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eine ebenso grofse Ausbreitung gehabt haben. Die Sache verhält sich indessen wirklich so; jene Beschreibung ist durchweg richtig, und jeder Reisende kann sich davon noch heutigen Tages mit gröfster Leichtigkeit überzeugen. Zur Zeit der alten Nordbewohner scheinen die Naturverhältnisse dieselben gewesen zu sein, wie wir sie noch heute finden. Die Veränderungen, die mit dem Eise vorgegangen, sind jedenfalls so langsam erfolgt, dafs fünf Jahrhunderte keine sonderliche Aenderung bewirkt haben, und es ist eben so wenig Grund zu der Annahme vorhanden, dafs sich das Klima verschlechtert haben sollte. Um es deutlicher zu machen, was dieses Eis, durch welches das Oberland unzugänglich gemacht wird, zu bedeuten hat, wollen wir denselben südlichsten District, oder den „Ostbau" des alten Grönlands etwas genauer betrachten.

aus,

Diese Küste nimmt circa 35 Meilen oder ein Viertel des ganzen Südgrönland ein, während es etwa der Bevölkerung umfasst. Der am weitesten in die See hervorragende Theil des Landes ist sehr hoch und bildet Inseln oder Vorgebirge von 4 bis 5000 Fufs Höhe. Von einem gewissen Punkte des Meeres etwa 12 Meilen vom Lande entfernt, kann man den ganzen District von der Gegend um das Cap Farwell bis zur Insel Nunarsoit übersehen, doch nur so, dafs das niedere Land sich unter den Horizont verliert und die höheren Berge dadurch das Aussehen von Inseln erlangen. Aus demselben Grunde zeigt sich das Land auch aus dieser Entfernung stark mit Eis und Schnee bedeckt, weil man nämlich das Unterland nicht sehen kann. Die steilen dunklen Abhänge, welche sich gegen das Meer wenden, sind mehr oder minder mit Schnee bedeckt, das flache Hochland darüber ist gewöhnlich ganz weifs,. nur einzelne spitze scharfe Kegel, welche sich über die Umgegend emporheben, haben ihrer Steilheit wegen nur sporadische Schneeflecke, während alle Klüfte oder Vertiefungen durch Jökul (Gletscher) oder feste Eismassen ausgefüllt sind. Aber diese Eis- oder Schneemassen, welche in solcher Weise die hohen Berge bedecken, sind etwas ganz anderes, als die Masse, welche nach dem oben Angeführten über dem Innern des Landes liegt. Nähert man sich mehr der Küste, so tritt das Unterland hervor, viele Inseln mit dazwischen liegenden Buchten und Sunden werden allmählich sichtbar, und dieses Unterland ist, wenn auch ziemlich nackt und kahl an den Aufsenküsten, doch im Hochsommer so gut wie schneefrei. Kommt man endlich der Küste auf oder Meile nahe, so wird man hier und dort in den kleineren Vertiefungen mancherlei Grün gewahr, und die ebeneren Striche haben überall von der sie bedeckenden Vegetation eine bräunliche Färbung. Verfolgt man das Fahrwasser zwischen den Inseln hindurch noch weiter, und dringt darauf in die tief

