Fufs über dem Meeresspiegel belegen, wurde am 15. November 1849 von den Franzosen erobert und es leuchtete sehr bald ein, wie wichtig diese Position sei, deren Bewohner im steten Verkehr mit den Kabylen, den Uled Nayl, den Bewohnern der Ziban, dem Uëd Rir und Suf, so wie mit el Aghuat und den Oasen der Beni M'zab stehen; so dass auf diese Weise Bu Saâda der Mittelpunkt des Verkehrs der weit umher zerstreutliegenden Stämme und zugleich die Hauptniederlage ihrer Producte ist.

Die Stadt wurde zu einem bedeutenden französischen Posten erhoben, in welchem aufser einem arabischen Bureau eine ziemlich starke Besatzung von arabischen (Turcos) und französischen Soldaten, steht, die durch den tapferen und umsichtigen Obersten Pein commandirt wird.

Obgleich in jüngster Zeit einige Neubauten im europäischen Geschmacke errichtet worden sind und nicht wenig Beamte und handeltreibende Europäer die Stadt bewohnen, so hat dieselbe nur wenig von ihrem arabischen Typus eingebüfst. Die Häuser sind fast sämmtlich aus Erde aufgeführt. Die Stadt enthält acht Quartiere und fünf Moscheen, von denen die in Aschascha die schönste ist, und ist von herrlichen Gärten umgeben, in denen Granaten, Feigen, Aprikosen, Psirsich, Dattel, Mastixbäume auf das Beste gedeihen. Auch werden in den Gärten viele Gemüse gebaut. In der Nähe werden Gipsgruben ausgebeutet. Die Zahl der Bewohner beläuft sich auf 3600; sie sind sehr industriell und theils Waffen- oder Grobschmiede, theils Färber und Weber. In zahlreichen Läden werden von den Arabern die Producte des Tell und des Sudan feilgeboten; in neuerer Zeit ist namentlich Wolle ein sehr starker Handelsartikel geworden. An Seifenfabriken befinden sich vierzig in der Stadt. Alle Tage findet auf dem Platze Rahbat el Nader ein grofser Markt statt, der stets von Fremden stark besucht wird.

Eine Menge Juden haben sich in Bu Saâda niedergelassen; sie bewohnen ein besonderes Quartier, el Argub genannt, besitzen eine Synagoge, Schulen und einen besonderen Kirchhof. Ihre Kleidung ist ebenso wie im ganzen südlichen Algerien und um den Fefs geht eine schwarze Schaschia herum. Im Ganzen stehen sie in gutem Einvernehmen mit den Arabern, mit denen gleiche Neigungen und Zwecke sie verbinden; sie sind gröfstentheils Goldschmiede, Schneider, Goldsticker oder Wollkämmer. Einige wenige dienen bei den abzuschliefsenden Handelsgeschäften als Unterhändler.

Fünf Lieues südöstlich von der Stadt und südlich von Bu Ferdjun Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. III.

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befinden sich römische Ruinen, die nach ihrer Ausdehnung zu schliefsen, einer ansehnlichen Stadt angehört haben müssen. Diese Ruinen, unter denen die Stadtmauer noch Theilweise vorhanden ist, werden von den Arabern el Guscherra genannt.

Den östlichen Theil des Djebel Sahari, dessen Bergstöcke auffallend niedrig erscheinen und nur den Uebergang zum Djebel Aures vermitteln, so wie die zwischen diesen Höhen sich ausbreitenden Ebenen bewohnen die Sahari, welche sich in die Uled Mansur, Mzari, Uled Amör, et Tlet, Uled Daud, Rgaiett, el Kantra, und el Uthaja scheiden. Einige davon wohnen in Dörfern, die übrigen als Nomaden. Während der Winterzeit bewohnen diese den nördlichen Theil der Ebene von Uthaja bis in das Gebirge hinein, ziehen während der wärmeren Jahreszeit zu den Haraktas von Mâder und verweilen in den Ebenen südlich des Nifensser und Güeriun und des Gebietes der Zmul, als deren südöstliche Grenze der Djebel Azem mit den Ruinen von Maidgh-Azem oder Madraçen angenommen wird. Sie zählen ungefähr 3170 Seelen, zu denen die Bevölkerung der Dörfer von el Kantara noch mit 1620 und die von el Uthaja mit 80 noch hinzu kommt, also zusammen 4870 Seelen. Die Bevölkerung der Sahari entzieht sich gern den der Regierung zu zahlenden Abgaben und wird dann regelmässig von Biskra aus durch eine Razzia heimgesucht. Ihre Hammelheerden sind bedeutend und an Kamelen besitzen sie ungefähr 6000 Stück, Pferde aber nur wenig. Auf ihrem Gebiete befinden sich ausgedehnte Gärten, in denen namentlich die Pflege der Dattelbäume fast ausschliesslich die Thätigkeit der Bewohner in Anspruch nimmt. Die Früchte dieser Bäume sind ziemlich gut.

