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es immerhin ganz natürlich und leicht begreiflich, dass die gra nitischen Gesteine, als die am meisten plutonischen, stets nur unter solchen Umständen entstanden sind, die sie für gewöhnlich der Beobachtung entziehen, wenn sie nicht sehr alt sind. D. h. was in sehr grosser Tiefe erstarrte, konnte erst durch sehr starke, gewöhnlich viel Zeit in Anspruch nehmende Zerstörungen und Abschwemmungen der Bedeckung frei gelegt, und der Beobachtung zugänglich gemacht werden. Nur ganz ausnahmsweise findet man desshalb echt granitische Gesteine, die nach der Kohlen- Periode entstanden sind. Eine solche Ausnahme liegt bei Predazzo vor und wahrscheinlich auch noch in anderen Gegenden des Alpen-Gebietes, wo in geologisch ziemlich neuer Zeit gewaltige Hebungen, Dislokationen und Abschwemmungen statt gefunden haben.

Es war eben nur ein Vorurtheil, wenn man voraussetzte, alle granitischen Gesteine müssten sehr alt seyn, ein Vorurtheil, welches entstanden war und gestützt wurde durch den Umstand, dass man in der Regel nur sehr alte beobachten kann. In ihrer chemischen oder auch mineralogischen Zusammensetzung liegt durchaus kein nachweisbarer Grund für die Annahme eines höheren Alters und wenn man ihre Lagerungs-Verhältnisse sorgfältig untersucht, so ergeben sich solche vereinzelte Ausnahmen, wie die in Süd-Tyrol.

Wenn man die Sache ganz unbefangen überlegt, so wird man sogar erkennen, dass es sehr schwer seyn würde, wirklich konstante und bedeutende Verschiedenheiten der älteren, jüngeren und jüngsten Eruptiv - Gesteine mit ihrem gemeinsamen Ursprung aus dem heissflüssigen Erd-Innern in Einklang zu bringen, ist es doch schon schwer genug, die Verschieden. heiten der Zusammensetzung und Textur, welche in allen Perioden entstanden sind, und die in ungleichen geologischen Perioden wiederkehrenden Reiben ihrer Aufeinanderfolge befriedigend zu erklären.

Freiberg, 1. Oktober 1862.

Zur Theorie der Gang-Bildungen

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Herrn Hermann Vogelsang.

Einleitung.

Das materielle Interesse, welches der Mensch zu jeder Zeit an den Lagerstätten gewisser Mineralien nahm, hat auch dahin geführt, dass jedes Vorkommen derselben, wenn es sich irgendwie, namentlich aber durch eine eigenthümliche Gestaltung charakterisirte, mit einem besondern Worte bezeichnet wurde. So brauchbar ohne Zweifel diese Wörter für den Bergmann sind, um eine bestimmte Lagerstätte und ihr Verhalten vor andern zu kennzeichnen, so schwer hält es doch andererseits bei einer von allgemeinen Gesichtspunkten ausgehenden Betrachtung, jene Ausdrücke gegen einander abzugrenzen, sie einzeln so zu definiren, dass ihre Unterscheidung nicht nur einen rein praktischen, sondern auch einen wissenschaftlichen Werth behält. In der guten Absicht aber, beiden Theilen gerecht zu werden, haben die meisten Naturforscher, welche die Entstehung und Ausbildung jener eigenthümlichen Vorkommnisse zum Gegenstand ihrer Betrachtungen wählten, ein unerreichbares Ziel verfolgt, vergessend, dass die bergmännische Thätigkeit und Sprache zunächst gewiss nicht auf Ausbau der Wissenschaft gerichtet ist, und dass die letzte in freier theoretischer Anschauung der Dinge das vorhandene Sprach-Material zwar oft sehr gut verwenden kann, aber durchaus nicht völlig in sich aufzunehmen gehalten ist. Jeder entlehnte Ausdruck muss in der Wissenschaft vor Allem scharf umgrenzt werden, wenn auch dann in der Praxis das Wort eine etwas andere, engere oder weitere Bedeutung hat.