sten Fjorde ein, so nimmt das Grün auf dem Lande in überraschendem Grade zu, ganz in dem Maafse, in dem man sich von dem offenen Meere entfernt; und dieses ist namentlich ungefähr zwei Meilen innerhalb der Mündung des Fjords der Fall. Hier sieht man auch lachende grüne Klüfte oder Thäler, von denen aus sich der Pflanzenwuchs als eine gleichmässige Bedeckung noch über tausend Fufs Höhe fortsetzt, worauf er allmählich abnimmt und endlich an den steilen und unfruchtbaren, mit Schnee und mit Gletschereis bedeckten Berggipfeln aufhört. Man glaubt im ersten Augenblick, dass dieses Grün von Gras oder ähnlichen niedrigen Kräutern herrühre, dies ist aber ein Irrthum, der durch die Entfernung und den trügerischen Maafsstab verursacht wird, welchen die Gröfse der Fjelde und der losen Steinblöcke darbietet. Es rührt diese grüne Färbung von nichts Geringerem als den Wäldern Grönlands her, die man hier in der Form namentlich von Weiden-, aber auch von Birken - Büschen vor sich hat. Die Klüfte und Abhänge der Fjelde sind gewöhnlich mit losen Steinblöcken bedeckt, die aber von einer so bedeutenden Gröfse sind, dafs Büsche von mehr als zwei Ellen Höhe dazu gehören, um sie mit ihren Zweigen so zu verdecken, dass der ganze Landstrich ein ununterbrochenes grünes Colorit erhalten kann. Man wird daher etwas überrascht, wenn man solche grüne Abhänge, die aus der Ferne ganz eben aussahen, besteigt und sie in der Wirklichkeit fast unwegsam findet. An dem innersten Ende der Fjorde finden sich gewöhnlich die meisten solcher Thalstriche, und es scheint fast, als ob die Bergmassen gegen das Meer hin am höchsten und steilsten sind und sich von den Mündungen der Fjorde aus landeinwärts senken. Und hier im Hintergrunde der Fjorde war es, wo das eigentliche Oberland oder grofse Festland beginnen sollte; das, was ihm nach aufsen vorgelagert ist, wird mehr oder weniger vom Meere umgeben und bildet entweder Inseln oder Halbinseln, über welche man durch Thäler hier und dort von dem einen Fjord zum anderen gehen kann. Am innersten Recefs der Fjorde, am Strande des abhängigen Festlandes finden sich auch die flachsten, freundlichsten und an Pflanzenwuchs reichsten Strecken, aber man stöfst nun auf ein ganz anderes Hindernifs, welches plötzlich das übrige Land unzugänglich macht und alle weitere Untersuchung desselben hemmt. Hier, um die altgrönländischen Stätten Garde und Brattelid herum, war es, wo die Leute, wie es im Königsspiegel am angeführten Orte heifst, versucht haben, die hohen Fjelde zu besteigen, um zu sehen, ob keine Oeffnung in dem Eise zu entdecken wäre, welches das ganze innere Festland bedeckt. Aber vergeblich, sie konnten nichts der Art entdecken. Dort sahen sich also die alten Nordländer aufgehalten; nur an der Küste hatten sie ihre Bauten, nur auf den Gebirgsstrichen,

die zwischen den Fjorden lagen, weideten ihre Heerden, und nur dort hatten sie Verbindungen und Ueberlandwege von der einen Küste zur anderen. Tiefer in das Land einzudringen, als die Fjorde reichten, war ihnen nirgends geglückt, daher konnten sie auch nicht wissen, wie grofs das Land war.

