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büchern" besprochen werden; so stehet sie doch mittelbar mit der zweiten in einer einflußreichen Verbindung. Denn eine der wichtigsten Aufgaben der Staatskunst, besonders in conftitutionellen Staaten, beruht darauf, das heranwachsende Geschlecht, durch Erziehung und Unterricht, zu derjenigen Stufe der geistigen intellectuellen und sittlichen - Bil dung zu führen, daß es, vermittelst dieser Bildung, würdig und befähiget wird für den rechten Gebrauch und höhern Ges nuß der staatsbürgerlichen Freiheit, welche jedem Bürger cons stitutioneller Staaten durch das Grundgesetz zugesichert ward..

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Schon oft ist es daher in diesen Jahrbüchern besprochen worden, wie dringend eine zeitgemäße und durchgreifende neue Gestaltung des gesammten Erziehungs wesens, wie wichtig die, mit Umsicht durchgeführte, Emani cipation der Schule von der Kirche, und wie fol genreich die Stellung sey, welche die Schule fortan zum Staate erhalten müsse. Das Großherzogthum Hessen ist im Jahre 1832 den übrigen teutschen Staaten mit einer vollständigen, in sich zusammenhängenden, Organisation des Erziehungs- und Schulwesens voran gegangen, und selbst Frankreich scheint unter seinem doctrinairen Ministerium eine alte Schuld in Hinsicht des Erziehungswesens nachzuhohlen, ohne deren Tilgung an feste innere Ordnung und Ruhe in diesem Reiche von mehr als 32 Millionen Menschen nicht zu benken ist. Denn so lange die Jugend ohne gleichmäßige Bildung in den wichtigsten Zweigen der menschlichen Erkenntniß heranwächset; so lange die geistigen Interessen des Staates hinter die materiellen Interessen geftellt werden, weil jene nicht so augenscheinlich rentiren, wie diese; so lange dürfen auch die in den mittlern und untern

Volksclaffen vorherrschenden Vorurtheile und die Ausbrüche politischer Leidenschaft nicht befremden, die eine umsichtige Staatskunst weit sicherer durch eine weise berechnete Erzie hung der Jugend vorbeugend verhütet, als, beim augenblick lichen Ausbruche, mit Waffengewalt bekämpft. Man würde oft Millionen für die Zukunft ersparen, wenn man nicht mit einigen tausend oder hunderttausend Gulden oder Thalern in Hinsicht der Neugestaltung des Staatserziehungswesens geizte!

Ref. begrüßt daher Schriften, welche zeitgemäß einwirken in dieses wichtige Interesse unsrer Zeit, als freundliche Erscheinungen, und rechnet schon längst die, dem Erziehungswesen gewidmeten, Werke des hochverdienten Verfs. zu dies fen willkommenen Erscheinungen. Denn er hat einen gros ßen Theil seines Lebens und seines schriftstellerischen Wirkens an diese wichtige Angelegenheit geseßt; er hat das Erziehungswesen bald systematisch, bald geschichtlich, bald zum Theile politisch, wie in seinem Werke über die Schulen, behandelt, und dadurch einflußreich auf das Zeitalter gewirkt, wenn gleich Biele, welche die Gediegenheit seiner Werke anerken nen, über einige Gegenstände -z. B. über seine Ansicht vom kirchlichen Systeme, und über seine Ansicht von dem Verhältnisse des Sprach- und Sachunterrichts in Gelehrtenschulen verschieden von ihm denken sollten.

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Treu den, von ihm als bewährt anerkannten, pådagos gischen Grundsähen giebt er auch in diesem Buche sich wies der, in welchem der Verf. in Verbindung mit einigen andern Gelehrten - specielle Gegenstände des Erziehungss wesens, meist in der abhandelnden Form, bespricht. Bes sonders gedenkt er in der Vorrede. (S. V) der vielfachen

Anregungen in dieser Hinsicht, welche ihm das Buch des H. R. Schuberts: Geschichte der Seele, gab. Er nennt es eine Fundgrube anthropologischer Kenntnisse, und einen Reichthum genialer Tiefblicke.“

