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Von den ersten Decennien des sechzehnten Jahrhuns derts bis gegen die Mitte des siebzehnten.

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Geschichte

der

französischen Poesie und Beredsamkeit.

Zweites Buch.

Von den ersten Decennien des sechzehnten Jahre hunderts bis gegen die Mitte des sieb zehnten.

Erstes Capitel.

Allgemeine Geschichte der poetischen und rhetori schen Cultur der Franzosen in diesem Zeitraume.

D

ie allgemeine Bewegung, die in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts alle intellectuel len und moralischen Kräfte durch ganz Europa eners gisch entwickeln half, und überall unerwartete Ansichs ten veranlaßte, unerwartete Talente hervorrief, macht auch in der Geschichte der französischen Poesie und

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Beredsamkeit Epoche. Aber ganz anders bildete sich der neue Geschmack in Frankreich, als in Italien, Spanien und Portugal. Damals, als die Spanier und Portugiesen die italienischen Formen der Poesie in ihren Sprachen für immer nationalisirten, riß sich die französische Poesie, nachdem sie eine kurze Zeit sich der italienischen zu nähern versucht hatte, völlig von dieser schönen Führerin los. Noch war keine Aussicht zu der Dictatur, die der französische Geschmack in der folgenden Periode über ganz Eus ropa ausüben sollte. Aber in Frankreich selbst folgs te man mit dem zuversichtlichsten Selbstvertrauen nur den Geseßen, die ganz für die französische Sins nesart erfunden waren, und die doch für univers sell gelten sollten, eben darum, weil sie französisch waren. Das unterschied nun recht auffallend die französischen Dichter von den spanischen und portus giesischen, daß sie verständiger, als diese, seyn wollten. In ihren eigenen Verstand seßten sie aber kein Mißtrauen, so bald sie zweierlei Bürgschaft für ihre Meinung fanden, oder zu finden glaubten, die Stimme ihrer Nation, und das Beispiel der alten Classiker nach französischer Ansicht. Nach den Alten glaubten sie sich zu bilden, während sie, mit der eigens sinnigsten Anhänglichkeit an das Nationale des frans zösischen Geistes, immer nur gerade so viel Antis kes in ihre Poesie hinüberzogen, als mit dem Nas tionalen in Frankreich harmoniren wollte. Die französische Poesie mußte bei dieser Nationalbildung von der einen Seite ungemein gewinnen. Sie ges hörte nun immer mehr der Nation, nicht einer abs gesonderten Schule von Dichtern und Kritikern an. Die Dichter mußten in Frankreich, wie in Spanien und Portugal, dem Publicum entgegen kommen,

wenn

wenn ihre Werke Eingang finden sollten. Das Publicum nahm dafür die Poesie dieser Dichter als französische Poesie in Schuß. Aber wo num der französische Nationalgeschmack schon auf dem unrechten Wege war, da ging er auch diesen Weg nach Grundsäßen nur immer selbstgefälliger fort.

Alle Wege des französischen Geschmacks führ, ten nun schon nach Paris; und Paris hielt sich für die Schule der Welt, ehe Europa noch etwas davon wußte. Immer nåher drängte sich die frans zösische Poesie in die Sphäre des Hofes. Immer merklicher nahm sie die Sitten und die Sprache des Hofes an, und ging eben dadurch, besonders wo sie sich vorzüglich auszeichnen wollte, in elegante Beredsamkeit über. Aengstlich buhlend um die Gunst des Hofes, achteten die französischen Dichter die Stimme der Natur weniger, als die Regeln, ohne deren. Beobachtung sie den Ton der großen Welt nicht treffen konnten. Um nach ihrem Wuns sche mit ihren Talenten zu glänzen, durften sie den Effect nicht aus dem Auge verlieren, den ihre Werke in der Nähe der Großen machen würden. Auf diesen, der Eitelkeit hinlänglich schmeichelnden, das poetische Selbstgefühl aber erdrückenden, und alle Freiheit des Genies prosaisch beschränkenden Ef fect kommt man in der Geschichte der schönen Lits teratur der Franzosen immer zurück «). zurück ). Selten

hatte

g) Einen der neuesten Beweise des Strebens der französ fischen Dichter und eleganten Schriftsteller nach diesem Effect geben die Mémoires de Marmontel. Da sieht man bei jeder Gelegenheit, wie der Gott der französis schen Poesie kein anderer, als le Succès in der großen Welt zu Paris, ist.

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