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Es würde von allgemeinem Interesse seyn, eine Zusammenstellung und Vergleichung des Verhältnisses der directen und indirecten Steuern in mehrern teutschen Staaten geben zu können, und thatfachlich nachzuweisen, welche Folgen Miß verhältnisse auf den Betrieb der Gewerbe und des Handels åußerten. Der Verfaffer, welchem hierzu die Materialien fehlten, konnte sich hierauf nicht einlassen. Von der Besteuerung der Activeapitalien ist in meinem Vaterlande nie die Rede gewesen. Geschieht dieses nicht in allen Nachbarstaaten nach einem gleichförmigen Maasstabe; so wäre zu befürchten, daß die Activcapitalien der Einwohner auswärts rentbar angelegt, und somit der Besteuerung entzogen würden. Der größte Nachtheil dürfte aber für Gewerbe und Anlagen der Einwohner entstehen, denen solche Capitalien nicht mehr zugewendet würden. Durch die Anlage von Activcapitalien zum Betriebe der Gewerbe und des Handels wird deren Flor erhöht, und es findet wirklich indirect deren Besteuerung statt, weil beim Ansahe der Steuer auf die, mit Passivcapitalien belasteten, Grundstücke keine Rücksicht genommen wird. Die dargestellte Art der Besteuerung wird von der Mehrheit der Staatsangehörigen als zweckmäßig anerkannt. Einzelne Prågravationen werden schnell und kostenfrei untersucht und beseitigt.

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Ueber den Einfluß der Kirche auf die Entwicke

lung der teutschen Volksthümlichkeit.

Bom D. Friedrich August Holzhausen, Licentiaten der Theologie in Göttingen.

Man fångt gegenwärtig unter den europäischen Völkern

an, zu der Einsicht zu gelangen, daß ein Volk nur alsdann wahrhaft glücklich werden kann, wenn es die Quelle feiner Glückseligkeit nicht in åußerm Glanze, sondern in einer tiefen und allseitigen Entwickelung seiner innern Kräfte sucht. Selbst Frankreich, seit anderthalb Jahrhunderten der Musterstaat Europa's, verschmäht jezt den eiteln Glanz auswårtiger Eroberungen, und huldigt dem angegebenen Grundsahe. Teutsche Wissenschaft, selbst teutsches Kriegswesen, welches allein auf Defensive berechnet ist, findet in jenem Lande, das vor noch nicht langer Zeit mit Geringschäßung auf teutsche gelehrte und politische Bildung hinblickte, beifälligen Eingang, und wird einer neuen Ordnung der Dinge zum Grunde gelegt, welche die Weisern im Volke zur Begründung einer dauernden Glückseligkeit für ersprießlicher halten, als das heillose Haschen nach immer neuen politischen Constitutionen. Bei dem Streben nach Freiheit ist man, nach vielen unglücklichen Erfahrungen, endlich zur Einsicht von dem wahren Begriffe der Freiheit, den man freilich zuerst hätte erörtern müssen, gekommen, daß nåmlich keine äußere Verfassungsform an sich ein Volk frei

macht, sondern nur insofern sie hervorgerufen, gestaltet und begründet ist durch eine allseitige Entwickelung des innern Lebens.

Bei diesem Streben der Völker nach Entfaltung ihrer innern Kräfte fångt die Religion, immer thåtig und wirksam, wo gesundes Leben sich regt, an, neuverjüngt in das Volksleben einzutreten. Der, durch heftige Stürme erschütterte, durch unedle Säfte erkrankte, Baum des Protestantismus treibt neue frische Zweige, und selbst der abgestor= bene Ucker des Katholicismus beginnt wieder zu grünen. Es ist dieses die Folge, oder vielmehr der Anfang, von der neuen Epoche in dem Leben der europäischen Welt, welche in der neuesten Zeit mit dem Erwachen des Nationallebens begonnen hat. So wie nun aber das erwachte Nationalleben der Religion einen neuen Schwung giebt; eben so hat die Kirche auf die Hebung und Veredelung desselben den wohlthätigsten Einfluß.

