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Grönland herum zu gedenken, Da die Bewohner sowohl jetzt, wie in alter Zeit beständig an der Küste gewohnt haben und nicht allein den gröfseren Theil ihrer Nahrungsmittel und übrigen Lebensbedürfnisse von der See geholt haben müssen, sondern auch nur auf dem Seewege Verbindung mit einander unterhalten haben können, darf man mit gutem Grunde sagen, dafs das Wohnen in diesem Lande stets unmittelbar von dem Meere abhängig gewesen ist. Es ist daher von der grössten Wichtigkeit, dafs das Meer nach allen Richtungen hin in das Land eindringt, und dafs die Küste Fjorde und Sunde mit davor liegenden Inseln bildet; denn durch die letztern werden die Gewässer, in denen die Fischerei betrieben und die Reisen unternommen werden, gegen den Seegang vom offenen Meere beschützt. Ein Gürtel von unzähligen Inseln und Scheeren findet sich ziemlich gleichmässig längs der ganzen Küste vertheilt. Ausserhalb der Inseln, kann man dreist behaupten, friert die See selbst in den strengsten Wintern und bei stillem Wetter nie zu, auch nicht einmal für ein paar Tage, und selbst innerhalb der Scheeren geschieht es in Folge des unruhigen Wetters und der starken Strömungen bei weitem nicht in dem Grade, wie in Nordgrönland. Nur tiefer in die Fjorde hinein kann man mit Bestimmtheit auf eine einigermaafsen dicke Eisdecke für einige Monate des Jahres rechnen; weiter aufsen und zwischen den Inseln ist das Eis so unbeständig und so unterbrochen, dass kein Nutzen von demselben gezogen werden kann, dass es vielmehr nur dazu beiträgt, die Communication zu erschweren oder gar zeitweilig ganz zu hemmen. Bei den Colonien von Südgrönland sieht man im Allgemeinen sogar weniger festes Eis auf dem Meere, als dies im Sunde bei Kopenhagen der Fall ist. Ebenso kennt man hier auch nur wenig von dem Treibeise, welches von dem innern Lande kommt und aus den sogenannten Eisfjorden hinaustreibt, wie es in Nordgrönland in so hohem Maafse der Fall ist. In Südgrönland giebt es nur vier solcher Eisfjorde, welche Eisfjelde in das Meer hinausstofsen, und sie stehen sämmtlich hinter den fünf grofsen Eisfjorden Nordgrönlands zurück und können nur mit einigen von den acht kleineren desselben verglichen werden. Nichtsdestoweniger hört man so viel vom Treibeise an der Küste reden, und gerade die südlichste Colonie wird aus diesem Grunde als die für Schiffe am schwersten zugängliche betrachtet. Woher stammt hier das Eis und wie ist es beschaffen?

Jn den meisten Wintern sieht man bis zum Februar an der Küste von Julianehaab kein Eis, das Meer ist zu dieser Zeit immer in Bewegung und erzeugt selbst bei stillem Wetter eine gewaltige Brandung an den äussern Spitzen und Scheeren. Im Februar und zuweilen auch erst im Anfang im März merkt man dann zu einer gewissen Zeit, dass

