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hierher vertragenen Schwimmkörperchen zu fast vollständiger Ablagerung gelangen. Selbst noch am Aussenrand dieses Gebietes machten sich die Folgen dieser Anhäufung von organischen Stoffen bemerkbar, indem das Schlammwasser aus der Tiefe Fäulnissprodukte und Spuren von Petroleum enthielt. Das PetroleumVorkommen auf der benachbarten afrikanischen Küste (am Djebel Zeït) kann sich aus gemeinsamem kapillaren Aufsteigen von Meerwasser und von entstandenem oder entstehendem Petroleum ergeben haben. Auch an der syrischen Küste fanden sich petroleumhaltiger Grundschlamm und Petroleum auf dem Festland (bei Alexandrette) nahe bei einander. Auf dem Grund des Golfes von Suez ist dem Schlamm Schwefeleisen beigemischt, wie es sich im Mittelmeer nur am unterseeischen Abhang der syrischen Küste zeigte.

Die im Golf von Suez während des Winters abgelagerten organischen Stoffe sind weniger oxydirt, mehr befähigt, Ammoniak zu liefern, als die während des Sommers abgelagerten. Es ist also möglich, dass auf dem Grund des seichten Golfes von Suez und in den mit ihm in Verbindung stehenden Schlamm- und wasserdurchlässigen Gesteinmassen je nach den Jahreszeiten oder in längeren Perioden Fällungen und Lösungen abwechseln. Darauf ist vielleicht die regelmässige Schichtung der Gebirgszüge um diesen Golf zurückzuführen.

Während das Schlammwasser des Golfes von Akaba meistens mehr Ammoniak enthält, als die gleichzeitig vorhandenen Mengen von organischen Stoffen erwarten liessen, ist das Gegentheil im Schlammwasser des Golfes von Suez der Fall. Die geringe Tiefe dieses Golfes und die Art seiner Umrahmung, welche aus Sandwüsten. und aus Gebirgen mit grossem Reichthum an lockeren, stark wasseraufsaugend wirkenden Gesteinen besteht, befördern eine relativ rasche Erneuerung des Schlammwassers durch Theile des knapp über dem Meeresgrund befindlichen Wassers. Die wegen Ablagerung organischer Schwimmkörperchen dem Schlammwasser fortwährend zur Lösung dargebotenen und von ihm in Lösung gebrachten organischen Substanzen können deshalb viel bedeutender sein als irgendwo in der Hochsee und im Golf von Akaba, ohne dass der Ammoniakgehalt desselben Schlammwassers die Maximalbeträge der Hochsee erreicht.

Während der mittlere Ammoniak gehalt des Schlammwassers im Rothen Meer nur um die Hälfte grösser ist als im östlichen Mittelmeer, zeigt sich der mittlere Ammoniakgehalt knapp über dem Grund im ersteren Meer doppelt so gross wie in letzteren. Die reichliche Ammoniak-Produktion des Rothen Meeres könnte in Folge,,Störung des chemischen Gleichgewichtes in der Atmosphäre" einerseits zur Entstehung der über diesem Meer meistens herrschenden Trübung

der untersten Luftschichten durch Wasserdunst, zum starken Thaufall und zu den räumlich und zeitlich sehr begrenzten Regen- und Gewitterbildungen beitragen, andererseits verhindern, dass sich in den oberen Luftschichten Wasserdampf ansammelt. Die Regenarmuth und der Wüstencharakter der umliegenden Länder würden darnach zum Theil mit den aufsteigenden Meeresströmungen zusammenhängen, welche Tiefenwasser zur Oberfläche bringen, wo Ammoniakgas in die Atmosphäre entweicht.

Die in den Wüstengebieten an den Rändern des Rothen Meeres angetroffenen Salzvorkommen weisen durch Schwankungen in der Zusammensetzung auf Diffusions- (Kapillaritäts-)Vorgänge und durch ihren Ammoniakgehalt auf das ammoniakreiche Wasser des Grundschlammes im Meer hin. In Begleitung dieser Salzvorkommen fanden sich oft Gypslager und Anhäufungen von Eisenoxyd und Mangansuperoxyd.

