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diese Hauptfamilie als die Mutter und Verkörperung aller anderen angesehen, und es heisst, dass sie die Samen aller Priesterschaften in sich aufbewahrt!"

Zurückgehend auf die theoretische Eintheilung des Weltalls in sieben Theile, woraus auch andere Abtheilungen entstehen, und auf die Übertragung dieses Schemas auf die Topographie der Hauptstadt und die Organisation ihrer Bevölkerung, möchte ich Sie nun bitten, mit mir die Eintheilung von Cuzco, der alten Hauptstadt des Inca-Reiches, nach dem bekannten, von dem hochverdienten Squier veröffentlichten Plan in Augenschein zu nehmen. 1)

Auf diesem ist angegeben, dass ein grosser Hauptplatz, Huacapata genannt, den Mittelpunkt und allgemeinen Versammlungsort Cuzco's bildete und dass die ganze Hauptstadt vor Allem in zwei Haupttheile zerfiel, welche als Hanan-Cuzco oder die Obere Stadt und Hurin-Cuzco oder die Untere Stadt bezeichnet wurden. Jede dieser Hälften theilt sich wiederum in sechs Stadttheile, deren Namen und Lage nach Angabe wohlbekannter alter Quellen auf Squier's Plan eingetragen sind. Es steht also ganz fest, dass nach einheimischen Angaben und Squier's Karte der Plan von Cuzco, mit Hanan-Cuzco und dessen sechs Vierteln, Hurin-Cuzco mit desgleichen und dem Centrum - also im Ganzen 13 Stadttheile mit dem theoretischen Schema der Zuñis genau übereingestimmt hat. Gleichzeitig ist die Eintheilung der alten Hauptstadt in vier Viertel, durch die vom Centralplatz aus nach den Himmelsrichtungen sich erstreckenden Hauptstrassen auch ersichtlich, und es ist wohlbekannt, dass das Inca-Reich in vier Provinzen und als ein Vierbund bezeichnet wurde. Es möchte auch hier kurz erwähnt sein, dass Garcilaso de la Vega. erklärt, dass Cuzco einen Mikrokosmus oder eine Miniaturdarstellung des Weltalls und Reiches bildete und dass die Stellvertreter der vier Ayllus oder Hauptstämme, welche in der Hauptstadt zu leben gezwungen waren, daselbst in bestimmten Stadtvierteln wohnten, deren Lage genau mit der ihrer Provinzen übereinstimmte. In verschiedenen Berichten ist es auch erwähnt, dass bei feierlichen Volksversammlungen, welche immer auf den Huacapata stattfanden, die Leute von HananCuzco und die von Hurin - Cuzco bzw. immer an der, ihrem Stadttheile am nächsten gelegenen Seite Platz nahmen. Die socialen Verhältnisse beider Hauptgruppen zu einander waren ursprünglich völlig gleiche, obwohl der Inca sie allerdings mit der Stellung der rechten zur linken Hand und des älteren zum jüngeren Bruders verglich. Doppelt interessant ist daher, weil es ein Licht auf die Entwickelung des Kastengeistes wirft, der von Fuentes y 1) Peru, Travel & Exploration in the Land of the Incas. E. George Squier. New York 1877. 8. 429.

Guzman gemachte theoretische Plan der alten Hauptstadt von Guatemala, aus dem 16. Jahrhundert stammend.1) In dieser, von Mauern und Wachtthürmen umgebenen Stadt wiederholen sich in ihren Grundzügen die Pläne der so weit auseinander liegenden Städte Zuñi und Cuzco. Es ist aber ausdrücklich angegeben, dass in der einen Hälfte der Stadt die Häuptlinge und in der anderen das gemeine Volk wohnte. Das Centrum, welches von Mauern umgeben ist, aber deutlich getrennt, besteht aus zwei Theilen, von denen der eine Tempel und der andere Paläste enthält. Die ganze Stadt ist augenscheinlich in vier Viertel getheilt und liefert also einen deutlichen Beweis von einer theoretischen, wenn auch, wie bewiesen, nicht ganz genau topographisch ausgeführten Eintheilung in Mitte, Oben und Unten und vier Viertel.

Weniger deutlich und ausführlich, aber ausserordentlich wichtig und lehrreich, ist nun die aus dem 16. Jahrhundert stammende Karte des alten Reiches von Mayapan auf der Halbinsel Yucatan, deren alte Hauptstadt Ti-Ho das jetzige Merida ist. Hier sehen wir das Reich theoretisch als einen durch Querlinien getheilten Kreis) dargestellt, dessen Mittelpunkt die Hauptstadt ist, welche gleichzeitig auch eine Miniatur-Wiedergabe des viertheiligen Ganzen bildet. Die erste von Cortes nach Europa gesandte Karte von der Hauptstadt Alt-Mexikos zeigt deutlich, dass der Tempel und der Palastplatz den Mittelpunkt der Inselstadt bildete, und dass vier Hauptstrassen davon nach den Himmelsgegenden ausliefen.

