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Auswaschungen und Einstürze die allgemeine Ursache der Spalten bildeten, so wären solche Bewegungen nothwendig damit verbunden, und ebenso müssen die Wirkungen seyn, wo durch aufsteigende Massen die Schichten zerbrochen und gehoben sind. Wenn wir aber auch diese dynamischen Einflüsse, welche also die Massen als solche direkt ergreifen, nur untergeordnet als nächste Ursache der eigentlichen Spalten-Bildung anerkannt haben, so sind doch die Hebungen und Senkungen der einmal getrennten Massen auf das einfachste durch solche Vorgänge zu erklären. Dieselben für einen speziellen Fall mit Sicherheit genau zu charakterisiren, ist der Natur der Sache nach nicht möglich. Unterirdischen Erosionen ist aber, besonders in den älteren geologischen Zeiten gewiss kein sehr grosser Einfluss zuzugestehen. Plutonische Hebungen und Senkungen der Erdrinde, instantane und selbst säculäre, mögen in den meisten Fällen derartige Veränderungen in der Gestalt der Gangräume bewirkt haben. Dass bei der Erklärung einzelner Vorkommnisse das Empordringen benachbarter eruptiver Gesteine in Anschlag zu bringen ist, versteht sich von selbst.

Bei den historischen Erdbeben sind Hebungen der getrennten Massen mehrfach beobachtet worden, und bei den Gang-Bildungen deuten mehre Erscheinungen darauf hin, dass und in welcher Art sie auch in früheren Perioden stattgefunden haben. Vor Allem sind es die Verwerfungen der angrenzenden Gebirgs-Schichten, resp. der Gänge durch einander, welche wegen ihrer für den praktischen Bergbau wichtigen Konsequenzen von jeher auch das Interesse der Theoretiker in Anspruch genommen haben. Es ist bereits oben die Möglichkeit einer Verwerfung der Gang-Räume durch die ursprüngliche Spalten-Bildung erörtert worden; aber wo die einschliessenden Gebirgs-Schichten gehoben und gesenkt erscheinen, wo die Ausfüllung des Verwerfers sich in ihrer Bildung völlig unabhängig darstellt von der des verworfenen Ganges, da ist kein Zweifel möglich, dass die einzelnen grossen Erdrindenstücke sich bewegt haben auf der FallEbene des Ganges. Dass man bei den Mineral-Gängen erst verhältnissmässig spät zu dieser Deutung der Verwerfungen kam, nur der einseitigen Anschauungs-Weise früherer Forscher zuzuschreiben, deren Gedanken sich nicht über die engen Strecken der BergGebäude hinausbewegten.

ist

Man hat sich nun vielfach bemüht, für die Art der Verwerfun

Jahrbuch 1863.

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gen irgend eine Gesetzmässigkeit aufzufinden, um die für den praktischen Bergmann so wichtige Frage: Auf welcher Seite ist das verworfene Gangstück wieder zu finden, nach sichern Anhaltspunkten beantworten zu können. Durch die Theorie der Bewegungen wird diese Frage niemals zu entscheiden seyn. Es ist durchaus kein Grund denkbar, warum sich gerade das Hangende gesenkt, oder das Liegende gehoben habe oder umgekehrt; auch eigentliche SeitenVerschiebungen sind möglich; welche Ursachen der Bewegung wir auch annehmen, sie können für das eine Stück SO gut, wie für das andere, für das eine stärker als für das andere oder für beide gleichzeitig vorhanden seyn. Ich will den praktischen Erfahrungen über diesen Gegenstand nicht zu nahe treten, am wenigsten der SCHMIDT'schen Regel, dass das verlorene Stück im Hangenden oder Liegenden zu suchen sey, je nachdem der Verwerfer zu- oder abfällt, aber es scheint mir nie genug hervorgehoben zu seyn, dass diese Regel eben nur die Erfahrung zur Basis hat; nimmt man es als Grundsatz an, dass jede Verwerfung durch eine Senkung des Hangenden entstanden sey, dann lässt sich natürlich mathematisch beweisen, wo das verworfene Gangstück liegen muss, und in dieser Hinsicht ist z. B. die Ausführung von ZIMMERMANN sehr gut und schön, aber jener Grundsatz selbst lässt sich nun einmal nicht mathematisch beweisen. *

