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Dann aber sehen wir eine andere Klasse von Arbeitern auftreten, welche die modernste Erscheinung auf dem internationalen Arbeitsmarkt sind, „interkontinentale Sachsengänger," erstens südeuropäische, meist italienische Arbeiter, die für mehrere Jahre oder gar nur für eine Saison von Europa nach Amerika ziehen, hier in den verschiedenartigsten Betrieben thätig sind, um alsdann, sei es dauernd, sei es vorübergehend, wieder zurückzukehren, vielfach in regelmässiger Bewegung zwischen Heimathland und überseeischen Ländern befindlich sind. Zweitens ist der zeitweiligen Versuche der Einführung chinesischer Arbeit nach Amerika und nach Australien zu gedenken, die freilich angesichts mancher üblen Begleiterscheinungen durch die Weissen frühzeitig wieder eingeschränkt ist, drittens der noch heute in zunehmendem Maasse stattfindenden regelmässigen Versendung von indischen Kulis zwischen verschiedenen Punkten des englischen Kolonialreiches und dem asiatischen Heimathland in regelmässigem Turnus zu kontraktlicher Zeitarbeit für die landwirthschaftlichen und industriellen Betriebe tropischer Produktion.

Auch nach Norden haben sich die Betriebsmöglichkeiten ausserordentlich ausgedehnt. Wäre wohl früher die rasche Nutzbarmachung der Goldentdeckungen, wie in der heissen Dürre Süd-Afrikas, so in den eisstarrenden Einöden Alaskas möglich gewesen, oder wenn sie versucht wäre, würde sie nicht ebensoviele Tausende und Hunderttausende von Leibeigenen oder versklavten Eingeborenenleben ge• kostet haben wie einst die Ausbeutung der amerikanischen Gold- und Edelsteingruben durch die Spanier und Portugiesen? Wer hätte das Entstehen von Industrie - Betrieben an den russischen Polargrenzen für möglich erachtet oder die neuesten Versuche der Etablirung einer Fischverarbeitungs-Industrie auf einem Polar-Eiland wie der Bären-Insel? Wenn die bevorstehenden Südpolar-Expeditionen in den einsamen Fernen des Südpols mineralische Schätze, Kohlen und Erdölquellen nachweisen werden, sind unzweifelhaft auch hier Ansiedelungen zur Ausbeutung derselben zu erwarten.

Das sind alles Anfänge von Bestrebungen, neu geschaffene Möglichkeiten des Betriebes und des Lebens in möglichst günstiger Weise auszunutzen. Mit andern Worten: die moderne Gesellschaft schickt sich an, über die ganze Erde hin jene Verschiebungen durchzuführen, welche sie seit dem Eintritt in die neue Zeit, d. i. seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in den Ländern der alten Kultur durchzuführen begonnen hat: eine Siedelung und Schichtung nach Gesichtspunkten eines Produzentenstandpunktes um die verschiedenen Rohmaterialerzeugungs- und Produktions-Centren. Wo immer ursprünglich eine erhebliche Siedelung zum Zweck der Gewinnung

von Urprodukten und deren Verarbeitung für den Weltmarkt stattgefunden hat, entstehen im Anschluss daran industrielle Unternehmungen zur Versorgung des lokalen Marktes mit einer Reihe von Bedarfsgegenständen. Neben die anfänglich in überwiegendem Maasse centralisirende Bewegung der modernen Betriebsweise ist eine interkontinental-decentralisirende Bewegung getreten, deren Fortentwickelung und Wirkung im Einzelnen zu untersuchen dringend geboten erscheint.

Es muss untersucht werden, inwieweit sich die Diffusionirung der modernen Betriebe bereits bethätigt hat, und welches die Rolle gewesen ist, welche die einzelnen Produktionsmittel, Natur, Kapital, Arbeit, hierbei gespielt haben, um gewisse weitere Schlüsse für die Zukunft unserer gewerblichen Kultur theilweise zu ermöglichen.

Gewisse praktische Konsequenzen können wir allerdings schon heute aus den allgemeinen Betrachtungen ziehen und gewisse Lehren für das staats- und wirthschaftspolitische Vorgehen daraus ablesen. Die Idee, dass für die Zukunft Kolonien oder ein Schutz der heimischen Arbeit oder eine Sicherung der heimischen Arbeiter gegen auswärtige Konkurrenz nicht mehr nöthig sein wird, kann als beseitigt angesehen werden. Produktionstechnisch ist für die Zukunft einer Lokalisirung beliebiger Industrien in beliebigen Gegenden kaum mehr eine Grenze gesteckt; ja, während in früherer Zeit die gemässigte Zone den Vortheil zu haben schien, dass es ihr möglich sein würde, stets das werthvollste Erzeugniss, das Industrieprodukt, herzustellen und zum Austausch zu bringen, werden in Zukunft die heissen Zonen begünstigt erscheinen, indem sie sowohl für ihre Bewohner allen Lebensbedarf als auch Industrieerzeugnisse, als schliesslich auch alle Rohmaterialen der Industrie an Tropenprodukten erzeugen können. Die Wirkung dieser Thatsache in ökonomischer Hinsicht im Zusammenhange mit den Gesetzen des abnehmenden Ertrages in der Landwirthschaft und des zunehmenden Ertrages in der Industrie soll an dieser Stelle nicht im Einzelnen erörtert werden. Diese Gesetze müssten zur Folge haben, dass, soweit die technische Produktion in Frage kommt, in Zukunft die Tropen ein wirthschaftliches Übergewicht gegenüber der gemässigten Zone wiedererlangen könnten, wie sie es ja einst an Kultur, Macht und Reichthum in alten Zeiten gegenüber den Einöden und Wüsten des Nordens besessen haben. Niemand wird aber heute sagen können, dass sie eine solche thatsächlich wieder zu erreichen im Stande sein werden, wenigstens nicht, solange die Auffassung sich bewahrheitet, dass nur die nördlichen Klimate eine Rasse erzeugen können, deren starke, wettergestählte Faust auf die Dauer den schweren Arbeitshammer des eisernen