Miscellen.

Eine Besteigung des Grofsglockners.

Im Herbst des Jahres 1855 bestieg der österreichische Major Sonklar Edler von Innstädten mit 3 Gefährten und 5 Führern den Grofsglockner, worüber er einen in mancher Beziehung lehrreichen Bericht ') geliefert hat, der einer allgemeinen Verbreitung werth ist und aus dem wir daher in diesen Blättern das Folgende mittheilen.

Die Gesellschaft verliefs am 4. September Nachmittags 5 Uhr Heiligenblut,

1) Reiseskizzen aus den Alpen und Karpathen. Wien 1856. 8.

von wo aus der Weg eine Strecke abwärts bis zu einer Brücke über die Möll führte, die hier eigentlich noch den Namen des Pasterzenbaches trägt und durch die milchweifse Farbe ihres Wassers die hohe Abkunft, der sie sich rühmen kann, verräth. Die absolute Höhe des Thales beträgt an dieser Stelle etwa 4000 Fufs, dennoch wächst und gedeiht hier noch mit Vortheil Korn, wenngleich es erst vor wenigen Wochen zur Reife kam. Nach drei Viertelstunden erhebt sich der Pfad links auf die felsigen und waldbedeckten Abhänge des Saukopfes, wo bald der schöne Göfsnitzfall zu Gesicht kommt, durch den der weiter oben liegende Göfsnitzgletscher seinen Wassertribut herab in das Thal der Möll schüttet. Schon fing es an zu dämmern, als die Gesellschaft etwa um 74 Uhr das Leiterthal erreichte, welches, am südlichen Abhange des Glocknerkammes entspringend, sich in seinem Laufe in einem Bogen gegen Osten wendet und etwa anderthalb Stunden oberhalb Heiligenblut in das Möllthal mündet. Es liegt demnach mit Rücksicht auf den Glocknerkamm auf der, der Pasterze entgegengesetzten Seite. Die Besteigung des Grofsglockners ist jedoch nur auf dem Wege durch das Leiterthal möglich, da auf der Pasterzenseite die furchtbare Steilheit und Zerrissenheit der beiden Glocknergletscher jeden Versuch einer weiteren Annäherung an den Gipfel, als etwa der ebene Eisboden der Pasterze reicht, als eine Tollkühnheit erscheinen liefse. Man betritt das Leiterthal weit oberhalb seiner Mündung und hier stellt es sich, besonders in der Richtung nach aufwärts, als eine Art Wolfsschlucht dar, in deren Tiefe der nicht unbeträchtliche Leiterbach mit betäubendem Geräusche dahinbraust. Bald beginnt der verrufene Katzensteig, der wohl zur Nachtzeit etwas gefährlich ist, bei Tage aber einem an Hochgebirgspfade auch nur halbwegs gewöhnten Bergsteiger keine erheblichen Schwierigkeiten darbietet. Der Pfad windet sich nämlich durch die steilen und rissigen Abhänge der linken Thalwand empor, ist meistentheils sehr schmal, hie und da höchst steil und uneben, läuft nicht selten über glatte und stark geneigte Schieferblöcke und hat durchweg den oft 100 bis 200 Fufs tiefen Absturz gegen den Leiterbach zur Seite. Nach 4 Stunden erreichte man die Leiterhütte, die, 6240 Fufs über dem Meeresspiegel gelegen, neben einer steilen Felswand erbaut ist. Wer am folgenden Tage auf den Gipfel des Grofsglockners gelangen und Abends wieder in Heiligenblut eintreffen will, mufs in dieser Hütte übernachten, die aber nur ein dürftiges und allen Winden zugängliches Obdach bietet.

Um 1 Uhr Morgens nahm die Gesellschaft das Frühstück ein und machte sich um 2 Uhr wiederum auf den Weg. Da der, zwar hoch am Himmel stehende Mond die Gegend nicht hinlänglich beleuchtete, so versahen sich die Führer mit Laternen, mit deren Hülfe es schnell über die Fortsetzung des Katzensteigs bergan ging. Die Nacht war empfindlich kalt und Reif bedeckte den Boden. Um 3 Uhr war das obere Ende des Leiterthals erreicht und die Wanderer befanden sich nun am Fusse einer gewaltigen Randmoräne, über die der dahinter liegende Leitergletscher, der eisbedeckte Glocknerkamm und der Glocknergipfel selbst, vom Monde bleich beleuchtet, herübersahen. Hier wurde einige Minuten geruht. Nach der ziemlich mühsamen Ueberkletterung der aus lockerem Schutt gebildeten Moräne betraten sie sofort den Leitergletscher, der, vom Glocknerkamme herabsteigend, die ganze obere Thalmulde zwischen der langen Wand rechts und den Abfällen des Kellerberges links in der Breite von einer Drittelmeile bedeckt. Es

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