sich der Seegang plötzlich legt. Zu derselben Zeit pflegt man dann auch zu vernehmen, dass weiter nach Süden hin zunächst dem Cap Farwell Treibeis gesehen wurde, und wenige Tage darauf, besonders wenn südlicher Wind eintritt, sieht man von den Fjelden bei Julianehaab aus das Meer weifs bedeckt, so weit das Auge reichen kann, und gleichzeitig beginnen auch einzelne abgesprengte Stücke von Treibeis zwischen die Inseln und selbst bis in den Hafen der Colonie hineinzukommen. Man erkennt nun, dafs das, was aus einiger Entfernung gesehen als ein zusammenhängendes flaches Eisfeld erschien, aus lauter losen Bruckstücken besteht, die selten über 50, gewöhnlich aber nur 10 bis 20 Ellen im Durchmesser haben. Wenn diese Stücke auf das Land treiben und bei niedrigem Wasserstande trocken gelegt werden, sieht man, dafs sie eine Dicke von 6 Ellen und darüber haben und rund herum in der Höhelinie des Wasserstandes durch den Wellenschlag ausgehöhlt sind, so dass sie immer aus einem ziemlich breiten Fufs bestehen, der oben eine dünne Platte, nämlich den Theil des Stückes trägt, welcher über dem Wasser lag und deshalb nicht so schnell verzehrt werden konnte. Die kleineren abgerundeten Stücke, die man so auf dem Lande stehen sieht, haben daher ihrer Form nach einige Aehnlichkeit mit Tischen, die nur auf einem runden Bein mitten unter der Platte ruhen. Gewöhnlich ereignet es sich aber, dass eine Kante auf die Seite sinkt, die andere in Folge dessen aus dem Wasser hervorragt. Dies verursacht es, dafs eine solche Sammlung ursprünglich flacher Eisstücke, die nur wenige Fufs über das Wasser hervorragen, mit Bruchstücken gemischt sind, die mehrere Ellen über den anderen emporstehen, und da nun gleichzeitig immer eine Menge Eisfjelde diesem flachen Eise folgen, zeigt sich die ganze Oberfläche des mit Treibeis bedeckten Meeres bei näherer Betrachtung im höchsten Grade uneben. Man pflegt dieses Treibeis „Grofseis" zu nennen, und es ist augenscheinlich, dafs es trotz seiner bedeutenden Dicke doch in Wirklichkeit gefrornes Salzwasser ist und aus den Meeresgegenden herrührt, in denen sich dasselbe mehrere Jahre hindurch gefroren erhält. Denn ein einziger auch noch so strenger Winter würde wohl kaum Eis von 6 Ellen Dicke bilden können. In der Nähe von Spitzbergen zeigt sich dieses Eis in Form grofser Schollen von meilenlanger Ausdehnung; von dort aber braucht es sicherlich lange Zeit, vielleicht auch mehre Jahre, um nach Julianehaab zu gelangen. Die Strömung führt einen Theil desselben beständig längs der Ostküste von Grönland herab, auf diesem Wege zerbricht es, friert vielleicht ab und zu auf mehrere Winter wieder aneinander und zerbricht auf's Neue, und deshalb besteht derjenige Theil desselben, welcher die Gegend um Cap Farwell erreicht und in die Davis-Strafse treibt, gewöhnlich nur

aus lauter kleineren Bruchstücken; Schollen von mehr als 1000 Ellen gehören hier jedenfalls zu den Seltenheiten.