Dass übrigens Ausnahmen von der Regel keineswegs selten sind, ist eine jedem erfahrenen Bergmann bekannte Thatsache. Für die Praxis kommt es, wie SCHMIDT richtig bemerkt, nur darauf an, zu entscheiden, welches Stück liegt oben, welches unten; die Art der Bewegung selbst kümmert sie nicht. In dieser Beziehung aber ist es bei vielen Gängen, besonders wo man das Nebengestein genauer kennen zu lernen durch den gewöhnlichen Betrieb Gelegenheit hat, gewiss nicht schwierig, sich aus dem Verhalten der einschiessenden Schichten, aus durchsetzenden Klüften und bereits ausgerichteten Verwerfungen ein richtiges Urtheil zu bilden, so dass man, wenn man sich in dem Gange bewegt, stets weiss, diese Seite liegt höher, jene tiefer; dann kann die Ausrichtung eines verworfenen Ganges nach jenen Konstruktionen gewiss nicht fehlen. Stellt sich aber heraus, dass keine Hebung oder Senkung stattgefunden

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Vgl. C. ZIMMERMANN. Die Wiederausrichtung verworfener Gänge, Lager und Flötze. Darmstadt und Leipzig 1828.

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hat, so mag man die Verwerfungen nach jener einfachen Regel durch die ursprüngliche Spalten-Bildung erklären.

Mit grossem Scharfsinn hat auch SCHMIDT an, den Rutsch-Flächen, welche durch die Reibung der getrennten Stücke gegen einander entstehen mussten und häufig in der Gang-Masse, an den Grenzen derselben, oder auch auf unausgefüllten Klüften zu beobachten sind, gewisse Kennzeichen über die Art der Verschiebung aufgesucht. Es wird nicht uninteressant erscheinen, auf jene Vorkommnisse, deren manchfache Modifikationen wir durch den Fleiss jenes aufmerksamen Beobachters kennen gelernt haben, etwas näher einzugehen.

Nicht jede ebene oder glänzende Fläche auf Gang-Gebilden, man kann sagen, nicht jeder Spiegel ist für eine Rutsch-Fläche zu halten, das ist unbestreitbar, aber auch unbestritten, und QUENSTEDT hat durch seine skeptischen Äusserungen wohl nicht zuerst darauf auf. merksam gemacht. Die Unterscheidung ist im einzelnen Falle dem prak-. tischen Blicke des Sachkundigen zu überlassen; dass aber die eigentlichen Rutsch-Flächen in der That in Folge eines Abschleifens durch die Bewegung der Gang-Ebene gegen einander entstanden sind, diess be weisen am besten die abgeschliffenen Krystalle und die zwischen den Spiegel-Flächen liegenden Trümmer von Gang-Masse oder Nebengestein. Solchen harten, zwischenliegenden Körpern schreibt man bekanntlich auch die Bildung der Furchen auf den Harnischen zu; die grosse Regelmässigkeit derselben, wie sie zuweilen über ausgedehnte. Flächen zu beobachten ist, hat dabei allerdings etwas Befremdendes ; gewöhnlich jedoch entspricht ihre Ausbildung vollkommen jener Hypothese. Nicht selten sind ältere und jüngere Furchen zu unterscheiden, welche nach verschiedenen Richtungen laufen, so dass also die Bewegung der Massen eine verschiedenartige gewesen seyn muss. Dabei ist jedoch zu untersuchen, ob die fraglichen Stücke nicht etwa zwischen den sich bewegenden Gang-Ebenen gelegen haben, so dass ihre Lage zu verschiedenen Zeiten eine andere, die Bewegung aber dieselbe gewesen seyn kann. Interessant sind die Furchen, welche plötzlich vertieft auf der Spiegel-Fläche enden, indem das Ende der · selben den Zielpunkt andeutet, bis zu welchem die Auseinanderziehung stattgefunden hat. Diese besondere Form der Furchen lässt," wie SCHMIDT sagt, „keinen Zweifel zu, auf welcher Seite des Ganges die

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QUENSTEDT, Epochen der Natur S. 198, 258.

