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Über

die geologischen Aufnahmen Schwedens

von

Hans Tasche

zu Salzhausen.

Bei meiner Anwesenheit in Schweden im Herbst vorigen Jabrs richtete ich unter Andern meine Bemühungen auch darauf, alles Dasjenige kennen zu lernen, was sich auf die geologische Aufnahme des Landes bezog. Indessen waren meine Nachforschungen nur von einem geringen Erfolge begleitet, weil sich nach den mir gemachten Mittheilungen die betreffenden Arbeiten erst in der Entstehung befanden. So hörte ich, dass Herr Prof. AXEL ERDMANN zu Stockholm mit der Herausgabe der geologischen Karten des Schwedischen Reiches beschäftigt sey, bis jetzt aber davon nur die Umgebungen des schönen Mälarsee's in die Öffentlichkeit gedrungen wären. Leider traf ich Herrn ERDMANN, dem ich einen Besuch machen wollte, nicht zu Hause an, so dass es mir versagt blieb, nähere Aufklärung über jenen Gegenstand zu erhalten. Auch Herr Prof. NORDENSKIÖLD war nicht in Stockholm, sondern auf einer wissenschaftlichen Expedition nach Spitzbergen begriffen und kam erst zurück, als ich Schweden bereits verlassen hatte. Da übrigens mein Aufenthalt in Stockholm zu kurz war, um weitere Schritte zur alsbaldigen Anschaffung der Karten zu thun und der mir empfohlene Buchhändler wenigstens für den Augenblick nicht im Stande war, meine Wünsche zu befriedigen, so zog ich es vor, solche

Jahrbuch 1863.

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zu bestellen und die Lücken in meinem Berichte später auszufüllen. Vielleicht geben aber auch diese Zeilen Herrn AXEL ERDMANN oder einem anderen Schwedischen Geologen Veranlassung, über den Plan zur geologischen Bearbeitung Schwedens und den Umfang der bis jetzt gediehenen Arbeiten eine umfassende Abhandlung für dieses Jahrbuch zu liefern, was von Seiten der Redaktion gewiss mit grossem Danke entgegengenommen würde.

Unter diesen Verhältnissen durfte ich es als einen glücklichen Zufall betrachten, dass Herr Landeshauptmann FAHRAEUS Zu Gothenburg die Güte hatte, mir mitzutheilen, dass die unter seiner Verwaltung stehende Provinz Bohus - Län gegenwärtig durch einen Herrn E. W. OLBERS geologisch aufgenommen würde, und dabei so freundlich war, mir die bisher erschienenen Karten nebst dazu gehörigem Texte zum Geschenk zu machen. Ich erfuhr, dass im Ganzen 17 Tafeln herausgegeben werden sollen, auf denen die horizontalen Bilder im Massstabe von 1: 100,000 und die Profile nach der Länge im Massstabe von 1: 50,000 und nach der Höhe im Massstabe von 1:5000 aufgetragen würden. Die 1858 und 1859 veröffentlichten beiden Karten mit Text von 1859 und 1860 sind die zunächst vollendeten und umfassen die Gerichtssprengel: Inlands - Torpe uud Inlands - Södre und einen Theil von Inlands - Nordre nebst der Umgebung der Städte Marstrand und Kongelf. Diese Landschaft liegt nördlich von Gothenburg und wird auf der West-Seite eine grosse Strecke weit von den Fluthen des Skager-Rak bespült, auf der Ost-Seite aber von der Götha-elf begrenzt.

Nach der Karte von AXEL ERDMANN über Fyrisans Thalbecken, sind die fraglichen Karten als die ältesten geologischen Detail-Aufnahmen von Schweden in grösserem Umfange zu betrachten. Sie haben hauptsächlich den Zweck, landwirthschaftlichen und gewerblichen Bestrebungen zur Basis zu dienen und sind, wenn ich mich recht entsinne, durch den landwirthschaftlichen Verein zu Gothenburg auf Anregung des Herrn FAHRAEUS herausgegeben worden,

Ich darf voraussetzen, dass es für die Deutschen Fachge

nossen

nicht ohne Interesse sey, allmählig in den Besitz

dessen zu kommen, was anderwärts zur Erforschung der Gebirgs-Verhältnisse geschieht und dass namentlich der Skan dinavische Norden für die Leser des Jahrbuchs eine erhöhte Bedeutung gewinnen möchte, seitdem Herr Dr. TH. KлERULF zu Christiania in vorigem Jahrgange die Güte hatte, eine Zusammenstellung der bisherigen Ergebnisse der geologischen Untersuchung Norwegens zu liefern, sowie der glückliche Umstand, dass der von ihm beschriebene Theil Norwegens sich beinahe an denjenigen anschliesst, welcher jetzt über Bohus-Län veröffentlicht worden ist oder in der Kürze zur

Veröffentlichung kommt. Es dürfte sonach gerechtfertigt seyn, auf eine nähere Besprechung der Karten des Herrn OLBERS einzugehen.

Die beiden herausgekommenen Karten berühren die gleichen Gebirgs-Verhältnisse; sie können daher auch zusammen behandelt werden. Überhaupt stimmt die hier dargestellte Gegend in Rücksicht auf topographische und geognostische Beschaffenheit mit dem hei weitaus grössten Theil des Schwedischen Reiches überein, so dass sich bei den späteren KartenAufnahmen sehr Vieles wiederholen dürfte. Die hier zur Sprache gebrachten Karten sind in Farbendruck ausgeführte Lithographien, wobei der Verfasser hinsichtlich des FarbenSchema's für die einzelnen Gebirgs-Bildungen Herrn ERDMANN in der früher erwähnten Arbeit über Fyrisans Thalbecken gefolgt ist.

