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Der Sandstein von Jägersburg bei Forchheim und die in ihm vorkommenden fossilen Pflanzen,

von

Herrn Dr. Otto Popp

in Bayreuth.

Der Steinbruch nahe der Jägersburg bei Forchheim ist wohl der bedeutendste unter jener Menge von Steinbrüchen, welche am ganzen Rande des Fränkischen Jura so zahlreich aufgeschlossen sind. Derselbe besteht aus einem in mächtigen Bänken anstehenden Sandsteingebilde, welches, unmittelbar auf den oberen bunten Mergeln des Keupers auflagernd, die Grenze zwischen der Trias und dem Lias bildet, und gewöhnlich als zur Bonebed-Gruppe gehörend bezeichnet wird.

Das Hauptgestein bildet am besagten Orte zu unterst ein gelb-weisser grobkörniger Sandstein, über welchem ein mehr oder weniger graugefärbter feinkörniger, theilweise Glimmer-reicher Sandstein mit den an fossilen Pflanzen so reichen Thon-Einlagerungen auftritt.

Diese Gebilde machen einen Theil jener Gesteinsgruppe aus, welche schon so viele geologische Federn in Bewegung gesetzt hat, um die Frage zu lösen: Wo' hört der Keuper auf und wo beginnt der Lias? Indem ich hier, als zu ferne liegend, die verschiedenen Versuche, jene Frage im Allgemeinen für diese Gesteinsschichten endgiltig zu entscheiden, übergehe, bemerke ich nur, dass als bestimmtes Resultat derselben folgendes festgestellt werden kann.

Das fragliche Gebilde besitzt die Natur eines ÜbergangsGliedes zwischen der Trias und dem Lias; man ist aber darüber noch nicht einig, ob dessen petrographischer Cha

rakter und fossilen Einschlüsse mehr zur Keuper- oder JuraBildung hinneigen.

Der Grund dieser unsichern Stellung, sagt man, rühre vom Mangel an leitenden thierischen Resten her; so bemerkt PFAFF S. 7 seiner „Beiträge zur Kenntniss des Fränkischen Jura's*: „Als unterstes Glied des Lias haben wir jenen gelben grobkörnigen Sandstein kennen gelernt, dessen Stellung aber noch zweifelhaft bleiben musste, da er sich von Versteinerungen leer zeigt."

Ähnliches äussert Dr. SCHRÜFER in seiner Abhandlung **: „Über die Jura-Formation in Franken", S. 5 unten.

Allein hierbei wird offenbar die Bedeutung der vegetabilischen Überreste zu wenig berücksichtigt, welche gewiss als wichtige Anhaltspunkte zur Beurtheilung geologischer Niveau-Verhältnisse benutzt werden können, da die Paläontologie ziemlich festgestellt hat, dass von den ältesten bis zu den jüngsten Erzeugnissen das Vorhandenseyn einer die einzelnen Formationen und ihre Glieder charakterisirenden Vegetation nicht zu verkennen ist, und eine von den ältesten Gebilden bis zur Gegenwart reichende genetische Entfaltung des Pflanzenreichs mit Nothwendigkeit stattfinden muss, wie diess auch in der That der Fall ist und im Reiche der thierischen Natur nicht bestritten werden kann.

Wie die marinischeu Sediment-Gesteine vorzüglich durch ihre sogenannten Leitmuscheln charakterisirt werden, so wird das auch, wenn die Erfahrungen über diesen Gegenstand zahlreicher geworden sind und unter sich einen grösseren Zusammenhang erlangt haben, mit den continentalen Erzeugnissen durch die von ihnen eingeschlossenen Pflanzen geschehen und dieselben, wie die ersteren nach ihren charakteristischen thierischen Einschlüssen, nach der vorherrschenden und bezeichnendsten Art ihrer Vegetations Formen benannt werden können.

Warum sollten, wenn an verschiedenen Orten dieselben

N. Jahrb f. Min. 1857.

Inaug.-Diss. von Dr. F. Th. SCHRÜFER (Sep. - Abdr. a. d. Jahresber. d. naturf. Ges in Bamberg). Bamberg, 1861.

Pflanzen vertreten sind, dort nicht dieselben geognostischen Verhältnisse vorhanden gewesen seyn, und wo an verschiedenen Punkten dieselben Gesteinsschichten auftreten, nicht die nämlichen Pflanzen vorkommen S

Auch die von den Geologen als Glieder der BonebedGruppe bezeichneten Gebilde, welche den Jura süd-westlich und nord-östlich in Oberfranken umgrenzen, und die mich hier zunächst angehen, beschäftigten die Geologen lebhaft, welche sie zuerst zum Keuper, dann zum Lias rechneten; einige vindicirten ihnen die Natur eines Grenzgebildes, andere die eines Aequivalents für den untern Lias; gegenwärtig aber werden sie allgemein als ein Gebilde rein örtlicher Natur, als nur auf einen gewissen Raum beschränktes Erzeugniss angenommen, denn trotz der sorgfältigsten Nachforschungen ist es nicht gelungen, sowohl im Sandstein- als im thonigen Theil der Gruppe Thierüberreste, welchen als leitenden eine Bedeutung zukäme, aufzufinden; so sagt PFAFF I. c. bei Beschreibung des untern Lias a und ẞ QUENSTEDT'S: Trotz allem Suchen habe ich in den erwähnten Steinbrüchen und vielen andern Stellen, an denen er (der gelbe grobkörnige Sandstein) zu Tage tritt, nie eine Versteinerung gefunden, mit Ausnahme einer Terebratel, die ich in Heroldsberg fand, deren Species jedoch nicht näher zu bestimmen war."