Da es unmöglich wäre, die hochentwickelte Staatsorganisation Alt-Mexikos in Kürze zu behandeln, hebe ich jetzt nur die Thatsache hervor, dass der Plan von seiner Hauptstadt auf demselben theoretischen Schema beruhte, welches wir für Zuñi, Peru, Guatemala und Yucatan soeben festgestellt haben. Da ich in meinem bereits im Druck befindlichen Werke eine Reihe von Beweisen und Belegen dafür erbringe, darf ich wohl jetzt schon wagen, die blosse Behauptung aufzustellen, dass der wohlbekannte, sogenannte Kalenderstein Alt-Mexicos weit tieferen Inhalt und Bedeutung hat, als bisher nachgewiesen worden ist. Er überliefert uns nämlich den einfachen, einheitlichen Plan, welcher nicht nur alle Zeiteintheilung, sondern auch die sociale Organisation und die topographische Eintheilung des Staates und der Hauptstadt u. s. w. regulirte, nach ein und demselben Schema, welches aus der primitiven theoretischen Weltanschauung

1) Wiedergegeben in Otto Stoll's Guatemala. Supplement Internationales Archiv für Ethnographie, Leiden. 1889. Bekanntlich ist es durch verschiedene Archäologen festgestellt worden, dass die aufgedeckte Topographie der alten Hauptstadt mit dem genannten Plan nicht hat genau übereinstimmen können; hieraus kann man ersehen, dass, wie bei den Zuñis, der Plan als vorwiegend theoretisch aufgefasst wurde.

2) Anales del Museo Nacional de Mexico, vol. II. S. 42.

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eines Urvolkes entwachsen ist. Meine Aufgabe, diese Behauptung ausführlich zu begründen, wird durch das Erscheinen meines Buches in kurzer Zeit erfüllt werden.

Die Ruinenstätten von Quirigua und Copan, welche, ungefähr 25 englische Meilen von einander entfernt, in Honduras liegen, haben in letzter Zeit den sehr überraschenden und hochinteressanten Beweis geliefert, dass die Lage und Orientirung der Hauptgebäude und sogar der Bildsäulen und Pyramiden-Tempel genau durchdacht war und eine bestimmte Bedeutung hatten.

Ich verdanke dem wohlbekannten und hochverdienten englischen Forscher, Mr. Alfred P. Maudslay, die mir geliehenen, hier zum Vergleich zusammengestellten Pläne von Quirigua und Copan, und die folgende noch im Druck befindliche Angabe der Thatsache, die er neuerdings festgestellt hat. Ehe ich diese mittheile, möchte ich erwähnen, dass Quirigua, welche nach Maudslay's Ansicht die ältere der beiden Städte ist, in der sumpfigen Ebene am Motagua-Fluss und infolge jährlich eintretender Überschwemmungen sehr ungesund liegt. Copan dagegen liegt auf einer Anhöhe und scheint eine später erbaute Hauptstadt zu sein, welche infolge einer Übersiedelung nach gesünderer Lage entstanden ist.

Mr. Maudslay hat neuerdings nicht nur festgestellt, dass die Grundpläne beider Städte auffällig ähnlich sind, sondern dass die reich-skulptirten Bildsäulen, welche an den Seiten beider Hauptplätze errichtet sind, nach einer beabsichtigten Ordnung aufgestellt waren. Diese Bildsäulen bestehen aus einer Anzahl Darstellungen von Männern theils mit, theils ohne Bärte, und von Frauen in weiblicher Tracht.1) In Quirigua sowie in Copan sind die Bildnisse von Häuptlingen mit Vollbärten, von denen einige künstlich zu sein scheinen, ausnahmslos an der Nordseite des Hauptplatzes angebracht, während die bartlosen und Frauen-Bildnisse an der Südseite stehen. Wenn man nun, durch diese merkwürdigen Thatsachen ermuthigt, die Hypothese sich erlaubt, dass die alte verschollene Civilisation, welche ursprünglich in diesen Kulturstätten herrschte, auch nach dem von uns verfolgten Schema geordnet war, erhalten wir die folgenden interessanten Ergebnisse: Erstens erkennen wir, dass die grossen und umfangreichen Tempel und Palastbauten Copans z. B. nur die Mittelstadt bildeten, deren Verhältniss zu den anderen Stadtvierteln ungefähr demjenigen entsprach, welches auf dem Plan von Guatemala angegeben ist. Zweitens dürfen wir annehmen, dass wiederum die Hauptstadt der Mittelpunkt eines Staates bildete, welcher, wie das alte Mayapan, um nur ein Beispiel anzuführen, in vier Provinzen getheilt war. Drittens kommt

1) Biologia Centrali-Americana. Archaeology Part XII, London 1899.

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