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Gruppe IVa. Siedelungs- und Verkehrsgeographie.

Der wirthschaftliche Werth der Subtropen in seiner Abhängigkeit von der Wasserfrage.

Von Professor Th. Rehbock (Karlsruhe).

(Nachmittags-Sitzung vom 28. September, Abthlg. C.)

Wie ein Blick auf eine Regenkarte zeigt, ist die Vertheilung der Niederschläge auf die Erdoberfläche eine sehr ungleichmässige, und zwar wird die Menge der Niederschläge nicht nur durch die geographische Breite eines Ortes, d. h. durch die Stellung der Sonne, sondern auch durch die Vertheilung von Land und Wasser auf der Erdoberfläche und durch die Achsendrehung der Erde bedingt, welche beiden Faktoren auf die Bewegung, die TemperaturVerhältnisse und den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre, sowie auf die Wolkenbildung von grossem Einfluss sind.

Ausserdem wird aber auch die Menge der Niederschläge örtlich sehr wesentlich durch die Erhebung der in Frage kommenden Gegenden über dem Meeresspiegel beeinflusst, indem die Menge der Niederschläge mit wachsender Meereshöhe zunächst ansteigt, von einer bestimmten Grenze an dagegen wieder abnimmt.

So gross aber auch die durch die Oberflächengestaltung der Erde bedingten Unregelmässigkeiten in der Niederschlagsvertheilung sein mögen, eine gewisse Gesetzmässigkeit lässt sich bei ihr doch erkennen, insofern der Einfluss der geographischen Breite alle sonstigen Einwirkungen auf den Regenfall weit übertrifft.

Die regenreichsten Gebiete der Erde liegen in dem Tropengürtel zwischen den Wendekreisen, jedoch so, dass die Niederschlagshöhen im Allgemeinen an der Westküste der Kontinente geringer sind als an der Ostküste.

An diese niederschlagsreichsten Gebiete schliessen sich dann mit vielfach plötzlichem Übergang äusserst regenarme Landtheile an, welche den Namen „Subtropen" führen und die Wüsten- und

VII. Int. Geogr.-Kongr. Thl. II.

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Steppen-Regionen der Erde umfassen, denen meine Ausführungen gelten sollen.

Die auf die Subtropen folgenden gemässigten Zonen zeigen wieder eine wesentliche Zunahme der Regenhöhe, die freilich hinter derjenigen der Tropen weit zurückbleibt und nur in den schmalen, westlichen Küstenstreifen, die der Einwirkung feuchter Westwinde unterliegen und meist eine hohe Lage aufweisen, zu bedeutender Grösse anwächst.

Weiter nach den Polen hin findet dann, soweit die seitherigen Beobachtungen darüber einen Schluss zulassen, wieder eine Abnahme der Niederschläge statt.

Es steigt demnach die jährliche Niederschlagshöhe ebenso wie die mittlere Jahrestemperatur von den Polargegenden über die gemässigte Zone hin zum Äquator allmählich an, wobei indessen zwischen der gemässigten Zone und dem Tropengürtel, d. h. in den Subtropen, unter dem Einfluss der Passatwinde eine plötzliche, starke Abnahme der Niederschläge beobachtet wird, während die Temperaturen ohne Unterbrechung bis zum Äquator hin ansteigen.

Die Subtropen nehmen demnach, was das Verhältniss der ihnen zugeführten Wärme- und Feuchtigkeitsmengen anbetrifft, eine ganz besondere Stelle ein, indem einer hohen mittleren Jahrestemperatur sehr geringe jährliche Regenmengen gegenüberstehen, während sonst im Grossen und Ganzen die Niederschläge mit den Temperaturen anwachsen.

Das Gebiet der Subtropen ist kein fest umgrenztes. Für die weiteren Ausführungen sollen unter diesem Namen diejenigen Landtheile zusammengefasst werden, welche, zwischen den beiden gemässigten Zonen gelegen, eine mittlere jährliche Regenhöhe von weniger als 400 mm aufweisen, in denen daher im Allgemeinen Landbau ohne künstliche Bewässerung nicht betrieben werden kann.

Die durch diese Bedingung festgelegten Gebiete zeigen in der südlichen Hemisphäre auf den verschiedenen Welttheilen eine gewisse Übereinstimmung in ihrer Lage, während auf der nördlichen Hemisphäre die sehr ungleichmässige Vertheilung der Landmassen eine solche Übereinstimmung ausschliesst.

