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kommen, um hier die Freiheit der Lehrer unbedenklicher zu machen.

Nur im Vorbeigehen, aber begleitet von treffenden Be= merkungen, gedenkt der Verf. der großen Selbstständigkeit, welche namentlich die åltern Unversitåten als Corporationen hatten. Sie bestand in der Ausübung landståndischer Rechte, einer ausgedehnten Gerichtsbarkeit, der unabhängigen Verwaltung eines bedeutenden Grundbesiges, und des Vorschlagsrechts zu den erledigten Professuren. ,,Manchen wurden diese Rechte ganz oder zum Theile entzogen, und denen, welche in neueren Zeiten gestiftet wurden, sind sie gar nicht gegeben worden." - Allerdings läßt sich über alle diese Gegenstände in utramque partem sprechen; allein den wichtigen Unterschied sollte man nie übersehen, der zwischen der Begründung einer Universitåt ohne diese Rechte, und der Behandlung der ålteren Universitäten in Hinsicht ihrer bestehenden, und folglich geschichtlichen Rechte statt findet.

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Erfreulich war es dem Ref., daß der Verf. auch der sogenannten kleinen Universitåten sich annimmt, die an Frequenz der Studenten und nach vielen literårischen Instituten und Hülfsmitteln hinter den sogenannten großen stehen. Die Geschichte Teutschlands weiß davon zu berichten, was durch sie bewirkt worden ist. Ref. erinnert vor allen an Wittenberg, und mit Stolz gedenkt er daran, daß er dieser Hochschule eilf Jahre seines Lebens als Lehrer angehörte.

Mit hellem, practischem Blicke behandelt der Verf. die wichtige Frage: was geschehen müsse, um die Univer sitåten nicht sinken zu lassen, ja um sie noch höher zu heben. Er führet es aus, daß ihr Wohl und ihr Verderben von drei verschiedenen Seiten aus bestimmt werde, indem dazu zusammen wirken die Regierungen, die Lehrer und die Schüler. In diesem Abschnitte, der keines Auszuges fähig ist, bewähret sich der Geist und die Kunst des Meisters, der mit derselben Måßigung ausspricht, wie die Regierungen wohlthätig wirken und wie sie fehlen können,

wie er die wohlthätige und fehlerhafte Wirkung der akademi, schen Lehrer und der Studirenden würdigt.

Ref. hofft, daß das ernste und besonnene Wort des Verfs. nicht verloren gehen werde. Denn nur, was wirklich vers altete, gehet seinem Untergange oder seiner Umbildung ents gegen; was aber im vollen, frischen Leben dasteht, bedarf der sorgsamen Pflege und Fortbildung zu einer zeitgemäßen Form. Was die Messen, ebenfalls eine Stiftung des Mittelalters, für die materiellen Interessen der Staatsbürger waren und sind; das sind die Universitåten für die geistigen Interessen. Man darf nicht die materiellen Interessen begünstigen, und die geistigen zurückseßen. Beide stehen bei allen gesitteten Völkern in unmittelbarer Wechselwirkung, und möglichste Freiheit ist die Grundbedingung beider. Freiheit aber ist nicht Ungebundenheit. So wie die Messen ihre Meßordnungen haben und haben müssen; so auch die Universitäten ihre Geseke und Statuten für die Gesammtheit der Lehrer, für die besondern Institute, und für die zeitgemåße Disciplin. Wir stehen an einem Wendepuncte des geistigen Lebens; das ist unverkennbar. Die Universitäten bilden das oberste Glied im Reiche des geistigen Lebens. Deshalb schließt Ref. diese Anzeige mit den Schlußworten des Verfs.: „Wie die teutschen Universitåten sind, ist hier gezeigt worden. Ob sie so bleiben, ob sie steigen, ob sie sinken werden; das ist zunächst in unsere, des gegenwärtigen Geschlechts, Hände gelegt. Das Urtheil der Nachkommen wird uns darüber Rechenschaft abfordern.“

P.

Mahmud 2 und Mehemed Ali.

Bom Professor Schulze zu Gotha.

Unter den Moslemins unserer Lage ragen der Sultan Mahmud 2 und der Pascha Mehemed Ali hervor. Ihre Neuerungen erregen Staunen, ihre Kriege erschüttern Asien und Europa, und die politischen Verwickelungen, die der Kampf zwischen ihnen veranlaßte, beschäftigen die öffentliche Aufmerksamkeit. Zeitgemäß scheint es also, das Charakteristische ihres Seyns und Wirkens, und zugleich das Wesentlichste ihrer Neuerungen und ihres Kampfes zu schildern.