Gänge sind untergeordnete Gebirgs-Glieder, welche durch

ihre Substanz oder Ausdehnung eine selbstständige, von der Ablagerung der einschliessenden Gebirgs-Massen unabhängige Entstehung beurkunden.

Soweit diese Erklärung des Begriffes der Gänge von den bisher gebräuchlichen abweicht, werde ich sie zu rechtfertigen versuchen. Nur zwei der früheren Definitionen sind übrigens zu berücksichtigen; die eine bekannteste scheint zuerst von OPPEL ausgesprochen zu seyn; Gänge sind ausgefüllte Spalten. Das Unlogische dieser Erklärung; die eine bestimmte genetische Hypothese enthält, ist bereits von CHARPENTIER gefühlt und dargethan. Er behält sie aber bei, und täuscht sich selbst, glaubend, sie effektiv modifizirt zu haben *. WERNER war vorsichtiger. Er sagt: „Gänge sind Platten-förmige besondere Lagerstätten der Fossilien, welche fast immer die Schichten des Gesteins durchschneiden, und insofern eine von diesen abweichende Lage haben, auch mit einer von der Gebirgs-Art mehr oder weniger verschiedenen Masse angefüllt sind" **. Wenn man das diplomatische fast immer" und »mehr oder weniger" nicht respektirt, so bleibt von dieser Definition nicht viel mehr übrig, und WERNER, der dieses gewiss wohl fühlte, greift zur genaueren Bestimmung denn auch wieder zu der OPPEL' schen Erklärung zurück, bemerkt aber ausdrücklich, dass hierin schon eine erst zu erweisende Hypothese ausgesprochen sey. Wenn er im Eingange des dritten Kapitels (1. c. S. 51) seine ganze neue Theorie über die Entstehung der Gänge in einen Satz zusammenfasst, so ist diess keine Definition des Begriffes und wird desshalb mit Unrecht von BEUST als solche angefochten ***.

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Es gibt aber unzählige Gänge, welche die Schichten des Gebirges nicht durchschneiden, oder überhaupt im ungeschichteten Massen-Gebirge aufsetzen; der Begriff Platten-förmig ist für die Gänge nicht charakteristisch, mit Rücksicht auf die Formen der übrigen Gebirgsglieder kaum eximirend, und die Substanz der Gänge erscheint so verschiedenartig und so wenig eigenthümlich, dass sie in keiner Weise einer allgemeinen Definition zum Anhalts

* CHARPENTIER: Mineral. Geographie d. Chursächs. Lande, S. 87 ff ** WERNER: Neue Theorie von der Entstehung der Gänge, S 2. *** Freihr. V. BEUST: Kritische Beleuchtung der WERNER'schen GangTheorie, S. 22.

punkte dienen kann. In Form und Substanz suchen wir also vergebens nach einem durchgreifenden Kriterium für jene Lagerstätten, wir finden es aflein in ihrer eigenthümlichen Entstehung gegenüber dem einschliessenden Gebirgsgestein; nur dürfen wir keine bestimmte Anschauung in unsere Erklärung aufnehmen, wie diess v. OPPEL gethan.