Alles, was schon bei der Schilderung Nordgrönlands von der Ausbreitung des Eises über das Land gesagt ist, gilt im Einzelnen und Ganzen auch für das südliche Grönland, wo jedoch die Breite des Aufsenlandes oder des eisfreien Küstensaumes auffallend gering ist. Die sogenannten Eisfjorde zeichneten sich, wie man sich erinnern wird, dadurch aus, dafs man im Hintergrunde derselben auf eine Eismasse stiefs, die in einem Thale vom Lande herab kam, und einem grofsen in mehr oder minder jähem Laufe plötzlich gefrorenen und erstarrten Flusse nicht unähnlich war; ferner, dafs man, von irgend einer Berghöhe an einem solchen Orte, das ganze Land, aus welchem dieser Flufs her kam, nach innen zu gleichsam mit Eis überschwemmt sah, und zwar bis zu einer solchen Höhe, dafs nur ganz einzelne Berggipfel aus der flachen Eisebene hervorragten. Dasselbe ist auch in dem Districte von Julianehaab der Fall. Selbst der Fjord Tunnudliorbik, von dem wir annehmen, das er der einst so berühmte EriksFjord gewesen, ist gewissermalsen ein solcher Eisfjord, indem der eine Arm desselben bis zu dem erwähnten festen Landeis hinaufreicht, welches von dort ab weiter nach innen hin das ganze Innere des Landes bedeckt und verbirgt. In diesen Fjordarm soll, wie man sagt, auch das Landeis einen Theil Eisbrocken oder kleine Eisfjelde hinauswerfen, weshalb er auch nur bis zu einem gewissen Punkte für die Weiberboote zugänglich ist. Diese Stelle ist vermuthlich auch in's Auge zu fassen, wenn man in der Pflegebeuder-Sage" liest, dafs Gamle und Grima „abseits, im Innern des Erik-Fjords ganz oben unter den Eisbergen wohnten.“ Geht man von dort hinüber zu dem daran stofsenden Igalliko-Fjord, so stöfst man allerdings nicht auf Landeis; man kann nämlich in seinen beiden innersten Armen längs des Uferrandes rundherumrudern, ohne irgendwo zu finden, dass Eis das Land bedeckt, oder vom Innern herab bis an das Meer reicht. Dieser Fjord schneidet nämlich nicht ganz so tief in das Land, wie Tunnudliorbik. An seinem innersten Arme liegt Kaksiarsuk oder das alte Garde; nicht weit von diesem ergiefst sich ein grofser Strom in den Fjord, der aus dem Innern des Landes kommt und ein auffallend lehmiges und unklares Wasser hat, welches auch die Farbe des Fjordes noch auf eine bedeutende Strecke verändert. Aber sobald man die nächsten Hügel um Garde besteigt, kann man sich davon überzeugen, dass das grofse Festlands-Eis ganz nahe ist, dafs sich dessen äufserer Rand nicht

weit davon in ein Thal senkt und dort wahrscheinlicherweise jenen grofsen Flufs mit Wasser versieht, denn die dunkle Färbung desselben stimmt ganz mit der Beschaffenheit der Ströme überein, die von Jökuln oder Gletschern herabkommen. Diese Stelle scheint auch vorzugsweise zu den Untersuchungen über die Bewohnbarkeit des innern. Landes, die der Königsspiegel erwähnt, benutzt zu sein. Betrachtet man in gleicher Weise die anderen Fjorde im District von Julianehaab, so wird man finden, dass man von dem südlichsten bis zu dem nördlichsten, an 12 bis 16 verschiedenen Stellen zur See bis an den Rand des Landeises gelangen kann, das an einigen dieser Stellen sogar weithinaus in die Fjorde reicht, und jährlich Bruchstücke in das Meer hinaussendet, an einer Stelle sogar kleine Eisfjelde und eine grofse Menge kleineres Kalbeis, wennschon diese Massen im Vergleich mit denjenigen, welche aus den grofsen Eisfjelden in Nordgrönland herauskommen, als unbeträchtlich erscheinen. Endlich kann man von manchen Punkten, auch von den Bergen auf den Inseln, die hohe in der Entfernung anscheinend ganz ebene Eisfläche erblicken, welche sich im Hintergrunde um alle Fjorde zieht, und man wird sich leicht davon überzeugen, dafs sie ein zusammenhängendes Ganze bildet und dafs schon in geringer Entfernung von den Fjorden eisfreies Land nicht existirt, mit Ausnahme der einzelnen Berggipfel, die aus demselben wie aus einem überschwemmten Lande hervorragen.

Man kann sich nun leicht einen Begriff davon machen, wie breit der Küstenstrich ist. Wir wollen denselben mit dem Worte „Aufsenland" bezeichnen. Dieses bildet den einzigen zugänglichen Theil Grönlands und da es gröfstentheils von Fjorden durchschnitten ist, kann man sich auch leicht über seine Beschaffenheit unterrichten. Die inneren Theile sind allerdings nur durch die Berichte der Eingeborenen bekannt, die der Renthierjagd wegen sie besucht haben, und aus den spärlichen Angaben europäischer Reisender, aber man kann doch, einige gröfsere oder kleinere Lücken abgerechnet, das Landeis auf der ganzen Strecke bis Nordgrönland verfolgen. Es scheint eine ziemlich gebogene Linie zu bilden, geht jedoch an einer Stelle ganz in das offene Meer hinaus, so dafs sich weder Küstenland noch Ausseninseln davor befinden, und an anderen Stellen reicht es ebenfalls bis zu dem offenen Meere und hat nur wenige kleine Inseln vor sich liegen; wieder an anderen zieht es sich etwas zurück und berührt nur die innersten Fjordarme, und an einigen Punkten weicht es auch vor den am Weitesten einschneidenden Fjordarmen zurück; doch kann man aus einzelnen Reiseberichten schliefsen, dafs man auch hier weiter landeinwärts endlich auf Landeis stöfst und sich durch dasselbe von weiterem Vordringen zurückgehalten sieht. Im Ganzen scheint es jedoch