Das Treibeis kann sich zu jeder beliebigen Jahreszeit vor der Küste von Julianehaab einfinden. Am häufigsten und regelmässigsten erscheint es jedoch nach Beginn des Februar, worauf es langsam nach Norden treibt, während neue und gröfsere Massen besonders im April, Mai und Juni nachfolgen; in dieser Jahreszeit ist es eine grofse Seltenheit, die vielleicht nicht einmal in zwanzig Jahren eintrifft, wenn ein Schiff direct aus der See in die Colonie einläuft. Im Juli und August scheint eine Art Stillstand einzutreten; das letzte Eis treibt vorüber, ohne dafs neue Massen hinzukommen; in den letzten Tagen des August pflegt das südlichste Ende des Eises dem offenen Meere und dem Seegang zu weichen, so dafs die Schiffe gewöhnlich in der ersten Hälfte des September gleich in die offene See stechen können. Dann finden sich sehr häufig im Herbste wieder neue Treibeismassen ein, jedoch stets in geringerer Menge, so dafs sie sich sehr bald wieder verlieren. Diese Regeln gelten indessen nur im Allgemeinen; das Eis kann sich, wie erwähnt, zu jeder Zeit einstellen, sowohl im Sommer wie im Winter, und es kann ebenso zu jeder Jahreszeit ganz von der Küste verschwinden. Man wird hierbei leicht auf die Frage geführt, durch welche Veranlassung das Treibeis an der Ostküste in Bewegung gesetzt und wodurch es in die Davis-Strafse geführt wird, und weshalb dieses vorzugsweise im Frühjahre geschieht? Wäre die Strömung die einzige Ursache, so müfste sie zu ganz verschiedenen Zeiten eine aufsergewöhnliche Stärke haben; es werden also ohne Zweifel auch noch andere Ursachen gleichzeitig mitwirken, und es wird namentlich darauf ankommen, in welchem Zustande sich das Eis an der Ostküste befindet, ob es am Lande fest zusammengefroren liegt, oder ob es schon von dem Seegange zerbrochen ist. Dass das Aufthauen in einer milderen Jahreszeit Einflufs darauf haben sollte, scheint weniger anzunehmen, denn das Eis findet sich ja gerade am regelmäfsigsten kurz nach der kältesten Jahreszeit ein, wo man denken sollte, dafs es am stärksten zusammengefroren sein müsse. Viel wahrscheinlicher ist es, dafs hauptsächlich das unruhige Wetter, welches diese Jahreszeit vor den andern auszeichnet, die Massen von einander trennt und ihr Treiben nach dem Cap Farwell vorbereitet. Man macht verschiedene Bemerkungen hinsichtlich des Wetters, welches der Ankunft des Eises vorauszugehen pflegt; Einige behaupten, dafs es nach starken nördlichen, Andere aber, dafs es nach starken südlichen Winden käme. Diese Bemerkungen beruhen mehr auf individuellen Vorstellungen über die Ursachen der Erscheinung, als auf wirklichen und vieljährigen Beobachtungen. Der Verfasser glaubt erfahren zu

haben, dafs es vorzugsweise der warme Ostwind, oder der sogenannte Südost ist, der das Treibeis um das Cap Farwell führt; aber in Ermangelung zuverlässiger Beobachtungen mufs der Werth dieser Meinung dahin gestellt und die Frage unentschieden bleiben.

Wie die Zeit der Ankunft des Eises keine bestimmte ist, so ist auch die jährliche Menge desselben äusserst verschieden. Wir müssen jedoch hier genau darauf achten, was unter der Menge des Eises verstanden werden soll. Man hört jährlich zu gewissen Zeiten sagen, dafs sich jetzt das Eis da und dort in grofser Menge gezeigt hat, dafs man von den Fjelden aus kein offenes Wasser erblicken kann, wie man auch auf dem Meere zu sagen pflegt, dafs viel Eis vorhanden ist, wenn es vom Top aus so weit zu sehen ist, als das Auge reicht. Das will aber eben noch nichts Grofses sagen, denn das Eis ragt nicht höher empor, als das Wasser, so dafs es von einem Schiffe aus nur auf drei oder vier Meilen Entfernung gesehen werden kann; bleibt doch das, was man von solch einem einzelnen Punkte erblickt, immer nur ein geringer Theil der Ausdehnung des Eises längs der Küste, selbst zu ganz gewöhnlichen Zeiten. Um sich einen Begriff von der Eismasse zu machen, muss man entweder in einem Schiffe den ganzen Aufsenrand derselben umfahren, oder gehört haben, wie weit sie nach Norden hinauf an der Küste gesehen worden ist. Man kann wohl sagen, dafs es sich in den meisten Jahren im Frühjahre längs der ganzen Küste bis zur Colonie Fredrikshaab festlegt, aber abgesprengt wird und sich verliert, bevor es die Strömung weiter gegen Norden hinauf führen kann; sehr häufig erreicht es jedoch auch die Colonie Fiskernässet, aber in wenigen Jahren Godthaab, und nur sehr selten die Colonie Sukkertoppen, und kaum jemals hat es Holsteensborg erreicht. Das Eis dagegen, welches im Herbst kommt, geht selten über den District von Julianehaab hinaus; doch ereignete sich im Jahre 1791 der seltene Fall, dafs es sich in dieser Jahreszeit vor der ganzen Küste bis hinauf zur Colonie Sukkertoppen festlegte und den gröfsten Theil des Winters liegen blieb, zusammenfror und sowohl jede Communication, als auch den Kajakkfang der Grönländer hemmte. Ein Weiberboot war im Herbste von Godthaab aus nach Sukkertoppen gegangen und wurde auf dem Rückwege von diesem Eise festgehalten. Die Besatzung beschlofs darauf den Versuch zu wagen, den District von Godthaab über Land zu erreichen. Sie begab sich, 7 Köpfe an der Zahl, am 11. December auf den Weg; unter vielen Leiden und Beschwerden blieben nach und nach vier von diesen Leuten unterwegs liegen und starben an Hunger und Kälte und erst am 25. December erreichten die übrigen drei einen bewohnten Platz am Fjord von Godthaab. Das Jahr 1817 ist als das gröfste Eisjahr in der Davis - Strafse

