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sehlichkeit. Hierauf sehte sich der Kaiser an die Spiße eines Infanteriebataillons, dem zwei Kanonen folgten, zog, ohne von dem Volke gehindert zu werden, durch die Stadt, umringte das Ståndehaus, und übersandte dem Pråsidenten der Versammlung den Befehl, die Deputirten auf der Stelle zu verabschieden. In diesem gefährlichen Augenblicke behauptete die constituirende Versammlung ihre ganze Würde. Als das kaiserliche Decret derselben mitgetheilt ward, befahl der Präsident, es in die Register einzutragen. Es ward eine feierliche Protestation gegen dieses willkührliche und gesehwidrige Verfahren abgestimmt und in die Protocolle der Versammlung eingetragen, und dann erst erklärte diese sich für geschlossen. Als sie den Saal verließ, wurden die Brüder Andrada und verschiedene andere Deputirte verhaftet, und mehrere derselben auf die roheßte Weise gemißhandelt. Nach diesem Siege steckten die Truppen Kaffeezweige auf ihre Kopfbedeckung, und zogen triumphirend, den Kaiser an ihrer Spike, durch die Stadt nach dem Lager von St. Cristovao. Die daselbst wohnenden Portugiesen brachten dem absoluten Kaiser ein „Viva,“ und die Stadt war drei Tage hinter einander beleuchtet. Die Gefahr schien für einen Augenblick von dem Haupte des Kaisers entfernt. Da man jedoch mit Recht befürchten mußte, daß die, nach allen Theilen des Reiches sich zerstreuenden, Deputirten Unzufriedenheit unter dem Volke verbreiten und ihre Worte und Klagen einen nur zu fruchtbaren Boden finden würden; so beeilte sich der Kaiser, eine neue Versammlung der Abgeordneten einzuberufen, um diesen eine modificirte Verfassung vorzulegen. Die große Entfernung der Provinzen von der Kaiserstadt und das

Mißtrauen gegen die Regierung war jedoch Ursache, daß `die Deputirten nur in geringer Zahl sich einfanden. Man eröffnete daher in allen Städten des Reiches Register, um über die Annahme der Verfassung abzustimmen, worauf diese den 11. Dec. dem Senate der Kammer von Rio de Janeiro vorgelegt, von den Ministern und dem Staatsrathe unterzeichnet, und den 25. März 1824 von dem Kaiser feierlich beschworen ward."

Ref. hob absichtlich diese Stelle aus, weil sie erklårbar macht, weshalb der Kaiser spåter den Thron Brasi= liens verlassen mußte, und weil sie lehrreich an Andeutungen für den Fall ist, wenn, in dem gegenwärtigen Augenblicke, die Sache der Pedristen in Portugal siegen sollte. Denn so wahrscheinlich Dom Pedro seinem Bruder Miguel an' geistiger Kraft überlegen ist; so erhellt doch Mangel an Umsicht und Hang zur Willkühr aus allem, was der Verf. in seinem Werke über den Erkaiser berichtet. Besonders tritt die Selbsttäuschung des Kaisers hervor, durch portu giesische Truppen die Brasilianer niederhalten zu wollen. Die spåtern Ereignisse haben gezeigt, zu welcher Höhe der Haß der Brasilianer gegen die Portugiesen gestiegen war.

Zum Schlusse dieser Anzeige stehe noch des Verfs. Urtheil über des Kaisers älteste Tochter, die zur Königin von ·Portugal bestimmte Dona Maria da Gloria (geb. den 4. April 1819). Von den kaiserlichen Kindern ver spricht die ålteste, Dona Maria, sehr schön zu werden; sie trägt die Züge ihres kaiserlichen Vaters, und hat die blauen Augen und die blonden Haare ihrer Mutter. Die geistigen Anlagen dieser vielversprechenden Prinzessin sollen mit den glänzenden Eigenschaften ihres Körpers übereinstimmen. “

Und diese Prinzessin ward dem Dom Miguel zur Gemahlin bestimmt!

Worüber streitet man jest? Auszug aus einer Rede, gehalten von dem schwed. Bischoffe Dr. Esaias Tegnér zu Werió. Hannover, 1832, Hahn'sche Hofbuchhandlung. 20 S. 8.

Die schwedische Literatur ist, in der Regel, den Teutschen zu wenig bekannt, als daß nicht eine Uebertragung dieser, von dem Bischoffe Tegnér auf der Karls-Universität zu Lund gehaltenen, Rede in Teutschland willkommen seyn müßte. Man befürchte übrigens nicht, daß der Bischoff in dieser Rede zunächst das Interesse des geistlichen Standes berücksichtigt håtte; sein geistiger Horizont ist nicht so beschränkt. Vielmehr umschließt er, in gedrångter Darstellung, den ganzen politischen Charakter unsers Zeitalters, und gehört zu den freimüthigen Männern, welche die rechte Mitte zwischen den Extremen halten, und also zu dem Systeme der Reformen sich bekennen, das gleich weit abliegt von Revolution und Reaction.

mögen dies belegen.