als ob das Aufsenland im südlichsten Theile am schmalsten sei; hier ist das geringste Areal vom Eise frei, ja man könnte auch wohl sagen, dafs der genannte Küstenstrich in dieser Hinsicht von der Natur weniger begünstigt ist, als die nördlichste Gegend zwischen Upernivik und Omenak. Weiter im Norden zieht sich das Landeis mit einigen Unterbrechungen mehr in das Land zurück, auf der Grenze von Nordgrönland finden sich die tiefsten Fjorde und innerhalb derselben das gröfste eisfreie Oberland. Dort, oder in Mittelgrönland halten sich auch die Renthiere in gröfster Menge auf, so dafs im Vergleich mit der grofsen Anzahl von Thieren, die dort alljährlich geschossen werden, die Jagd in den südlichen Districten als ganz unbedeutend erscheint.

Die bisherigen Karten Südgrönlands ') sind noch zu unvollständig, um darnach das Gesammtareal des Aussenlandes ebenso zu berechnen, wie es für Nordgrönland geschehen ist. Selbst die vielen grofsen und kleinen Fjorde dieser Küstenstrecke sind noch zu wenig bekannt, und noch weniger die Grenze des festen Landeises. Der District von Julianehaab ist am Genauesten untersucht; und dort beträgt in dem südlichsten Theile, zunächst dem Cap Farwell, die Entfernung von den äufseren Inseln bis zu dem mit Eis bedeckten Inneren 8 bis 10 Meilen, während in dem nördlichen Theile das Aussenland nur 4 bis 5 Meilen breit ist. Darauf verschwindet das Letztere beinahe gänzlich; denn auf der Grenze des Districts von Fredrikshaab, bei Kepisakko, zwischen den Inseln Nunnarsoit und Sennerut breitet sich das Eis über das ganze Land bis zu dem Meere hin aus. Diese Gegend trägt ein sehr wildes und ödes Gepräge, wie auch die Inseln, welche vor dem unter Eis begrabenen Lande liegen, sehr hoch, steil und unfruchtbar sind und gröfstentheils auch den Sommer hindurch überall mit Schnee bedeckt bleiben. Nicht ohne Grund nimmt man an, dafs das von Davis benannte Cap Desolation hier liege. Auch auf den nächsten 30 Meilen kann das Küstenland nicht sehr breit sein, vielleicht nur 6 bis 8 Meilen; denn die Fjorde schneiden nicht tief ein, und mehrere von ihnen reichen dennoch bis an das feste Eis hinauf; auch finden sich hier zwei nicht unbedeutende Eisfjorde, von denen der eine im Sommer eine Masse Eisfjelde ausschickt, die so dicht aneinander gepackt vor der Mündung desselben liegen, dafs man noch über zwei Meilen weit in die See hinausstechen mufs, um diese gefährliche Stelle mit einem Boote passiren zu können. An der Grenze des Districtes Fiskernässet (die

1) Die Districte Südgrönlands sind aufser dem südlichsten, dem von Julianehaab, von S. nach N. Fredrikshaab, Fiskernaesset, Godthaab, Sukkertoppen und Holsteensborg. Die Hauptorte derselben liegen beziehungsweise ungefähr unter 62o, 63° 5, 64 10', 65° 28' und 66° 55' N. Br.

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