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Landes zu leugnen? Ich glaube, nicht! Wenn auch wirklich die Seekühe, wie Sauer berichtet, bis auf das letzte Individuum an der Beringsinsel vertilgt waren, so konnten sie doch recht gut noch anderswo, z. B. an der Küste des Tschuktschen Landes vorkommen und noch jetzt da leben!

Steller gibt in jener Stelle das Vorkommen der Rhytine sehr genau an; sie befinden sich, sagt er, um America und an den Inseln der Canals. So viele geographische Kenntnisse über Russland lassen sich, ohne Luther's Scharfsinn zu besitzen, bei jedem gebildeten Zoologen, selbst wenn er kein Russe, sondern auch nur ein Preusse ist, erwarten, dass in der Stellerschen Angabe des Kanals an America nur die jetzige Beringsstrasse und in den Inseln im Canale nur die Inseln Ayak, Okevähi, so wie die Kings- oder Clerks insel gemeint sein können, Inseln, die auf der Karte von Billing's Reise in der deutschen Ausgabe von Sprengel eben so genannt werden. Die englische Ausgabe von Billing's Reise ('), durch Sauer veranstaltet, enthält eine Karte, auf der jene Inseln Imjaglina, Inellen und Okevahi heissen, 3 Inseln, die auf der neuesten russischen Karte von 1867 die Gruppe der Diomidschen Inseln bilden. Sie heissen auf dieser Karte die Inseln Ratmanow oder Nunarbuk, die Insel Krusenstern oder Ignaluk und Feierweï oder Ugijak; die Kingsinsel oder Ukiwok liegt dagegen viel südlicher und wird auf der englischen Karte Clerksinsel genannt. Obgleich die Namen der Inseln in allen Beschreibungen und auf allen Karten verschieden lauten, so liegen sie doch alle im Kanale zwischen dem Ostcap und dem

(1) An account of a geographical and astronomical expedition to the northern parts of Russia. London. 1802. in 4-to.

Vorgebirge Prinz von Wales und müssen als das eigentliche Vaterland der Rhytine angesehen werden.

Die französische durch Castéra besorgte Ausgabe der Billingschen Reise (') nennt die Inseln ganz so wie die englische und erwähnt auch ihrer Entfernung von den Küsten: les Tschouktskis appellent, heisst es da, l'île de Clerke Eouvogen. La première des trois îles intermédiaires (d. h. zwischen dem Ostcap und America gelegen), appellée Inalin est à 24 milles au sud-est, 26 dégrès du promontoire de l'est. Six milles plus loin on trouve la seconde qui est la plus grande et se nomme Imaglin. Okevahi, la troisième, la plus petite, est au sud quart d'est de la seconde et à 10 milles de distance.

Habe ich also, frage ich nach diesen Beweisen, jene Inseln willkührlich nach meinem Ermessen genannt und in den Kanal, in die Beringsstrasse, hineingezaubert? Hier hoch im Norden mögen dieselben Algen (die Laminarien) vorkommen, mit deren Verbreitung die Polargränze der Rhytine zusammenfalle, wie dies H. Brandt (2) behauptet und von ihm als Haupt existenzbedingung (3) der Rhytine angesehen wird. Da, wo die grossen Tange fehlen, könnte nach dieser Meinung die Rhytine nicht leben; und nur da, wo sie vorkommen, sei ihr Vaterland zu suchen! Nun ersuche ich H. Brandt, zu beweisen, dass wirklich die Rhytine nur von den grossen Tangen und nicht auch von kleinen Algen lebte oder noch lebe

(1) Paris. 1802. in 8-to.

(2) Fr. Brandt, einige Schlussworte zum Nachweiss der Verbreitung der Rhytina, s. Bull. de la Soc. des Naturalistes de Moscou 1. c. 1867. I. pag. 23.

() Ist diese Hauptexistenzbedingung das principium

contra principia negantem, non est disputandum, so scheint sie leicht zu widerlegen zu sein.

und dass die grossen Tangen in der That weder im Anadyrschen Meerbusen, noch an den kleinen Inseln in der Beringsstrasse vorkommen. Wer hat da nach ihnen gesucht und sie nicht gefunden? Das ist derselbe Fall mit der Rhytine selbst; keiner hat sie an der Mündung des Anadyr im Tschuktschen - Lande gesucht und auch nicht finden können. Da jedoch Steller sie in der Beringsstrasse annimmt, so muss sie gewiss dort Tange oder kleine, das ist gleichgültig

dort leben zu können.

grosse gefunden haben, um

Die grössern Algen (aus der Familie der Laminarieen) sollen nördlich von den Aleuten fehlen, was im Ganzen richtig sein mag; aber die kleinern Laminarien, so wie eine Menge feiner Arten, wie die Chondrus, die überall im nördlichen Ozean vorkommen, sollten auch diese da fehlen? Das ist kaum anzunehmen, da die Laminaria sacharina und (Acaria) esculenta an den Küsten von Norwegen, an den Faröern und an Island vorkommen, und die Laminaria digitata in den nördlichen Meeren überall sehr gemein ist und wie ein Wald den Meeresboden bedeckt.