Auf der südlichen Hemisphäre, wo die Subtropen bei Zugrundelegung der Umgrenzung durch die Linie mittlerer jährlicher Regenhöhe von 400 mm leidlich genau bestimmt werden können, dürfte ein Gebiet von zusammen 7 Mill. qkm ihnen zuzurechnen sein, von denen rund 4 Mill. auf Australien, 2 Mill. auf Süd-Amerika und 1 Mill. auf Süd-Afrika entfallen, bei welcher Schätzung der für Süd-Afrika angegebene Werth wesentlich kleiner, als der aus den neueren Regenkarten ermittelte ist, da einige in den letzten Jahren im Norden und

Osten Deutsch-Südwest-Afrikas ausgeführte Messungen darauf hindeuten, dass die mittlere Regenhöhe in diesen Gebieten früher wesentlich unterschätzt wurde.

Auf der nördlichen Hemisphäre ist namentlich in Asien eine auch nur annähernd genaue Bestimmung der Grösse der subtropischen Gebiete schwierig, da das ganze Innere dieses Kontinents äusserst regenarm ist und daher eine scharfe Abgrenzung der Subtropen gegen die gemässigte Zone nicht erfolgen kann.

Werden in Asien auch nur die südlichsten Theile der Steppen und Wüstengebiete etwa bis zum 45° nördlicher Breite den Subtropen zugerechnet, so umfasst das subtropische Gebiet auf der nördlichen Hemisphäre zusammen etwa 22 Mill. qkm, von denen rund 2,5 Mill. auf Nord-Amerika, 8,5 Mill. auf Nord-Afrika und 11 Mill. auf Asien entfallen.

Nach diesen Schätzungen gehören demnach 29 Mill. qkm oder wesentlich mehr als der fünfte Theil der ganzen Landfläche der Erde den für die Ausübung des Landbau ohne künstliche Bewässerung im Allgemeinen nicht verwendbaren subtropischen Gebieten an.

Unter diesen Gebieten nehmen diejenigen eine besondere Stellung ein, welche von grossen, aus regenreichen Gegenden gespeisten Strömen durchflossen werden, da die Wasservorräthe solcher Ströme es gestatten, die ungenügende natürliche Befeuchtung des Bodens durch die Zuleitung von Flusswasser in Kanälen zu ergänzen und dadurch die Ausübung des Landbaues zu ermöglichen, wie es schon im Alterthum am Nil, am Euphrat, am Tigris und am Indus in ausgedehnter Weise geschehen ist und am Nil und am Indus heute in noch grösserem Umfange geschieht. Die auf diese Weise von der Natur bevorzugten Landstriche besitzen aber im Vergleich zu dem Gesammtgebiet der Subtropen nur eine sehr geringe Ausdehnung, während der bei weitem grösste Theil der subtropischen Länder überhaupt keine ständig Wasser führenden Flüsse besitzt. Die gesammten Regenmengen des Jahres fallen nämlich im Gebiete der Subtropen in der meist nur einige Monate währenden Regenzeit, oft sogar in wenigen Tagen, und vermögen die Wasserläufe nur auf kurze Zeit zu füllen, da die vielfach durchlässigen und in Folge der ausserordentlichen Trockenheit der Luft ausgedörrten subtropischen Verwitterungsböden das gefallene Wasser gierig aufsaugen.

So finden sich in den ariden, subtropischen Ländern meist nur wenige offene Wasserstellen, welche entweder dem Zutagetreten eines Grundwassertromes oder der Ansammlung von Regenwasser in Pfannen oder Becken auf undurchlässigem Boden ihre Entstehung verdanken.

Da nur die Umgebung dauernder Wasserstellen das ganze

Jahr hindurch die Lebensbedingungen für Mensch und Thier bietet, ist die Bewegungsfreiheit der Bewohner der Subtropen namentlich in den regenlosen Zeiten sehr beschränkt. Die bei diesen Verhältnissen nur geringe Zahl der Urbewohner gehört fast ausschliesslich den Nomadenstämmen an, welche in ständigem Kampfe um das Wasser ein äusserst kümmerliches Dasein führen.

Wenn trotz dieser anscheinend so ungünstigen natürlichen Verhältnisse die Kulturvölker in den letzten Jahrhunderten von fast allen subtropischen Gebieten der Erde Besitz ergriffen haben, wenn einige von ihnen sogar schon zu einer gewissen Entwickelung, ja selbst Blüthe, gelangt sind und dort, wo früher arme Nomadenstämme nur mit Mühe ihr elendes Leben fristeten, Reichthümer gesammelt werden konnten, so ist das darauf zurückzuführen, dass die ariden subtropischen Länder doch einen weit höheren natürlichen Werth besitzen, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Zunächst ist dieser Werth in dem trefflichen Klima zu suchen, welches im Gegensatz zu dem rein tropischen den Angehörigen der weissen Rasse auch auf die Dauer in jeder Beziehung zusagt.

