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pagne, der berühmteste französische Dichter und Mus fenfreund seines Jahrhunderts; und sein Beispiel wirkte ermunternd auf den hohen Adel dieser Provinj. Indessen lieset man nicht, daß der Ritter Joinville auch Verse gemacht habe. Sein Schick sal riß ihn früh in die militärische Laufbahn. Er mag höchstens etwas über zwanzig Jahr alt gewes fen seyn, (denn das Jahr seiner Geburt ist nicht genau bekannt), als er, aus Gottesfurcht und seis nem hohen Stande zu Ehren, im Jahr 1248 das Kreuz nahm, seinem frommen Könige nach den Morgenländern zu folgen. Der König fand unges meines Wohlgefallen an dem jungen Manne, der eben so ritterlich focht, als geistreich und verständig sprach. Joinville wurde dem Monarchen noch wers ther durch die jovialische Geradheit seines Charak: ters, und durch den Muth, seine Meinung zu fas gen, auch wenn er dem Könige widersprechen mußte. Sieben Jahre während des Kreuzzuges war Joins ville fast immer persönlich um seinen König, die Zwis schenzeiten abgerechnet, da er bald zu besondern Exs peditionen commandirt wurde, bald in Gefangens schaft gerieth, und mancherlei Abenteuer bestand. Aber er hatte auch, nach der Rückkehr in sein Vas terland, nicht Lust, dem Könige, dem er sonst mit der herzlichsten Verehrung ergeben war, auf einem neuen Kreuzzuge gegen Tunis zu folgen. Er brachs te die zweite Hälfte seines Lebens größten Theils auf seinen Gütern und am Hofe des Königs von Navarra zu. Wann er seine Memoires bekannt gemacht, ist nicht gewiß. Doch schrieb er sie wohl nicht in den letzten Jahren seines Lebens; denn er erreichte das sehr hohe Alter von mehr als neunzig Jahren. Seine Memoires gehören noch jetzt zu

den

den interessantesten 9). Sie sind durchaus charaks teristisch, ein treuer Spiegel des Zeitalters und der persönlichen Denkart des Verfassers: Alles, was Joinville erzählt, hat er mit erlebt; daher die Les bendigkeit seiner Darstellungen; und hätte er nicht schon von selbst alle Unwahrheit gehaßt, so würde er doch als Biograph des gewissenhafteßen Königs den Schatten desselben durch jede Unwahrheit zu erzürnen besorgt haben müssen; daher das kräftige Gepräge der Wahrhaftigkeit in diesen Memoires. Die Sprache Joinville's ist freilich noch roh, und sein Styl nichts weniger als classisch. Der gemeis ne Chronikengeist hatte auch auf ihn gewirkt. Aber Joinville ist dennoch für sein Zeitalter ein Schrifts steller von einer seltenen Feinheit des rhetorischen Geschmacks. Seine treuherzige Naivetåt hat eine wahrhaft romantische Anmuth. Er weiß sehr gut, das Interessante von dem Trivialen abzusondern, um dieses fallen zu lassen, und jenes zu heben. Seis ne ganze Manier ist so ungezwungen, so freundlich, und so unterhaltend, daß man in dieser Hinsicht die Chroniken aus demselben Zeitalter mit Joinville's Memoires gar nicht vergleichen kann. Diese Me moires sind theils biographisch, theils militärisch. Joinville wollte mit redlichem Enthusiasmus dem König Ludwig dem Heiligen ein litterarisches Denks mal der Verehrung stiften. Was einem Geschichts schreiber, der den Helden seiner Erzählung nur aus den Thaten desselben kennt, nicht ziemt, erst den Mann zu schildern, dann seine Thaten zu erzählen, durfte sich Joinville, der mit dem König Ludwig

dem

9) In der Collection univerfelle, Tom. I. II. III., wo man auch Nachricht von den älteren Ausgaben findet.

dem Heiligen in den engsten Privatverhältnissen ges lebt hatte, ohne Bedenken erlauben. Der miliz tärische Theil dieser Memoires gewinnt nicht we nig an allgemeinem Interesse dadurch, daß Join: ville sein Werk mit einer ausführlichen, durch bes kannte Facta hinlänglich beglaubigten, und durch zuverlässige Anekdoten bis zum Ueberflusse bestätig: ten Charakterschilderung des Königs anfängt. Der einzige Fehler dieses moralischen Porträts ist der Mangel an Schatten. Denn Joinville vermochte es nicht über sich, von dem hochverehrten Monarchen, den der Pabst selbst unter die Heiligen vers seht hatte, irgend etwas Nachtheiliges aufzuzeichs nen. Abgerechnet diesen Fehler, hat das Gemåhlde alle Kennzeichen der Wahrheit. An psychologische Anordnung konnte noch kein Charaktermahler im dreizehnten Jahrhundert denken. Bon der Gots tesfurcht des frommen Königs geht Joinville aus. Auf sie bezieht sich alles Uebrige, wie eine Erinnes rung die andere, eine Anekdote die andere herbeis führte ). In der Erzählung der Thaten des Köz nigs,

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r) Hier ist eine Stelle zur Probe.