Die Gypslager in den Wüstengebieten konnten in folgender Weise zu Stande kommen. In den tieferen Lagen des Meeresgrundes, in welchen der freie Sauerstoff jedenfalls fehlt, wird zur Oxydation der organischen Stoffe der Sauerstoff der schwefelsauren Salze herangezogen. Falls dabei Schwefelcalcium entsteht, kann dasselbe, wenn es auf dem Weg des kapillaren Aufsteigens von Meerwasser an die Erdoberfläche gelangt, zu Gyps oxydirt werden und als solcher zur Ablagerung kommen. Oder es kann, falls bei der Reduktion der schwefelsauren Salze wegen der Oxydation des Kohlenstoffes der organischen Substanzen viel Kohlensäure auftritt, Schwefelwasserstoff entstehen, der dann an der Erdoberfläche unter theilweiser Abscheidung von Schwefel (das Petroleum-Vorkommen im Gebirge der afrikanischen Küste am Südende des Golfes von Suez ist von einem SchwefelVorkommen begleitet) zu Schwefelsäure oxydirt wird, welche kohlensauren Kalk in Gyps umwandelt.

An vielen Stellen der Umgebung des Rothen Meeres zeigten sich in Thonmassen schichtenweise Ablagerungen von Salz, Gyps, Eisenoxyd und Mangansuperoxyd, welche durch Veränderungen und Neuabscheidungen, die in verschiedenen Tiefen unter der Festlandsoberfläche stattgefunden haben, veranlasst worden sind. Die Tiefe, bis zu welcher atmosphärischer Sauerstoff als Bodenluft oder mit atmosphärischem Sickerwasser eindringt, sowie auch die Tiefe, bis zu welcher Austrocknung stattfindet, sind örtlichen und zeitlichen Änderungen und Schwankungen unterworfen. Dadurch allein, noch vielmehr jedoch durch das Zusammentreffen mit kapillar aufgestiegenem Meerwasser, beziehungsweise mit ihm vorausgeeilten wässerigen Lösungen kann es zu schichtenartigen Bildungen innerhalb der Festlandsmassen kommen.

Die dem Golf von Suez vorgelagerte gebirgige Insel Scheduan ist in ihrem südöstlichen Theil braun mit schwarzen Flächen und Bändern, dagegen in ihrem nordwestlichen Theil bis zur Kammhöhe weiss und horizontal geschichtet. Der letztere Theil liegt im seichten Korallengebiet am Ausgang des Golfes von Suez und weist dolomitischen und gypsreichen Kalkstein auf. Der südöstliche Inseltheil ragt aus tiefem Wasser empor und ist reich an Mangansuperoxyd, welches zumeist in Form schwarzer Gesteindecken auftritt. Hier konnten sowohl an Korallenkalk und Muschelschalen als auch an Thon- und Gesteinmassen andere chemische und physikalische Änderungen und Neuabscheidungen durch kapillar aufsteigendes Meerwasser bewirkt worden sein, als im nordwestlichen Theil der Insel.

Sechs (bis 1900 sieben) ausführliche Berichte über meine Tiefsee-Arbeiten sind seit 1892 in den „Denkschriften" der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien (math.-naturw. Klasse), sowie auch in den von der Wiener Akademie herausgegebenen „Monatsheften für Chemie" erschienen. Bei W. Braumüller (Wien und Leipzig 1892) erschien als Art Programm mit geschichtlicher Einleitung die Broschüre „Zur Chemie des Meeres." Zusammenfassende Darstellungen meiner Arbeiten gab ich in den „Mittheilungen aus dem Gebiet des Seewesens" (Pola 1898), im „Scottish Geographical Magazine" (Edinburg 1898) und in der „Geographischen Zeitschrift" (Leipzig 1899) heraus. —

Angeregt und unterstützt wurden die österreich-ungarischen Tiefsee-Expeditionen (1890-1898) von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien; ermöglicht worden sind sie durch die K. und K. Kriegs-Marine. Voll Entgegenkommen, Entschlossenheit und Unermüdlichkeit waren die Schiffskommandanten: Herr LinienschiffsKapitän v. Mörth auf der „Pola" im östlichen Mittelmeer, der verstorbene Fregatten - Kapitän v. Hermann auf dem „Taurus" im Marmara-Meer und Herr Linienschiffs - Kapitän P. v. Pott auf der „Pola" im Rothen Meer.

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Gruppe 11b. Oceanologie.

Über systematische hydrographisch-biologische Erforschung der Meere, Binnenmeere und tieferen Seen Europas.

Von Professor O. Pettersson (Stockholm).

Mit einer Tafel.

(Nachmittags-Sitzung vom 2. Oktober, Abthlg. B.)