Maschinenzeitalters zu schwingen vermag. Die neuen grossen Ent

deckungen und Erfindungen sind nicht im Süden, sondern im Norden gemacht; nicht die Indier und Chinesen und auch nicht die anscheinend in die Reihe der modernen Kulturstaaten eingetretenen Japaner haben bisher jene Qualitäten gezeigt, auf denen sich der ganze moderne Fortschritt aufbaut. Die moderne Technik ist in den Süden von Norden her eingeführt, und die Leiter der dort entstandenen grossen Unternehmungen stammen aus den gemässigten Klimaten. Im Süden vollzieht sich ebensowohl die Geistes- wie die körperliche Arbeit des Menschen langsamer; eine Abwälzung der letzteren auf die mechanischen Kräfte der Maschine ist zur Möglichkeit geworden, die Geistesarbeit aber soll der Mensch noch selbst leisten, und es soll sich noch zeigen, ob die vielmonatliche Unterbrechung, welche schon in den Subtropen im Unterricht und Geistesschaffen nothwendig wird, nicht einen ständigen Fortschritt nach dieser Richtung hin unmöglich macht, sofern nicht dauernd vom Norden frischer Kräftezufluss stattfindet, wie auch der verweichlichende Einfluss des Klimas auf die physischen Kräfte und seine erschlaffende Wirkung auf die Kraft der Rassen sich erproben soll. Auch hier müssen wir heute noch an jener Anschauung festhalten, dass, wie die grossstädtische Kultur zwar eine höhere Blüthe aufweist als die ländliche, aber sich nur forterhalten kann durch den dauernden Zufluss frischen Blutes vom Lande her, so auch die Tropenwirthschaft für die Zukunft gewisse grössere Aussichten bieten wird, als die der gemässigten Zone, dass sie aber die dauernde Zuführung geeigneter Betriebskräfte nur vom Norden her erwarten kann. Den Geistes- und Körperkräftigsten aber wird, wie in der Vergangenheit, so auch in Zukunft, die Herrschaft und der Wohlstand zufallen.

So scheint es denn nicht die Aufgabe der modernen Technik, den Versuch zu machen, die Produktions-Centren willkürlich zu verschieben, an dieses oder jenes Land zu fesseln oder sie auszuschliessen von abhängigen Gebieten. Wohl aber giebt es andere Aufgaben. Reuleaux hat darauf hingewiesen, dass nur bestimmte Nationen bisher vermocht haben, sich die Errungenschaften der modernen Technik zu eigen und nutzbar zu machen. Zwischen diesen Staaten wird sich die engere Konkurrenz um die Weltmacht in Zukunft vollziehen; für sie aber wird und das ist der politisch-praktische Kern der vorliegenden Betrachtung in Zukunft sich die Frage nicht darum drehen, ob sie Exportindustrie-Staaten sind oder nicht, sondern darum, inwieweit sie es vermögen, sich rechtzeitig ein Machtgebiet durch alle Klimazonen zu schaffen, das sie durch die Natur seiner Bodenerzeugnisse in Stand setzt, die nothwendigen Bedürfnisse der jetzigen und zukünftigen Bevölkerung nach allen Richtungen hin an Rohprodukten und Industrieerzeugnissen selbst zu decken, oder ob sie eine

wirthschaftliche und politische Macht ihre eigene nennen, vermittelst deren sie sich in der ganzen Welt das von den Produktionsstätten zu holen vermögen, dessen sie bedürfen.

Es wäre lebhaft zu wünschen, dass vom VII. Internationalen Geographen-Kongress Anregungen zur eingehenden Untersuchung des heutigen Standes der Thatsachen hinsichtlich der klimatischen Industrie-Vertheilung ausgingen.

Gruppe IVa. Siedelungs- und Verkehrsgeographie.

Les Concordances de la Geographie physique
avec le Groupement logique,
politique, et commercial des États Européens.

Par E. Payart (London).

Motto: La Science unit les Peuples

(Nachmittags-Sitzung vom 30. September, Abthlg. C.)

La Science est la source intarrissable de tout progrès. Tous les progès accomplis à travers les siècles se propagent dans tous les pays plus ou moins promptement, il est vrai, mais la Science se répand partout, et partout elle engendre le progrès, partout aussi le progrès tend à l'entente des peuples, à la paix, à l'union.

Avec le progrès, avec la Science, les frontières territoriales tendent a disparaître; les peuples réunissent leurs efforts pour se mieux connaître, pour échanger leurs produits du sol, de l'industrie et des arts, et aussi pour combiner leurs intérèts, pour assimiler leurs usages, leurs lois, pour s'entraider, se solidariser, pour s'allier, au besoin.

Les banques se soutiennent mutuellement par le crédit, et les plus fortes crises financières sont ainsi conjurées. Pour ne citer qu'un cas entre mille, nous pouvons rappeler l'entente entre la Banque de France et la Banque d'Angleterre, lorsque l'Angleterre fut si éprouvée par la crise financière de la Banque Bering dans l'Amérique du Sud.

Les voies ferrées, autre progrès de la Science, assurent les communications rapides internationales; les services internationaux des postes, des télégraphes, des téléphones permettent les relations régulières à travers le monde entier.

Les compagnies maritimes transportent, au-delà des mers, voyageurs et marchandises et opèrent le grand courant d'émigration dans tous les sens, sur tous les points du globe.

VII. Int. Geogr.-Kongr. Thl. II.

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