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an Griechenland und Rom. Sind die Völker ihnen entwachsen; so werden sie entweder naturgemåß

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unblutig von andern politischen Formen verdrångt, oder sie sinken unter dem hartnäckigen Kampfe der Stabilität mit dem neuen politischen Leben, das, jedesmal und überall-wenn anders seine Zeit gekommen ist den Sieg behält. Nur wo das neue politische Leben anticipirt oder im Treibhause großgezogen werden soll, erliegt es den Machtschlägen der Reaction. Doch auch die Reaction hat ihre Zeit, ihre Grenzen, und stehet eben so, wie die Reformen und die Bewegungen, unter einem höhern Gesehe, das nicht eher zur Geltung und Herrschaft gelangt, als bis seine Zeit gekommen ist. Dies spricht nicht nur die Geschichte; fie schreiet es durch alle Perioden, die sie schildert; allein es giebt Ohren, selbst historische Ohren, die nicht hören, und Augen, felbst politische und diplomatische Augen, die nicht sehen!

Dieses große Princip der Weltgeschichte, daß alles in ihr seine Zeit hat, und nur während derselben dauert, hålt auch der Verf. fest, und deshalb führt er den Schlüfsel zur Weltgeschichte. Nicht durch künstliche Deutungen, nicht durch hohle politische Phrasen, nicht durch homiletische Nußanwendungen wird das Råthsel der Weltgeschichte ges löset und der Geist der erloschenen Jahrtausende herauf beschworen. Sehr treffend sagt der Verf. (417), nachdem er den Riesenbau des Absolutismus unter Ludwig 14 in Frankreich, gestüßt und getragen von dem Glanze der gleichzeitigen französischen Literatur und der siegreichen Heere, ge schildert hat, und doch war all dieser Glanz nicht hinreichend, ihn über die Zeit hinaus dauern zu lassen, ́

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in welcher er verlaufen mußte." In der ganzen folgenden Darstellung des Verfs. erkennt man bereits im Voraus was der Verf. erst künftigen Vorlesungen nachzuweisen vorbehålt, daß Ludwigs 14 Absolutismus der erste, obgleich entfernte, Grund zum 4. Aug. 1789 war. „Bemerkenswerth bleibt es immer, zu betrachten, erinnert der Verf. - wie in denselben Mitteln, welche aufs bauen und erheben, auch die weltgeschichtliche Bewegung des Vernichtens liegt, und wie die Kurzsichtigkeit auch der bedeutendsten Geister nicht über die raschen und entgegengesetzten Wendungen hinausblickt, die ihr begonnenes Werk in einem von ihnen abgewendeten Sinne zu machen pflegt.“

Sehr wahr sagt der Verf. von Ludwigs 14 Absolutismus: ,,Er hing von den persönlichen Eigenschaften, von dem Glücke und Talente des Königs ab; er war mit der Geschicklichkeit zusammenhängend, immer den gehörigen Mittelpunct der Nationalbestrebungen zu treffen, und sich für denselben zu halten und auszugeben. Nun ist aber eine solche Bürgschaft für die Zukunft nicht allein nicht zu finden, sondern das Leben eines ausgezeichneten Mannes, wie Ludwigs 14 selbst, ent= hålt der Schwankungen, der Auf- und Niedergånge so viele, daß in ihm allein schon Das oft vernichtet erscheinen mußte, was er für die Aufgabe seines Wirkens gehalten hatte. Krankheiten, die ihn noch in den Jahren seiner männlichen Kraft treffen, ein Fistelschaden, der ihn um 1682 zu quålen beginnt, lassen für den spåtern Theil seiner Geschichte eine Abspannung zurück, auf die der Anfang nicht vorbereitet hatte."-. War es wohl mit dem Ab

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folutismus Napoleons anders? Ohne Fistelschaden, trat auch hier eine Abspannung ein, auf welche der Anfang nicht vorbereitet hatte!