bekannt, über das bestimmte Nachrichten existiren; zwei von den Schiffen der königlichen Handelsgesellschaft gingen in diesen Gewässern verloren. In demselben Jahre hatten die Walfischfänger das Fahrwasser um Spitzbergen ungewöhnlich frei vom Eise gefunden, was theilweise Anlass zu den darauf folgenden englischen Entdeckungsreisen gab. Im Jahre 1838 ereignete es sich auch, dafs das Eis im Herbste bis hinter die Colonie Fiskernässet reichte.

Wenn es nicht leicht ist sich die erste Ursache von der Bewegung des Grofseises zu erklären, dürfte es vielleicht noch schwieriger sein, nachzuweisen, wo es bleibt. Es legt sich nämlich als ein längerer oder kürzerer Streifen längs der Küste fest, hält sich hier einige Monate, indem es bald von dem Lande zurückweicht, bald auf dasselbe hinaufgeprefst wird, und verschwindet darauf. Zu gleicher Zeit ist es in einem beständigen Treiben nach Norden begriffen, aber die nördlichen Zipfel erreichen doch immer nur eine gewisse Grenze, und verschwinden dort. Dafs es ganz nahe der grönländischen Küste in noch kürzerer Zeit aufthauen sollte, als das Eis auf den kleinen Landseen und der Schnee auf dem Lande, und zwar, obgleich es sechs Ellen und darüber dick ist während das Eis auf den Landseen nur 11⁄2 Elle stark ist, davon kann gar nicht die Rede sein. Man sieht auch, dass einzelne Stücke, die sich eingeklemmt haben und die innern Strömungen und Fahrwasser verstopfen, den gröfsten Theil des Sommers über liegen bleiben, ohne eine sichtliche Veränderung zu erleiden. Es bleibt daher nur übrig anzunehmen, dafs der nördliche Zipfel des langen Streifens sich von der Küste wegwendet, nach Westen hin in das Meer zerstreut wird und dort erst aufthaut. Dagegen scheint allerdings der Umstand zu sprechen, dafs die Schiffe auf ihrem Rückwege von Nordgrönland, wenn sie in 10 bis 20 Meilen oder noch kürzerer Entfernung längs des Landes segeln, selten Eis treffen. Einzelne lose Stücke fehlen jedoch nicht ganz, und bedenkt man, dafs jener Streifen, der sich längs eines Theils der Küste festlegt gewöhnlich nur eine Breite von 5 bis 6 Meilen hat, und dafs er weit davon entfernt ist compact zu sein, wenn er dem Auge auch so erscheint, so wird man es immer für möglich halten, dass der nördlichste Zipfel sich allmählich im Laufe des Sommers in dem grofsen Meere zerstreut ohne dafs er die Aufmerksamkeit der Seefahrer in besonderem Grade auf sich zieht.

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