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Auch BRAUN constatirt allenthalben, wo sich in seinen Abhandlungen Gelegenheit bietet, und insbesondere in einer derselben: „die Thiere in den Pflanzenschiefern von Bayreuth S. 5 und a. a. O., das gänzliche Freiseyn unseres Sandsteins von organischen Einschlüssen; dem dort ange. führten Limulus liaso-keuperinus kommt, als eine vollkom→ mene zoologische Beschreibung nicht ermöglichend, dieselbe Bedeutung zu, wie oben der von PFAFF erwähnten Terebratel.

Ebenso bemerkt SCHRÜPER 1. c., dass der gelbe grobkörnige Sandstein ganz arm an organischen Einschlüssen sey,

Die Thiere in den Pflanzenschiefern der Gegend von Bayreuth, von Dr. C. F. W. BRAUN. Bayreuth, 1860.

Jahrbuch 1863.

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und was bisher daraus bekannt wurde, seyen vereinzelte Vorkommnisse.

Wenn also in diesen Gesteinsgruppen auch thierische Einschlüsse gefunden wurden, so sind sie doch keine charakterisirenden, denn wie das Vorkommen von Pflanzen im Liasschiefer nur als ein rein zufälliges betrachtet werden muss, so ist diess auch bei den Meeresthieren in unserm Sandsteine der Fall; geologische Schluss-Folgerungen für letztere können daraus nicht oder nur relativ gezogen werden.

So zeigte sich auch von jenen Lagern des Norddeutschen und des Württembergischen Bonebeds, welche zahlreich mit Leitmuscheln angefüllt sind, hier keine Spur; und alle jene Mollusken, die man anderwärts im Sandsteine gefunden hat, wie Avicula contorta PORTL. und Taeniodon Ewaldi BORNEM. und viele andere fehlen hier gänzlich. Ebensowenig kommen Calamiten in diesem Sandsteine vor; der typische Calamites arenaceus ist nicht zu finden ** statt dessen treten Equiseten in verschiedenen Arten sehr häufig auf.

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Auch in dem Jägersburger Sandsteine ist es mir nicht gelungen, die Bonebedschichten und Calamiten Reste aufzu finden, weder in seinen obern noch in seinen untern Lagen. Die neueste bekannt gewordene Ansicht über die geognostische Stellung dieses Sandsteins ist die von BRAUN, welcher dieses Gebilde bis dahin als Aequivalent für den untern Lias bis zum Horizonte des Gryphiten-Kalks reichend angenommen hatte, denn sowohl in Graf MÜNSTER'S Beitr. VI, S. 1 u. 6, als in der oben citirten Abhandlung S. 10 sagt derselbe: „Die Glieder der Bonebed-Gruppe sind Erzeugnisse, welche nach der Periode des Keuperabsatzes und zu gleicher Zeit, als die Bildung der untern Lias

....

Cf. A. SCHLORNBACH: Beitrag zur genauen Niveaubestimmung des auf der Grenze zwischen Keuper und Lias im Hannöver'schen und Braunschweig’schen auftretenden Sandsteins." Jahrb. f. Min. 1862, 175.

** Cf. A. SCHLOENBACH: „das Bonebed und seine Lage gegen den sogenannten obern Keupersandstein im Hannöver`schen." Jahrbuch für Mineral. 1860, 525.

schichten aus dem nahegelegenen Meere erfolgte, entstanden

sind."

Diese Ansicht tritt uns nun theilweise modifizirt in einem an die k. k. geologische Reichsanstalt in Wien gerichteten Schreiben entgegen, wo sich BRAUN SO äussert: „die geognostische Stellung des Palissyen Sandsteins" so bezeichnet er gewiss für Oberfranken am entsprechendsten unsern Sandstein ,,ist mir nunmehr völlig klar: er tritt nicht unter dem Lias, sondern neben demselben auf. Er ist das Landerzeugniss zur Zeit des Absatzes des marinischen Lias vom untersten Gliede bis hinauf zu den PosidonienSchiefern. Die Vegetation der thonigen Einlagerungen in demselben ist jene der Gestade der Liasmeere, gleichsam die Fortsetzung jener des Keupers."

Also hier wie dort nimmt BRAUN eine Dyas, eine Paral. lel-Gliederung zwischen unserem Sandsteine und dem Lias an, nur vertritt nach seiner frühern Ansicht derselbe, von ihm dort noch Bonebed-Sandstein bezeichnet, den Lias bloss bis zu seinen tiefern Schichten unter dem Horizonte des Gryphitenkalks, während seiner neuesten Ansicht zufolge derselbe, nun Palissy en Sandstein geheissen, dem Lias von seiner Basis bis zu den Posidonien-Schiefern entspricht.

Wenn es auch bis jetzt noch nicht gelungen ist, ein Profil aufzuschliessen, wo diese Parallel-Gliederung deutlich zu Tage tritt, so sind doch so mannigfache Umstände vorhanden, aus deren Existenz auf eine Dyas zwischen diesem Sandsteine und dem Lias zu schliessen, nicht allzugewagt seyn dürfte.

Einen recht auffälligen Beweis hievon führt BRAUN in dem oben citirten Schreiben andeutungsweise an.

KURR ** führt als aus den Posidonienschiefern des Lias von Ohmden stammend zwei Pflanzen auf: Cupressites liasinus KURR und Zamites gracilis KURR, welche dem Wid

* Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt; 12. Bd., 1861 und 1862, H. II, S. 144 [10.].

** J. G. KURR, Beitr. zur foss. Flora der Jura-Formation Württembergs. Stuttgart, 1846.

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