Gebirgs-Schichten höher liegen, aber ihr Vorkommen ist doch im Ganzen zu selten, um eine häufige Anwendung davon erwarten zu können." Was die gebogenen Furchen betrifft, und diejenigen, welche sich nach einer gemeinschaftlichen Seite hin erweitern, so muss ich bekennen, dass die Vorkommnisse, welche SCHMIDT als solche bezeichnet hat, mir in der That die angegebenen Charaktere nicht deutlich genug aussprechen, um sie hier in theoretische Betrachtung zu ziehen. Wenn Stücke an mehren Seiten, oder nach zwei Richtungen gefurcht sind, so erscheinen die Vertiefungen häufig in der angedeuteten Weise, und so sind mindestens alle derart bezeichneten Stücke der SCHMIDT'schen Sammlung zu erklären. Von den übrigen Unterabtheilungen, welche SCHMIDT den Rutsch-Flächen gewidmet hat, verdient noch diejenige erwähnt zu werden, welche die aufgestrichenen Spiegel zur Beachtung zieht. Der Ausdruck ist gut: es ist durch die Bewegung der Gang Ebenen von der zermalmten Masse darauf gestrichen worden. Weiter dürfen wir nicht gehen ; SCHMIDT Schwebt immer ein weicher, plastischer Zustand der GangAusfüllung vor; indessen ist ein solcher nach den heutigen Anschauungen der Chemie undenkbar, und wir haben auch gar nicht nothwendig, weder bei diesen noch bei anderen, ähnlichen Erscheinungen eine solche Hypothese zu substituiren. Es kommt nur darauf an, dass die aufgestrichene Masse sich als zermalmte oder überhaupt Mulm-artige darstellt, ist diess nicht der Fall, so steht ja nichts der Annahme entgegen, dass später zwischen den Spiegel-Flächen wieder eine selbstständige Stein-Bildung stattgefunden habe. SCHMIDT hat diesen Fall in seinem Systeme auch vorgesehen, aber in der Sammlung sind mehre Spiegel, welche hierher gehören, unter die aufgestrichenen rangirt. In manchen Fällen ist es übrigens schwer zu entscheiden, ob die Spiegel-Fläche ursprünglich abgeschliffen, oder aufgestrichen sey; die ersten brauchen nach der Natur der Masse nicht immer glatt und glänzend, die letzten nicht immer matt zu seyn. So scheinen z. B. einzelne polirte Bleiglanz-Spiegel aufgestrichene zu seyn.

Zerbrochene und wieder verkittete Krystalle oder Stalaktiten sind ebenso wie die Spiegel Beweise einer mechanischen Störung in den Gang-Räumen. Sie sind nicht eben häufig, weil derartige Formen gewöhnlich der letzten ruhigsten Periode der Gang-Bildung angehören, die in der Regel nicht mehr durch gewaltsame Erschütterungen unterbrochen wurde. Auch die gebogenen und verschobenen Krystalle

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sind anzuführen. SCHMIDT hält auch sie für Beweise eines früher plastischen Zustandes der Mineralien; allein wenn man, wie diess durch den Versuch erwiesen ist, Glas und Eis durch einen langsamen, heftigen Druck biegen kann, so mögen auch wohl Bleiglanz- und Schwefelkies-Krystalle nachgegeben haben.

Ähnliche Ereignisse, wie diejenigen, denen man die erste Entstehung der Spalten-Räume zuschreibt, konnten ohne Zweifel später modifizirend auf dieselben einwirken. Erweiterungen und Verengungen der noch gar nicht oder erst zum Theil erfüllten, neue Trennungen in den schon ganz vernarbten Spalten, sind die natürliche Folge wiederholter vulkanischer Reaktionen. Die Bewegungen der Massen und die Trennungen erfolgen aber am natürlichsten in sehr kurzen Zeiträumen, es ist ein Riss, ein Bruch des Gesteines; man könnte, um ein langsames, allmähliches Oeffnen zu ermöglichen, zu den säculären Hebungen seine Zuflucht nehmen, indess wir wollen sogleich untersuchen, ob die Erscheinungen, welche auf eine solche Hypothese hindeuten, sich nicht auf andere Weise leichter und besser deuten lassen.

Gänge in Gängen sind sehr häufig zu beobachten; gewöhnlich sind sie so ausgebildet, dass kein Zweifel seyn kann, es habe nach der völligen Ausfüllung wenigstens an der betreffenden Stelle des Ganges wieder eine selbstständige Spalten-Bildung stattgefunden; man kann die korrespondirenden Zeichnungen auf den getrennten Stücken der älteren Gang-Masse sehr gut verfolgen. Auch das Schleppen der Gänge auf kürzere oder längere Strecken, und die Lagerstätten, welche man Doppelgänge nennt, gehören hierher, und so können auch mehr als zwei Gänge neben einander gebildet seyn. Ein Wiederaufreissen neben dem Gange am Sal-Bande hin ist nach den obigen Theorien noch natürlicher als ein Riss im ausgefüllten Gange.

Doppelgänge sind in allen Gang-Gebieten anzutreffen. Merkwürdig sind die Bildungen des Jaroso in der Sierra Almagrera und von der WhealCathedral-Grube bei Redruth in Cornwall. * In beiden Fällen erscheinen sechs oder mehr selbstständige Gang-Bildungen neben einander.

Nicht so einfach zu erklären wie derartige neue Gang-Bildungen ist eine andere sehr gewöhnliche Erscheinung, welche aber unstreitig auf den ersten Blick so viel Räthselhaftes zeigt, dass es nicht Wunder

* COTTA, E. E's. S. 447 ff.; 474.

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