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Nach diesen einleitenden Andeutungen giebt Ref. die Uebersicht von dem Inhalte des vorliegenden schätzbaren Buches. Es umschließt zehn Abhandlungen. ~1) Die Weihe eines Pädagogen. Aus seiner Bildungsgeschichte. Von dem Herausgeber. Der gemüthliche Ton dieser vielfach ansprechenden Abhandlung wird selbst denen zusagen, die nicht mit allen Ansichten und Bildern des Verfs. einverstanden sind. 2) Drei Schulreden, gehalten von dem Director Vömel 7 im Gymnasium zu Frankfurt am Main. Sie verbinden viels seitige literarische Kenntnisse mit einer speciellen Anwendung der geschilderten Månner auf Erziehung und Charakterbildung, Die erste würdigt Melanthons Einfluß auf das Schulwesen; die zweite schildert den Johannes Sturm; die dritte weiset aus der Darstellung des Lebens von Flacius nach, daß die Leidenschaften mit den Wissenschaften unverträglich sind. Ref. empfiehlt besonders die lehte jungen, aufgåhrenden Männern zur Beherzigung; sie vergegenwärtigt ihnen die Klippe, an welcher Hunderte scheitern. 3) Die NichtWeihe des Pädagogen. Ein Brief, wie er geschrieben werden könnte, nebst vorläufiger Antwort. Von dem Herz ausgeber. Manches Bittere und Sarkastische håtte Ref. hinweggewünscht. 4) Die Geschichte der Erziehung des Herausgebers betreffend. Er beantwortet einige, diesem gründlichen Werke gemachte, Vorwürfe, und verbin= det damit Berichtigungen und Nachtråge. 5) Das Christenthum der höchste Standpunct für die Er

ziehung und ihre Geschichte. Eine Schulrede_von ́ dem Herausgeber. In welchem Geiste und mit welcher Wärme der Verf. in dieser Rede spricht, wird folgende Stelle (S. 183) belegen. Das Christenthum ist der Stralenpunct in der Geschichte der Menschenwelt, in welchem das Räthsel unserer Bestimmung sich aufschließt, und hiermit zugleich die Erziehung ihr Licht erhält. Das ist es, wovon wir ausgegangen sind, und worauf wir fortwährend bestehen. Der Grund unserer Ueberzeugung ist nur Einer, so wie jede Wahrheit nur ihren Einen Grund hat, welcher gewiß macht. Dieser ist. hier die göttliche Waltung in der Geschichte der Menschheit, in dem Christenthume als das Reich Gottes geoffenbahrt. Wer in diesem Reiche lebt, ist dessen gewiß: Der Weg aber, welcher zu diesem Einen Grunde hinführt, ist dreifach, oder richtiger gesagt, es sind drei Stufen, auf welchen man zu der Erkenntniß jener Wahrheit gelangt. Auf der ersten zeigt sich uns, wie alles unser Streben für die Erziehung nichtig wäre, wenn das Heil der Welt, das im Christenthume erschienen ist, wegfiele. Auf der zweiten betrachten wir das Wesen dieser Religion als das einzige Mittel der wahren Erziehung, sowohl für das einzelne Kind, als für die ganze Menschheit. Auf der dritten Stufe sehen wir dann weiter hinaus nach dem Ziele, wohin sich unsere Thätigkeit, die der Bildung geweiht ist, mit Zuversicht beziehen soll, indem wir der Verherrlichung des Menschengeschlechts gewiß sind." Dies sind die drei einzelnen Glieder dieser gemüthlichen Rede. 6) Warum ist manchmal eine Erziehung von christlichen Aeltern so unwirksam? Der Herausgeber nennt diese seine Rede nur den Versuch einer Beantwortung der aufgestellten Jahrb. 6r Jahrg. IX.

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Frage in einem engern Kreise. 7) Einige allgemeine Bemerkungen über den Gang des Menschen. Von einem Ungenannten, den aber der Herausgeber als einen Kenner der Gymnastik bezeichnet. 8) Nachträge zur Erzie hungslehre, hauptsächlich mit Beziehung auf Schuberts Geschichte der Seele. Von dem Herausgeber. 9) Epilog. Gespräch des Verfassers mit einem Gegner. 10) Ueber die neuen Methoden, fremde Sprachen zu ler nen, welche Hamilton und Jacotot angegeben haben. Vom Katecheten Kröger zu Hamburg.

George von Frundsberg, oder das teutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation. Darge stellt durch Dr. F. W. Barthold, außerordentl. Prof. der Geschichte an der Univ. zu Greifswald. Mit einem Bildnisse Georgs von Frundsberg. Hamburg, 1833, Fr. Perthes. X u. 516 S. gr. 8. -(3 Thlr.)

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Es ist erfreulich, daß ein tüchtiger Forscher der Specialgeschichte einen tüchtigen Verleger fand, der bereits so manches gründliche geschichtliche Werk in das teutsche Publicum einführte. Entschieden ward Frundsberg besonders seit der teutschthümlichen Zeit mehr genannt, als gekannt; denn mit Recht erinnert der Verf. in dem Vorworte, daß das, was früher Hormayr und Woltmann für seine Schilderung thaten, zu einer vollständigen Würdigung seiner hervorragenden Individualität nicht ausreichte. Der Verf. verdient daher den Dank der Gelehrten und der Lesewelt für sein Werk; denn beiden gewährt es Nahrung. Der Gelehrte wird angesprochen durch die gründliche, aus Quellen geschöpfte Behandlung des Stoffes; der gebildete Leser aber,

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