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Zehnter Brief.

Gnädige Frau!

Von dem gekrönten Dichter Englands, Robert Southey,
behaupten seine Freunde, dafs er nie eine Zeile geschrieben
habe, welche der heiligen Sache der Tugend oder der
Moral geschadet oder wehe gethan haben könne.
sagt von ihm:

Southey! on thee descends thy long-woed fame,
Hail to thy moral soul; thy light-glanc'd aim.
The noblest feelings in thy bosom glow,
And from thy lips the virtues love to flow.
Thy mission'd maid inspires us to abhor
The baleful deeds of fierce, ambitious war.
And breathes in sweetest notes, when battles cease,
-The love of reason, heav'n and rural peace.
With epic majesty thy periods roll;
Sonorous, varied, one harmonious whole. *)

Turner

*) Southey! es senkt sich auf dich dein lang erfreieter Ruhm. Heil deiner Seele, die ganz Moral ist; deinem hoch erspäheten Ziele. Die edelsten Gefühle glühen in deinem Busen, und von deinen Lippen fliefst die Tugend gern. Dein vom Himmel gesandtes Mädchen begeistert uns, die giftvollen Thaten des grausamen, ehrgeitzigen Krieges zu verabscheuen, und haucht in den

Seine Vorfahren, sowohl von väterlicher als mütterlicher Seite, vererbten das reichste Erbe der Menschen, allgemeine Achtung, durch mehrere Geschlechter in Sommerset, der Provinz, in der sie wohnten, auf ihre Nachkommen. Robert wurde den 12ten August 1774 geboren, während sein Vater in Bristol ausgebreitete Geschäfte trieb. In dieser Stadt wurde er zuerst erzogen; dann von seinem 7ten Jahre an auf dem Seminario in Carston, und, indem er für den geistlichen Stand bestimmt war, ward er von da 1787 nach der berühmten Westminsterschule gesandt. Hier zeigte sich früh bei ihm eine Vorliebe für die Dichtkunst, diese Amme aller Tugenden und aller Kenntnisse. Schon in seinem 15ten Jahre schrieb er wohlklingende Gedichte. Sein harmloses Wesen erwarb ihm allgemeine Liebe, wenn er auch durch seinen Hang zum Studieren allem Toben und Lärmen der Schule fremd blieb. Im November 1792 bezog er, 18 Jahr alt, die Universität Oxford, und glühte, wie alle edle junge Gemüther damaliger Zeit, für die Hoffnungen der Freiheit, die von Frankreich herüberdämmerten. Er machte mit seinen Freunden Coleridge und Lovell den romantischen Entwurf, sich an den Ufern des Susquehanna in Amerika niederzulassen. Sie reiseten 1794 von Oxford ab, verliebten sich in Bristol in drei Schwestern, Namens Fricker, und waren im Begriff, sich mit der Mutter ihrer Bräute und den Bräuten nach America einzuschiffen, eine Pantisocracy (wie sie eine Einrichtung nannten, die derjenigen ähnlich war, welche die ersten

lieblichsten Tönen, wenn der Kampf aufhört, die Liebe zur Ver ́nunft, zum Himmel und zum ländlichen Frieden. Mit epischer Majestät rollen deine Perioden dahin, wohlklingend, voll Abwechselung, ein harmonisches Ganze.

Christen hatten, und die nun durch Würtemberger in der 'Stadt Harmonie realisirt ist *) zu stiften, als ein Oncle von Southey in Bristol aus Lissabon eintraf und unserm Dichter den idealischen Einfall ausredete, und ihn mit nach Lissabon nahm. Southey fürchtete aber seine Geliebte zu verlieren und war nicht zu bewegen eher ins Schiff zu steigen, als bis er mit ihr getraut war, worauf er ruhig absegelte. Er sollte 6 Monate abwesend seyn, und kam auch (punctual as lovers, sagt das Sprüchwort) zur Stunde wieder, gab 1795 einen Band Gedichte mit Lovell unter dem Titel: Moschus und Bion, heraus, und 1796 seine Joan of Aré, ein Gedicht, welches er in 6 Wochen ausarbeitete, und reisete 1800 und 1801 sechszehn Monate mit seiner Frau durch die Reiche der pyrenäischen Halbinsel. Seine Briefe über die Halbinsel und ihre Literatur, sind gedruckt und werden hochverehrt. Er gab um diese Zeit mit Charles Lamb und Sir Humphry Davy (der jetzt der Welt die herculanischen Bücher entrollen hilft) 2 Bände Gedichte unter dem Titel: Annual Anthology, heraus. Southey ward 1801 Secretair des Herrn Corry, der damals Kanzler der irländischen Schatzkammer war. Bald nachher gab er seinen Thalaba, den Verderber, heraus, der gröfstentheils in Por

*) Die Reise des Engländers Mellish enthält eine interessante Beschreibung dieser Stadt in Nordamerica, genannt Harmonie, welche 200 Würtemberger nicht weit von Pittsburg in einer wüsten Gegend gebauet haben, die sie unter Aufsicht eines Predigers kauften und colonisirten, und worin sie in 8 Jahten den Werth ihres ursprünglichen Eigenthums von 20,000 Rthlr. auf 240,000 Rthlr. vermehrten, in Gemeinschaft aller zeitlichen Güter, in einer Einrichtung, die nur in einer kleinen Gesellschaft und in einer abgesonderten Lage möglich ist, leben und alle durch den äussersten Fleiß und durch einen höchst moralischen Wandel sich auszeichnen.

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