Auch andre Algen, wie der Fucus canaliculatus und nodosus (Ozothallia vulgaris de Cand.) finden sich häufig rasenartig an allen Felsen von Island und den Farōern; nicht minder häufig ist um Schottland und Island der Fucus vesiculosus. Dies sind alles, gleich dem Fucus serratus und ceranoides und der Halidrys siliquosa Lgb. nördliche Algen.

Zu südlichen Arten gehören die Macrocystis pyrifera und vorzüglich das Sargassum natans, das in allen offnen Meeren vorkommt und im mexicanischem Meerbusen und atlantischen Ozean oft in solcher Menge von den Stür

men zusammengetrieben wird, dass es meilenweite Strecken des Meeres, wie Wiesen, bedeckt, und doch weder von der Rhytine, noch von den Manatis aufgesucht wird. Da müsste man vor allem die Rhytine erwarten, da hier die reichlichste Hauptexistenzbedingung für sie vorhanden ist und doch suchen wir sie da vergebens. Das Sargassum ist hier so häufig, dass Columbus auf seiner Reise nach Amerika, jenseits der Canarischen Inseln, unter dem 20° N. B., 14 Tage lang durch dieses schwimmende Meergras schiffen musste; es lag so dick, dass man sich mit Beilen einen Weg bahnen musste. Ja, in unseren Tagen ist es dort über 160 Meilen weit ausgebreitet und bildet gleichsam grosse, schwimmende Inseln, die von den Stürmen oft weit weggetrieben werden. Die Rhytine fehlt da aus dem einfachen Grunde, weil es ein Thier des Nordens ist, wo ihr die Nahrung gewiss nicht fehlen wird, als sie sich immer weiter nordwärts zurückzog, eben so wie sie der Alca impennis nicht fehlte, als sie weiter nordwärts wanderte. Dabei mag weder die Alca, noch die Rhytine ein Wanderthier sein: sie zogen i. e. wanderten nordwärts bloss aus dem Grunde, weil die Menschen sie immer fort verfolgten und sie nicht an einem Orte bleiben durften, an dem sie von ihnen vertilgt wurden.

Dergleichen oft unbekannte Ursachen des Weiterziehens von Thieren finden sich bei vielen Vögeln und Säugthieren, ja auch bei Muscheln und Schnecken des Urmeers, wie das von mir schon früher bemerkt ward. (').

Was treibt so viele Thiere an, von Osten nach Westen zu wandern, d. h. den Osten in einzelnen Individuen zu

(1) s. Bull. de Mosc. I. c. 1866. IV. pag. 58.

N 3. 1867.

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verlassen und den Westen zu ihrem neuen Aufenthalte zu wählen? Wir sehen dies unter andern am Sorex pygmaeus Pall., der ursprünglich am Jenissei und Ob' wohnte und von da in einzelnen Individuen durch Russland nach Schlesien und Preussen zog und jetzt hier als eingebürgert anzusehen ist. Dasselbe wird auch an Vögeln beobachtet: so ist der Pterocles der astrachanischen Steppe vor einigen Jahren in Kurland und dann in Preussen, am Rhein geschossen worden; mithin ist er von Osten immer weiter nach Westen gezogen, wie das auch mit vielen Säugthieren der Fall ist, die auch wohl in ganzen Schaaren von Osten nach Westen ziehen und hier einheimisch werden. Das auffallendste Beispiel der Art sehen wir an der Wanderratte (Mus decumanus), die nach Pallas erst im Anfange des vorigen Jahrhunderts aus Persien nach Russland kam und in grossen Schaaren über die Wolga schwamm; von da zog sie allmälig weiter westwärts nach Polen, Deutschland und Frankreich. Alle diese Thiere, wandernde sowohl als nicht wandernde, werden nicht vom Mangel an Nahrung aus ihrer Heimath nach Gegenden getrieben, wo sie andere Nahrung erwartet, sondern ohne Zweifel durch ihren Instinct geleitet, immer weiter westwärts zu ziehen und sich da anzusiedeln.

Ueberall haben sie jedoch mit der Vertilgungssucht des Menschen zu kämpfen und selten gelingt es denen, die in grössern Schaaren vordringen, sich im fernen Westen einzubürgern: die meisten werden, wenn sie in einzelnen Individuen ankommen, von Menschen vertilgt. Der Stamm stirbt jedoch nicht aus, sondern wird bald wieder durch neue nachfolgende Individuen im Westen ersetzt.

Hätte wohl ein Naturforscher, selbst der kenntnissreichste Ornitholog, vor 10 Jahren behaupten können,

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