Mahmud 2, der zweite Sohn des Sultans Abdul Hamid (der von 1774–1789 regierte), gebohren den 20. Jul. 1785, und, wie andere osmanische Prinzen neuerer Zeiten, im Serail erzogen, gelangte durch Mustapha Bairactar, Pascha von Rutschuk, zur Beherrschung des türkischen Reiches. Nachdem nämlich Selim 3 (1789 — 1807), ein Bruder Abdul Hamids, durch eine Verschwös rung der Janitscharen und Ulemas (der Kaste der Gelehrten) des Thrones entsekt, und Mustapha 4, der åltere Sohn Abdul Hamids, auf denselben erhoben worden war (31. Mai 1807), dieser aber als ein kraftloser Regent sich zeigte, und zwischen den Janitscharen und Ulemas Spal= tungen hervortraten; so stellte sich Bairactar an die Spite der Partei Selims, erstürmte das Serail, und ließ, da inzwischen' Selim auf Mustapha's Befehl ermordet worden Jahrb. 6r Jahrg. VII. 7

war, den Bruder desselben, Mahmud 2, zum Sultan ausrufen (28. Jul. 1808). Er selbst ward dessen Großwesir, und suchte, als solcher, Selims Neuerungen durchzusetzen. Allein ehe noch vier Monate verflossen waren, verlor er bei einem Aufstande der Janitscharen (14–16. Nov.) das Leben. Sein Schühling Mahmud 2 (nach Ermordung seines Bruders Mustapha der lehte lebende Spröß, ling vom Stamme Osmans) behielt die Regierung, mußte aber unbedingt in alles willigen, was die aufrührerischen Janitscharen und Ulemas von ihm verlangten.

Anfangs erregte Mahmuds Regierung kein Aufsehen; fie war, fast noch mehr als die seiner nächsten Vorgänger, ein Gewebe von Unterhandlungen und Treulosigkeiten, von Rånken und Empörungen, von Brandstiftungen, Mordthaten und Gütereinziehungen. Er selbst erschien einerseits heftig, gewaltthätig, blutgierig, habsüchtig, und andererseits so eingeschüchtert und abhängig, daß er selbst seine Lieblinge, wie einen Halet Effendi und eine seiner Lieblingsfrauen Kasnaðar Usta, den Janitscharen und Ulemas hinopfern, und Abgeordnete der erstern in den Divan aufnehmen mußte (1822). Wie konnte auch ein im Serail erzogener, und von Rånken und Parteiungen umgebener, Fürst Kraft und Weisheit auf den Thron bringen! Erst im Leben bildete er sich fürs Leben; erst unter Gefahren und Kämpfen erhielt er eine bestimmte Richtung. So verstrichen achtzehn Jahre seiner Regierung, bis es ihm endlich gelang, sich von der Abhängigkeit, unter der er Anfangs stand, loszureißen, , und die Neuerungen einzuführen, die das Staunen der Welt erregten.

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Das Janitscharencorps, einst der Kern der osmanis

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schen Miliz und die Hauptstüße des osmanischen Thrones, war seit der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts ausgeartet. Die alte Zucht und Tapferkeit war von ihm gewichen, aber desto höher war dessen Uebermuth und Anmaßung gestie gen, so daß es mehr der Schrecken, als der Schuß der Sultane ward. Es waren daher seit Mahmud 1 (17301754) mehrere Versuche zu dessen Verbesserung gemacht worden; allein vergebens. Hierauf beabsichtigte Selim 3 eine völlige Umbildung des Heeres und Lebens seines Reiches. Er errichtete daher eine Commission, Nizam Dsche= did genannt, die zunächst das Kriegswesen umgestalten sollte, und wirklich eine Schaar nach europäischer Zucht und Einrichtung, die den Namen Seymens erhielt, aufstellte. Allein die Janitscharen und Ulemas verschworen sich gegen diese Neuerung, die ihren Anmaßungen und Vorurtheilen Gefahr drohte, und bewirkten den schon erwähnten Sturz Selims 3; bald darauf auch den Sturz des ihm gleichgesinnten Großwesirs Bairactar. Damals (1808) mußte Mahmud 2, wie vor ihm sein Bruder Mustapha, den Nizam Dschedid aufheben, die Seymens abschaffen, und allen Neuerungen entsagen. Allein er hatte theils durch Selim 3, mit dem er nach dessen Thronentseßung im Serail zusammen lebte, theils durch Bairactar, von dem er Anfangs geleitet ward, theils durch eigene traurige Erfahrungen das Verderbliche der bestehenden Heereseinrichtungen erkannt, und war daher entschlossen, das Neue, das er wünschte, durchzusehen. Lange Zeit strengte er sich vers gebens dazu an; ja in den Jahren 1822 und 1824 schien es, nach abermaligen Aufstånden der Janitscharen, daß er seinen Planen für immer entsagen müßte, bis es endlich

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