Gang ist Alles, was einmal durch das Gestein hindurch gegangen ist, und die vielen speziellen Bezeichnungen wie Stock, Trum, Kluft, Rücken, Wechsel etc. sind demnach alle unter jenem generellen Ausdruck zu vereinigen, wenn sich die Lagerstätten nur als selbstständige Gebirgs-Glieder darstellen. Wo es Schwierigkeiten hat wegen der Identität der Substanz, wegen der undeutlichen Begrenzung, wegen der konkordanten Lagerung jene Selbstständigkeit zu dokumentiren, da handelt es sich eben um den Nachweis, ob die fragliche Lagerstätte ein Gang sey oder nicht. Untergeordnete Bezeichnungen wie Lagergänge, Kontaktgänge, Gesteingänge sind sehr brauchbar und verständlich; die Erzgänge aber lassen sich nach der eigentlichen Bedeutung des Wortes nicht gut logisch unterordnen. Von den mächtigeren Gängen mögen ebenso wenige gar kein Erz enthalten, als solche nur aus derbem Erz bestehen, und die Bedeutung des Wortes ist an sich eine unwissenschaftliche, zweifelhafte. Bei einer systematischen Eintheilung der Gang-artigen Vorkommnisse nach dem Charakter der Ausfüllung ist vielleicht der allgemeinere Ausdruck Mineralgänge empfehlenswerther, so dass dann zu trennen wären: 1) Gesteinsgänge, und zwar: a) Massige, b) Klastische Gänge; 2) Mineralgänge. Oder dem entsprechend nach der Bildungs-Weise: Homogene, deuterogene, und polygene Gänge. Die Gesteinsgänge bieten rücksichtlich ihrer Ausfüllung entweder keine Zweifel und Besonderheiten, oder dieselben sind nach den allgemeinen Anschauungen über die BildungsWeise der Gesteine zu beurtheilen; ebenso ist eine genauere Klassifikation derselben von den Systemen der Petrographie abhängig zu machen. Es werden daher diese Vorkommnisse im Folgenden nur eine untergeordnete Berücksichtigung finden.

Eine systematische Eintheilung der Mineralgänge ist bis jetzt noch nicht gelungen; die meisten Versuche haben mehr Dunkelheit als Licht in die Sache gebracht. Die Eintheilungen COTTA's sind zum Theil völlig unlogisch gebildet; auch die von WEISSENBACH ist

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mangelhaft, aber durch COTTA ist sie wenig verbessert *. Eine weitläufige Polemik über diesen Punkt erscheint mir wenig Fruchtbringend; was aber die Klassifikation der Gänge nach Formationen betrifft, so will ich mich begnügen das Urtheil WEISSENBACH'S zu wiederholen. Wäre über die Art und den Hergang der Entstehung der Erzgänge bereits vollkommene Gewissheit vorhanden, legten ihre dermaligen Erscheinungen zugleich allemal die Gründe und den Ursprung derselben in völlig unzweifelhafter Weise vor Augen, so würden durch Erkenntniss der Bildungs-Epochen und Entstehungs-Verschiedenheiten bestimmte Merkmale für die Eintheilung in Gang-Formationen gewonnen werden. Die Wissenschaft vermag nicht einmal die Entstehungs-Art der Erzgänge überhaupt mit Evidenz nachzuweisen, noch viel weniger daher die Anlasse zu den als Gang-Formationen bezeichneten, verschiedenen Gruppen oder Familien unter ihnen***. Leider hält es so sehr viel schwerer, ein Wort aus der Wissenschaft hinaus-, als hundert neue herein-zubringen. WERNER hat die Eintheilung in Gang-Formationen aufgebracht, aber obgleich sie bei seiner Theorie am ersten durchführbar erscheint, so ist er selbst doch schon bei der Anwendung auf die Freiberger Gegend häufig genug in Verlegenheit gerathen. Mit der WERNER'schen Theorie mussten die Gang-Formationen unbedingt fortfallen, oder man kann höchstens z. B. die HERDER'sche Eintheilung in der Freiberger Gegend benutzen, um gewisse lokale Ähnlichkeiten oder Verschiedenheiten im mineralischen Charakter der Lagerstätten zu bezeichnen. Nun hat man aber dem Worte um jeden Preis einen allgemeinen Begriff beilegen wollen, man hat Gang-Formationen nach bestimmten Gegenden, nach dem Vorkommen bestimmter Mineralien gebildet, und WEISSENBACH'S Schuld ist es nicht, wenn man in seinem Vaterlande Leute findet, die den Silber-Gehalt eines Bleiglanzes prüfen, und darauf schwören, das Stück sey von einem Gange dieser oder jener Formation.

Indem ich also die Klassifikation nach Formationen mit jenem Vorurtheils-freien Sächsischen Forscher auf einen reiferen, kaum zu hoffenden Standpunkt der Geogenie verschiebe, will ich den folgenden Betrachtungen über die Genesis der Gang-Gebilde lieber über

COTTA, Gangstudien, I., S. 12, 79.
Gangstudien, I., S. 14.

Jahrbuch 1863.

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