Die Zuträglichkeit des Klimas der ariden Regionen der Erde für den Menschen beruht in erster Linie auf dem ausserordentlich niedrigen Feuchtigkeitsgehalt der Luft, der den besten Schutz gegen alle Krankheitskeime bildet und auch hohe Tagestemperaturen, in Folge der auf der Haut stattfindenden Verdunstung, durchaus erträglich macht, zumal selbst auf die heissesten Tage kühle Nächte zu folgen pflegen, die einen erquickenden Schlaf gestatten. So sehen wir, dass der in die Subtropen eingewanderte Weisse sich daselbst nicht nur völlig zu akklimatisiren und auf die Dauer gesund fortzupflanzen vermag, sondern dass er auch zu schwerer körperlicher Arbeit befähigt bleibt, falls er nur in den wärmsten Mittagsstunden den Aufenthalt und die Arbeit in der Sonne vermeidet.

Zu dem Vortheil eines gesunden Klimas kommt noch derjenige eines fruchtbaren Bodens, dem ausgedehnte Landstriche die Bedeckung mit nahrhaften Futtergewächsen verdanken, der den Landbau bei künstlicher Bewässerung zu einem äusserst ertragreichen macht.

Zwar zeigen die Subtropen in ihren trockensten Theilen den ausgesprochenen Charakter der Wüste, jener steinigen oder sandigen Einöden, in denen die Vegetation entweder gänzlich fehlt oder auf vereinzelte blattlose Dornbüsche beschränkt bleibt, die nur die anspruchslosesten Thiere zu ernähren vermögen. Wo aber die jährliche Regenhöhe auch nur wenige Centimeter übersteigt, da verlieren die ariden Regionen ihren Wüstencharakter. Die geringen Feuchtigkeitsmengen reichen dazu aus, dem nährsalzreichen Boden einen mehr oder weniger dichten Pflanzenwuchs zu entlocken, der zwar nicht

mit dem Wald- oder Wiesenkleide der gemässigten Zone verglichen werden kann, der aber von ausserordentlichem Werthe ist, da er nicht nur zahlreiches Wild, sondern auch die wichtigsten Hausthiere zu ernähren vermag.

Je nach dem Charakter der Vegetation unterscheidet man in den Subtropen neben der Wüste die Buschsavanne und die Grassteppe, die vielfach mit einander abwechseln und oft durch einzelne Bäume oder Baumgruppen belebt werden. Die Buschvegetation herrscht meist in gebirgigem oder hügeligem Terrain vor, wo namentlich die unteren Hänge der Berge mit dichtem Dornbusch bewachsen sind, der auch auf rein steinigem Boden noch sein Fortkommen findet.

Die Thalmulden, die Flachländer und die Hochebenen, in denen Sandboden vorherrscht, sind dagegen die eigentlichen Heimstätten des Steppengrases und der Futterbüsche, die ein ganz vorzügliches Futter für jegliche Art von Vieh abgeben, während die Buschsavannen nur die Haltung von Fleischschafen und Fleischziegen gestatten, da das Grossvieh nicht im Stande ist, sich von den Dornbüschen zu ernähren und das Vlies von Wollschafen und Angoraziegen durch die Dornen, welche die meisten Buscharten der Subtropen tragen, entwerthet wird.

Wächst auch das Steppengras nur in einzelnen getrennten Büscheln und stehen die Futterbüsche in mehr oder weniger beträchtlichen Abständen, sodass zur Ernährung einer bestimmten Kopfzahl von Vieh weit grössere Flächen erforderlich sind, als in der gemässigten Zone, so erstrecken sich dafür die zur Ernährung von Vieh geeigneten Steppenländer über so ungeheure Gebiete, dass auch bei dem erforderlichen extensiven Wirthschaftsbetrieb die Subtropen im Stande wären, nicht nur den gesammten Wollverbrauch der Erde, der heute von etwa 600 Millionen Schafen bestritten wird, sondern auch einen erheblichen Theil des Fleischkonsums zu decken, wenn eine vollständige Ausnutzung der für die Viehhaltung geeigneten Steppenländer stattfinden würde.

In ihrem natürlichen Zustande sind freilich nur geringe Theile derselben hierzu ohne weiteres verwendbar, da das Vieh zu seinem Gedeihen einer regelmässigen Tränkung bedarf und in Folge dessen nur die in nicht allzu grosser Entfernung von einer Wasserstelle gelegenen Landstrecken beweiden kann.

Da nun die regenarmen subtropischen Gebiete, wie schon erwähnt, nur eine sehr geringe Zahl natürlicher Wasserstellen besitzen, von denen noch ein Theil für die Tränkung grösserer Viehheerden wegen unzureichender Menge und schlechter Beschaffenheit des Wassers ungeeignet ist, besteht die wichtigste Aufgabe in der wirthschaftlichen Erschliessung dieser Gebiete für die Viehzucht in der Schaffung eines

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