Während des letzten Jahrzehnts hat sich bei den Oceanographen das Bedürfniss fühlbar gemacht, von der recognoscirenden Methode, die bislang die allein angewandte war, zu einer mehr systematischen Erforschung der Meere überzugehen. Recht bezeichnend für das recognoscirende Stadium der Oceanographie sind die zahlreichen, wissenschaftliche Zwecke verfolgenden Weltumsegelungen, sowie die Polarfahrten, durch welch letztere erst noch vor kurzem unsere Kenntniss über die arktischen und antarktischen Meere ausserordentlich erweitert worden ist. So resultatreich nun diese Epoche auch gewesen ist, so ist doch jetzt der Zeitpunkt gekommen, einer anderen Platz zu machen. Sobald der letzte Ansturm gegen den Südpol, zu welchem augenblicklich Deutschland und England gemeinschaftlich rüsten, stattgefunden haben wird, wird auch die Kenntniss der Topographie des Meeresbodens sowie der Temperatur-Vertheilung im Meer und der oceanischen Cirkulation so sichere Umrisse angenommen haben, dass man zu der nächsten grossen Aufgabe schreiten kann, nämlich der: ein planmässiges Beobachtungs-System über die periodischen und unperiodischen Veränderungen, denen diese Cirkulation unterworfen ist, einzuführen. Er verhält sich nämlich mit den Wasserbewegungen ebenso wie mit der atmosphärischen Cirkulation: nur in den tropischen und subtropischen Gegenden findet man einigermaassen feste und typische Verhältnisse; kommt man jedoch über die Wendekreise hinaus, so begegnet man alsbald, sowohl in den Strömungen des Meeres wie denen der Atmosphäre, gewaltigen Schwankungen, ja oft sogar Umkehrungen. Gleich der erste Ver

such, den Zustand der Nord- und der Ostsee während aller Jahreszeiten zu beobachten, den wir im Jahr 1893-1894 gemacht haben und an welchem ausser skandinavischen und englischen Forschern auch ein deutscher Fachmann, Professor Krümmel, theilnahm, hat ergeben, dass nicht nur die Oberflächen-Temperatur, sondern auch der Salzgehalt und die Strömungen sowie das Thier- und Pflanzenleben des Meerwassers den Winter über einen von dem uns durch frühere zur Sommerszeit gemachte Rekognoscirungsfahrten bekannten, gänzlich abweichenden Charakter trugen. Fortgesetzte Beobachtungen haben ergeben, dass der Zustand dieser Meere nicht nur von einer Jahreszeit zur andern, sondern auch von einem Jahr zum andern sich verändert.

Hunderte von Beispielen solcher Veränderungen, von kürzerer oder längerer Dauer, könnte ich vorführen; ich will mich jedoch darauf beschränken, aus dem reichen Material, das vorliegt, nur einige wenige Beobachtungen so neuen Datums, dass sie Ihnen noch nicht. bekannt sein können, heraus zu greifen.

Als erstes wähle ich ein Beispiel aus dem uns am nächsten liegenden Gebiete, der Ostsee zwischen Sassnitz und Schonen. Die Abbildung 1 ist ein Querschnitt, der am 16. Juli 1877 von der schwedischen Expedition unter F. L. Ekmann gemacht worden ist.

Man findet darin wieder die beiden Hauptströmungen, welche die Wassercirkulation in der Ostsee bedingen, rechts den Unterstrom, der entlang der deutschen Küstenbank das Wasser vom Kattegat und dem Grossen Belt in die Ostsee einführt, und links die weit grössere Masse des ausfliessenden Wassers, das die ganze Oberfläche des Querschnittes einnimmt und dazu noch seine Hauptader im nördlichen Theil der Tiefenregion zwischen Rügen und Schonen hat. Beide Ströme haben natürlich entgegengesetzte Richtung und passiren so dicht an einander vorbei, dass Temperatur und Salzgehalt im Bodenwasser in zwei nur etwa 17 Minuten von einander entfernt liegenden Stationen einen Unterschied von 5o C und 4.30 aufweisen.

Der zweite Querschnitt ist diesjährig, vom August 1899. Der Hauptsache nach findet man darin wieder die gleiche hydrographische Situation wie vor 22 Jahren; Unterstrom und Oberstrom haben ihre gegenseitige Lage behalten, jedoch führt der Unterstrom jetzt bedeutend wärmeres und salzhaltigeres Wasser als 1877.

Das zweite Beispiel entlehne ich einigen kürzlich veröffentlichten Arbeiten 1) über die Veränderungen des Zustandes im Oberflächenwasser der Nordsee während der Jahre 1893-1899. In den 24 Karten,

1) O. Pettersson und Gustaf Ekman: Redogörelse för de Svenska hydrografiska undersökningarne IV. Bih. Svenska V. A, H. Bd. 21 Afd. II No. 6 und V. Bd. 25 Afd. II No. 1 (1895) und (1899).

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