Unter den germanischen Völkern ist keines, dessen Volksthümlichkeit so sehr in der Religion wurzelt, so innig mit der Religion verbunden ist, als das teutsche. Bei seinem wissenschaftlichen Geiste, seinem reinen Gemüthe und seiner Begeisterung für das Ideale, möchte man sagen, ist das teutsche Volk unter den germanischen das eigentliche Volk Gottes, berufen, das Christenthum in seiner Tiefe zu erfassen, und in seiner Kraft, Würde und Schönheit im Leben darzustellen. Die germanischen Völker haben sich in der neuern Zeit noch nicht in eine Rangordnung gegen einander sehen können, wie sie im Mittelalter in einer solchen zu einander gestanden haben, indem noch der Maasstab fehlt, wornach jener Rang sich richten soll. Dieser Maasstab aber kann, nach dem Geiste unserer Zeit, in nichts

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anderem, als in der bestimmtern Entwickelung der Volksthümlichkeit gegeben seyn, und das teutsche Volk scheint aus diesem Grunde abermals dazu bestimmt zu seyn, durch seine innere Würde und Majeståt an die Spiße der germanischen Welt zu treten.

Wenn wir von dem Einflusse der Kirche auf die Entwickelung der .teutschen Volksthümlichkeit reden; so legen wir dabei den Begriff einer Nationalkirche zum Grunde, theils weil derselbe allein dem wahren Wesen der Kirche entspricht, theils aber auch besonders, weil nur in dieser Form die Kirche in das Volksleben, aus dem sie herausgetreten ist, zurückgeführt, und in demselben wirksam werden kann, und wir sehen dabei die Möglichkeit der endlichen Realisirung einer teutschen Nationalkirche voraus, wozu. wir um desto mehr berechtigt sind, als dieselben unstreitbar in der lezten Entwickelung der Reformation des sechszehn=ten Jahrhunderts liegt, wie gegenwärtig nicht allein von protestantischer, sondern auch von katholischer Seite fast allgemein zugegeben wird.

Die Grundlage der Glückseligkeit des Völkerlebens ist die Sittlichkeit der öffentlichen Meinung, und dadurch bewährt sich das Christenthum als die Religion der Menschheit, daß es allein im Stande ist, eine öffentliche sittliche Meinung zu bilden. Frankreich hat, bei seinem Mangel an Kirchlichkeit, fast alle Sittlichkeit der öffentlichen Meinung verloren, so daß man daselbst nicht erröthet, das Publicum mit Unsittlichkeiten zu unterhalten. Teutschland, das zûchtige Teutschland, von welchem in seiner Urzeit der Römer Tacitus sagt:,,dort scherzt Niemand über Laster, und ver führen, oder sich verführen lassen, ist da keine Mode,“ ist

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zwar nicht so tief in diesem Puncte gesunken, aber seine Gleichgültigkeit gegen öffentliche Unmoralität ist doch auch groß. Am rühmlichsten zeichnen sich England und Schottland durch die strenge Sirtlichkeit ihrer öffentlichen Meinung aus, wovon der Grund darin liegt, daß in diesen Ländern die Kirche national geworden und in das Volksleben eingetreten ist. Fångt aber unter einem Volke die Sittlichkeit der öffentlichen Meinung an abzunehmen; so wird in demselben Maaße sein ganzes Leben entnervt und verdorben. Von den vielen und großen Nachtheilen davon machen wir allein auf die hieraus entspringende Verderbniß der Literatur eines Volkes aufmerksam. Unser Teutschland hat hierin ein unglückseliges Schicksal; denn das ganze Heer unserer müßigen und schlaffen Romanschreiber ist auf diesem Boden aufgekeimt. Man klagte über die unheilbringenden Folgen dieses Uebels, man suchte ihm zu steuern; allein noch ist das rechte Mittel dagegen nicht gefunden. Anders kann und wird nicht geholfen, als wenn die Kirche das ethische Element in unser Volksleben bringt, wodurch der Geschmack unsers Volkes gesund, und in ihm ein Widerwille gegen die Producte schlaffer Geister erweckt wird. In England und Schottland verdirbt man die Zeit nicht mit Romanlesen, und die wenigen Romane, welche daselbst erscheinen, athmen einen natürlichen und gesunden Geist.

Ist das Leben unsers Volkes ethisch stark; dann ist dasselbe der Erreichung seiner Freiheit gewiß, und dieses edelsten Gutes auch würdig. Man muß sich durch äußern Schein nicht blenden lassen; Frankreich hat, bei seiner hochgerühmten Freiheit, in seiner innern Verwaltung viel Despotismus. Um ein Volk frei zu machen, muß man damit

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