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Weiter zeigt der Verf., daß auch die Mittel, denen Ludwigs 14 Absolutismus sich zu seiner Befestigung bes biente, die Ursachen seines Sinkens waren. So z. B. die hauptsächlichste Stüße, das stehende Heer. "Aber, fagt der Verf., ein solches Heer kann nur dann einen festen und entschiedenen Charakter haben, wenn die Ichheit, der es dient, auch dieselbe ist, die es befehligt. So hatte Nas poleon ein Heer gebildet, das, concret gefaßt, er selber war. Trok dem haben spåtere Begebenheiten diesen Geist aufgelöset, und es hat nicht eines Zeitraumes von 20 Jahs' ren bedurft, um die kriegerischen Reminiscenzen von ihrer unmittelbaren Kraft zur historischen Abschwächung herunter zu bringen.“ Als zweites Hülfsmittel der absoluten Gewalt schildert der Verf. (S. 423) die allmählige Auflös sung der particulåren Mittelpuncte, die Aufhebung des Provinzialeinflusses, und die beginnnende Centraliz fation. Kaum wird man es der Geschichte nach 50 Jahren glauben, daß die Politik unserer Zeit hier und da die Centralisation - den unverkennbar wichtigsten Schwerpunct, des Absolutismus in das constitutionelle Leben einschwärzen wollte. Nie hat dies England, wohl aber hat es Napoleon gethan, und von ihm hat man es auswärts gelernt. Als wenn nicht eben Frankreichs fortdauernde politische Krankheit im Innern in dem chronischen Uebel der Amalgamation der, dem Absolutismus angehörenden und ihm unumgänglich nöthigen, Centralisation mit den constitutionellen Formen låge; ein Uebel, das die Doctrinairs, denen das

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vorgefundene Uebel einleuchtet, wenigstens durch das Palliativmittel einer freisinnigen Municipal- und Departementalverwaltung mildern wollen. Hilft aber wohl Traubenpomade bei einem Brandschaden, der schon den Knochen ergriff? Ist überhaupt die Bureaukratie vereinbar mit staatsbürgerlicher Freiheit? Giebt es in Staaten, die auf reinerBureaukratie beruhen, irgend ein selbstständig freies Indivizi duum außer den wenigen Bureaukraten, welche die Uhr des Staates aufziehen und zur Mittagszeit stellen? Wie viel ist doch noch aus Ludwigs 14 Regierung zu ler-. nen! Der Verf. gedenkt, als eines Hausmittels des Absolutismus unter Ludwig 14, der unter ihm entstehenden geheimen Polizei (S. 425) und sagt: „Es gab eine Classe von Menschen, welche Spizbuben werden mußten, um Spißbuben zu beobachten, und die Staatsmacht, welche die Polizei war, befleckte sich durch das Hinabsteigen in die untersten Dunstkreise der Gesellschaft." Ref. fügt hinzu: Wò keine Bureaukratie ist, braucht man keine geheime Pos. lizei. Was man am Centralisiren zu ersparen vermeint, frißt die Polizei, unter ihren verschiedenen Gestalten und Formen, wie Saturn die eigenen Kinder!

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Es gåbe noch hundert geistreiche Stellen in diesen beiden Vorlesungen, die das Ausheben verdienten. Ref. schließt mit einer einzigen, aber inhaltsschweren (S. 435): „Jeht war es der dritte Stand, den die Regierung Ludwigs 14 gar nicht berücksichtigt, aber doch hervorgebildet hatte, und der durch das Nichtanerkanntseyn nicht minder, als durch das stille Ausbilden aller seiner Kräfte einen Ges genfaß vorbereitete, an dem die Monarchie des 17ten Jahrhunderts zerschellen mußte. Sprach es gleich erft Sieyes

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vor dem Beginn der französischen Revolution aus, daß der dritte Stand die Nation sey; so war er es doch schon ein Jahrhundert vorher, nicht blos der Anlage und Möglichkeit, sondern dem wirklichen Einflusse nach. Diese Masse in der Entfernung und Dunkelheit gebildeter Kräfte zermalmte im Stillen während des achtzehnten Jahrhunderts Alles, was noch im fiebenzehnten Autoritåt, zuerkannte Rechte und den fie begleitenden Nimbus besessen hatte, und zersågte jenen Wald mittelalteriger Gestalten so sehr an seiner Wurzel, daß er, dem überraschten Auge zur Verwunderung, auf den ersten Wink der französischen Revolution einstürzte, und den Raum anfüllte, ohne sich je wieder erheben zu können. Der dritte Stand sprach aus, daß er die Nation sey, und Geistlichkeit, Adel und Parlamente schwanden wie verbannte Geister, die zwar noch erscheinen, aber nicht mehr ieben können."

Daß die Geschichtsschreibung unserer Zeit eine andere sey, als die vor 50 Jahren, beweisen solche Vorlesungen von Gans. Wer daran zweifelt, lese, unmittelbar nach diesen beiden Vorlesungen, zwei dicke Bånde aus Guthrie's und Gray's Weltgeschichte; versteht sich: wörtlich!

Betrachtungen über die Repräsentation moralischer Personen, besonders des Staates. Von einem königl. preuß. Beamten. Glogau u. Leipz., Heymann, 1833. IV. und 70 S. gr. 8.

Drångt Ref. das Ergebniß dieser kleinen Schrift zusammen; so sucht der Verf., nach vorausgeschickter streng wissenschaftlicher Bestimmung der Begriffe: moralische Person, persönliche Repräsentation, nie aufhörende Unmündigkeit des

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