Wir haben hier eine niedere Gebirgs-Landschaft vor uns, die in der Richtung von NO. nach SW. von dem KjölenGebirge abläuft, und sich nach Süden hin verflacht. Mindestens 5% der Oberfläche sind von Bergen geringer Höhen oder von abgerissenen Gebirgs-Trümmern eingenommen! Der höchste unter den ersten, der Vargklint, erreicht nur eine Meeres-Höhe von 660 schw. Fuss. Auf der West- und der dem Meere zugekehrten Seite ist die Erhebung stärker als gegen Osten, wo sie sich nach der Götha-elf herabsenkt und mit diesem Fluss einen längeren Thalweg von ungleicher Breite bildet. Ausserdem ist das Terrain von einer Menge kleiner Thal-Rinnen durchfurcht, von welchen die längeren und zusammenhängenderen in der Mehrzahl die Richtung

von Westen nach Osten behaupten, die kleineren aber unter verschiedenen Winkeln auf sie einschneiden, so dass schliesslich durch die manchfaltigen sich einander kreuzenden Vertiefungen ein unregelmässiges Netzwerk entsteht, durch welches die Wasserläufe ihren Weg nach dem Meer oder der Gölha-elf nehmen. Nur im Norden ergiessen sich einige Bäche in den Ör-See, aus dem ihre gemeinsamen Gewässer durch den Uddevalla- Fluss ins Skager-Rak geführt werden. Im Süden spaltet sich der Hauptgebirgs-Rücken, indem sich ein Ast in nord-südlicher Richtung nach Kongelf, ein anderer von NO. nach SW. nach dem Kareby-Kirchspiel wendet und bis zum Meere fortstreicht, wo er sich in den Klippen-reichen Öfver-Inseln zertheilt. Da wo die kleineren Gebirgs-Zweige am Meeres - Strande zerschlitzt werden, rufen sie die engen Buchten hervor, welche unter dem Namen Kilar (Zwickel, Keile) bekannt sind.

Grössere Ebenen sind in diesem, nach allen Seiten hin Wellen-förmigen Gebirgs-Lande selten, dagegen werden die höheren Einsenkungen meistens von kleinen Binnen - Seen eingenommen, die in zahlreicher Menge vorhanden sind. Oft sind die Thal - Einschnitte tief und eng und von jäh abstürzenden Felswänden begrenzt, so dass manche darunter eine Höhe von 250 bis 300 Fuss über der Thalsohle besitzen. Man hat hier, wie OLBERS sich ausdrückt, ein Miniatur-Bild von Norwegen vor Augen.

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Wie schon ein flüchtiger Blick auf die Karten bestätigt, ist die geognostische Zusammensetzung des Landstrichs eine sehr einfache. Gneiss mit eingeschlossenen grösseren oder kleineren Granit Partieen, welche Insel-förmig aus diesem Gesteine hervorragen, ist die vorherrschende Gebirgs-Art. Die höheren Thäler und die sanfteren Mulden oder auch die Höhen sind mit Gebirgs - Trümmern, Gruss und Sand erfüllt, die einen mageren Boden für den Getreide-Bau liefern, dagegen für den Wald-Wuchs sehr geeignet zu seyn scheinen. Trotz der in Schweden leider noch allgemein üblichen WaldVertilgungs-Methode (die sich dereinst noch schwer rächen dürfte, wenn ihr nicht bald ein entschiedener Widerstand geboten wird) konnte es nämlich bis dahin noch nicht ge

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lingen, die Wälder auf diesem Boden auszurotten. Nur in den am tiefsten eingefürchten und breiteren Thälern, besonders der Götha-elf und in den Vertiefungen nach dem SkagerRak zu haben sich Lebm- und Thon Bildungen abgesetzt, welche der Landwirthschaft ein dankbareres Feld eröffnen. Die öftere Vermischung jener Diluvial - Ablagerungen mit Überresten von See - Muscheln zeigen deutlich genug, dass sie zum grössten Theil in einem Meere niedergelegt worden sind. Man hat Haufwerke solcher See-Schnecken bis zu einer Höhe von 360 Fuss über den Thalsohlen angetroffen. Es geht hieraus zur Genüge hervor, dass jene Gegend, wie Schweden überhaupt, in einer verhältnissmässig noch sehr jugendlichen geologischen Epoche mit Meer bedeckt war, aus welchem nur die höchsten Theile als Klippen oder Inseln hervorragten und ein weitverzweigtes Scheeren - System darstellten.

Die auf den Karten angegebenen Gebirgs - Formationen sind:

1. Primitives oder Ur-Gebirge und plutonische Bil dungen;

II. Diluvial-Ablagerungen und

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Gegen die Bezeichnung des Gneisses und der übrigen krystallinischen Schiefer- Gesteine als primitive oder Ur Gebirge lässt sich in Schweden nichts einwenden, wie man auch ihre Entstehung erklären will, da man bis Dato keine älteren Fels-Arten darunter nachgewiesen hat. Die Benennung plutonisch für Granit und verwandte Gesteine würde nach dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft vielleicht angemessener durch kryptogene Bildungen ersetzt worden seyn, indessen hat es Herr OLBERS vorgezogen, diese einstweilen noch beizubehalten, da der Streit über den feuerigen oder wässerigen Ursprung der granitischen Gesteine noch keineswegs als abgeschlossen zu betrachten ist.

Wiewohl die Grenz-Linie zwischen Diluvial- und Alluvial Bildungen bekanntlich sehr schwierig zu ziehen ist, so konnte man doch in dem vorliegenden Fall eine ganz passende Trennung dadurch bewerkstelligen, dass man zu den

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