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Einige Stellen

,,Was ist es denn hauptsächlich, worüber man zur Zeit in Europa Zwist führt? Welches sind die sogenann= ten neuen Lehren, die conftitutionellen Säße, die man so eifrig bestreitet? Nun, wenigstens bei den Bessern, bei den mehr Besonnenen, keine andern, als diese: nåmlich, daß alle Macht nicht ursprünglich von dem Regenten allein ausgehe, was die Grundlage des Despotismus ist; eben so wenig vom Volke allein, was die Grundlage der Anarchie ist; sondern von der Vereinigung beider, worin

eigentlich der Staat besteht. Also, daß das Volk, nach seinem Antheile an der Staatsgewalt, Recht habe, Rechenschaft zu fordern von dem Regenten, der sonach selbst; oder durch seine Rathgeber, nicht blos vor Gott, sondern auch vor Menschen verantwortlich ist; daß das Geseß, welches den allgemeinen Willen ausspricht, die höchste Majeståt im Staate sey, vor welcher Alle gleich seyn müssen; daß das Gemeinwesen keine andern Ansprüche und Vorrechte anerkennen könne, als die, welche sich entweder auf persönliche Verdienste, oder auf natürliche und für die Aufrechthaltung der Ordnung in der bürgerlichen Gesellschaft nothwendigen Unterschiede gründen; daß der Staat eines jeden äußeres Vermögen beschüßen müsse, woraus hervorgehet, daß das Volk sich selbst beschüßt; daß er auch eines jeden inneres Vermögen beschützen müsse, woraus folgt, daß der Mitbürger das Recht hat, entweder selbst, oder durch seine Bèvollmächtigten, seine Ueberzeugung über den Gang der allgemeinen Angelegenheiten zu äußern.“ S. 7:,,Der

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größte Fehler der Revolution war, daß sie zu viel auf die abstracte Klarheit ihrer Lehren rechnete, und zu wenig das geschichtliche Element im Staate ins Auge faßte. Man schafft die Welt und tausendjährige Einrichtungen nicht mit einer bloßen Theorie um, wåre sie auch noch so faßlich; das Abstracte muß überall dem Concreten weichen, das. Gedachte dem Bestehenden, die Speculation der Wirklichkeit." S. 13:,,Die Fabel erzählt uns von Pelias Töchtern, welche mit einem Male ihren betagten Vater dadurch verjüngen wollten, daß sie junges Blut in seine Adern zapften. Die natürliche Folge war, daß das alte Blut ihm verrann, und das junge nicht

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Stand halten wollte. So ist es auch mit dem Staatskörper. Das neuere Bessere muß allmählig in dessen Blutmasse hineingehen, und nach und nach die ungesunden Säfte verdrången. Das Volk muß zu den neuen Formen erzogen werden, so wie es im Laufe der Jahrhunderte zu den alten erzogen worden ist.“ S. 14 erklärt sich der Redner über die Anstrengungen der Reaction, das ins Staatsleben eingetretene Neue wieder zu vernichten. Ge= rade die Hoffnung der Zukunft ist es, die man hier und da in der Wiege zu morden sucht. Man braucht alle Mißgriffe, alle Uebereilungen und Ausschweifungen, welche von einer Krisis, wie diejenige ist, die wir erlebt haben, unzer trennlich sind; man feiert wie einen Sieg jedes Zeichen rückkehrender Barbarei; man eifert für das Alte, nicht um es beizubehalten, bis das Neue und Bessere sich entwickeln und befestigen könne, sondern um dieses ganz und gar zu verdrången. Ein verschimmeltes Geschlecht ist aus der Erde gekrochen, und zeigt der erstaunten Welt Unsprüche und Vorurtheile, die man långst in den Familiengrüften für vermodert hielt. Wir hören wieder Lehren, von denen man geglaubt hat, daß jede Menschenzunge in dem gebildeten Europa sich derselben långst entwöhnt hätte.“

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Und nun noch der troftvolle Schluß der Rede (S. 17) : Es ist vielleicht ein Glück für die Menschheit, daß die beiden Gegenfäße einander so nahe gestellt sind, und daß man beides, die Ausschweifungen der alten und der neuen Beit, mit einem einzigen Blicke übersehen kann; es ist vielleicht von Nußen, daß die Denkweisen sich gegenseitig reiben, und abschleifen, was auf beiden Seiten uneben ist. Alle Harmonie, alle Bildung geht vom Streite aus, so=

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