Le faint Roy ama tant verité, que aux Sarrazins et Infidelles propres ne voulut - il jamès mentir, ne foy desdire de chofe qu'il leur eut promife: nonobftant qu'ilz fuffent fes Ennemis, comme touché sera

cy-aprez.

De fa bouche fuft-il très-fobre et chafte, car onques en jour de ma vie de luy oy devifer ne fouhaitier nulles viandes, ne grant appareil de choufes delicieufes en boire ne en manger, comme font maints riches ommes; ainçois mangeoit et prenoit paciemment ce que on lui atteignoit et mettoit devant luy.

En fes paroles il fuft fi attrampé que jamès jour de ma vie ne luy oy dire aucune mauvaise parole de

nully,

nigs, oder dem zweiten Theile dieser Memoires, fangen freilich oft, wie in den Chroniken, vier bis fünf Perioden hinter einander mit Und an; und der Styl ist sich nicht immer gleich. Aber mehs rere Stellen, besonders die beschreibenden, haben bei aller Simplicität eine so interessante Anschaus lichkeit, daß kein classischer Autor sich ihrer schäs men dürfte. Nur geht selbst dann die Naivetät des Joinville auch wohl bis in das Komische, nach uns frer modernen Ansicht, über ).

Bie

nully, ne onques ne luy oy nommer le Deable, lequel nom est bien efpandu, et a prefent fort commun par le monde: ce que je croy fermement n' eftre pas agreable a Dieu, mais ainçois luy desplait grandement.

Son vin attrampoit par mefure, felon la force et vertu que avoit le vin, et qu'il le povoit porter. II me demanda par une foiz en Chippre, pourquoi je ne mettoye de l'eau en mon vin, et je luy refpondy que ce faifoient les Medecins et Cirurgiens, qui me difoient que j'avois une groffe tefte et une froide fourcelle, que je n'auroye povoir d'endurer.

⚫) Um des noiven Schlusses willen stehe hier das Folgens de aus der Beschreibung einer Schlacht.

Auquel jour y euft de trez-merveilleufes batailles et durs affaulx. Iceluy Maiftre des Templiers, parce. qu'il avoit de gens, fift faire au devant de fa bataille une deffenfe des engins, qu'on avoit gaignez fur les Sarrazins. Mais ce nonobftant rien ne luy valut. Car les Templiers y avoient mis grant force de planches de Sappin, et les Sarrazins y misdrent le feu Gre. gois et tout incontinent y print le feu de legier. Et les Sarrazins voyans qu'il y avoit peu gens a refifter contr'eulx, ilz n'attendirent mye le feu a esbrafer, et qu'il euft couru partout: mais fe bouterent parmy les Templiers afprement, et les desconfirent en peu de eure. Et foyez certains, que darriere les Templiers y avoit bien a l'environ d'un journau de terre,

Wie weit Joinville in der rhetorischen Cultur seinem Zeialter voreilte, beweisen die Memoires, die nach ihm im vierzehnten Jahrhundert geschrie: ben sind. Man war noch so wenig geübt in dies ser Art von Erzählungskunst, daß Joinville eine geraume Zeit das erste Muster blieb. Den nächs sten Plak nach ihm nimmt ein Frauenzimmer ein. Christine de Pisan, von italienischer Ab funft, Tochter des Hof: Astrologen Königs Carl V., am Hofe dieses Königs erzogen, und wohl gelitten, dann von mancherlei Widerwärtigkeiten verfolgt, und von häuslichen Sorgen gedrückt, kam auf den Einfall, die Geschichte des Königs, der ihr Gón: ner gewesen war, in biographischen Memoires zu erzählen. Es fehlte ihr weder an Kenntnissen, noch an Talenten. Sie verstand Lateinisch, machte auch französische Verse. Sie war fünf und dreißig Jahr alt, da sie die biographischen Memoires zur Ges schichte Carl's V. im Jahr 1399, dem neunzehns ten nach dem Tode dieses Monarchen, zu schreiben anfing. Es fehlte ihr also auch nicht an Reife des Verstandes. Doch konnte sie auch als Schrifts stellerin das Weib nicht verläugnen. Mit der Beschreibung der Gestalt des Königs hat sie ein ganzes Capitel ausgefüllt. Auch das Ceremo niell, das damals am französischen Hofe eingeführt wurde, beschreibt sie sehr umständlich. Ein wenig

cere:

qui cftoit fi couvert de pilles, de dars, et de autre trect, qu'on n'y veoit point de terre. Tant avoient trect les Sarrazins contre les Templiers. Le Maifire Capitaine de cette bataille, avoit perdu ung oeil a la bataille du mardy, et a cefle cy, perdifi-il l'autre oeil, car il y fufi tué, et occis. Dieu en

ait l'ame.

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